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Energie & Management > Windkraft Onshore - Jetzt auch in NRW: Erste
Quelle: Fotolia / pict rider
Windkraft Onshore

Jetzt auch in NRW: Erste "Rotlichtbezirke" schließen

Diesen Monat sollen auch in Nordrhein-Westfalen die Nachtblinklichter dunkel bleiben und nur aufblinken, wenn Flugobjekte sich nähern. Und zwar nicht nur bei einzelnen Windrädern.
Voraussichtlich nächste Woche schalten in NRW die ersten Windparks abends erst gar nicht die roten Blinkleuchten ein, sondern bleiben dunkel und schalten sich nur ein, wenn sich Flugzeuge oder Hubschrauber annähern. Eine entsprechende Aktivierung der "bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung" (BNK) kündigten auf den Windenergietagen NRW Madeline Bode und Lennard Klümper an. Bode leitet beim Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) NRW das BNK-Projekt, Klümper leitet beim BNK-Dienstleister Lanthan Safe Sky den Vertrieb.

Andere Länder sind weiter, allerdings auch mit anderen Technologien, Schleswig-Holstein etwa. Laut Bode sind es aber in NRW die ersten Lichter eines ganzen Windparks beziehungsweise Clusters, die normalerweise ausgeschaltet bleiben. Es handelt sich demnach um einen Cluster aus 15 Bestandsanlagen und 13 Neuplanungen von sechs verschiedenen Betreibern im Kreis Kleve. Nähere Angaben gab es nicht.

Das Besondere daran ist ein einziges Transpondersystem für den gesamten Cluster, nicht für jedes Windrad alleine. Das System empfängt Transpondersignale von Flugobjekten. Durch "Multilateration" lassen sich diese auch in der Flugrichtung exakt für eine größere Fläche als nur für ein Windrad orten.

Um zu einer kostengünstigen Lösung für die Windmüller im Land zu kommen, hatte der LEE NRW eine gleichnamige Tochter-GmbH gegründet, die strategisch mit Lanthan Safe Sky aus Walldorf (Baden-Württemberg) zusammenarbeitet, einem Anbieter der Transponder-Technologie, die seit Mitte 2020 luftfahrtrechtlich okay ist. Die in NRW recht starke Lanthan hat dem Vernehmen nach bereits in eigener Verantwortung eine oder zwei Windanlagen in NRW abgedunkelt − aber eben keinen ganzen Cluster.

Die Partner haben die Windenergieanlagen in ganz NRW in Cluster eingeteilt, die sich zusammen steuern lassen. Ein Cluster umfasst im Durchschnitt acht Windräder, es gibt aber aus topografischen Gründen auch Cluster mit nur einer Windmühle oder mit mehr als 30 Windrädern. In 37 Clustern laufen BNK-Projekte. Fünf davon sind so fortgeschritten, dass die standortbezogenen Nachweise der Landesluftfahrtbehörde zur Genehmigung vorliegt. Bei ihnen kann der Probebetrieb bei Tageslicht beginnen, der bei Erfolg in die erlaubte Aktivierung bei Nacht mündet. Bei der gewählten Technologie seien dazu nicht einmal Überflüge nötig, so Bode. Der Umbau dauert im Mittel sieben Monate, wovon, so Klümper, die Umrüstung am längsten dauert, sprich, der Einbau der Transponder-Sensorik und eventuell der Austausch der roten Blinklichter.

Nach Bodes und Klümpers Übersicht brauchen allein in NRW 1.600 Windräder bis Ende 2022 eine BNK, sonst verlieren ihre Betreiber die Marktprämien-Förderung gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Offshore läuft die Gnadenfrist bis Ende 2023.

Franz-Josef Tigges, Anwalt und Notar bei Engemann & Partner, hatte den Vortrag von Bode und Klümper mit dem Scherz eingeleitet, in NRW werde es weniger "Rotlichtbezirke" geben.

Laut Ferdinand Behrend, einem Sachverständigem für Flugbetrieb und Flugsicherung, der sowohl Wirtschafts- als auch Verkehrsministerium bei der Öffnung der luftfahrtrechtlichen Verordnung AVV für die günstigere Transponder-Technologie beriet, haben BNK-Systeme folgender Hersteller eine Baumusterprüfung:
  • Lanthan Safe Sky
  • Deutsche Windtechnik
  • Lightguard (die Transponder-Schwester von Quantec Sensors)
  • Dark Sky
  • Protea
  • WuF Windenergie und Flugsicherheit GmbH
Behrend kritsierte auf den Windenergietagen, dass einzelne Anbieter auch die sogenannten standortbezogenen Prüfungen ihrer eigenen Systeme anbieten, "war nicht so gedacht: Wenn der erste Rettungshelikopter in eine Windenergieanlage kracht, wird das die Luftfahrt strenger sehen."

Bundesweit enormer Rückstand

Bundesweit mussten im November 2020 laut Bundesnetzagentur noch 13.000 Windräder eine BNK bekommen. Der Rückstand ist enorm, wie eine Befragung der Luftverkehrsbehörden aus den vier windleistungsstärksten Ländern durch das E&M Jahresmagazin 2021 nahelegt: In Niedersachsen waren bis Oktober nur 144 BNK genehmigt, weitere 143 Anträge lagen der Landesluftfahrtbehörde vor. Bei 93 fehlte noch die standortbezogene Prüfung. Die Fachagentur Windenergie an Land geht aber davon aus, dass dort 3.340 Windenergieanlagen eine BNK brauchen.

Nicht besser in Schleswig-Holstein, das je nach Statistik insgesamt 3.000 bis 3.600 Windenergieanlagen hat: Von 2018 bis 2020 hatte die Luftfahrtbehörde für nur 69 Windräder BNK freigegeben, 2021 bis Oktober für weitere 121. Sieben Anträge wurden noch geprüft.

Weder die Luftfahrtbehörden in NRW noch in Brandenburg konnten Genehmigungszahlen liefern. Die Gemeinsame Obere Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg entschuldigte sich mit „verringertem Personalbestand, der mit BNK voll ausgelastet ist“. Sechs Anträge habe man vorläufig abgelehnt − das weiß man immerhin.

Mittwoch, 1.12.2021, 16:01 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Onshore - Jetzt auch in NRW: Erste
Quelle: Fotolia / pict rider
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Jetzt auch in NRW: Erste "Rotlichtbezirke" schließen
Diesen Monat sollen auch in Nordrhein-Westfalen die Nachtblinklichter dunkel bleiben und nur aufblinken, wenn Flugobjekte sich nähern. Und zwar nicht nur bei einzelnen Windrädern.
Voraussichtlich nächste Woche schalten in NRW die ersten Windparks abends erst gar nicht die roten Blinkleuchten ein, sondern bleiben dunkel und schalten sich nur ein, wenn sich Flugzeuge oder Hubschrauber annähern. Eine entsprechende Aktivierung der "bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung" (BNK) kündigten auf den Windenergietagen NRW Madeline Bode und Lennard Klümper an. Bode leitet beim Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) NRW das BNK-Projekt, Klümper leitet beim BNK-Dienstleister Lanthan Safe Sky den Vertrieb.

Andere Länder sind weiter, allerdings auch mit anderen Technologien, Schleswig-Holstein etwa. Laut Bode sind es aber in NRW die ersten Lichter eines ganzen Windparks beziehungsweise Clusters, die normalerweise ausgeschaltet bleiben. Es handelt sich demnach um einen Cluster aus 15 Bestandsanlagen und 13 Neuplanungen von sechs verschiedenen Betreibern im Kreis Kleve. Nähere Angaben gab es nicht.

Das Besondere daran ist ein einziges Transpondersystem für den gesamten Cluster, nicht für jedes Windrad alleine. Das System empfängt Transpondersignale von Flugobjekten. Durch "Multilateration" lassen sich diese auch in der Flugrichtung exakt für eine größere Fläche als nur für ein Windrad orten.

Um zu einer kostengünstigen Lösung für die Windmüller im Land zu kommen, hatte der LEE NRW eine gleichnamige Tochter-GmbH gegründet, die strategisch mit Lanthan Safe Sky aus Walldorf (Baden-Württemberg) zusammenarbeitet, einem Anbieter der Transponder-Technologie, die seit Mitte 2020 luftfahrtrechtlich okay ist. Die in NRW recht starke Lanthan hat dem Vernehmen nach bereits in eigener Verantwortung eine oder zwei Windanlagen in NRW abgedunkelt − aber eben keinen ganzen Cluster.

Die Partner haben die Windenergieanlagen in ganz NRW in Cluster eingeteilt, die sich zusammen steuern lassen. Ein Cluster umfasst im Durchschnitt acht Windräder, es gibt aber aus topografischen Gründen auch Cluster mit nur einer Windmühle oder mit mehr als 30 Windrädern. In 37 Clustern laufen BNK-Projekte. Fünf davon sind so fortgeschritten, dass die standortbezogenen Nachweise der Landesluftfahrtbehörde zur Genehmigung vorliegt. Bei ihnen kann der Probebetrieb bei Tageslicht beginnen, der bei Erfolg in die erlaubte Aktivierung bei Nacht mündet. Bei der gewählten Technologie seien dazu nicht einmal Überflüge nötig, so Bode. Der Umbau dauert im Mittel sieben Monate, wovon, so Klümper, die Umrüstung am längsten dauert, sprich, der Einbau der Transponder-Sensorik und eventuell der Austausch der roten Blinklichter.

Nach Bodes und Klümpers Übersicht brauchen allein in NRW 1.600 Windräder bis Ende 2022 eine BNK, sonst verlieren ihre Betreiber die Marktprämien-Förderung gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Offshore läuft die Gnadenfrist bis Ende 2023.

Franz-Josef Tigges, Anwalt und Notar bei Engemann & Partner, hatte den Vortrag von Bode und Klümper mit dem Scherz eingeleitet, in NRW werde es weniger "Rotlichtbezirke" geben.

Laut Ferdinand Behrend, einem Sachverständigem für Flugbetrieb und Flugsicherung, der sowohl Wirtschafts- als auch Verkehrsministerium bei der Öffnung der luftfahrtrechtlichen Verordnung AVV für die günstigere Transponder-Technologie beriet, haben BNK-Systeme folgender Hersteller eine Baumusterprüfung:
  • Lanthan Safe Sky
  • Deutsche Windtechnik
  • Lightguard (die Transponder-Schwester von Quantec Sensors)
  • Dark Sky
  • Protea
  • WuF Windenergie und Flugsicherheit GmbH
Behrend kritsierte auf den Windenergietagen, dass einzelne Anbieter auch die sogenannten standortbezogenen Prüfungen ihrer eigenen Systeme anbieten, "war nicht so gedacht: Wenn der erste Rettungshelikopter in eine Windenergieanlage kracht, wird das die Luftfahrt strenger sehen."

Bundesweit enormer Rückstand

Bundesweit mussten im November 2020 laut Bundesnetzagentur noch 13.000 Windräder eine BNK bekommen. Der Rückstand ist enorm, wie eine Befragung der Luftverkehrsbehörden aus den vier windleistungsstärksten Ländern durch das E&M Jahresmagazin 2021 nahelegt: In Niedersachsen waren bis Oktober nur 144 BNK genehmigt, weitere 143 Anträge lagen der Landesluftfahrtbehörde vor. Bei 93 fehlte noch die standortbezogene Prüfung. Die Fachagentur Windenergie an Land geht aber davon aus, dass dort 3.340 Windenergieanlagen eine BNK brauchen.

Nicht besser in Schleswig-Holstein, das je nach Statistik insgesamt 3.000 bis 3.600 Windenergieanlagen hat: Von 2018 bis 2020 hatte die Luftfahrtbehörde für nur 69 Windräder BNK freigegeben, 2021 bis Oktober für weitere 121. Sieben Anträge wurden noch geprüft.

Weder die Luftfahrtbehörden in NRW noch in Brandenburg konnten Genehmigungszahlen liefern. Die Gemeinsame Obere Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg entschuldigte sich mit „verringertem Personalbestand, der mit BNK voll ausgelastet ist“. Sechs Anträge habe man vorläufig abgelehnt − das weiß man immerhin.

Mittwoch, 1.12.2021, 16:01 Uhr
Georg Eble

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