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Energie & Management > Ukraine-Krise - IAEA äußert sich besorgt wegen Tschernobyls
Quelle: Fotolia / mirkomedia
Ukraine-Krise

IAEA äußert sich besorgt wegen Tschernobyls

Russland hat die Atomruine Tschernobyl besetzt. Eine Koblenzer Firma
hat Teile der äußeren Schutzhülle gebaut. Wie stabil ist der Mantel? Darüber hinaus gibt es noch 15 aktive Meiler.
(dpa) − Nach der russischen Eroberung des einstigen ukrainischen Atomkraftwerks Tschernobyl sorgen sich die deutschen Konstrukteure von großen Teilen seines äußeren Schutzdaches wegen möglicher Kriegsschäden. "Bei leichteren Beschädigungen der Ummantelung - wie etwa mit Querschlägern - dürften keine verstrahlten Partikel austreten", sagte der Vertriebsleiter der Kalzip GmbH in Koblenz, Christoph Schmidt, am 25. Februar der Deutschen Presse-Agentur. Bei größeren Schäden etwa von "panzerbrechenden Waffen" könnte das anders sein. "Ich glaube und hoffe aber, dass eine mutwillige Beschädigung der Anlage niemandem nützen würde", betonte Schmidt.

"Diesen Angriff auf Tschernobyl hätte ich noch vor einer Woche für unmöglich gehalten", ergänzte der Vertriebsleiter. Er war einst der Projektverantwortliche bei Kalzip für den AKW-Schutzbogen mit 110 Metern Höhe, 165 Metern Länge und 257 Metern Breite. Kalzip hatte dafür 160.000 Quadratmeter Außen- und Innenhaut geliefert. "Die ist nur 0,6 Millimeter dick, aber robust, da kann man drüberlaufen", sagte Schmidt.

Die vor mehreren Jahren über einen alten, brüchigen Schutz-Betonsarkophag der AKW-Ruine geschobene neue Ummantelung soll nach früheren Angaben von Kalzip ein Jahrhundert lang den Austritt radioaktiver Strahlen verhindern. Kalzip ist nach eigenen Angaben "Weltmarktführer für Aluminium-Stehfalz-Eindeckungen". Damit verkleidet die Firma Fassaden und Dächer. Beim AKW Tschernobyl hat sie allerdings hitzebeständigeres Edelstahl verwendet.

Russische Truppen hatten die Sperrzone um die havarierte Atomruine am Donnerstag erobert. Inzwischen sichern russische Fallschirmjäger das Gelände. Auch Spezialisten eines ukrainischen Wachbataillons seien nach Absprache weiter im Einsatz, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Es gebe keine Auffälligkeiten, die radioaktiven Werte seien normal.

Hingegen misst die zuständige ukrainische Behörde nach eigenen Angaben deutlich erhöhte Strahlenwerte. Wegen der Lage und der Kämpfe sei es aber unmöglich, eine Begründung für diesen Anstieg zu erkennen.

"Bewaffnete Angriffe auf AKW völkerrechtswidrig"

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat besorgt auf die Eroberung Tschernobyls reagiert. Die Sicherheit im Unfallreaktor müsse unbedingt gewährleistet bleiben, forderte IAEA-Chef Rafael Grossi schon am 24. Februar abends in Wien.

Das Unglück von Tschernobyl am 26. April 1986 gilt als die größte Katastrophe in der zivilen Nutzung der Atomkraft. An den Folgen der Kernschmelze sind nach Einschätzung von Experten wohl viele tausend Menschen gestorben.

Im vergangenen Sommer war ein neues Atommüll-Zwischenlager in der radioaktiv verseuchten Sperrzone um Tschernobyl in Betrieb gegangen. Zusätzlich sind derzeit in der Ukraine 15 Atomreaktoren zur Energiegewinnung in Betrieb.

"Die Internationale Atomenergiebehörde verfolgt schwer besorgt die Situation in der Ukraine und ruft zu maximaler Zurückhaltung auf, um die Atomanlagen des Landes vor Gefahren zu bewahren", hieß es von Grossi. Er wies darauf hin, dass bewaffnete Angriffe und Bedrohungen gegen solche Anlagen die UN-Charta, das Völkerrecht und die Grundregeln der IAEA verletzen.

Freitag, 25.02.2022, 17:21 Uhr
dpa
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IAEA äußert sich besorgt wegen Tschernobyls
Russland hat die Atomruine Tschernobyl besetzt. Eine Koblenzer Firma
hat Teile der äußeren Schutzhülle gebaut. Wie stabil ist der Mantel? Darüber hinaus gibt es noch 15 aktive Meiler.
(dpa) − Nach der russischen Eroberung des einstigen ukrainischen Atomkraftwerks Tschernobyl sorgen sich die deutschen Konstrukteure von großen Teilen seines äußeren Schutzdaches wegen möglicher Kriegsschäden. "Bei leichteren Beschädigungen der Ummantelung - wie etwa mit Querschlägern - dürften keine verstrahlten Partikel austreten", sagte der Vertriebsleiter der Kalzip GmbH in Koblenz, Christoph Schmidt, am 25. Februar der Deutschen Presse-Agentur. Bei größeren Schäden etwa von "panzerbrechenden Waffen" könnte das anders sein. "Ich glaube und hoffe aber, dass eine mutwillige Beschädigung der Anlage niemandem nützen würde", betonte Schmidt.

"Diesen Angriff auf Tschernobyl hätte ich noch vor einer Woche für unmöglich gehalten", ergänzte der Vertriebsleiter. Er war einst der Projektverantwortliche bei Kalzip für den AKW-Schutzbogen mit 110 Metern Höhe, 165 Metern Länge und 257 Metern Breite. Kalzip hatte dafür 160.000 Quadratmeter Außen- und Innenhaut geliefert. "Die ist nur 0,6 Millimeter dick, aber robust, da kann man drüberlaufen", sagte Schmidt.

Die vor mehreren Jahren über einen alten, brüchigen Schutz-Betonsarkophag der AKW-Ruine geschobene neue Ummantelung soll nach früheren Angaben von Kalzip ein Jahrhundert lang den Austritt radioaktiver Strahlen verhindern. Kalzip ist nach eigenen Angaben "Weltmarktführer für Aluminium-Stehfalz-Eindeckungen". Damit verkleidet die Firma Fassaden und Dächer. Beim AKW Tschernobyl hat sie allerdings hitzebeständigeres Edelstahl verwendet.

Russische Truppen hatten die Sperrzone um die havarierte Atomruine am Donnerstag erobert. Inzwischen sichern russische Fallschirmjäger das Gelände. Auch Spezialisten eines ukrainischen Wachbataillons seien nach Absprache weiter im Einsatz, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Es gebe keine Auffälligkeiten, die radioaktiven Werte seien normal.

Hingegen misst die zuständige ukrainische Behörde nach eigenen Angaben deutlich erhöhte Strahlenwerte. Wegen der Lage und der Kämpfe sei es aber unmöglich, eine Begründung für diesen Anstieg zu erkennen.

"Bewaffnete Angriffe auf AKW völkerrechtswidrig"

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat besorgt auf die Eroberung Tschernobyls reagiert. Die Sicherheit im Unfallreaktor müsse unbedingt gewährleistet bleiben, forderte IAEA-Chef Rafael Grossi schon am 24. Februar abends in Wien.

Das Unglück von Tschernobyl am 26. April 1986 gilt als die größte Katastrophe in der zivilen Nutzung der Atomkraft. An den Folgen der Kernschmelze sind nach Einschätzung von Experten wohl viele tausend Menschen gestorben.

Im vergangenen Sommer war ein neues Atommüll-Zwischenlager in der radioaktiv verseuchten Sperrzone um Tschernobyl in Betrieb gegangen. Zusätzlich sind derzeit in der Ukraine 15 Atomreaktoren zur Energiegewinnung in Betrieb.

"Die Internationale Atomenergiebehörde verfolgt schwer besorgt die Situation in der Ukraine und ruft zu maximaler Zurückhaltung auf, um die Atomanlagen des Landes vor Gefahren zu bewahren", hieß es von Grossi. Er wies darauf hin, dass bewaffnete Angriffe und Bedrohungen gegen solche Anlagen die UN-Charta, das Völkerrecht und die Grundregeln der IAEA verletzen.

Freitag, 25.02.2022, 17:21 Uhr
dpa

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