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Energie & Management > Wasserstoff -
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Wasserstoff

"Jeder Gasanschluss bekommt bezahlbaren Wasserstoff"

Die Brancheninitiative Zukunft Gas gibt den Erdgasnutzern ein Wasserstoffversprechen. Weniger teuer werde die Umstellung bei Technologieoffenheit, etwa zur Brennstoffzelle.
Wasserstoff wird genügend für die Dekarbonisierung da sein und er wird bezahlbar sein, falls die Förderung allen klimaneutralen Technologien offensteht. Das war die Kernbotschaft der Brancheninitiative Zukunft Gas am 8. Juli beim Auftakt einer Webinarreihe zu Wasserstoff. Geschäftsführer Timm Kehler forderte mit den Worten "Hauptsache, klimaneutral!" erneut Technologieneutralität statt einer Konzentration auf Elektrolyseure und grünen Wasserstoff: "Ich verspreche: Jeder, der einen Gasanschluss hat, wird (dann) bezahlbaren Wasserstoff kriegen."

"Blau längere Zeit noch günstiger"

Blauer Wasserstoff, der durch Dampfreformierung aus dem Erdgashauptbestandteil Methan gewonnen wird, werde auf längere Zeit noch günstiger sein als grüner. Kehler zitierte aus der Auftragsstudie der Strategieberatung Nymoen zur Wärmewende vom Mai (wir berichteten). Demnach sinkt der Verbraucherendpreis von Wasserstoff bis 2050 nur dann auf 10 bis 15 Ct/kWh, wenn sich der Mix der Erzeugungsarten nur allmählich auf Grün verschiebt.

Nymoen hatte für 2020 einen Bruttoendpreis von gut 16 Ct/kWh angesetzt, der bis 2030 kaum auf 15,8 Cent und bis 2050 auf 13,66 Cent nachgebe. In diesem Szenario verschob sich der Grün-Anteil von 10 auf 30 und dann 75 %. Herkömmliches Erdgas verdopple zeitgleich seinen Endpreis auf 10,40 Cent. Nach Ansicht Kehlers muss die durch den Wasserstoffmarkthochlauf ausgelöste Kostendegression bei der Elektrolyse abgewartet werden.

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie von Aurora (wir berichteten) kostet blauer Wasserstoff derzeit − auf der Erzeugungsebene − je nach Kosteneinrechnung 1,40 bis 2,20 Euro pro Kilo, grüner dagegen 3,40 bis 6,60 Euro. Nur im optimistischsten Szenario seien bei Elektrolyse bis 2030 Preise von 2 bis 2,50 Euro zu erzielen.

Der Staat muss aus Sicht von Zukunft Gas genauso etwa die heute erdgas- und künftig biomethan- und H2-befeuerte Brennstoffzelle fördern sowie türkisen Wasserstoff, bei dem der Hauptbestandteil von Erdgas, Methan (CH4), per Pyrolyse in Wasserstoff und Kohle gespalten wird. 

 
Timm Kehler, Geschäftsführer von Zukunft Gas, verteidigt bei einer digitalen Veranstaltung zu Wasserstoff alternative Technologien zur Elektrolyse
Bild: Zukunft Gas

Überall H2-ready-Gasheizungen im Angebot

Wayne-Daniel Kern, kaufmännischer Leiter Brennstoffzellen bei Bosch, ergänzte, nicht nur sein Unternehmen habe Brennwertthermen im Sortiment, die mit einem Umrüstaufwand von "wenigen" Stunden auch 100 % Wasserstoff vertragen, sondern auch die größten Wettbewerber Viessmann und Vaillant. Herkömmliche Thermen ohne H2-ready-Kit kommen nicht einmal mit 20 % Beimischung zurecht.

Die Bosch-Führungskraft forderte, dass die "erste Welle" der EU-Wasserstoffförderung von mehr als 40 Mrd. Euro unionsweit noch in diesem Jahr fließt. Derzeit sind 62 deutsche Projekte als Vorhaben von gemeinsamem Interesse (IPCEI) ausgewählt, es ist aber noch kein Projekt bewilligt. Norbert Zösch, Chef des Stadtwerks Haßfurt, das einen Elektrolyseur mit betreibt, kritisierte die "zu langen" Genehmigungszeiten für Forschungsprojekte.

Kern bedauerte zudem, dass das "tolle" Förderprogramm bei 5 kW Anschlussleistung ende, und verlangte, die Förderung auf Anwendungsbereiche über das Einfamilienhaus hinaus zu öffnen. "Wenn wir das verschlafen", verdeutlichte er, "geht es (die Brennstoffzellenfertigung) früher oder später nach Asien", so wie zuvor die Photovoltaikindustrie. In Südkorea etwa könne die Brennstoffzelle bis 2035 durch ein implementiertes Bonus-Malus-System ähnlich des CO2-Handels zum "Backbone" der Energieversorgung werden.

Bosch fährt Brennstoffzelle hoch

Bosch jedenfalls glaube an den Markthochlauf der Brennstoffzelle und werde bis 2024/2025 seine Fertigungskapazität in Deutschland für den Weltmarkt um den Faktor 20 auf 200 MW ausweiten. "Die Brennstoffzelle ist eines der am heißesten gekochten Projekte bei Bosch", sagte Wayne-Daniel Kern.

Im vergangenen Jahr waren laut Förderbank KfW in Deutschland 5.160 Brennstoffzellen eingebaut worden, was kumuliert höchstens 10 MW Anschlussleistung entspricht. Der Bestand lag zuvor bei 9.000 Einheiten. 50 Anlagen werden dem Bosch-Mann zufolge unter Echtbedingungen mit verschiedenen Brennstoffqualitäten getestet, darunter auch Rohbiogas, und laufen komplikationsfrei.

Freitag, 9.07.2021, 16:03 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Wasserstoff -
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Wasserstoff
"Jeder Gasanschluss bekommt bezahlbaren Wasserstoff"
Die Brancheninitiative Zukunft Gas gibt den Erdgasnutzern ein Wasserstoffversprechen. Weniger teuer werde die Umstellung bei Technologieoffenheit, etwa zur Brennstoffzelle.
Wasserstoff wird genügend für die Dekarbonisierung da sein und er wird bezahlbar sein, falls die Förderung allen klimaneutralen Technologien offensteht. Das war die Kernbotschaft der Brancheninitiative Zukunft Gas am 8. Juli beim Auftakt einer Webinarreihe zu Wasserstoff. Geschäftsführer Timm Kehler forderte mit den Worten "Hauptsache, klimaneutral!" erneut Technologieneutralität statt einer Konzentration auf Elektrolyseure und grünen Wasserstoff: "Ich verspreche: Jeder, der einen Gasanschluss hat, wird (dann) bezahlbaren Wasserstoff kriegen."

"Blau längere Zeit noch günstiger"

Blauer Wasserstoff, der durch Dampfreformierung aus dem Erdgashauptbestandteil Methan gewonnen wird, werde auf längere Zeit noch günstiger sein als grüner. Kehler zitierte aus der Auftragsstudie der Strategieberatung Nymoen zur Wärmewende vom Mai (wir berichteten). Demnach sinkt der Verbraucherendpreis von Wasserstoff bis 2050 nur dann auf 10 bis 15 Ct/kWh, wenn sich der Mix der Erzeugungsarten nur allmählich auf Grün verschiebt.

Nymoen hatte für 2020 einen Bruttoendpreis von gut 16 Ct/kWh angesetzt, der bis 2030 kaum auf 15,8 Cent und bis 2050 auf 13,66 Cent nachgebe. In diesem Szenario verschob sich der Grün-Anteil von 10 auf 30 und dann 75 %. Herkömmliches Erdgas verdopple zeitgleich seinen Endpreis auf 10,40 Cent. Nach Ansicht Kehlers muss die durch den Wasserstoffmarkthochlauf ausgelöste Kostendegression bei der Elektrolyse abgewartet werden.

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie von Aurora (wir berichteten) kostet blauer Wasserstoff derzeit − auf der Erzeugungsebene − je nach Kosteneinrechnung 1,40 bis 2,20 Euro pro Kilo, grüner dagegen 3,40 bis 6,60 Euro. Nur im optimistischsten Szenario seien bei Elektrolyse bis 2030 Preise von 2 bis 2,50 Euro zu erzielen.

Der Staat muss aus Sicht von Zukunft Gas genauso etwa die heute erdgas- und künftig biomethan- und H2-befeuerte Brennstoffzelle fördern sowie türkisen Wasserstoff, bei dem der Hauptbestandteil von Erdgas, Methan (CH4), per Pyrolyse in Wasserstoff und Kohle gespalten wird. 

 
Timm Kehler, Geschäftsführer von Zukunft Gas, verteidigt bei einer digitalen Veranstaltung zu Wasserstoff alternative Technologien zur Elektrolyse
Bild: Zukunft Gas

Überall H2-ready-Gasheizungen im Angebot

Wayne-Daniel Kern, kaufmännischer Leiter Brennstoffzellen bei Bosch, ergänzte, nicht nur sein Unternehmen habe Brennwertthermen im Sortiment, die mit einem Umrüstaufwand von "wenigen" Stunden auch 100 % Wasserstoff vertragen, sondern auch die größten Wettbewerber Viessmann und Vaillant. Herkömmliche Thermen ohne H2-ready-Kit kommen nicht einmal mit 20 % Beimischung zurecht.

Die Bosch-Führungskraft forderte, dass die "erste Welle" der EU-Wasserstoffförderung von mehr als 40 Mrd. Euro unionsweit noch in diesem Jahr fließt. Derzeit sind 62 deutsche Projekte als Vorhaben von gemeinsamem Interesse (IPCEI) ausgewählt, es ist aber noch kein Projekt bewilligt. Norbert Zösch, Chef des Stadtwerks Haßfurt, das einen Elektrolyseur mit betreibt, kritisierte die "zu langen" Genehmigungszeiten für Forschungsprojekte.

Kern bedauerte zudem, dass das "tolle" Förderprogramm bei 5 kW Anschlussleistung ende, und verlangte, die Förderung auf Anwendungsbereiche über das Einfamilienhaus hinaus zu öffnen. "Wenn wir das verschlafen", verdeutlichte er, "geht es (die Brennstoffzellenfertigung) früher oder später nach Asien", so wie zuvor die Photovoltaikindustrie. In Südkorea etwa könne die Brennstoffzelle bis 2035 durch ein implementiertes Bonus-Malus-System ähnlich des CO2-Handels zum "Backbone" der Energieversorgung werden.

Bosch fährt Brennstoffzelle hoch

Bosch jedenfalls glaube an den Markthochlauf der Brennstoffzelle und werde bis 2024/2025 seine Fertigungskapazität in Deutschland für den Weltmarkt um den Faktor 20 auf 200 MW ausweiten. "Die Brennstoffzelle ist eines der am heißesten gekochten Projekte bei Bosch", sagte Wayne-Daniel Kern.

Im vergangenen Jahr waren laut Förderbank KfW in Deutschland 5.160 Brennstoffzellen eingebaut worden, was kumuliert höchstens 10 MW Anschlussleistung entspricht. Der Bestand lag zuvor bei 9.000 Einheiten. 50 Anlagen werden dem Bosch-Mann zufolge unter Echtbedingungen mit verschiedenen Brennstoffqualitäten getestet, darunter auch Rohbiogas, und laufen komplikationsfrei.

Freitag, 9.07.2021, 16:03 Uhr
Georg Eble

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