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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe - Kapitalmarktnahe Überzeugungstäter
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe

Kapitalmarktnahe Überzeugungstäter

Energiekonzerne gehen beim Erneuerbaren-Zubau mit Milliarden ins Risiko. Sie kümmern sich aber nur um Großprojekte. Für den Mittelstand gibt es eine neue Art Partnerunternehmen.
Die Auszahlungen an Betreiber von Erneuerbaren-Anlagen aus dem EEG-Umlagekonto sinken bis 2026 gegenüber 2021 nur leicht auf fast 21 Mrd. Euro jährlich, so schätzten die Analysten von R2B vergangenen Herbst in einem Basisgutachten für die Ermittlung der angemessenen Umlagenhöhe 2022. Für 2021 hatten sie noch Auszahlungen von knapp 24 Mrd. Euro prognostiziert, tatsächlich waren es dann weniger als 22 Mrd. Euro.

Diese Prognose wird im Juli, wenn das Finanzierungsinstrument EEG-Umlage auf null gesetzt und durch Überweisungen aus dem Bundesetat ersetzt wird, völlig überholt sein. Einerseits entlastet die beispiellose Rallye der Stromhandelspreise seit vergangenem September, als gerade das Gutachten fertig war, das Umlagekonto bis zum Abschluss am 30. Juni 2022. Andererseits hat das im April vom Kabinett verabschiedete Osterpaket die Ausbauziele bis 2030 erneut angehoben: für PV auf 215.000 MW, für Windkraft an Land auf 115.000 MW sowie auf See auf 30.000 MW, was bei Letzterer einer Vervierfachung in acht Jahren entspricht.

Gleichgültig ob, mit welchem Eifer und auf welcher Wertschöpfungsstufe Staaten Erneuerbare fördern: Es gibt eine riesige Nachfrage nach grünen Kraftwerken und es gibt weltweit zuhauf Kapital, das diese Nachfrage bedient. Das PPA-Portal Pexapark hatte 2021 für dieses Jahr allein hierzulande 2.000 MW neue subventionsfreie Freiflächen-PV prognostiziert. Klimatechnologie-Start-ups zogen vergangenes Jahr weltweit 54 Mrd. Dollar Wagnis- und Private-Equity-Kapital an, so Bloomberg New Energy Finance. Davon entfielen zwei Drittel auf Mobilität und Energie.
 
Kooperiert mit kleinen und mittleren Projektierern: die kapitalmarktnahe Pacifico Renewables Yield AG mit Martin Siddiqui (stehend) und Christoph Strasser (beide Co-CEO)
Quelle: Pacifico

Zusammen mit dem öffentlichen Kapitalmarkt − Börsengänge, Aktienhandel, Kapitalerhöhungen Unternehmensanleihen − sammelten grüne Energieunternehmen demnach 69 Mrd. Dollar ein, während damals noch gar nicht die Devise galt, so schnell wie möglich fossile Rohstoffe aus Russland auf null zu drücken.

RWE, einst der größte CO2-Emittent Europas, will in der restlichen Dekade 50 Mrd. Euro in Offshore- und Onshore-Windkraft, Solar, Speicher, flexible Kapazitäten und Wasserstoff investieren und seine grüne elektrische Leistung auf 50.000 MW verdoppeln. Eon hat in diesem Jahr bereits massiv überzeichnete Green Bonds über 1,3 und 1,5 Mrd. Euro ausgegeben. Der Konzern ist mit seinem Investitionsschwerpunkt im Verteilnetz ein Sonderfall geworden, aber RWE kann wie viele andere Großkonzerne vor allem eines gut: Großkraftwerk.

„Wenn die Energiewende gelingen soll, braucht es aber nicht nur Investitionen in Großprojekte, sondern einen breiten Ausbau der Erneuerbaren“, gibt Martin Siddiqui im Gespräch mit E&M zu bedenken. Der promovierte Volkswirt aus Baden-Württemberg hat zusammen mit dem Österreicher Christoph Strasser in Grünwald bei München die Pacifico Renewables Yield AG gegründet und sie Ende 2019 an die Düsseldorfer Börse geführt. Die beiden hatten zusammen jahrelange in der US-Bank JP Morgan zusammengearbeitet.

Siddiqui und Strasser sind durch und durch kapitalmarktaffin und gleichzeitig regenerative Überzeugungstäter. „Wir wollen mit Pacifico einen Beitrag zur Energiewende leisten“, sagt Siddiqui. Strasser ergänzt: „Mir gingen bei JP Morgan die Augen auf, dass die Erneuerbaren die kostengünstigste Art und Weise darstellen, Strom zu erzeugen und gegen den Klimawandel zu kämpfen.“

Dass dies ernst gemeint ist, dafür spricht das in Deutschland noch ungewöhnliche Geschäftsmodell von Pacifico, das Siddiqui „Yield Co“ nennt, was man mit „Ertragsunternehmen“ übersetzen könnte. Dieses Modell haben sie von JP Morgan aus im angelsächsischen Raum beobachtet − und an die kontinentalen Verhältnisse angepasst. Die Yield Cos angelsächsischer Prägung kaufen schlüsselfertige Erneuerbaren-Parks. „In Europa gibt es aber viele Projektentwickler, die Projekte im ein- oder zweistelligen Megawatt-Bereich entwickeln“, so beginnt Christoph Strasser, das Problem zu beschreiben. „Sie sind oft gezwungen, wenn sie ein Projekt an einen größeren Finanzinvestor verkaufen wollen, drei, vier, fünf Objekte zu bündeln und diese dann als Paket zu veräußern.“

iddiqui ergänzt mit Blick auf die Energiekonzerne: „Mit ihren hohen Transaktionskosten gilt es bei den Konzernen vermutlich als wenig effizient, sich in aller Regelmäßigkeit mit zehn Megawatt, 25 Megawatt auseinanderzusetzen. Das ist aber etwas, das wir sehr gerne machen! Mit uns kann der Projektentwickler jede einzelne Anlage veräußern.“ Pacifico bewege sich ganz grob im Segment 5 bis 50 MW.

Das Geschäftsmodell des Start-ups ist komplett Risikomanagement-getrieben: Die betriebswirtschaftlichen und regulatorischen Risiken einzelner Parks möchten Siddiqui und Strasser mit einer Diversifizierungsstrategie minimieren und im Idealfall gegenseitig ausgleichen:
  • Erstens: „Wir betreiben Anlagen mit verschiedenen Technologien und in verschiedenen Jurisdiktionen.“ Pacifico besitzt Parks in fünf europäischen Ländern und in Australien, sowohl Wind als auch PV. „Kurzfristig liegt unser Fokus auf Großbritannien“, erklärt Christoph Strasser mit Blick auf die Energiewende auf der Insel, die noch ehrgeiziger ist als die deutsche. Bittet zum Beispiel Italien grüne Kraftwerksbetreiber zur Kasse, erleichtert das andere Land, etwa Polen, Onshore-Wind, was Pacifico dort 52 MW einbringt. Erzeugen die Solarpark nachts nichts, machen die Windparks idealerweise weiter; herrscht in einer Ecke Europas Flaute, bläst womöglich woanders eine steife Brise. Und europaweit bewirkt die Strompreisrallye seit September 2021, dass Pacifico seine Ertragsprognosen schon mehrmals nach oben schrauben konnte.
    „Wir wollen der Eigentümer unseres Portfolios sein“, ergänzt Siddiqui, „aber wir lagern unterhalb einer kritischen Größe des Portfolios die Betriebsführung und die Direktvermarktung aus. Das ergibt zum Beispiel bei unseren nur vier Megawatt in Italien oder den sieben Megawatt in Tschechien Sinn.“ 
  • Zweitens und ein Alleinstellungsmerkmal von Pacifico: Man kauft Assets zwar in der Regel zwischen dem Erhalt des Baurechts und der Fertigstellung, aber bringt sich in frühen Planungsphasen bei den mittelständischen Projektierern ein und sichert sich Vorkaufsrechte. Siddiqui: „Wir beraten die Projektentwickler zum Beispiel bei der finanzwirtschaftlichen Strukturierung, der Projektfinanzierung und mit einem abgestimmten Verkaufsprozess − wo ihre Kompetenz häufig an Grenzen stößt.“ In Großbritannien schloss Pacifico 2021 eine strategische Partnerschaft mit dem Projektierer Boom Power. „Wir hatten die Erkenntnis, dass solche Partnerschaften skalierbar sind“, so Christoph Strasser. In Deutschland ist es die Wirth-Gruppe des PV-Pioniers Markus Wirth, in Australien Ace Power. Martin Siddiqui: „Wir haben unser Portfolio letztes Jahr auf 166 Megawatt mehr als verdoppelt.“
Direkt beteiligen kann und will sich Pacifico an Projektierern nicht: „Die Phasen der Projektentwicklung bis zum Baurecht, in denen man lokale Genehmigungen einholen muss, haben im Vergleich zur Errichtungsphase und vor allem zum Betrieb ein diametral ungünstiges Risikoprofil“, erläutert Martin Siddiqui. „Das ist klassisches Risikowagniskapital. Und das ist knapp, das können wir als börsennotiertes Unternehmen nicht stellen. Aber wir leisten durch unsere aktive Begleitung von Projektierern und durch die Verkaufsperspektive, die wir ihnen bieten, unseren Beitrag, dass das bei ihnen gebundene Risikokapital schneller recycelt wird und dadurch wieder in den Ausbau der Erneuerbaren geht.“ Dieses schnelle Re-Investieren nennt man in der Tat „Capital Recycling“.

Mit diesem Ansatz hat Pacifico nicht nur Projektierer überzeugt, sondern vor allem den Kapitalmarkt: Nach dem Börsengang Ende 2019 sammelte das Start-up bis Ende 2020 in drei Kapitalerhöhungen 68 Mio. Euro ein. Das war der erste Wachstumsschritt: Eigenkapital in Aktien. Diesen Februar kamen durch die erstmalige Emission eines Green Bonds 35 Mio. Euro Fremdkapital hinzu. Davon schaffen 26 Mio. eine günstigere Kreditstruktur, der Rest steht für die Akquise grüner Kraftwerke zur Verfügung. Die holländische Großbank ABN Amro platzierte das Grüne Darlehen − privat, das heißt abseits von Börsen, indem sie Investoren ansprach. Zum Zuge kam die „reputable“ (O-Ton Siddiqui) Schweizer UBS Asset Management.

Freitag, 6.05.2022, 08:51 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe - Kapitalmarktnahe Überzeugungstäter
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe
Kapitalmarktnahe Überzeugungstäter
Energiekonzerne gehen beim Erneuerbaren-Zubau mit Milliarden ins Risiko. Sie kümmern sich aber nur um Großprojekte. Für den Mittelstand gibt es eine neue Art Partnerunternehmen.
Die Auszahlungen an Betreiber von Erneuerbaren-Anlagen aus dem EEG-Umlagekonto sinken bis 2026 gegenüber 2021 nur leicht auf fast 21 Mrd. Euro jährlich, so schätzten die Analysten von R2B vergangenen Herbst in einem Basisgutachten für die Ermittlung der angemessenen Umlagenhöhe 2022. Für 2021 hatten sie noch Auszahlungen von knapp 24 Mrd. Euro prognostiziert, tatsächlich waren es dann weniger als 22 Mrd. Euro.

Diese Prognose wird im Juli, wenn das Finanzierungsinstrument EEG-Umlage auf null gesetzt und durch Überweisungen aus dem Bundesetat ersetzt wird, völlig überholt sein. Einerseits entlastet die beispiellose Rallye der Stromhandelspreise seit vergangenem September, als gerade das Gutachten fertig war, das Umlagekonto bis zum Abschluss am 30. Juni 2022. Andererseits hat das im April vom Kabinett verabschiedete Osterpaket die Ausbauziele bis 2030 erneut angehoben: für PV auf 215.000 MW, für Windkraft an Land auf 115.000 MW sowie auf See auf 30.000 MW, was bei Letzterer einer Vervierfachung in acht Jahren entspricht.

Gleichgültig ob, mit welchem Eifer und auf welcher Wertschöpfungsstufe Staaten Erneuerbare fördern: Es gibt eine riesige Nachfrage nach grünen Kraftwerken und es gibt weltweit zuhauf Kapital, das diese Nachfrage bedient. Das PPA-Portal Pexapark hatte 2021 für dieses Jahr allein hierzulande 2.000 MW neue subventionsfreie Freiflächen-PV prognostiziert. Klimatechnologie-Start-ups zogen vergangenes Jahr weltweit 54 Mrd. Dollar Wagnis- und Private-Equity-Kapital an, so Bloomberg New Energy Finance. Davon entfielen zwei Drittel auf Mobilität und Energie.
 
Kooperiert mit kleinen und mittleren Projektierern: die kapitalmarktnahe Pacifico Renewables Yield AG mit Martin Siddiqui (stehend) und Christoph Strasser (beide Co-CEO)
Quelle: Pacifico

Zusammen mit dem öffentlichen Kapitalmarkt − Börsengänge, Aktienhandel, Kapitalerhöhungen Unternehmensanleihen − sammelten grüne Energieunternehmen demnach 69 Mrd. Dollar ein, während damals noch gar nicht die Devise galt, so schnell wie möglich fossile Rohstoffe aus Russland auf null zu drücken.

RWE, einst der größte CO2-Emittent Europas, will in der restlichen Dekade 50 Mrd. Euro in Offshore- und Onshore-Windkraft, Solar, Speicher, flexible Kapazitäten und Wasserstoff investieren und seine grüne elektrische Leistung auf 50.000 MW verdoppeln. Eon hat in diesem Jahr bereits massiv überzeichnete Green Bonds über 1,3 und 1,5 Mrd. Euro ausgegeben. Der Konzern ist mit seinem Investitionsschwerpunkt im Verteilnetz ein Sonderfall geworden, aber RWE kann wie viele andere Großkonzerne vor allem eines gut: Großkraftwerk.

„Wenn die Energiewende gelingen soll, braucht es aber nicht nur Investitionen in Großprojekte, sondern einen breiten Ausbau der Erneuerbaren“, gibt Martin Siddiqui im Gespräch mit E&M zu bedenken. Der promovierte Volkswirt aus Baden-Württemberg hat zusammen mit dem Österreicher Christoph Strasser in Grünwald bei München die Pacifico Renewables Yield AG gegründet und sie Ende 2019 an die Düsseldorfer Börse geführt. Die beiden hatten zusammen jahrelange in der US-Bank JP Morgan zusammengearbeitet.

Siddiqui und Strasser sind durch und durch kapitalmarktaffin und gleichzeitig regenerative Überzeugungstäter. „Wir wollen mit Pacifico einen Beitrag zur Energiewende leisten“, sagt Siddiqui. Strasser ergänzt: „Mir gingen bei JP Morgan die Augen auf, dass die Erneuerbaren die kostengünstigste Art und Weise darstellen, Strom zu erzeugen und gegen den Klimawandel zu kämpfen.“

Dass dies ernst gemeint ist, dafür spricht das in Deutschland noch ungewöhnliche Geschäftsmodell von Pacifico, das Siddiqui „Yield Co“ nennt, was man mit „Ertragsunternehmen“ übersetzen könnte. Dieses Modell haben sie von JP Morgan aus im angelsächsischen Raum beobachtet − und an die kontinentalen Verhältnisse angepasst. Die Yield Cos angelsächsischer Prägung kaufen schlüsselfertige Erneuerbaren-Parks. „In Europa gibt es aber viele Projektentwickler, die Projekte im ein- oder zweistelligen Megawatt-Bereich entwickeln“, so beginnt Christoph Strasser, das Problem zu beschreiben. „Sie sind oft gezwungen, wenn sie ein Projekt an einen größeren Finanzinvestor verkaufen wollen, drei, vier, fünf Objekte zu bündeln und diese dann als Paket zu veräußern.“

iddiqui ergänzt mit Blick auf die Energiekonzerne: „Mit ihren hohen Transaktionskosten gilt es bei den Konzernen vermutlich als wenig effizient, sich in aller Regelmäßigkeit mit zehn Megawatt, 25 Megawatt auseinanderzusetzen. Das ist aber etwas, das wir sehr gerne machen! Mit uns kann der Projektentwickler jede einzelne Anlage veräußern.“ Pacifico bewege sich ganz grob im Segment 5 bis 50 MW.

Das Geschäftsmodell des Start-ups ist komplett Risikomanagement-getrieben: Die betriebswirtschaftlichen und regulatorischen Risiken einzelner Parks möchten Siddiqui und Strasser mit einer Diversifizierungsstrategie minimieren und im Idealfall gegenseitig ausgleichen:
  • Erstens: „Wir betreiben Anlagen mit verschiedenen Technologien und in verschiedenen Jurisdiktionen.“ Pacifico besitzt Parks in fünf europäischen Ländern und in Australien, sowohl Wind als auch PV. „Kurzfristig liegt unser Fokus auf Großbritannien“, erklärt Christoph Strasser mit Blick auf die Energiewende auf der Insel, die noch ehrgeiziger ist als die deutsche. Bittet zum Beispiel Italien grüne Kraftwerksbetreiber zur Kasse, erleichtert das andere Land, etwa Polen, Onshore-Wind, was Pacifico dort 52 MW einbringt. Erzeugen die Solarpark nachts nichts, machen die Windparks idealerweise weiter; herrscht in einer Ecke Europas Flaute, bläst womöglich woanders eine steife Brise. Und europaweit bewirkt die Strompreisrallye seit September 2021, dass Pacifico seine Ertragsprognosen schon mehrmals nach oben schrauben konnte.
    „Wir wollen der Eigentümer unseres Portfolios sein“, ergänzt Siddiqui, „aber wir lagern unterhalb einer kritischen Größe des Portfolios die Betriebsführung und die Direktvermarktung aus. Das ergibt zum Beispiel bei unseren nur vier Megawatt in Italien oder den sieben Megawatt in Tschechien Sinn.“ 
  • Zweitens und ein Alleinstellungsmerkmal von Pacifico: Man kauft Assets zwar in der Regel zwischen dem Erhalt des Baurechts und der Fertigstellung, aber bringt sich in frühen Planungsphasen bei den mittelständischen Projektierern ein und sichert sich Vorkaufsrechte. Siddiqui: „Wir beraten die Projektentwickler zum Beispiel bei der finanzwirtschaftlichen Strukturierung, der Projektfinanzierung und mit einem abgestimmten Verkaufsprozess − wo ihre Kompetenz häufig an Grenzen stößt.“ In Großbritannien schloss Pacifico 2021 eine strategische Partnerschaft mit dem Projektierer Boom Power. „Wir hatten die Erkenntnis, dass solche Partnerschaften skalierbar sind“, so Christoph Strasser. In Deutschland ist es die Wirth-Gruppe des PV-Pioniers Markus Wirth, in Australien Ace Power. Martin Siddiqui: „Wir haben unser Portfolio letztes Jahr auf 166 Megawatt mehr als verdoppelt.“
Direkt beteiligen kann und will sich Pacifico an Projektierern nicht: „Die Phasen der Projektentwicklung bis zum Baurecht, in denen man lokale Genehmigungen einholen muss, haben im Vergleich zur Errichtungsphase und vor allem zum Betrieb ein diametral ungünstiges Risikoprofil“, erläutert Martin Siddiqui. „Das ist klassisches Risikowagniskapital. Und das ist knapp, das können wir als börsennotiertes Unternehmen nicht stellen. Aber wir leisten durch unsere aktive Begleitung von Projektierern und durch die Verkaufsperspektive, die wir ihnen bieten, unseren Beitrag, dass das bei ihnen gebundene Risikokapital schneller recycelt wird und dadurch wieder in den Ausbau der Erneuerbaren geht.“ Dieses schnelle Re-Investieren nennt man in der Tat „Capital Recycling“.

Mit diesem Ansatz hat Pacifico nicht nur Projektierer überzeugt, sondern vor allem den Kapitalmarkt: Nach dem Börsengang Ende 2019 sammelte das Start-up bis Ende 2020 in drei Kapitalerhöhungen 68 Mio. Euro ein. Das war der erste Wachstumsschritt: Eigenkapital in Aktien. Diesen Februar kamen durch die erstmalige Emission eines Green Bonds 35 Mio. Euro Fremdkapital hinzu. Davon schaffen 26 Mio. eine günstigere Kreditstruktur, der Rest steht für die Akquise grüner Kraftwerke zur Verfügung. Die holländische Großbank ABN Amro platzierte das Grüne Darlehen − privat, das heißt abseits von Börsen, indem sie Investoren ansprach. Zum Zuge kam die „reputable“ (O-Ton Siddiqui) Schweizer UBS Asset Management.

Freitag, 6.05.2022, 08:51 Uhr
Georg Eble

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