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Energie & Management > Gaskraftwerke - Heizkraftwerk Potsdam leidet unter Altersschwäche
Die Steuerung des Heizkraftwerks Potsdam bereitet offenbar Sorge. Quelle: EWP / Beate Wätzel
Gaskraftwerke

Heizkraftwerk Potsdam leidet unter Altersschwäche

Manchmal kann die Energiewende nicht schnell genug gehen. Mit einem Zeitsprung ins Jahr 2035 zum Beispiel wäre Potsdam sein Heizkraftwerk los, das zunehmend unter Altersschwäche leidet.
Das Heizkraftwerk Süd in Potsdam feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag. Für Menschen kein Alter, für die technische Anlage allerdings bricht bereits das letzte Lebensviertel an. 2035 soll das Kraftwerk laut Ratsbeschluss der Stadt Potsdam ausgemustert sein. Als bedürfte es noch eines Beweises, dass dies nötig ist, häufen sich aktuell die Störmeldungen.

Der Betriebsablauf in dem gasbetriebenen Kraftwerk läuft aktuell nicht rund, und erst im November sah die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP), ein Unternehmen der kommunalen Stadtwerke, die Zeit für eine Mitteilung gekommen. Den ersten von zwei Blöcken musste der Versorger vom Netz nehmen, nachdem er bei Wartungsarbeiten Schäden an einer Turbine entdeckt hatte.

Der Ausfall von Block I hatte zwar keine Auswirkungen auf die Fernwärmeversorgung der Stadt im Speckgürtel von Berlin. Hier reichte die Kapazität des anderen Blocks, um die Erzeugungslücke zu kompensieren. Allerdings dient das Kraftwerk auch der Stromversorgung für Brandenburgs Landeshauptstadt. Und die war aufgrund des Schadens unterbrochen.

Ende 2024 Strom an der Börse zugekauft

Weil nicht alle Ersatzteile schnell zu besorgen waren, so die EWP, habe sich die Reparatur erheblich verzögert. Dadurch musste der Versorger Strom an der Börse hinzukaufen. Welche finanzielle Belastung der Schaden am Block I dadurch verursachte, wollte die EWP im Anschluss ermitteln. Auf Anfrage dieser Redaktion wollte eine Sprecherin allerdings keine Aussagen dazu tätigen.

Ebenso einsilbig blieb das Unternehmen mit Blick auf den neuerlichen Schaden, über den zuerst die vor Ort erscheinende Zeitung Märkische Allgemeine mit der Schlagzeile „Schon wieder Havarie in Potsdamer Heizkraftwerk“ berichtet hatte. Von einer Havarie könne keine Rede sein, so die Sprecherin. Wovon dann, bleibt unklar, weil die EWP dies als Betriebsgeheimnis behandelt und laut Sprecherin nicht kommunizieren wolle.

Die Zeitung jedenfalls spricht von einer Störung in der Steuerung der Anlage, die Auswirkungen auf das Zusammenspiel der beiden Gasturbinen habe. Das wollte die Sprecherin auf Anfrage nicht bestätigen.

Möglicher Anlagenausfall dem Aufsichtsrat gemeldet

Sie erklärte allerdings, das Unternehmen habe dem Aufsichtsrat mitgeteilt, dass der Vorfall unter Umständen zu einem Ausfall des Kraftwerks führen könne. Das ist von Bedeutung, weil die Anlage mit ihrer Kapazität von 84 MW etwa 75 Prozent des Strombedarfs und 85 Prozent des Fernwärmebedarfs der 190.000 Menschen zählenden Stadt deckt.

Es bestehe allerdings kein Grund zur Beunruhigung, so die Sprecherin. Schadenfälle bei einer alternden Anlage seien in den Etatplänen berücksichtigt. Daher sei die EWP auf die entstehenden Kosten vorbereitet. Auf die Finanzierbarkeit der bis 2035 zu realisierenden Alternativen hätten die Reparaturen keinen Einfluss.

Rund 350 Millionen Euro kostet Potsdams Umbau der Wärmeerzeugung (wir berichteten), einen Großteil des Geldes muss die EWP vorfinanzieren. Denn die erheblichen Bundesmittel von bislang 75 Prozent der Investitionskosten laufen erst auf den Konten des Versorgers ein, sobald die zu bauenden Anlagen ans Netz gehen.

Bekanntlich sollen acht verschiedene Projekte an die Stelle des Heizkraftwerks treten, etwa Tiefengeothermie, Abwärme aus einem Klärwerk und Blockheizkraftwerke. Jeder Euro, den die EWP bis dahin nicht in die Reparatur des Heizkraftwerks Süd stecken muss, wäre ein Anlass zur Freude im Jahr des runden Geburtstags.

Donnerstag, 6.02.2025, 17:29 Uhr
Volker Stephan
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Die Steuerung des Heizkraftwerks Potsdam bereitet offenbar Sorge. Quelle: EWP / Beate Wätzel
Gaskraftwerke
Heizkraftwerk Potsdam leidet unter Altersschwäche
Manchmal kann die Energiewende nicht schnell genug gehen. Mit einem Zeitsprung ins Jahr 2035 zum Beispiel wäre Potsdam sein Heizkraftwerk los, das zunehmend unter Altersschwäche leidet.
Das Heizkraftwerk Süd in Potsdam feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag. Für Menschen kein Alter, für die technische Anlage allerdings bricht bereits das letzte Lebensviertel an. 2035 soll das Kraftwerk laut Ratsbeschluss der Stadt Potsdam ausgemustert sein. Als bedürfte es noch eines Beweises, dass dies nötig ist, häufen sich aktuell die Störmeldungen.

Der Betriebsablauf in dem gasbetriebenen Kraftwerk läuft aktuell nicht rund, und erst im November sah die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP), ein Unternehmen der kommunalen Stadtwerke, die Zeit für eine Mitteilung gekommen. Den ersten von zwei Blöcken musste der Versorger vom Netz nehmen, nachdem er bei Wartungsarbeiten Schäden an einer Turbine entdeckt hatte.

Der Ausfall von Block I hatte zwar keine Auswirkungen auf die Fernwärmeversorgung der Stadt im Speckgürtel von Berlin. Hier reichte die Kapazität des anderen Blocks, um die Erzeugungslücke zu kompensieren. Allerdings dient das Kraftwerk auch der Stromversorgung für Brandenburgs Landeshauptstadt. Und die war aufgrund des Schadens unterbrochen.

Ende 2024 Strom an der Börse zugekauft

Weil nicht alle Ersatzteile schnell zu besorgen waren, so die EWP, habe sich die Reparatur erheblich verzögert. Dadurch musste der Versorger Strom an der Börse hinzukaufen. Welche finanzielle Belastung der Schaden am Block I dadurch verursachte, wollte die EWP im Anschluss ermitteln. Auf Anfrage dieser Redaktion wollte eine Sprecherin allerdings keine Aussagen dazu tätigen.

Ebenso einsilbig blieb das Unternehmen mit Blick auf den neuerlichen Schaden, über den zuerst die vor Ort erscheinende Zeitung Märkische Allgemeine mit der Schlagzeile „Schon wieder Havarie in Potsdamer Heizkraftwerk“ berichtet hatte. Von einer Havarie könne keine Rede sein, so die Sprecherin. Wovon dann, bleibt unklar, weil die EWP dies als Betriebsgeheimnis behandelt und laut Sprecherin nicht kommunizieren wolle.

Die Zeitung jedenfalls spricht von einer Störung in der Steuerung der Anlage, die Auswirkungen auf das Zusammenspiel der beiden Gasturbinen habe. Das wollte die Sprecherin auf Anfrage nicht bestätigen.

Möglicher Anlagenausfall dem Aufsichtsrat gemeldet

Sie erklärte allerdings, das Unternehmen habe dem Aufsichtsrat mitgeteilt, dass der Vorfall unter Umständen zu einem Ausfall des Kraftwerks führen könne. Das ist von Bedeutung, weil die Anlage mit ihrer Kapazität von 84 MW etwa 75 Prozent des Strombedarfs und 85 Prozent des Fernwärmebedarfs der 190.000 Menschen zählenden Stadt deckt.

Es bestehe allerdings kein Grund zur Beunruhigung, so die Sprecherin. Schadenfälle bei einer alternden Anlage seien in den Etatplänen berücksichtigt. Daher sei die EWP auf die entstehenden Kosten vorbereitet. Auf die Finanzierbarkeit der bis 2035 zu realisierenden Alternativen hätten die Reparaturen keinen Einfluss.

Rund 350 Millionen Euro kostet Potsdams Umbau der Wärmeerzeugung (wir berichteten), einen Großteil des Geldes muss die EWP vorfinanzieren. Denn die erheblichen Bundesmittel von bislang 75 Prozent der Investitionskosten laufen erst auf den Konten des Versorgers ein, sobald die zu bauenden Anlagen ans Netz gehen.

Bekanntlich sollen acht verschiedene Projekte an die Stelle des Heizkraftwerks treten, etwa Tiefengeothermie, Abwärme aus einem Klärwerk und Blockheizkraftwerke. Jeder Euro, den die EWP bis dahin nicht in die Reparatur des Heizkraftwerks Süd stecken muss, wäre ein Anlass zur Freude im Jahr des runden Geburtstags.

Donnerstag, 6.02.2025, 17:29 Uhr
Volker Stephan

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