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Energie & Management > Smart Meter - Hoffnung auf digitalisierungsaffine Ressortleitung
Quelle: Mitarbeiter beim Einbau eines Smart Meter Bild: EVM, Sascha Ditscher
Smart Meter

Hoffnung auf digitalisierungsaffine Ressortleitung

Bei den diesjährigen ZVEI Metering Days wird deutlich, dass die Digitalisierung der Energiewende eine der wesentlichen Herausforderungen der neuen Bundesregierung sein wird.
Viel von Geschwindigkeit war zum Auftakt der diesjährigen ZVEI Metering Days die Rede. Einig waren sich die Redner des Eröffnungspanels darüber, dass die neue Bundesregierung – welche Koalition am Ende auch immer zustande kommen wird – die Ausgestaltung des §14a EnWG schnell angehen muss. Wolfgang Weber, der Vorsitzende der Geschäftsführung des ZVEI betonte mit Blick auf die Anfang dieses Jahres gescheiterte Gesetzesinitiative, man dürfe Diskussionen nicht ausweichen, nur weil sie kompliziert seien. Es wäre aus seiner Sicht wesentlich besser gewesen, das Prinzip der Spitzenglättung schon in der nun abgelaufenen Legislaturperiode gesetzlich zu verankern, als den Prozess nun wieder anzuschieben.

Andrees Gentzsch sieht die Notwendigkeit, den Entscheidern und den Kunden klarzumachen, dass mit der Spitzenglättung die Netzbetreiber in die Lage versetzt werden, das Netz besser auslasten zu können, indem sie Lasten verschieben. Dies geschehe nicht zum Nachteil der Kunden, sondern – ganz im Gegenteil – zu ihrem Vorteil, so das Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Hier müssen wir nacharbeiten“, erklärte Gentzsch, der „Tempo, Tempo, Tempo“ forderte und sich insgesamt wünscht, dass die nächste Bundesregierung den „Verfahrensturbo“ anwirft.

Eingriffe ins Netz nicht zum Nachteil der Kunden

Beatrix Brodkorb wies darauf hin, dass der Prozess zur Ausgestaltung des §14a EnWG auf der Fachebene gut und fundiert vorbereitet worden sei. Am Ende sei die Ablehnung auf politischer Ebene erfolgt, so die Ministerialdirigentin, die im Bundeswirtschaftsministerium die Unterabteilung Netze leitet. „Auf der Fachebene sehen wir nach wie vor die Möglichkeit, das Netz mit den Herausforderungen in Einklang zu bringen“, so Brodkorb. Sie zeigte sich überzeugt, dass, spätestens wenn sich die neue Bundesregierung konstituiert habe, sie sich um eine schnelle Lösung bemühen werde.
 
Diskutierten mit Moderatorin Jarmila Bogdanoff (ZVEI): (v.l.) Wolfgang Weber (Vorsitzender der Geschäftsführung, ZVEI), Andrees Gentzsch (Mitglied der Hauptgeschäftsführung, BDEW) und Beatrix Brodkorb (Leiterin der Unterabteilung Netze, Bundeswirtschaftsministerium)
Quelle: Screenshot E&M

Die Ministerialdirigentin gab ihrer Hoffnung Ausdruck, die neue Ressortchefin beziehungsweise der neue Ressortchef werde digitalisierungsaffin sein, damit das erforderliche Tempo bei der Umsetzung der Energiewende und der Klimaziele beibehalten und noch gesteigert werden könne. Denn eines sei klar: Die Digitalisierung ist das Herzstück der Energiewende und das intelligente Messsystem ist die sichere Grundlage der Digitalisierung.

Trotz der Unsicherheit, für die die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts (OVG) für Nordrhein-Westfalen im vergangenen März gesorgt habe, seien bemerkenswerte Fortschritte beim Smart Meter Rollout zu verzeichnen. Wenn ein Netzbetreiber nun auf 50.000 verbaute intelligente Messsystemen verweise, sei das sehr erfreulich.

Der Eilbeschluss des Oberverwaltungsgerichts (OVG) für Nordrhein-Westfalen in Münster hatte dazu geführt, dass für einige Messstellenbetreiber die Pflicht zum Rollout von intelligenten Messsystemen ausgesetzt wurde. In erster Linie ging es um die Interoperabilität und den Funktionsumfang der Smart Meter Gateways und um die Frage, ob eine Einbaupflicht auch dann besteht, wenn der vom Messstellenbetriebsgesetz vorgegebene Funktionsumfang erst stufenweise durch Software Updates erreicht wird. Eine Anpassung des Messstellenbetriebsgesetzes im Sommer sorgte schließlich für Rechtssicherheit.

Im Zuge dieser Anpassung und der Vereinfachung von Verwaltungsverfahren wurde auch ein Ausschuss „Gateways-Standardisierung“ eingerichtet, in dem, wie Brodkorb betonte, mehr Verbände vertreten sind als eigentlich gesetzlich vorgeschrieben sind. Denn dem BMWi sei wichtig, größtmögliche Transparenz zu schaffen und der weiteren Standardisierung der Smart Meter Gateways eine möglichst breite Basis zu geben. Die Technische Richtlinie zur Interoperabilität sei nun nach den ersten beiden Ausschuss-Sitzungen diskutiert, kommentiert und vom BMWi abgesegnet worden. Jetzt müssten sich schnellstmöglich die Rezertifizierungen anschließen.

Fernsteuerung von Anlagen und der Anbindung von Ladeinfrastruktur

Im nächsten Schritt könnte sich der Ausschuss dann den Themen „Fernsteuerung von Anlagen“ und „Anbindung von Ladeinfrastruktur“ widmen. Das werde man der neuen „Hausleitung“ vorschlagen, so die Ministerialdirigentin. „Wenn diese Stufe realisiert ist, werden ganz wesentliche funktionale Erweiterungen und Geschäftsmodelle über das Smart Meter Gateway möglich werden“, erklärte Brodkorb.

Bis 2030 rechnet das BMWi mit dem Rollout von rund 15 Mio. intelligenten Messsystemen. Treiber des Ausbaus sind laut Brodkorb insbesondere die wachsende Zahl flexibler Verbraucher und Wärmepumpen, privater Ladepunkte und Erneuerbare-Energie-Anlagen. Zum wesentlichen Treiber werde auch das Mehrsparten-Metering.

In der Stromprognose des Ministeriums ist von rund 14 Mio. elektrisch betriebenen PKW und 6 Mio. Wärmepumpen im Jahr 2030 die Rede. Diese Zahlen deuten an, welchen Herausforderungen das Energiesystem allein auf der Stromseite durch die Veränderungen im Verkehrs- und im Wärmesektor gegenüber steht. Gleichzeitig ergeben sich dadurch aber auch Chancen für neue Geschäftsmodelle, etwa Aggregatoren, die Flexibilität im Markt bündeln und für die Stabilisierung der Netze bereitstellen, oder für Anbieter von Energiemanagementsystemen. Brodkorb betonte mehrfach, wie wichtig es aus ihrer Sicht ist, den Mehrwert der Digitalisierung den Marktteilnehmern deutlich zu machen.
 

Dienstag, 28.09.2021, 17:17 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Smart Meter - Hoffnung auf digitalisierungsaffine Ressortleitung
Quelle: Mitarbeiter beim Einbau eines Smart Meter Bild: EVM, Sascha Ditscher
Smart Meter
Hoffnung auf digitalisierungsaffine Ressortleitung
Bei den diesjährigen ZVEI Metering Days wird deutlich, dass die Digitalisierung der Energiewende eine der wesentlichen Herausforderungen der neuen Bundesregierung sein wird.
Viel von Geschwindigkeit war zum Auftakt der diesjährigen ZVEI Metering Days die Rede. Einig waren sich die Redner des Eröffnungspanels darüber, dass die neue Bundesregierung – welche Koalition am Ende auch immer zustande kommen wird – die Ausgestaltung des §14a EnWG schnell angehen muss. Wolfgang Weber, der Vorsitzende der Geschäftsführung des ZVEI betonte mit Blick auf die Anfang dieses Jahres gescheiterte Gesetzesinitiative, man dürfe Diskussionen nicht ausweichen, nur weil sie kompliziert seien. Es wäre aus seiner Sicht wesentlich besser gewesen, das Prinzip der Spitzenglättung schon in der nun abgelaufenen Legislaturperiode gesetzlich zu verankern, als den Prozess nun wieder anzuschieben.

Andrees Gentzsch sieht die Notwendigkeit, den Entscheidern und den Kunden klarzumachen, dass mit der Spitzenglättung die Netzbetreiber in die Lage versetzt werden, das Netz besser auslasten zu können, indem sie Lasten verschieben. Dies geschehe nicht zum Nachteil der Kunden, sondern – ganz im Gegenteil – zu ihrem Vorteil, so das Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Hier müssen wir nacharbeiten“, erklärte Gentzsch, der „Tempo, Tempo, Tempo“ forderte und sich insgesamt wünscht, dass die nächste Bundesregierung den „Verfahrensturbo“ anwirft.

Eingriffe ins Netz nicht zum Nachteil der Kunden

Beatrix Brodkorb wies darauf hin, dass der Prozess zur Ausgestaltung des §14a EnWG auf der Fachebene gut und fundiert vorbereitet worden sei. Am Ende sei die Ablehnung auf politischer Ebene erfolgt, so die Ministerialdirigentin, die im Bundeswirtschaftsministerium die Unterabteilung Netze leitet. „Auf der Fachebene sehen wir nach wie vor die Möglichkeit, das Netz mit den Herausforderungen in Einklang zu bringen“, so Brodkorb. Sie zeigte sich überzeugt, dass, spätestens wenn sich die neue Bundesregierung konstituiert habe, sie sich um eine schnelle Lösung bemühen werde.
 
Diskutierten mit Moderatorin Jarmila Bogdanoff (ZVEI): (v.l.) Wolfgang Weber (Vorsitzender der Geschäftsführung, ZVEI), Andrees Gentzsch (Mitglied der Hauptgeschäftsführung, BDEW) und Beatrix Brodkorb (Leiterin der Unterabteilung Netze, Bundeswirtschaftsministerium)
Quelle: Screenshot E&M

Die Ministerialdirigentin gab ihrer Hoffnung Ausdruck, die neue Ressortchefin beziehungsweise der neue Ressortchef werde digitalisierungsaffin sein, damit das erforderliche Tempo bei der Umsetzung der Energiewende und der Klimaziele beibehalten und noch gesteigert werden könne. Denn eines sei klar: Die Digitalisierung ist das Herzstück der Energiewende und das intelligente Messsystem ist die sichere Grundlage der Digitalisierung.

Trotz der Unsicherheit, für die die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts (OVG) für Nordrhein-Westfalen im vergangenen März gesorgt habe, seien bemerkenswerte Fortschritte beim Smart Meter Rollout zu verzeichnen. Wenn ein Netzbetreiber nun auf 50.000 verbaute intelligente Messsystemen verweise, sei das sehr erfreulich.

Der Eilbeschluss des Oberverwaltungsgerichts (OVG) für Nordrhein-Westfalen in Münster hatte dazu geführt, dass für einige Messstellenbetreiber die Pflicht zum Rollout von intelligenten Messsystemen ausgesetzt wurde. In erster Linie ging es um die Interoperabilität und den Funktionsumfang der Smart Meter Gateways und um die Frage, ob eine Einbaupflicht auch dann besteht, wenn der vom Messstellenbetriebsgesetz vorgegebene Funktionsumfang erst stufenweise durch Software Updates erreicht wird. Eine Anpassung des Messstellenbetriebsgesetzes im Sommer sorgte schließlich für Rechtssicherheit.

Im Zuge dieser Anpassung und der Vereinfachung von Verwaltungsverfahren wurde auch ein Ausschuss „Gateways-Standardisierung“ eingerichtet, in dem, wie Brodkorb betonte, mehr Verbände vertreten sind als eigentlich gesetzlich vorgeschrieben sind. Denn dem BMWi sei wichtig, größtmögliche Transparenz zu schaffen und der weiteren Standardisierung der Smart Meter Gateways eine möglichst breite Basis zu geben. Die Technische Richtlinie zur Interoperabilität sei nun nach den ersten beiden Ausschuss-Sitzungen diskutiert, kommentiert und vom BMWi abgesegnet worden. Jetzt müssten sich schnellstmöglich die Rezertifizierungen anschließen.

Fernsteuerung von Anlagen und der Anbindung von Ladeinfrastruktur

Im nächsten Schritt könnte sich der Ausschuss dann den Themen „Fernsteuerung von Anlagen“ und „Anbindung von Ladeinfrastruktur“ widmen. Das werde man der neuen „Hausleitung“ vorschlagen, so die Ministerialdirigentin. „Wenn diese Stufe realisiert ist, werden ganz wesentliche funktionale Erweiterungen und Geschäftsmodelle über das Smart Meter Gateway möglich werden“, erklärte Brodkorb.

Bis 2030 rechnet das BMWi mit dem Rollout von rund 15 Mio. intelligenten Messsystemen. Treiber des Ausbaus sind laut Brodkorb insbesondere die wachsende Zahl flexibler Verbraucher und Wärmepumpen, privater Ladepunkte und Erneuerbare-Energie-Anlagen. Zum wesentlichen Treiber werde auch das Mehrsparten-Metering.

In der Stromprognose des Ministeriums ist von rund 14 Mio. elektrisch betriebenen PKW und 6 Mio. Wärmepumpen im Jahr 2030 die Rede. Diese Zahlen deuten an, welchen Herausforderungen das Energiesystem allein auf der Stromseite durch die Veränderungen im Verkehrs- und im Wärmesektor gegenüber steht. Gleichzeitig ergeben sich dadurch aber auch Chancen für neue Geschäftsmodelle, etwa Aggregatoren, die Flexibilität im Markt bündeln und für die Stabilisierung der Netze bereitstellen, oder für Anbieter von Energiemanagementsystemen. Brodkorb betonte mehrfach, wie wichtig es aus ihrer Sicht ist, den Mehrwert der Digitalisierung den Marktteilnehmern deutlich zu machen.
 

Dienstag, 28.09.2021, 17:17 Uhr
Fritz Wilhelm

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