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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe - Im Stadtwerke-Alltag angekommen
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe

Im Stadtwerke-Alltag angekommen

Mehr und mehr Stadtwerke starten IoT-Projekte. Einige davon haben nicht nur Smart-City-Charakter, sondern lindern auch den regulatorischen Druck.
Was in einer Kommune wie Bielefeld alles vernetzt sein kann, zeigen die örtlichen Stadtwerke in einem Youtube-Video. Es geht um ein Smart-City-Konzept auf Basis des Internets der Dinge (IoT). Da gibt es Müllbehälter, die selbstständig eine Meldung absetzen, wenn sie geleert werden müssen, oder Parkplätze, die anzeigen, ob sie frei oder besetzt sind. Auch das Monitoring des Niederspannungsnetzes gehört in Bielefeld zum intelligenten Stadtmodell.

„Im Internet der Dinge senden Geräte Informationen über sich und die physische Welt, die sie umgibt“, sagt die Sprecherin im Stadtwerkevideo. Diese Informationen können Reaktionen auslösen, im besten Fall − wie etwa bei der Überwachung des Verteilnetzes − können sie präventive Maßnahmen triggern, wenn die im Netz verbaute Sensorik Ungemach erahnen lässt. Und sollte es doch zu einer Störung gekommen sein, gewährleistet die Technik zumindest eine schnelle Lokalisierung, sodass dann auch zügig Abhilfe geschaffen werden kann.

Daten lösen präventive Maßnahmen aus

Die Stadtwerke Bielefeld bauen ein flächendeckendes IoT-Netz mit Lorawan. Bei Bedarf könne es schnell erweitert werden, ganz unabhängig von irgendwelchen Telekommunikationsunternehmen, heißt es im Video.

Den Bedarf wollen die Stadtwerke auch wecken und werben bei Gewerbekunden für ihr Lorawan-Netz: „Binden Sie Ihre technischen Geräte an unterschiedlichen Standorten an unsere Infrastruktur an und profitieren Sie von einer zielgerichteten Visualisierung Ihrer Daten.“ Am Ende generiere das Monitoring ja auch Informationen, die man zur Optimierung von Prozessen und Ressourcen nutzen könne.

Ob in Bielefeld, Pforzheim, Münster oder Gütersloh − die Zahl der Stadtwerke, die das Internet der Dinge als neues Geschäftsfeld entdecken und damit den jeweiligen Kommunen bei der Transformation zu einer Smart City unter die Arme greifen, ist in den letzten Monaten spürbar gewachsen. „Das Internet of Things ist aus dem heutigen Stadtwerkealltag kaum mehr wegzudenken“, schreibt sogar der IT-Dienstleister Items in einer Mitteilung, an dem unter anderem die Stadtwerke Münster, Osnabrück und Solingen beteiligt sind.

Auch die Enervie-Gruppe hält Anteile an Items. Der kommunale Versorger hat Ende März gemeinsam mit den Stadtwerken Krefeld und der Badenova-Tochter „bnNetze“ angekündigt, die IoT-Plattform von Items zu nutzen, um Daten für städtische und industrielle Anwendungsfälle zu übertragen, zu verwalten und auszuwerten.
Items betreibt die Plattform im eigenen zertifizierten Rechenzentrum. Dass sie auf einer Kubernetes-Micro-Service-Architektur und der Digimondo-Suite des gleichnamigen Partners basiert, dürfte nur für die IT-Spezialisten eine wesentliche Information sein. Dass die Lösung unabhängig von der Übertragungstechnik ist, ob es sich um Lorawan, Narrowband-IoT, LTE oder 450 MHz handelt, dürfte da schon auf breiteres Interesse stoßen ebenso wie die produktive Schnittstelle zur Übertragung von Fernwirk- oder Lastprofildaten.

Bei Enervie erhoffen sich die Verantwortlichen konkret, dass die Zentralisierung der Daten auf der Items-Plattform es ermöglicht, weitere Potenziale innerhalb der Wertschöpfungskette datenbasierter Anwendungen und Geschäftsmodelle zu heben.

Für die Stadtwerke Krefeld, die das Internet der Dinge schon für eine Reihe von Anwendungen nutzen, von der automatischen Messung des Grundwasserspiegels bis zur Füllstandsmessung bei Altpapiercontainern, ist die Zusammenführung aller IoT-Daten an einer zentralen Stelle ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Smart City.

Und bei der Badenova-Tochter „bnNetze“ geht es vorrangig um Synergieeffekte im Verbund, die Betriebskosten senken helfen, und die Umsetzung gesetzlicher Anforderungen.

Schnelle Digitalisierung der Wärme- und Wassernetze

Die IoT-Anwendungsfälle im kommunalen Umfeld reichen von der Feuchtigkeitsüberwachung städtischer Grünanlagen bis zum Kurzschlussanzeiger im Niederspannungsnetz. Manche lassen sich unter der Rubrik „nice to have“ verbuchen. Andere dienen tatsächlich dazu, regulatorischen Druck von den kommunalen Versorgern und Netzbetreibern zu nehmen.

Berater verweisen in diesem Zusammenhang beispielsweise auf die Verordnung über die Verbrauchserfassung und Abrechnung bei der Versorgung mit Fernwärme und Fernkälte (FFVAV), die seit Oktober 2021 gilt. Sie schreibt vor, dass Wärme- und Kälteversorger nur noch fernablesbare und interoperable Messeinrichtungen neu installieren dürfen. Im Bestand müssen Messeinrichtungen spätestens bis zum 31. Dezember 2026 nachgerüstet oder ersetzt werden.

Perspektivisch sollen zwar möglichst viele Medien im intelligenten Messwesen zusammengeführt werden und die Geschäfte der Stadtwerke mit der Wohnungswirtschaft beflügeln. Solange sich aber die Messstellenbetreiber noch mit den ersten Gehversuchen im Stromsektor abmühen, können IoT-Netze die Digitalisierung der Wärme- und Wasserversorgung bei überschaubarem Aufwand entscheidend vorantreiben, wie Berater versichern.

So verheißungsvoll und lohnend IoT-Projekte auch sein mögen, allen Anwendern dürfte klar sein, dass bei der Umsetzung auch Stolperfallen und Störungen zutage treten. Dass diese für die Nutzer eher ärgerlich als amüsant sein dürften, liegt auf der Hand, auch wenn die Moderatoren des Podcasts „Mit Schirm, Charme und Sensoren“ von lustigen Fails sprechen. Wer aus Fehlern anderer Anwender lernen und wissen möchte, was alles bei IoT-Projekten schiefgehen kann, wird dennoch möglicherweise interessante Hinweise bekommen.

Hinter dem Audio-Format steht die 2017 gegründete ECBM GmbH aus Meerbusch bei Düsseldorf, die laut der eigenen Internetseite sowohl Strategieberatung als auch die technische Umsetzung und den Betrieb von IoT-Projekten anbietet und unter anderem Enervie, DEW21 und Rheinenergie als Referenzen auflistet.
 

Montag, 23.05.2022, 09:59 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe - Im Stadtwerke-Alltag angekommen
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Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe
Im Stadtwerke-Alltag angekommen
Mehr und mehr Stadtwerke starten IoT-Projekte. Einige davon haben nicht nur Smart-City-Charakter, sondern lindern auch den regulatorischen Druck.
Was in einer Kommune wie Bielefeld alles vernetzt sein kann, zeigen die örtlichen Stadtwerke in einem Youtube-Video. Es geht um ein Smart-City-Konzept auf Basis des Internets der Dinge (IoT). Da gibt es Müllbehälter, die selbstständig eine Meldung absetzen, wenn sie geleert werden müssen, oder Parkplätze, die anzeigen, ob sie frei oder besetzt sind. Auch das Monitoring des Niederspannungsnetzes gehört in Bielefeld zum intelligenten Stadtmodell.

„Im Internet der Dinge senden Geräte Informationen über sich und die physische Welt, die sie umgibt“, sagt die Sprecherin im Stadtwerkevideo. Diese Informationen können Reaktionen auslösen, im besten Fall − wie etwa bei der Überwachung des Verteilnetzes − können sie präventive Maßnahmen triggern, wenn die im Netz verbaute Sensorik Ungemach erahnen lässt. Und sollte es doch zu einer Störung gekommen sein, gewährleistet die Technik zumindest eine schnelle Lokalisierung, sodass dann auch zügig Abhilfe geschaffen werden kann.

Daten lösen präventive Maßnahmen aus

Die Stadtwerke Bielefeld bauen ein flächendeckendes IoT-Netz mit Lorawan. Bei Bedarf könne es schnell erweitert werden, ganz unabhängig von irgendwelchen Telekommunikationsunternehmen, heißt es im Video.

Den Bedarf wollen die Stadtwerke auch wecken und werben bei Gewerbekunden für ihr Lorawan-Netz: „Binden Sie Ihre technischen Geräte an unterschiedlichen Standorten an unsere Infrastruktur an und profitieren Sie von einer zielgerichteten Visualisierung Ihrer Daten.“ Am Ende generiere das Monitoring ja auch Informationen, die man zur Optimierung von Prozessen und Ressourcen nutzen könne.

Ob in Bielefeld, Pforzheim, Münster oder Gütersloh − die Zahl der Stadtwerke, die das Internet der Dinge als neues Geschäftsfeld entdecken und damit den jeweiligen Kommunen bei der Transformation zu einer Smart City unter die Arme greifen, ist in den letzten Monaten spürbar gewachsen. „Das Internet of Things ist aus dem heutigen Stadtwerkealltag kaum mehr wegzudenken“, schreibt sogar der IT-Dienstleister Items in einer Mitteilung, an dem unter anderem die Stadtwerke Münster, Osnabrück und Solingen beteiligt sind.

Auch die Enervie-Gruppe hält Anteile an Items. Der kommunale Versorger hat Ende März gemeinsam mit den Stadtwerken Krefeld und der Badenova-Tochter „bnNetze“ angekündigt, die IoT-Plattform von Items zu nutzen, um Daten für städtische und industrielle Anwendungsfälle zu übertragen, zu verwalten und auszuwerten.
Items betreibt die Plattform im eigenen zertifizierten Rechenzentrum. Dass sie auf einer Kubernetes-Micro-Service-Architektur und der Digimondo-Suite des gleichnamigen Partners basiert, dürfte nur für die IT-Spezialisten eine wesentliche Information sein. Dass die Lösung unabhängig von der Übertragungstechnik ist, ob es sich um Lorawan, Narrowband-IoT, LTE oder 450 MHz handelt, dürfte da schon auf breiteres Interesse stoßen ebenso wie die produktive Schnittstelle zur Übertragung von Fernwirk- oder Lastprofildaten.

Bei Enervie erhoffen sich die Verantwortlichen konkret, dass die Zentralisierung der Daten auf der Items-Plattform es ermöglicht, weitere Potenziale innerhalb der Wertschöpfungskette datenbasierter Anwendungen und Geschäftsmodelle zu heben.

Für die Stadtwerke Krefeld, die das Internet der Dinge schon für eine Reihe von Anwendungen nutzen, von der automatischen Messung des Grundwasserspiegels bis zur Füllstandsmessung bei Altpapiercontainern, ist die Zusammenführung aller IoT-Daten an einer zentralen Stelle ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Smart City.

Und bei der Badenova-Tochter „bnNetze“ geht es vorrangig um Synergieeffekte im Verbund, die Betriebskosten senken helfen, und die Umsetzung gesetzlicher Anforderungen.

Schnelle Digitalisierung der Wärme- und Wassernetze

Die IoT-Anwendungsfälle im kommunalen Umfeld reichen von der Feuchtigkeitsüberwachung städtischer Grünanlagen bis zum Kurzschlussanzeiger im Niederspannungsnetz. Manche lassen sich unter der Rubrik „nice to have“ verbuchen. Andere dienen tatsächlich dazu, regulatorischen Druck von den kommunalen Versorgern und Netzbetreibern zu nehmen.

Berater verweisen in diesem Zusammenhang beispielsweise auf die Verordnung über die Verbrauchserfassung und Abrechnung bei der Versorgung mit Fernwärme und Fernkälte (FFVAV), die seit Oktober 2021 gilt. Sie schreibt vor, dass Wärme- und Kälteversorger nur noch fernablesbare und interoperable Messeinrichtungen neu installieren dürfen. Im Bestand müssen Messeinrichtungen spätestens bis zum 31. Dezember 2026 nachgerüstet oder ersetzt werden.

Perspektivisch sollen zwar möglichst viele Medien im intelligenten Messwesen zusammengeführt werden und die Geschäfte der Stadtwerke mit der Wohnungswirtschaft beflügeln. Solange sich aber die Messstellenbetreiber noch mit den ersten Gehversuchen im Stromsektor abmühen, können IoT-Netze die Digitalisierung der Wärme- und Wasserversorgung bei überschaubarem Aufwand entscheidend vorantreiben, wie Berater versichern.

So verheißungsvoll und lohnend IoT-Projekte auch sein mögen, allen Anwendern dürfte klar sein, dass bei der Umsetzung auch Stolperfallen und Störungen zutage treten. Dass diese für die Nutzer eher ärgerlich als amüsant sein dürften, liegt auf der Hand, auch wenn die Moderatoren des Podcasts „Mit Schirm, Charme und Sensoren“ von lustigen Fails sprechen. Wer aus Fehlern anderer Anwender lernen und wissen möchte, was alles bei IoT-Projekten schiefgehen kann, wird dennoch möglicherweise interessante Hinweise bekommen.

Hinter dem Audio-Format steht die 2017 gegründete ECBM GmbH aus Meerbusch bei Düsseldorf, die laut der eigenen Internetseite sowohl Strategieberatung als auch die technische Umsetzung und den Betrieb von IoT-Projekten anbietet und unter anderem Enervie, DEW21 und Rheinenergie als Referenzen auflistet.
 

Montag, 23.05.2022, 09:59 Uhr
Fritz Wilhelm

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