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Energie & Management > Wärme - Holzbrennstoff-Preise treiben kommunalen Versorger in Insolvenz
Quelle: Pixabay / Wolfgang Eckert
Wärme

Holzbrennstoff-Preise treiben kommunalen Versorger in Insolvenz

Ein gemeinsames Unternehmen der Stadtwerke Ettlingen und Gemeinde Straubenhardt ist wegen der hohen Preise für Holzhackschnitzel in finanzielle Schieflage geraten.
Der Bürgermeister von Straubenhardt gibt sich zuversichtlich: „Wir möchten eine tragfähige Lösung und sehen diese als sehr realistisch an“, sagt das Oberhaupt der Gemeinde im Enzkreis in Baden-Württemberg, Helge Viehweg. Am 25. Januar stellte die Biotherm Straubenhardt GmbH beim Amtsgericht Karlsruhe Antrag auf Insolvenz, woraufhin das vorläufige Insolvenzverfahren angeordnet wurde. Das Unternehmen, das zu 25,1 Prozent der Gemeinde und 74,9 Prozent den Stadtwerken Ettlingen gehört, betreibt ein Biomassekraftwerk und ein sieben Kilometer langes Wärmenetz. Es zählt mehr als 200 Kunden in drei Wohngebieten und versorgt ein Gewerbegebiet. „Wir versorgen weiter und gehen davon aus, dass dies auch weiterhin gelingt. Dies erfordert zwar erhebliche Kraftanstrengungen, aber wir arbeiten konstruktiv daran“, erklärt Viehweg.

Als Grund für die Schieflage nennt das Unternehmen die gestiegenen Beschaffungspreise. „Unsere Brennstoffpreise für Holz und Heizöl haben sich verdreifacht“, schrieb Biotherm Geschäftsführer Steffen Neumeister in einem Brief an die Kunden Ende Januar. „Diesen Kostensteigerungen stehen auf Grund der Preisänderungsklausel in den Wärmelieferverträgen Preise gegenüber, die 2022 im Vergleich zum Vorjahr sogar gesunken waren und in 2023 nur moderat ansteigen.“

Die Endpreise zu erhöhen war anscheinend nicht möglich: „Aufgrund einer Regelung in dem am 16. Dezember 2022 vom Gesetzgeber verabschiedeten Erdgas-Wärme-Preisbremse-Gesetz ist die Preiserhöhung, die wir mit unserem Schreiben vom 29.11.2022 angekündigt hatten, nicht zulässig“, heißt es in dem Schreiben. Und: „Daran ändert es auch nichts, dass Sie als Kunden der Erhöhung mehrheitlich zugestimmt haben.“

Brennstoffvorräte werden knapp

Betriebsführung, Wartung und Brennstoff-Beschaffung sollen im vorläufigen Insolvenzverfahren weitergehen. „Alle Beteiligten sind sich der Bedeutung der Situation bewusst und arbeiten intensiv daran, die Wärmeversorgung aufrecht zu erhalten“, teilt Insolvenzverwalter Tobias Hirte von der Kanzlei Schultze & Braun mit. Bislang sei es gelungen, „mit dem noch vorhandenen Holzvorrat die Wärmeversorgung aufrecht zu erhalten“. Diese Vorräte gingen nun allerdings „zur Neige“.

Die Brennstoffvorräte seien „aus den eingehenden laufenden Zahlungen der Kunden soweit ergänzt worden, dass die Wärmeversorgung für die nächsten Tage aufrechterhalten werden kann“, erklärt die Kanzlei auf Anfrage der Redaktion. „Ohne ausreichende finanzielle Mittel für eine umfassende Brennstoff-Nachbestellung ist es allerdings – abhängig von der Witterung – nicht ohne Weiteres sicher, dass die Wärmeversorgung unverändert aufrechterhalten werden kann.“
 
Teurer und knapper Brennstoff: Die hohen Einkaufspreise für Holzhackschnitzel haben die Vorräte im Heizwerk der Biotherm Straubenhardt GmbH schrumpfen lassen
Quelle: Stadtwerke Ettlingen

Minus unter dem Strich seit Jahren

Ob es gelingt, hängt vom Verhalten der Kunden ab: „Der maßgebliche Baustein für eine nachhaltige Versorgung mit Brennstoff ist, dass die Kundinnen und Kunden ihre Abschlagszahlungen zeitnah leisten. Bislang haben das leider nicht alle getan“, schreibt Schultze & Braun.

Insolvenzverwalter Tobias Hirte und Biotherm-Geschäftsführer Steffen Neumeister wollen so schnell wie möglich eine Lösung finden, um „die Gesellschaft wieder auf eine gesunde finanzielle Basis zu stellen“. Dazu stehe man direktem Austausch mit der Gemeinde Straubenhardt und den Stadtwerken Ettlingen.

Im Jahr 2021 erzielte die Biotherm Straubenhardt GmbH Umsatzerlöse in Höhe von 907.702 Euro. Die Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und für bezogene Waren betrugen laut Jahresabschluss 538.482 Euro. Unter dem Strich stand ein Ergebnis nach Steuern von minus 41.709 Euro. Im Jahr 2020 lag dieses Minus bei 11.124 Euro. 2019 stand Ergebnis nach Steuern von minus 59.193 Euro zu Buche, 2018 waren es minus 44.043 Euro.

Dienstag, 7.03.2023, 11:20 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Wärme - Holzbrennstoff-Preise treiben kommunalen Versorger in Insolvenz
Quelle: Pixabay / Wolfgang Eckert
Wärme
Holzbrennstoff-Preise treiben kommunalen Versorger in Insolvenz
Ein gemeinsames Unternehmen der Stadtwerke Ettlingen und Gemeinde Straubenhardt ist wegen der hohen Preise für Holzhackschnitzel in finanzielle Schieflage geraten.
Der Bürgermeister von Straubenhardt gibt sich zuversichtlich: „Wir möchten eine tragfähige Lösung und sehen diese als sehr realistisch an“, sagt das Oberhaupt der Gemeinde im Enzkreis in Baden-Württemberg, Helge Viehweg. Am 25. Januar stellte die Biotherm Straubenhardt GmbH beim Amtsgericht Karlsruhe Antrag auf Insolvenz, woraufhin das vorläufige Insolvenzverfahren angeordnet wurde. Das Unternehmen, das zu 25,1 Prozent der Gemeinde und 74,9 Prozent den Stadtwerken Ettlingen gehört, betreibt ein Biomassekraftwerk und ein sieben Kilometer langes Wärmenetz. Es zählt mehr als 200 Kunden in drei Wohngebieten und versorgt ein Gewerbegebiet. „Wir versorgen weiter und gehen davon aus, dass dies auch weiterhin gelingt. Dies erfordert zwar erhebliche Kraftanstrengungen, aber wir arbeiten konstruktiv daran“, erklärt Viehweg.

Als Grund für die Schieflage nennt das Unternehmen die gestiegenen Beschaffungspreise. „Unsere Brennstoffpreise für Holz und Heizöl haben sich verdreifacht“, schrieb Biotherm Geschäftsführer Steffen Neumeister in einem Brief an die Kunden Ende Januar. „Diesen Kostensteigerungen stehen auf Grund der Preisänderungsklausel in den Wärmelieferverträgen Preise gegenüber, die 2022 im Vergleich zum Vorjahr sogar gesunken waren und in 2023 nur moderat ansteigen.“

Die Endpreise zu erhöhen war anscheinend nicht möglich: „Aufgrund einer Regelung in dem am 16. Dezember 2022 vom Gesetzgeber verabschiedeten Erdgas-Wärme-Preisbremse-Gesetz ist die Preiserhöhung, die wir mit unserem Schreiben vom 29.11.2022 angekündigt hatten, nicht zulässig“, heißt es in dem Schreiben. Und: „Daran ändert es auch nichts, dass Sie als Kunden der Erhöhung mehrheitlich zugestimmt haben.“

Brennstoffvorräte werden knapp

Betriebsführung, Wartung und Brennstoff-Beschaffung sollen im vorläufigen Insolvenzverfahren weitergehen. „Alle Beteiligten sind sich der Bedeutung der Situation bewusst und arbeiten intensiv daran, die Wärmeversorgung aufrecht zu erhalten“, teilt Insolvenzverwalter Tobias Hirte von der Kanzlei Schultze & Braun mit. Bislang sei es gelungen, „mit dem noch vorhandenen Holzvorrat die Wärmeversorgung aufrecht zu erhalten“. Diese Vorräte gingen nun allerdings „zur Neige“.

Die Brennstoffvorräte seien „aus den eingehenden laufenden Zahlungen der Kunden soweit ergänzt worden, dass die Wärmeversorgung für die nächsten Tage aufrechterhalten werden kann“, erklärt die Kanzlei auf Anfrage der Redaktion. „Ohne ausreichende finanzielle Mittel für eine umfassende Brennstoff-Nachbestellung ist es allerdings – abhängig von der Witterung – nicht ohne Weiteres sicher, dass die Wärmeversorgung unverändert aufrechterhalten werden kann.“
 
Teurer und knapper Brennstoff: Die hohen Einkaufspreise für Holzhackschnitzel haben die Vorräte im Heizwerk der Biotherm Straubenhardt GmbH schrumpfen lassen
Quelle: Stadtwerke Ettlingen

Minus unter dem Strich seit Jahren

Ob es gelingt, hängt vom Verhalten der Kunden ab: „Der maßgebliche Baustein für eine nachhaltige Versorgung mit Brennstoff ist, dass die Kundinnen und Kunden ihre Abschlagszahlungen zeitnah leisten. Bislang haben das leider nicht alle getan“, schreibt Schultze & Braun.

Insolvenzverwalter Tobias Hirte und Biotherm-Geschäftsführer Steffen Neumeister wollen so schnell wie möglich eine Lösung finden, um „die Gesellschaft wieder auf eine gesunde finanzielle Basis zu stellen“. Dazu stehe man direktem Austausch mit der Gemeinde Straubenhardt und den Stadtwerken Ettlingen.

Im Jahr 2021 erzielte die Biotherm Straubenhardt GmbH Umsatzerlöse in Höhe von 907.702 Euro. Die Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und für bezogene Waren betrugen laut Jahresabschluss 538.482 Euro. Unter dem Strich stand ein Ergebnis nach Steuern von minus 41.709 Euro. Im Jahr 2020 lag dieses Minus bei 11.124 Euro. 2019 stand Ergebnis nach Steuern von minus 59.193 Euro zu Buche, 2018 waren es minus 44.043 Euro.

Dienstag, 7.03.2023, 11:20 Uhr
Manfred Fischer

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