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Energie & Management > Gas - Katar: Es gibt keinen Deal mit Deutschland
Quelle: Fotolia / WoGi
Gas

Katar: Es gibt keinen Deal mit Deutschland

Der Chef von Qatar Energy sieht eine gute Grundlage für Geschäfte mit Flüssigerdgas mit Deutschland. Allerdings gehe die gemeinsame Arbeit erst los.
Der Energieminister des Golfemirats Katar und Chef der staatlichen Qatar Energy, Saad al-Kaabi, hat die jüngsten Entwicklungen der Gasbeziehungen mit Deutschland zum Teil etwas anders eingeordnet als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach dessen Besuch bei Emir Scheich Tamim bin Hamad ath-Thani die Tage zuvor. Dies geht aus einem Interview mit der FAZ vom 25. März hervor. Habeck hatte bei Katar um Lieferungen von LNG (Flüssigerdgas) geworben, die nach und nach russische Gasmengen ersetzen sollen.

Demnach antwortete al-Kaabi auf die Frage, ob es einen Deal mit Deutschland gebe, mit einem klaren "Nein". Er nehme aber durchaus eine energiepolitische "komplette Kehrtwende" in Deutschland wahr: Katar habe sich vor Jahren aus den LNG-Terminalprojekten Brunsbüttel und Wilhelmshaven wegen politischer Widerstände zurückgezogen. Jetzt habe das Land angesichts des Ukrainekrieges entschieden, die Terminals doch zu bauen. Damit ergäben Gespräche von Qatar Energy mit seinen ungenannten Terminal-Geschäftspartnern erst wieder Sinn und würden wiederaufgenommen werden. Sein Unternehmen habe schon "immer" die "größte Industrienation" beliefern wollen.
 
 
Habeck hatte nach seinem Katar-Besuch grundsätzlich optimistischer geäußert: "Es wurde fest vereinbart, eine langfristige Energiepartnerschaft, eine Kooperation einzugehen." Es sei schon über Jahreszahlen und Liefermengen gesprochen worden. Dies sei ein Fortschritt bei der Reduzierung der russischen Importmengen: "Da ist nun eine große Scheibe weggebrochen."

"Frühestens 2025"

Auch den Zeitplan Habecks, das erste LNG-Terminal eventuell mit einem Floating-Konzept in nur gut anderthalb Jahren statt üblicherweise in fünf Jahren zu errichten, stellte al-Kaabi in Frage: Er schloss indirekt aus, dass zu diesem Zeitpunkt schon katarische Mengen anlanden könnten. Frühestens 2025 könnten 16 Mio. Tonnen, die bisher für ein gemeinsames Projekt mit den USA vorgesehen waren, nach Europa umgelenkt werden. Dies hätte sogar für Qatar Energy den Vorteil, geografisch näher zu liegen. Und erst 2026 stünden durch eine Produktionsausweitung von 77 auf 126 Mio. Tonnen pro Jahr Mengen zur Verfügung, die noch nicht kontrahiert sind.

Aber nach dem, was der Energieminister in Doha über die katarischen Möglichkeiten sagt, ist für den Bau etwas mehr Zeit nötig. Fast das gesamte katarische Gas sei bis 2026 durch bestehende Lieferverträge gebunden, sagt al-Kaabi. Dann würden neue Kapazitäten frei, weil Qatar seine Produktion von 77 auf 126 Millionen Tonnen pro Jahr erhöhen werde.

Al-Kaabi stellte die Liefertreue des Emirats heraus. Aus diesem Grund sei Katar auch jeder Erpressungsversuche gegen Europa mit Hilfe seiner Erdgas-Marktmacht abhold. Katar und Qatar Energy trennten Politik und Wirtschaft und hätten auch während der früheren Blockade des Landes durch Saudi-Arabien und drei andere arabische Golfstaaten stets geliefert.

Montag, 28.03.2022, 12:20 Uhr
Georg Eble
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Katar: Es gibt keinen Deal mit Deutschland
Der Chef von Qatar Energy sieht eine gute Grundlage für Geschäfte mit Flüssigerdgas mit Deutschland. Allerdings gehe die gemeinsame Arbeit erst los.
Der Energieminister des Golfemirats Katar und Chef der staatlichen Qatar Energy, Saad al-Kaabi, hat die jüngsten Entwicklungen der Gasbeziehungen mit Deutschland zum Teil etwas anders eingeordnet als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach dessen Besuch bei Emir Scheich Tamim bin Hamad ath-Thani die Tage zuvor. Dies geht aus einem Interview mit der FAZ vom 25. März hervor. Habeck hatte bei Katar um Lieferungen von LNG (Flüssigerdgas) geworben, die nach und nach russische Gasmengen ersetzen sollen.

Demnach antwortete al-Kaabi auf die Frage, ob es einen Deal mit Deutschland gebe, mit einem klaren "Nein". Er nehme aber durchaus eine energiepolitische "komplette Kehrtwende" in Deutschland wahr: Katar habe sich vor Jahren aus den LNG-Terminalprojekten Brunsbüttel und Wilhelmshaven wegen politischer Widerstände zurückgezogen. Jetzt habe das Land angesichts des Ukrainekrieges entschieden, die Terminals doch zu bauen. Damit ergäben Gespräche von Qatar Energy mit seinen ungenannten Terminal-Geschäftspartnern erst wieder Sinn und würden wiederaufgenommen werden. Sein Unternehmen habe schon "immer" die "größte Industrienation" beliefern wollen.
 
 
Habeck hatte nach seinem Katar-Besuch grundsätzlich optimistischer geäußert: "Es wurde fest vereinbart, eine langfristige Energiepartnerschaft, eine Kooperation einzugehen." Es sei schon über Jahreszahlen und Liefermengen gesprochen worden. Dies sei ein Fortschritt bei der Reduzierung der russischen Importmengen: "Da ist nun eine große Scheibe weggebrochen."

"Frühestens 2025"

Auch den Zeitplan Habecks, das erste LNG-Terminal eventuell mit einem Floating-Konzept in nur gut anderthalb Jahren statt üblicherweise in fünf Jahren zu errichten, stellte al-Kaabi in Frage: Er schloss indirekt aus, dass zu diesem Zeitpunkt schon katarische Mengen anlanden könnten. Frühestens 2025 könnten 16 Mio. Tonnen, die bisher für ein gemeinsames Projekt mit den USA vorgesehen waren, nach Europa umgelenkt werden. Dies hätte sogar für Qatar Energy den Vorteil, geografisch näher zu liegen. Und erst 2026 stünden durch eine Produktionsausweitung von 77 auf 126 Mio. Tonnen pro Jahr Mengen zur Verfügung, die noch nicht kontrahiert sind.

Aber nach dem, was der Energieminister in Doha über die katarischen Möglichkeiten sagt, ist für den Bau etwas mehr Zeit nötig. Fast das gesamte katarische Gas sei bis 2026 durch bestehende Lieferverträge gebunden, sagt al-Kaabi. Dann würden neue Kapazitäten frei, weil Qatar seine Produktion von 77 auf 126 Millionen Tonnen pro Jahr erhöhen werde.

Al-Kaabi stellte die Liefertreue des Emirats heraus. Aus diesem Grund sei Katar auch jeder Erpressungsversuche gegen Europa mit Hilfe seiner Erdgas-Marktmacht abhold. Katar und Qatar Energy trennten Politik und Wirtschaft und hätten auch während der früheren Blockade des Landes durch Saudi-Arabien und drei andere arabische Golfstaaten stets geliefert.

Montag, 28.03.2022, 12:20 Uhr
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