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Energie & Management > Studie - Importierter grüner Wasserstoff bis 2030 konkurrenzfähig
Quelle: Shutterstock / petrmalinak
Studie

Importierter grüner Wasserstoff bis 2030 konkurrenzfähig

Grünen Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen könnten Spanien, Marokko und Australien 2030 nach Deutschland liefern, konstatiert Aurora Energy Research und nennt konkrete Zahlen.
Modellrechnungen, die Aurora Energy Research mithilfe einer Fallstudie für Deutschland erarbeitet hat, zeigen, dass Importe von grünem Wasserstoff aus bestimmten Ländern im Jahr 2030 preislich mit Wasserstoff aus heimischer Produktion konkurrieren könnten.

Hanns Koenig, bei Aurora Energy Research Managing Director Central Europe, nennt als vielversprechende Lieferanten grünen Wasserstoffs etwa Australien, Chile, Marokko und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sowie Spanien. "Diese Länder haben ein hohes Potenzial für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen und könnten den Grünstrom für die Wasserstoffproduktion zu sehr niedrigen Kosten erzeugen", so Koenig. Dementsprechend groß sei deren Interesse an Projekten zum Wasserstoffexport.

Zu den Zahlen: Bei 3,10 Euro liegen die Produktionskosten pro Kilogramm grünen Wasserstoffs nach den Berechnungen von Aurora im Jahr 2030 in Australien, Chile und Spanien. Marokko wird das Kilogramm regenerativ erzeugten Wasserstoffs für 3,20 Euro produzieren können, die VAE für 3,60 Euro. Zum Vergleich: Für in Deutschland hergestellten grünen Wasserstoff haben die Energiemarktanalysten dagegen Produktionskosten zwischen 3,90 und 5,00 Euro pro Kilogramm ermittelt.
 
Kosten des importierten Wasserstoffs im Vergleich
(zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Aurora Energy Research

Trotz der zusätzlichen Kosten für Transport und gegebenenfalls Umwandlung wäre, so ein weiteres Ergebnis von Aurora, grüner Wasserstoff aus Spanien, Marokko, Australien und Chile in Deutschland wettbewerbsfähig (siehe Grafik). Am günstigsten wäre Wasserstoff, der per Pipeline geliefert wird, was prinzipiell aus Spanien und Marokko möglich wäre. Spanischen Wasserstoff beziffert Aurora 2030 mit 3,46 Euro pro Kilogramm, was deutlich unter dem Preis für grünen Wasserstoff aus heimischer, deutsche Produktion liegen würde. 

"Vor diesem Hintergrund ist die soeben beschlossene Verlängerung der geplanten Pipeline 'H2Med' zwischen Barcelona und Marseille nach Deutschland ein bedeutender Schritt, so sie denn wie geplant bis 2030 realisiert werden kann", sagt Koenig. Zum Hintergrund: Am 22. Januar war in der in Paris verabschiedeten deutsch-französischen Erklärung zum 60. Jahrestag des Elysee-Vertrags bekannt geworden, dass Frankreich und Deutschland die geplante Wasserstoffleitung H2Med zwischen Barcelona und Marseille bis nach Deutschland verlängern wollen (wir berichteten).

Koenig denkt schon einen Schritt weiter: "Ideal wäre, wenn möglichst bald auch Marokko an ein europäisches Wasserstoffpipelinenetz angeschlossen würde. Dann wäre der von dort gelieferte Wasserstoff mit 3,72 Euro pro Kilo deutlich günstiger als die Produktionskosten in Deutschland."

Schiffstransporte 20 Prozent teurer

Bis zur Fertigstellung der Pipelines bleibt der Schiffstransport nach Deutschland als Option, ist jedoch grundsätzlich mindestens 20 Prozent teurer, wie Aurora Energy Research errechnet hat. So käme verflüssigter Wasserstoff aus Spanien auf 4,35 Euro und aus Marokko auf 4,58 Euro pro Kilogramm. Bei Transport mittels flüssiger organischer Wasserstoffträger (LOHC) oder in gebundener Form von Ammoniak wären es aus Spanien rund 4,57 Euro pro Kilogramm und aus Marokko rund 4,70 Euro, einschließlich der Kosten für die Rückumwandlung in gasförmigen Wasserstoff in Deutschland.

Für Importe aus den Ländern Australien und Chile kommt generell nur der Schiffstransport infrage. Sie erreichen laut Aurora ihre Wettbewerbsfähigkeit nur dann, wenn der Wasserstoff als Ammoniak transportiert wird − dann lägen die Kosten bei 4,84 beziehungsweise 4,86 Euro pro Kilogramm. All diese Werte bewegen sich laut der Marktanalysten innerhalb der Spanne der deutschen Herstellungskosten. Es käme also auf den konkreten Einzelfall an, ob sie wettbewerbsfähig sind.

Bei Wasserstoff aus den VAE wäre der günstigste Transport ebenfalls in Form von Ammoniak; mit 5,36 Euro pro Kilogramm wäre dieser aber im Vergleich zur heimischen Produktion nicht wettbewerbsfähig.

Dienstag, 24.01.2023, 14:06 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Studie - Importierter grüner Wasserstoff bis 2030 konkurrenzfähig
Quelle: Shutterstock / petrmalinak
Studie
Importierter grüner Wasserstoff bis 2030 konkurrenzfähig
Grünen Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen könnten Spanien, Marokko und Australien 2030 nach Deutschland liefern, konstatiert Aurora Energy Research und nennt konkrete Zahlen.
Modellrechnungen, die Aurora Energy Research mithilfe einer Fallstudie für Deutschland erarbeitet hat, zeigen, dass Importe von grünem Wasserstoff aus bestimmten Ländern im Jahr 2030 preislich mit Wasserstoff aus heimischer Produktion konkurrieren könnten.

Hanns Koenig, bei Aurora Energy Research Managing Director Central Europe, nennt als vielversprechende Lieferanten grünen Wasserstoffs etwa Australien, Chile, Marokko und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sowie Spanien. "Diese Länder haben ein hohes Potenzial für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen und könnten den Grünstrom für die Wasserstoffproduktion zu sehr niedrigen Kosten erzeugen", so Koenig. Dementsprechend groß sei deren Interesse an Projekten zum Wasserstoffexport.

Zu den Zahlen: Bei 3,10 Euro liegen die Produktionskosten pro Kilogramm grünen Wasserstoffs nach den Berechnungen von Aurora im Jahr 2030 in Australien, Chile und Spanien. Marokko wird das Kilogramm regenerativ erzeugten Wasserstoffs für 3,20 Euro produzieren können, die VAE für 3,60 Euro. Zum Vergleich: Für in Deutschland hergestellten grünen Wasserstoff haben die Energiemarktanalysten dagegen Produktionskosten zwischen 3,90 und 5,00 Euro pro Kilogramm ermittelt.
 
Kosten des importierten Wasserstoffs im Vergleich
(zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Aurora Energy Research

Trotz der zusätzlichen Kosten für Transport und gegebenenfalls Umwandlung wäre, so ein weiteres Ergebnis von Aurora, grüner Wasserstoff aus Spanien, Marokko, Australien und Chile in Deutschland wettbewerbsfähig (siehe Grafik). Am günstigsten wäre Wasserstoff, der per Pipeline geliefert wird, was prinzipiell aus Spanien und Marokko möglich wäre. Spanischen Wasserstoff beziffert Aurora 2030 mit 3,46 Euro pro Kilogramm, was deutlich unter dem Preis für grünen Wasserstoff aus heimischer, deutsche Produktion liegen würde. 

"Vor diesem Hintergrund ist die soeben beschlossene Verlängerung der geplanten Pipeline 'H2Med' zwischen Barcelona und Marseille nach Deutschland ein bedeutender Schritt, so sie denn wie geplant bis 2030 realisiert werden kann", sagt Koenig. Zum Hintergrund: Am 22. Januar war in der in Paris verabschiedeten deutsch-französischen Erklärung zum 60. Jahrestag des Elysee-Vertrags bekannt geworden, dass Frankreich und Deutschland die geplante Wasserstoffleitung H2Med zwischen Barcelona und Marseille bis nach Deutschland verlängern wollen (wir berichteten).

Koenig denkt schon einen Schritt weiter: "Ideal wäre, wenn möglichst bald auch Marokko an ein europäisches Wasserstoffpipelinenetz angeschlossen würde. Dann wäre der von dort gelieferte Wasserstoff mit 3,72 Euro pro Kilo deutlich günstiger als die Produktionskosten in Deutschland."

Schiffstransporte 20 Prozent teurer

Bis zur Fertigstellung der Pipelines bleibt der Schiffstransport nach Deutschland als Option, ist jedoch grundsätzlich mindestens 20 Prozent teurer, wie Aurora Energy Research errechnet hat. So käme verflüssigter Wasserstoff aus Spanien auf 4,35 Euro und aus Marokko auf 4,58 Euro pro Kilogramm. Bei Transport mittels flüssiger organischer Wasserstoffträger (LOHC) oder in gebundener Form von Ammoniak wären es aus Spanien rund 4,57 Euro pro Kilogramm und aus Marokko rund 4,70 Euro, einschließlich der Kosten für die Rückumwandlung in gasförmigen Wasserstoff in Deutschland.

Für Importe aus den Ländern Australien und Chile kommt generell nur der Schiffstransport infrage. Sie erreichen laut Aurora ihre Wettbewerbsfähigkeit nur dann, wenn der Wasserstoff als Ammoniak transportiert wird − dann lägen die Kosten bei 4,84 beziehungsweise 4,86 Euro pro Kilogramm. All diese Werte bewegen sich laut der Marktanalysten innerhalb der Spanne der deutschen Herstellungskosten. Es käme also auf den konkreten Einzelfall an, ob sie wettbewerbsfähig sind.

Bei Wasserstoff aus den VAE wäre der günstigste Transport ebenfalls in Form von Ammoniak; mit 5,36 Euro pro Kilogramm wäre dieser aber im Vergleich zur heimischen Produktion nicht wettbewerbsfähig.

Dienstag, 24.01.2023, 14:06 Uhr
Davina Spohn

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