E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Klimaschutz - Habeck setzt auf Erdgas und Wasserstoff aus Norwegen
Quelle: Fotolia
Klimaschutz

Habeck setzt auf Erdgas und Wasserstoff aus Norwegen

Der Bundeswirtschaftsminister führt in Oslo Gespräche, um die Kooperation mit Norwegen zu vertiefen, dem aktuell wichtigsten Erdgaslieferanten Deutschlands.
Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) war vom 4. bis 6. Januar auf Delegationsreise in Oslo. Bei seinen Gesprächen mit Politikern und Unternehmern ging es um über die nächsten Schritte der deutsch-norwegischen Energiekooperation. Seit dem Wegfall der Erdgaslieferungen aus Russland ist Norwegen zum wichtigsten Gaslieferanten für Deutschland mit über einem Drittel des Bedarfs geworden. Für die Zukunft planen beide Länder auch die Lieferung von Wasserstoff nach Deutschland sowie die Speicherung deutscher CO2-Emissionen in norwegischen Offshore-Speichern (CCS).

Selten in ihrer Geschichte seien die beiden Länder so aufeinander angewiesen gewesen, betonte der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Störe bei seinem Treffen mit Habeck. „Deutschland ist der wichtigste Partner Norwegens in Europa“, so der Ministerpräsident bei seinem Treffen. Für die künftige Zusammenarbeit in dem Bereich unterzeichneten Habeck und Störe eine gemeinsame Erklärung.

Wasserstoff für Deutschland und Norwegen

Ziel sei der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Entwicklung einer dekarbonisierten Industrie. Ein Kernpunkt ist der geplante gemeinsame Bau einer Wasserstoff-Pipeline, die bis 2030 die Versorgung von Norwegen nach Deutschland ermöglichen soll. Dabei soll zunächst aus Erdgas unter Abscheidung von CO2 „blauer“ Wasserstoff erzeugt werden. Später könne er durch „grünen“ Wasserstoff aus erneuerbarem Strom, zum Beispiel von Offshore-Windturbinen ersetzt werden.

Störe sagte, es brauche Wege zum Umgang mit Treibhausgas-Emissionen aus Industrien, bei denen sich der CO2-Ausstoß trotz neuer Technologien nur schwer senken lasse – in Müllverbrennungsanlagen oder Zementwerken etwa. Dafür sei die CO2-Verpressung in Norwegen sicher erprobt. „Seit den 1990ern haben wir in der Nordsee und seit 2008 in der Barentssee CO2 abgeschieden und es zweieinhalbtausend Meter unter den Meeresboden gedrückt – und wir können dokumentieren, dass es sicher gelagert wird“, sagte der Ministerpräsident. Das sei ein Weg für das Einhalten der Klimaschutzverpflichtungen. Habeck sagte zum Thema CCS: „Lieber CO2 in die Erde als in die Atmosphäre“.
 
Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) bei seiner Rede in Oslo auf dem Norwegischen Arbeitgeberkongress
Quelle: NHO

Deutschland will Kohle bis 2030 ablösen

Für den Klimaschutz will Deutschland die Kohle in der deutschen Energieversorgung bis 2030 weitgehend durch Wasserstoffkraftwerke ersetzen, sagte Bundeswirtschaftsminister Habeck. Der benötigte Wasserstoff könnte zum Teil aus Norwegen bereitgestellt werden. „Norwegen, das seinen volkswirtschaftlichen Reichtum auf dem Export von Öl und Gas aufgebaut hat“, müsse seine Energie dekarbonisieren, sagte Habeck bei seiner Rede auf der Jahrestagung des norwegischen Arbeitgeberverbandes (NHO). Deutschland sei ein künftiger Abnehmer für die dekarbonisierte Energie.

Habeck dankte zugleich den Norwegern für die erhöhten Gas- und Stromlieferungen seit dem russischen Überfall auf die Ukraine und dem damit verbundenen Ausbleiben von Brennstofflieferungen aus Russland. Das norwegische Unternehmen Equinor und der Essener RWE-Konzern sagten am 5. Januar den gemeinsamen Aufbau von Infrastruktur für diese Wasserstoff-Zusammenarbeit zu. Der aktuelle Entwurf zur Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie Deutschlands sieht auch den Import und Einsatz von blauem Wasserstoff in Deutschland vor, weil kurzfristig nicht genug aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung stehen werde.

Umweltschützer kritisieren Geld für fossile Technologien

Die Umweltorganisationen Friends of the Earth Norway und Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisierten die Pläne zur Nutzung von Erdgas für Wasserstoff. DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner sagte: „Blauer Wasserstoff geht mit Erdgasförderung und fossiler Infrastruktur einher und bindet Geld und Ressourcen, die dann bei grünen Technologien fehlen.“ 

In Norwegen soll CO2 ab 2024 in großen Mengen unter dem Meeresboden verschwinden. Unter anderem in dem Zementwerk Brevik rund 150 Kilometer südlich von Oslo soll CO2 abgespalten, verflüssigt und anschließend vor der Küste Norwegens in 2600 Metern Tiefe gespeichert werden. Habeck will das Werk am 6. Januar 2023 besuchen. Schon im Dezember 2020 hatte das norwegische Parlament beschlossen, das Auffangen und Lagern von CO2 im milliardenschweren Projekt „Longship“ staatlich zu fördern. An dem Projekt sind neben dem norwegischen Staat große Ölkonzerne wie Shell und Total Energies beteiligt.

Donnerstag, 5.01.2023, 15:05 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Klimaschutz - Habeck setzt auf Erdgas und Wasserstoff aus Norwegen
Quelle: Fotolia
Klimaschutz
Habeck setzt auf Erdgas und Wasserstoff aus Norwegen
Der Bundeswirtschaftsminister führt in Oslo Gespräche, um die Kooperation mit Norwegen zu vertiefen, dem aktuell wichtigsten Erdgaslieferanten Deutschlands.
Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) war vom 4. bis 6. Januar auf Delegationsreise in Oslo. Bei seinen Gesprächen mit Politikern und Unternehmern ging es um über die nächsten Schritte der deutsch-norwegischen Energiekooperation. Seit dem Wegfall der Erdgaslieferungen aus Russland ist Norwegen zum wichtigsten Gaslieferanten für Deutschland mit über einem Drittel des Bedarfs geworden. Für die Zukunft planen beide Länder auch die Lieferung von Wasserstoff nach Deutschland sowie die Speicherung deutscher CO2-Emissionen in norwegischen Offshore-Speichern (CCS).

Selten in ihrer Geschichte seien die beiden Länder so aufeinander angewiesen gewesen, betonte der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Störe bei seinem Treffen mit Habeck. „Deutschland ist der wichtigste Partner Norwegens in Europa“, so der Ministerpräsident bei seinem Treffen. Für die künftige Zusammenarbeit in dem Bereich unterzeichneten Habeck und Störe eine gemeinsame Erklärung.

Wasserstoff für Deutschland und Norwegen

Ziel sei der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Entwicklung einer dekarbonisierten Industrie. Ein Kernpunkt ist der geplante gemeinsame Bau einer Wasserstoff-Pipeline, die bis 2030 die Versorgung von Norwegen nach Deutschland ermöglichen soll. Dabei soll zunächst aus Erdgas unter Abscheidung von CO2 „blauer“ Wasserstoff erzeugt werden. Später könne er durch „grünen“ Wasserstoff aus erneuerbarem Strom, zum Beispiel von Offshore-Windturbinen ersetzt werden.

Störe sagte, es brauche Wege zum Umgang mit Treibhausgas-Emissionen aus Industrien, bei denen sich der CO2-Ausstoß trotz neuer Technologien nur schwer senken lasse – in Müllverbrennungsanlagen oder Zementwerken etwa. Dafür sei die CO2-Verpressung in Norwegen sicher erprobt. „Seit den 1990ern haben wir in der Nordsee und seit 2008 in der Barentssee CO2 abgeschieden und es zweieinhalbtausend Meter unter den Meeresboden gedrückt – und wir können dokumentieren, dass es sicher gelagert wird“, sagte der Ministerpräsident. Das sei ein Weg für das Einhalten der Klimaschutzverpflichtungen. Habeck sagte zum Thema CCS: „Lieber CO2 in die Erde als in die Atmosphäre“.
 
Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) bei seiner Rede in Oslo auf dem Norwegischen Arbeitgeberkongress
Quelle: NHO

Deutschland will Kohle bis 2030 ablösen

Für den Klimaschutz will Deutschland die Kohle in der deutschen Energieversorgung bis 2030 weitgehend durch Wasserstoffkraftwerke ersetzen, sagte Bundeswirtschaftsminister Habeck. Der benötigte Wasserstoff könnte zum Teil aus Norwegen bereitgestellt werden. „Norwegen, das seinen volkswirtschaftlichen Reichtum auf dem Export von Öl und Gas aufgebaut hat“, müsse seine Energie dekarbonisieren, sagte Habeck bei seiner Rede auf der Jahrestagung des norwegischen Arbeitgeberverbandes (NHO). Deutschland sei ein künftiger Abnehmer für die dekarbonisierte Energie.

Habeck dankte zugleich den Norwegern für die erhöhten Gas- und Stromlieferungen seit dem russischen Überfall auf die Ukraine und dem damit verbundenen Ausbleiben von Brennstofflieferungen aus Russland. Das norwegische Unternehmen Equinor und der Essener RWE-Konzern sagten am 5. Januar den gemeinsamen Aufbau von Infrastruktur für diese Wasserstoff-Zusammenarbeit zu. Der aktuelle Entwurf zur Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie Deutschlands sieht auch den Import und Einsatz von blauem Wasserstoff in Deutschland vor, weil kurzfristig nicht genug aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung stehen werde.

Umweltschützer kritisieren Geld für fossile Technologien

Die Umweltorganisationen Friends of the Earth Norway und Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisierten die Pläne zur Nutzung von Erdgas für Wasserstoff. DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner sagte: „Blauer Wasserstoff geht mit Erdgasförderung und fossiler Infrastruktur einher und bindet Geld und Ressourcen, die dann bei grünen Technologien fehlen.“ 

In Norwegen soll CO2 ab 2024 in großen Mengen unter dem Meeresboden verschwinden. Unter anderem in dem Zementwerk Brevik rund 150 Kilometer südlich von Oslo soll CO2 abgespalten, verflüssigt und anschließend vor der Küste Norwegens in 2600 Metern Tiefe gespeichert werden. Habeck will das Werk am 6. Januar 2023 besuchen. Schon im Dezember 2020 hatte das norwegische Parlament beschlossen, das Auffangen und Lagern von CO2 im milliardenschweren Projekt „Longship“ staatlich zu fördern. An dem Projekt sind neben dem norwegischen Staat große Ölkonzerne wie Shell und Total Energies beteiligt.

Donnerstag, 5.01.2023, 15:05 Uhr
Susanne Harmsen

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.