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Energie & Management > Ppa - Hindernisse bei Direktbelieferung von Unternehmen
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Ppa

Hindernisse bei Direktbelieferung von Unternehmen

In einem Webinar beleuchteten Berater von Enervis, was regionale Direktlieferverträge (PPA) zwischen Erzeugern von Strom aus erneuerbarer Energie und Unternehmen aktuell behindert.
Eigentlich könnten regionale Unternehmen und der benachbarte Wind- oder Solarpark ein Traumpaar werden, so das Berliner Beratungsunternehmen Enervis. Allerdings stehen dieser Traumhochzeit aktuell noch viele Hindernisse im Weg, mussten Fritz Halla für die Windkraft und Katrin Weinand für PV und Speicher gleichzeitig konstatieren. So erlaubt das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erstmals, dass auch auf dem Gelände von Gewerbegebieten oder Industrieparks Erneuerbare-Energie-Anlagen (EEA) errichtet werden können. Andererseits ist dort zumeist abgesehen von den Dächern zu wenig Platz.

Soll ein Stromerzeuger direkt an ein Unternehmen liefern, empfiehlt es sich, auch eine direkte Stromleitung (direct wire) zu verlegen, um mögliche Netzentgelte und Abgaben zu sparen. Liegen beide nahe genug beieinander und regeln es vertraglich, fallen auch durch die Direktlieferung weniger Steuern an. Dabei gibt es jedoch regulatorische Hürden, wie etwa die 4,5 km Begrenzung. Wegen Hindernissen wie Straßen, Schienen oder Privatgrundstücken ist so eine Anbindung aber selten auf dem kürzesten Weg möglich, so die Berater.

Unterschiedliche Ziele vereinen

Zudem müssen die sehr unterschiedlichen Interessen des möglichen Traumpaars unter einen Hut gebracht werden. So benötigen Errichter von EEA möglichst langfristige Abnahmegarantien zu festen Zahlungen, um bei der Bank günstige Kredite zu bekommen. Ein Unternehmen aber schließt seine Energieverträge für gewöhnlich für wenige Monate oder Jahre, auch um flexibel auf seinen Bedarf und Preisentwicklungen reagieren zu können. Und beide Seiten müssen natürlich auch Gewinn machen.

Unternehmen sind heute laut Enervis teils durch gesetzliche Vorgaben und den CO2-Preis, teils aufgrund eigener Zielstellungen bemüht, möglichst viel erneuerbaren Strom zu nutzen. Beim Direktbezug über PPA bleibt aber immer ein Teil offen, der hinzugeliefert werden muss, wenn die Sonne nicht scheint oder zu wenig Wind weht. Und der Parkbetreiber will auch an Feiertagen seinen Strom loswerden, wenn das Unternehmen pausiert. So sei es fast immer nötig, einen Dienstleister einzubinden, der für den Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch sorgt, berichteten die Berater.

Auch dessen Bezahlung fresse an den Preisvorteilen, die die Direktbelieferung durch den Wegfall von einigen Umlagen und Abgaben verspricht. Zudem sei eine Befreiung von Anlagen über 2 MW Leistung nur über steuerrechtliche Beratung erreichbar. Damit es sich wirklich lohnt und nicht unnötig kompliziert wird, regionalen Ökostrom auch regional zu liefern, seien daher noch etliche Änderungen nötig, stellten die Enervis-Vertreter fest.

Industriestrompreis als Bremse

Ein Industriestrompreis könnte einen Hochlauf von PPA sogar verhindern und verunsichere schon heute die Branche, stellte Halla fest. So sei noch nicht klar, wer daran teilhaben könnte und wer nicht, und wie hoch er ausfallen würde. In diesem Zusammenhang nannte er ein Positionspapier der FDP zum Eigenstrom-PPA interessant. Dieses will das Eigenstromprivileg ausweiten, auch wenn ein Unternehmen einen Dienstleister anheuert, um seinen Grünstrom zu beschaffen. Es soll für zehn Jahre gelten.

Zielgruppe sollen vor allem kleinere und mittlere Unternehmen sein, die sich keine eigene Stromerzeugung aufbauen können oder mit einem großen Energielieferanten ins Geschäft kommen, so der Entwurf. Daher sollte es möglichst ein standardisiertes Produkt geben und möglicherweise eine Bündelung des Bedarfs beispielsweise durch Energie-Einkaufsgenossenschaften mit Ausfallbürgschaften durch die KfW, so der FDP-Vorschlag.

Die Enervis-Dienstleister forderten von der Politik, zum Beispiel durch flächenspezifischen Privilegierung im Außenbereich es Stromerzeugern und -verbrauchern leichter zu machen, zusammenzukommen. Dann könnte über PPA der Ausbau von EEA auch ohne EEG-Förderung schneller vorangehen.

Zudem müssten regional zuständige Energieversorger Anreize bekommen, solche Projekte zu unterstützen, obwohl ihnen Kundenanteile wegbrechen. So könnten sie das Energiemanagement übernehmen oder den noch fehlenden Strom liefern, der über den PPA hinaus benötigt wird. In jedem Fall sei es vorteilhaft, wenn die Stromnetze weniger belastet werden und mehr Wertschöpfung vor Ort verbleibt, appellierten Halla und Weinand.
 
Mögliche Enervis-Dienstleistungen für PPA-Partner
Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken
Quelle: Enervis

Freitag, 3.11.2023, 16:38 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Ppa - Hindernisse bei Direktbelieferung von Unternehmen
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Ppa
Hindernisse bei Direktbelieferung von Unternehmen
In einem Webinar beleuchteten Berater von Enervis, was regionale Direktlieferverträge (PPA) zwischen Erzeugern von Strom aus erneuerbarer Energie und Unternehmen aktuell behindert.
Eigentlich könnten regionale Unternehmen und der benachbarte Wind- oder Solarpark ein Traumpaar werden, so das Berliner Beratungsunternehmen Enervis. Allerdings stehen dieser Traumhochzeit aktuell noch viele Hindernisse im Weg, mussten Fritz Halla für die Windkraft und Katrin Weinand für PV und Speicher gleichzeitig konstatieren. So erlaubt das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erstmals, dass auch auf dem Gelände von Gewerbegebieten oder Industrieparks Erneuerbare-Energie-Anlagen (EEA) errichtet werden können. Andererseits ist dort zumeist abgesehen von den Dächern zu wenig Platz.

Soll ein Stromerzeuger direkt an ein Unternehmen liefern, empfiehlt es sich, auch eine direkte Stromleitung (direct wire) zu verlegen, um mögliche Netzentgelte und Abgaben zu sparen. Liegen beide nahe genug beieinander und regeln es vertraglich, fallen auch durch die Direktlieferung weniger Steuern an. Dabei gibt es jedoch regulatorische Hürden, wie etwa die 4,5 km Begrenzung. Wegen Hindernissen wie Straßen, Schienen oder Privatgrundstücken ist so eine Anbindung aber selten auf dem kürzesten Weg möglich, so die Berater.

Unterschiedliche Ziele vereinen

Zudem müssen die sehr unterschiedlichen Interessen des möglichen Traumpaars unter einen Hut gebracht werden. So benötigen Errichter von EEA möglichst langfristige Abnahmegarantien zu festen Zahlungen, um bei der Bank günstige Kredite zu bekommen. Ein Unternehmen aber schließt seine Energieverträge für gewöhnlich für wenige Monate oder Jahre, auch um flexibel auf seinen Bedarf und Preisentwicklungen reagieren zu können. Und beide Seiten müssen natürlich auch Gewinn machen.

Unternehmen sind heute laut Enervis teils durch gesetzliche Vorgaben und den CO2-Preis, teils aufgrund eigener Zielstellungen bemüht, möglichst viel erneuerbaren Strom zu nutzen. Beim Direktbezug über PPA bleibt aber immer ein Teil offen, der hinzugeliefert werden muss, wenn die Sonne nicht scheint oder zu wenig Wind weht. Und der Parkbetreiber will auch an Feiertagen seinen Strom loswerden, wenn das Unternehmen pausiert. So sei es fast immer nötig, einen Dienstleister einzubinden, der für den Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch sorgt, berichteten die Berater.

Auch dessen Bezahlung fresse an den Preisvorteilen, die die Direktbelieferung durch den Wegfall von einigen Umlagen und Abgaben verspricht. Zudem sei eine Befreiung von Anlagen über 2 MW Leistung nur über steuerrechtliche Beratung erreichbar. Damit es sich wirklich lohnt und nicht unnötig kompliziert wird, regionalen Ökostrom auch regional zu liefern, seien daher noch etliche Änderungen nötig, stellten die Enervis-Vertreter fest.

Industriestrompreis als Bremse

Ein Industriestrompreis könnte einen Hochlauf von PPA sogar verhindern und verunsichere schon heute die Branche, stellte Halla fest. So sei noch nicht klar, wer daran teilhaben könnte und wer nicht, und wie hoch er ausfallen würde. In diesem Zusammenhang nannte er ein Positionspapier der FDP zum Eigenstrom-PPA interessant. Dieses will das Eigenstromprivileg ausweiten, auch wenn ein Unternehmen einen Dienstleister anheuert, um seinen Grünstrom zu beschaffen. Es soll für zehn Jahre gelten.

Zielgruppe sollen vor allem kleinere und mittlere Unternehmen sein, die sich keine eigene Stromerzeugung aufbauen können oder mit einem großen Energielieferanten ins Geschäft kommen, so der Entwurf. Daher sollte es möglichst ein standardisiertes Produkt geben und möglicherweise eine Bündelung des Bedarfs beispielsweise durch Energie-Einkaufsgenossenschaften mit Ausfallbürgschaften durch die KfW, so der FDP-Vorschlag.

Die Enervis-Dienstleister forderten von der Politik, zum Beispiel durch flächenspezifischen Privilegierung im Außenbereich es Stromerzeugern und -verbrauchern leichter zu machen, zusammenzukommen. Dann könnte über PPA der Ausbau von EEA auch ohne EEG-Förderung schneller vorangehen.

Zudem müssten regional zuständige Energieversorger Anreize bekommen, solche Projekte zu unterstützen, obwohl ihnen Kundenanteile wegbrechen. So könnten sie das Energiemanagement übernehmen oder den noch fehlenden Strom liefern, der über den PPA hinaus benötigt wird. In jedem Fall sei es vorteilhaft, wenn die Stromnetze weniger belastet werden und mehr Wertschöpfung vor Ort verbleibt, appellierten Halla und Weinand.
 
Mögliche Enervis-Dienstleistungen für PPA-Partner
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Quelle: Enervis

Freitag, 3.11.2023, 16:38 Uhr
Susanne Harmsen

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