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Energie & Management > Veranstaltung - H2-Forum will Europas Wasserstoffzukunft anschieben
Quelle: Pixabay / Steve Cliff
Veranstaltung

H2-Forum will Europas Wasserstoffzukunft anschieben

Auf dem "H2-Forum" in Berlin wollen Fachleute die Wasserstoffwirtschaft schnell voranbringen. Nicht nur die Klimaerwärmung, auch der Ukrainekrieg treiben sie an.
Europas Fahrplan für die Wasserstoffwirtschaft war das Thema von Jorgo Chatzimarkakis, Geschäftsführer von Hydrogen Europe. Auf der Veranstaltung „H2-Forum 2023“ in Berlin sprach er für den europäischen Wasserstoff-Dachverband. Er kritisierte die hohen Anforderungen, die die europäische Regulierung für die Herkunftsnachweise von grünem Wasserstoff setze und begrüßte die ehrgeizigen Vorgaben für den Einsatz des erneuerbaren Gases in Industrie und Mobilität bis 2030.

„Kein anderes Land auf der Welt verlangt, dass Elektrolyseure für ‚grünen‘ Wasserstoff ihren Strom nur aus zusätzlich errichteten Anlagen beziehen dürfen“, sagte Chatzimarkakis. Die EU habe aber festgelegt, dass nur erneuerbare Stromerzeuger, die in den letzten 36 Monaten ans Netz gegangen seien, erlaubt seien. Später sollte sogar stundengenau nachgewiesen werden, woher der Strom für die Elektrolyse stammt. „Das wird den Wasserstoff teurer machen“, warnte er. Andere Nationen wie Japan und Südkorea oder die USA schliefen nicht und könnten mit günstigerer Produktion punkten.

Vorsichtiger Optimismus

In einer Diskussionsrunde am 6. Juni ging es dann um die nötigen Maßnahmen, um die Wasserstoffproduktion in Europa zu entfesseln. Dabei sagte Filip Smeets, CCO von Nel Hydrogen aus Norwegen, er sei optimistisch, dass die Entwicklung schnell voranginge. „Ich halte den Krieg in der Ukraine für einen Katalysator, weil es nötig wird, schneller von russischem Erdgas unabhängig zu werden“, sagte Smeets. Der Klimawandel allein hätte als Motivation nicht so stark gewirkt, meinte er.

Sein Unternehmen habe gerade mit General Motors in den USA einen Vertrag über eine Zusammenarbeit geschlossen, um Wasserstoff auch in der Mobilität durchzusetzen, berichtete Smeets. Derzeit sei sein Unternehmen dabei, Elektrolyseure im Megawattbereich umzusetzen, dafür den nötigen Maschinenbau und die Lieferketten aufzubauen, was er europaweit für wichtig hält.

H2 noch kein Geschäftsmodell

Nicht ganz so optimistisch äußerte sich Ana Quelhas. Die Direktorin für Wasserstoff bei EDP Renewables mit Sitz in Spanien kritisierte den ausstehenden regulatorischen Rahmen. Er verzögere die endgültigen Investitionsentscheidungen auch für ihr Unternehmen, das in Europa, den USA und Brasilien Projekte vorantreibe. „Wir wollen bis 2030 Elektrolyseure mit einer Leistung von 3.000 MW installiert haben“, sagte sie.

„Was fehlt ist nicht das Geld oder die Technik oder die Beziehungen zwischen Lieferanten und Abnehmern, sondern dieses funktionierende Geschäftsmodell, das alle zusammenführt“, so Quelhas. Die Branche benötige die richtigen Anreize in der Regulierung, um loszulegen. Die Motivation der Beteiligten sei aber hoch und so könne 2023 kann ein Durchbruchjahr für Wasserstoff werden.

Nils Aldag, Geschäftsführer der deutschen Sunfire, hofft, dass mit der Förderung der europäischen Wasserstoffbank künftig Kosten um die 4 Euro je Kilogramm Wasserstoff möglich sein werden. Aktuell betrügen sie noch bis zu 12 Euro/kg. Er wünschte sich mehr Offenheit in der Wahl von Technologien zur Wasserstofferzeugung bei den Regulatoren. Zugleich unterstrich Aldag, dass Speichermöglichkeiten extrem wichtig werden. Wasserstoff könne helfen, die Ausbeute an erneuerbarem Strom zu erhöhen, müsse aber für die sichere Versorgung gespeichert werden.
 
Paneldiskussion auf dem H2 Forum: (v.li.) Timm Kehler (Zukunft Gas – Moderator), Axel Wietfeld (Uniper), Ana Quelhas (EDP Renewables), Filip Smeets (Nel Hydrogen) und Nils Aldag (Sunfire)
Quelle: E&M/Harmsen

Gasspeicher fit für Wasserstoff

Sein Unternehmen sei bereits dabei, alle Erdgasspeicher für Wasserstoff zu ertüchtigen, unterstrich Axel Wietfeld, Geschäftsführer von Uniper Hydrogen. Deutschland. Europa hätten zudem viele Salzkavernen, die zusätzlich genutzt werden könnten. Die ersten Erfahrungen aus einem Projekt in Bad Lauchstädt zeigten die extreme Komplexität der H2-Produktion und Verteilung, sowohl technisch wie regulatorisch, berichtete er. Der Abschluss von Differenzverträgen für staatliche Förderung, die Genehmigungen und die Vernetzung von Wasserstoff mit Industrieproduktion, Speicherung und Mobilität benötigten noch weitaus mehr Zeit als eingespielte Prozesse. „Die Dinge sind aber in Bewegung“, versicherte Wietfeld.

In Wilhelmshaven mache Uniper alles fit für eine Wasserstoffproduktion, aber auch den Import in Form von Ammoniak. Dies sei die vielversprechendste Form des Transports, sagte er. „Zuerst wird einheimische Produktion kommen, dann Importe“, prognostizierte Wietfeld. Er begrüßte die Öffnung der deutschen Importinitiative H2 Global für die EU. Die niederländische Regierung habe zuletzt ihre Beteiligung angekündigt und die ersten Ausschreibungen für Lieferungen im vergangenen Jahr seien bereits erfolgreich gewesen.

Dienstag, 6.06.2023, 13:52 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Veranstaltung - H2-Forum will Europas Wasserstoffzukunft anschieben
Quelle: Pixabay / Steve Cliff
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H2-Forum will Europas Wasserstoffzukunft anschieben
Auf dem "H2-Forum" in Berlin wollen Fachleute die Wasserstoffwirtschaft schnell voranbringen. Nicht nur die Klimaerwärmung, auch der Ukrainekrieg treiben sie an.
Europas Fahrplan für die Wasserstoffwirtschaft war das Thema von Jorgo Chatzimarkakis, Geschäftsführer von Hydrogen Europe. Auf der Veranstaltung „H2-Forum 2023“ in Berlin sprach er für den europäischen Wasserstoff-Dachverband. Er kritisierte die hohen Anforderungen, die die europäische Regulierung für die Herkunftsnachweise von grünem Wasserstoff setze und begrüßte die ehrgeizigen Vorgaben für den Einsatz des erneuerbaren Gases in Industrie und Mobilität bis 2030.

„Kein anderes Land auf der Welt verlangt, dass Elektrolyseure für ‚grünen‘ Wasserstoff ihren Strom nur aus zusätzlich errichteten Anlagen beziehen dürfen“, sagte Chatzimarkakis. Die EU habe aber festgelegt, dass nur erneuerbare Stromerzeuger, die in den letzten 36 Monaten ans Netz gegangen seien, erlaubt seien. Später sollte sogar stundengenau nachgewiesen werden, woher der Strom für die Elektrolyse stammt. „Das wird den Wasserstoff teurer machen“, warnte er. Andere Nationen wie Japan und Südkorea oder die USA schliefen nicht und könnten mit günstigerer Produktion punkten.

Vorsichtiger Optimismus

In einer Diskussionsrunde am 6. Juni ging es dann um die nötigen Maßnahmen, um die Wasserstoffproduktion in Europa zu entfesseln. Dabei sagte Filip Smeets, CCO von Nel Hydrogen aus Norwegen, er sei optimistisch, dass die Entwicklung schnell voranginge. „Ich halte den Krieg in der Ukraine für einen Katalysator, weil es nötig wird, schneller von russischem Erdgas unabhängig zu werden“, sagte Smeets. Der Klimawandel allein hätte als Motivation nicht so stark gewirkt, meinte er.

Sein Unternehmen habe gerade mit General Motors in den USA einen Vertrag über eine Zusammenarbeit geschlossen, um Wasserstoff auch in der Mobilität durchzusetzen, berichtete Smeets. Derzeit sei sein Unternehmen dabei, Elektrolyseure im Megawattbereich umzusetzen, dafür den nötigen Maschinenbau und die Lieferketten aufzubauen, was er europaweit für wichtig hält.

H2 noch kein Geschäftsmodell

Nicht ganz so optimistisch äußerte sich Ana Quelhas. Die Direktorin für Wasserstoff bei EDP Renewables mit Sitz in Spanien kritisierte den ausstehenden regulatorischen Rahmen. Er verzögere die endgültigen Investitionsentscheidungen auch für ihr Unternehmen, das in Europa, den USA und Brasilien Projekte vorantreibe. „Wir wollen bis 2030 Elektrolyseure mit einer Leistung von 3.000 MW installiert haben“, sagte sie.

„Was fehlt ist nicht das Geld oder die Technik oder die Beziehungen zwischen Lieferanten und Abnehmern, sondern dieses funktionierende Geschäftsmodell, das alle zusammenführt“, so Quelhas. Die Branche benötige die richtigen Anreize in der Regulierung, um loszulegen. Die Motivation der Beteiligten sei aber hoch und so könne 2023 kann ein Durchbruchjahr für Wasserstoff werden.

Nils Aldag, Geschäftsführer der deutschen Sunfire, hofft, dass mit der Förderung der europäischen Wasserstoffbank künftig Kosten um die 4 Euro je Kilogramm Wasserstoff möglich sein werden. Aktuell betrügen sie noch bis zu 12 Euro/kg. Er wünschte sich mehr Offenheit in der Wahl von Technologien zur Wasserstofferzeugung bei den Regulatoren. Zugleich unterstrich Aldag, dass Speichermöglichkeiten extrem wichtig werden. Wasserstoff könne helfen, die Ausbeute an erneuerbarem Strom zu erhöhen, müsse aber für die sichere Versorgung gespeichert werden.
 
Paneldiskussion auf dem H2 Forum: (v.li.) Timm Kehler (Zukunft Gas – Moderator), Axel Wietfeld (Uniper), Ana Quelhas (EDP Renewables), Filip Smeets (Nel Hydrogen) und Nils Aldag (Sunfire)
Quelle: E&M/Harmsen

Gasspeicher fit für Wasserstoff

Sein Unternehmen sei bereits dabei, alle Erdgasspeicher für Wasserstoff zu ertüchtigen, unterstrich Axel Wietfeld, Geschäftsführer von Uniper Hydrogen. Deutschland. Europa hätten zudem viele Salzkavernen, die zusätzlich genutzt werden könnten. Die ersten Erfahrungen aus einem Projekt in Bad Lauchstädt zeigten die extreme Komplexität der H2-Produktion und Verteilung, sowohl technisch wie regulatorisch, berichtete er. Der Abschluss von Differenzverträgen für staatliche Förderung, die Genehmigungen und die Vernetzung von Wasserstoff mit Industrieproduktion, Speicherung und Mobilität benötigten noch weitaus mehr Zeit als eingespielte Prozesse. „Die Dinge sind aber in Bewegung“, versicherte Wietfeld.

In Wilhelmshaven mache Uniper alles fit für eine Wasserstoffproduktion, aber auch den Import in Form von Ammoniak. Dies sei die vielversprechendste Form des Transports, sagte er. „Zuerst wird einheimische Produktion kommen, dann Importe“, prognostizierte Wietfeld. Er begrüßte die Öffnung der deutschen Importinitiative H2 Global für die EU. Die niederländische Regierung habe zuletzt ihre Beteiligung angekündigt und die ersten Ausschreibungen für Lieferungen im vergangenen Jahr seien bereits erfolgreich gewesen.

Dienstag, 6.06.2023, 13:52 Uhr
Susanne Harmsen

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