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Energie & Management > Gas - Jeder zweite befragte Mittelständler federt Energiekosten ab
Quelle: Fotolia / Dmitry Naumov
Gas

Jeder zweite befragte Mittelständler federt Energiekosten ab

Fast zwei Drittel der von KfW Research befragten kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland sehen sich aktuell von gestiegenen Energiekosten betroffen. Es gibt ein großes Aber.
Zwischen Mai und Anfang September hat sich der Anteil der Mittelständler in Deutschland, die den Preisanstieg bei Energie spüren, um 7 Punkte auf 62 % erhöht. Das zeigt eine am 22. September veröffentlichte Sonderbefragung von KfW Research. Basis war das repräsentative KfW-Mittelstandspanel.
 
Ein Großteil der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU/SME) sah sich Anfang des Monats jedoch in der Lage, die Energiekosten auf dem damals aktuellen Niveau auch dauerhaft zu schultern. Im Vergleich zum Frühsommer habe sich damit trotz der weiter gestiegenen Energiepreise wenig an der Einschätzung der Unternehmen geändert, so die Förderbank des Bundes.

So stellen die Energiekosten derzeit weiter für rund die Hälfte der befragten Mittelständler (53 %; Mai: 51 %) eine Mehrbelastung dar, die sie nach eigener Einschätzung aber abfedern können – auch langfristig. Bei 13 % (Mai: 16 %) der KMU fallen die Energiekosten kaum ins Gewicht.

13 %: Auf Dauer nicht tragbar

Ebenfalls 13 % (Mai: 14 %) der Mittelständler erleben in den aktuell hohen Energiekosten dagegen eine erhebliche Mehrbelastung, die ihr Unternehmen finanziell überfordern würde, sollte sie dauerhaft auf dem Niveau von September 2022 bleiben oder weiter zunehmen. Dass das Thema Energiekosten und auch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung einer hohen Unsicherheit unterliegen, zeigt sich in einem Anteil von 21 % der Unternehmen, die derzeit nicht abschätzen können, ob die gestiegenen Energiekosten langfristig tragbar sein werden.
 
Dass die gestiegenen Energiekosten mehrheitlich als tragbar betrachtet werden, liegt aus Sicht von KfW Research darin, dass Energiekosten bislang für diesen Anteil an den Befragten nicht so stark ins Gewicht fielen. Vor Beginn des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise machten sie bei mehr als drei Viertel der 3,8 Millionen Mittelständler weniger als 10 % der Gesamtkosten aus, bei jedem zweiten Unternehmen sogar weniger als 5 %. Dies zeigen Vorab-Ergebnisse aus dem KfW-Mittelstandspanel, das Ende Oktober 2022 veröffentlicht werden soll.

Energiekosten binnen fünf Jahren mehr als verdoppelt

Der Anteil der Energiekosten ist demnach seit 2017 gestiegen: Vor fünf Jahren hatten noch neun von zehn Mittelständlern Energiekostenanteile von unter 10 %. Damit liegen die Energiekostenanteile 2021 höher als 2017, aber auf einem ähnlichen Niveau wie im Jahr 2013.

Auch absolut sind die Energiekosten zuletzt gestiegen: Im Jahr 2017 hatte die Hälfte aller Unternehmen Energiekosten von maximal 4.000 Euro. Im Jahr 2021 lag dieser Wert bei 9.000 Euro.

Unterschiede zwischen Dienstleistern und Industrie
 
In der Gesamtsicht spielt Gas für die mittelständische Wirtschaft vor allem bei der Beheizung von Betriebsgebäuden und Büros eine wichtige Rolle: 49 % geben hier eine sehr starke oder starke Abhängigkeit an. Von geringer Bedeutung für KMU (2 %) ist Gas, um Prozesswärme etwa zum Trocknen, Schmelzen oder für Dampf zu erzeugen. Allerdings: 13 % der industriellen Mittelständler hängen bei der Erzeugung von Prozesswärme sehr stark oder stark vom Gas ab.

Das Gesamtlagebild für den Mittelstand wird von Dienstleistungsunternehmen bestimmt, die 2,92 Millionen der 3,8 Millionen KMU stellen. Das verarbeitende Gewerbe hat daran nur einen Anteil von 5,8 %, stellt aber einen überproportionalen Anteil der Erwerbstätigen, Umsätze und Investitionen. Dort sind naturgemäß auch die 29.000 Unternehmen mit energieintensiver Produktion verortet, wie etwa das Papiergewerbe oder die Metallerzeugung und -verarbeitung.

"Große Preiswelle dürfte erst noch anrollen"

„Die in der Breite bislang eher geringen Energiekostenanteile und die hohe Anpassungsfähigkeit mildern die Folgen stark steigender Energiepreise für den Mittelstand ab. Viele Unternehmen können auch einen Teil an ihre Kunden weitergeben,“ erklärte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Dieses Ergebnis darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Preiserhöhungen auf den Energiemärkten bis Anfang September 2022 noch nicht im vollen Umfang auf die Unternehmen durchgeschlagen haben. Die große Preiswelle dürfte mit dem Auslaufen langfristiger Energieversorgungsverträge und Preisbindungen in den kommenden Monaten erst noch anrollen“.

Die Chefvolkswirtin empfiehlt eine Entlastung besonders betroffener Unternehmen: "Das dritte Entlastungspaket wirkt in die Richtung. Darüber hinaus braucht es verstärkte Anreize für Investitionen in Energieeffizienz und den Ausbau der Erneuerbaren", forderte Köhler-Geib.

Donnerstag, 22.09.2022, 12:42 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Gas - Jeder zweite befragte Mittelständler federt Energiekosten ab
Quelle: Fotolia / Dmitry Naumov
Gas
Jeder zweite befragte Mittelständler federt Energiekosten ab
Fast zwei Drittel der von KfW Research befragten kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland sehen sich aktuell von gestiegenen Energiekosten betroffen. Es gibt ein großes Aber.
Zwischen Mai und Anfang September hat sich der Anteil der Mittelständler in Deutschland, die den Preisanstieg bei Energie spüren, um 7 Punkte auf 62 % erhöht. Das zeigt eine am 22. September veröffentlichte Sonderbefragung von KfW Research. Basis war das repräsentative KfW-Mittelstandspanel.
 
Ein Großteil der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU/SME) sah sich Anfang des Monats jedoch in der Lage, die Energiekosten auf dem damals aktuellen Niveau auch dauerhaft zu schultern. Im Vergleich zum Frühsommer habe sich damit trotz der weiter gestiegenen Energiepreise wenig an der Einschätzung der Unternehmen geändert, so die Förderbank des Bundes.

So stellen die Energiekosten derzeit weiter für rund die Hälfte der befragten Mittelständler (53 %; Mai: 51 %) eine Mehrbelastung dar, die sie nach eigener Einschätzung aber abfedern können – auch langfristig. Bei 13 % (Mai: 16 %) der KMU fallen die Energiekosten kaum ins Gewicht.

13 %: Auf Dauer nicht tragbar

Ebenfalls 13 % (Mai: 14 %) der Mittelständler erleben in den aktuell hohen Energiekosten dagegen eine erhebliche Mehrbelastung, die ihr Unternehmen finanziell überfordern würde, sollte sie dauerhaft auf dem Niveau von September 2022 bleiben oder weiter zunehmen. Dass das Thema Energiekosten und auch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung einer hohen Unsicherheit unterliegen, zeigt sich in einem Anteil von 21 % der Unternehmen, die derzeit nicht abschätzen können, ob die gestiegenen Energiekosten langfristig tragbar sein werden.
 
Dass die gestiegenen Energiekosten mehrheitlich als tragbar betrachtet werden, liegt aus Sicht von KfW Research darin, dass Energiekosten bislang für diesen Anteil an den Befragten nicht so stark ins Gewicht fielen. Vor Beginn des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise machten sie bei mehr als drei Viertel der 3,8 Millionen Mittelständler weniger als 10 % der Gesamtkosten aus, bei jedem zweiten Unternehmen sogar weniger als 5 %. Dies zeigen Vorab-Ergebnisse aus dem KfW-Mittelstandspanel, das Ende Oktober 2022 veröffentlicht werden soll.

Energiekosten binnen fünf Jahren mehr als verdoppelt

Der Anteil der Energiekosten ist demnach seit 2017 gestiegen: Vor fünf Jahren hatten noch neun von zehn Mittelständlern Energiekostenanteile von unter 10 %. Damit liegen die Energiekostenanteile 2021 höher als 2017, aber auf einem ähnlichen Niveau wie im Jahr 2013.

Auch absolut sind die Energiekosten zuletzt gestiegen: Im Jahr 2017 hatte die Hälfte aller Unternehmen Energiekosten von maximal 4.000 Euro. Im Jahr 2021 lag dieser Wert bei 9.000 Euro.

Unterschiede zwischen Dienstleistern und Industrie
 
In der Gesamtsicht spielt Gas für die mittelständische Wirtschaft vor allem bei der Beheizung von Betriebsgebäuden und Büros eine wichtige Rolle: 49 % geben hier eine sehr starke oder starke Abhängigkeit an. Von geringer Bedeutung für KMU (2 %) ist Gas, um Prozesswärme etwa zum Trocknen, Schmelzen oder für Dampf zu erzeugen. Allerdings: 13 % der industriellen Mittelständler hängen bei der Erzeugung von Prozesswärme sehr stark oder stark vom Gas ab.

Das Gesamtlagebild für den Mittelstand wird von Dienstleistungsunternehmen bestimmt, die 2,92 Millionen der 3,8 Millionen KMU stellen. Das verarbeitende Gewerbe hat daran nur einen Anteil von 5,8 %, stellt aber einen überproportionalen Anteil der Erwerbstätigen, Umsätze und Investitionen. Dort sind naturgemäß auch die 29.000 Unternehmen mit energieintensiver Produktion verortet, wie etwa das Papiergewerbe oder die Metallerzeugung und -verarbeitung.

"Große Preiswelle dürfte erst noch anrollen"

„Die in der Breite bislang eher geringen Energiekostenanteile und die hohe Anpassungsfähigkeit mildern die Folgen stark steigender Energiepreise für den Mittelstand ab. Viele Unternehmen können auch einen Teil an ihre Kunden weitergeben,“ erklärte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Dieses Ergebnis darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Preiserhöhungen auf den Energiemärkten bis Anfang September 2022 noch nicht im vollen Umfang auf die Unternehmen durchgeschlagen haben. Die große Preiswelle dürfte mit dem Auslaufen langfristiger Energieversorgungsverträge und Preisbindungen in den kommenden Monaten erst noch anrollen“.

Die Chefvolkswirtin empfiehlt eine Entlastung besonders betroffener Unternehmen: "Das dritte Entlastungspaket wirkt in die Richtung. Darüber hinaus braucht es verstärkte Anreize für Investitionen in Energieeffizienz und den Ausbau der Erneuerbaren", forderte Köhler-Geib.

Donnerstag, 22.09.2022, 12:42 Uhr
Georg Eble

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