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Energie & Management > Wasserstoff - Grünes Ammoniak als Königsmacher
Quelle: Fotolia
Wasserstoff

Grünes Ammoniak als Königsmacher

Bereits 2025 könnte grüner Wasserstoff wettbewerbsfähig werden. Dieser Ansicht ist eine Studie von AT Kearney und Uniper. Der Import von grünem Ammoniak spielt dabei eine Rolle. 
Importiert als grünes Ammoniak, kann grünem Wasserstoff der Sprung in die Konkurrenzfähigkeit gegenüber grauem und blauem Wasserstoff gelingen. Davon zeigen sich die Autoren der Studie von Uniper und AT Kearney überzeugt. Ihre Studie trägt den Titel "Competitiveness of green hydrogen import pathways for Germany in 2025" und untersucht die unterschiedlichen Transportpfade für grünen Wasserstoff bis 2025. 

Am Import des grünen Wasserstoffs führt laut der Autorinnen und Autoren generell kein Weg vorbei. Sie verweisen auf die Pläne der deutschen nationalen Wasserstoffstrategie: Bis zum Jahr 2030 prognostiziert diese einen jährlichen Wasserstoffverbrauch von 90 bis 110 Mrd. kWh. Die inländische Produktion soll im gleichen Zeitraum lediglich eine jährliche Kapazität von 14 Mrd. kWh erreichen. "Die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung rechnet mit einem grünen Wasserstoffbedarf, der mit hiesigen erneuerbaren Energiequellen nach bisherigem Planungsstand nicht gedeckt werden kann", stellt Sumit Mitra klar. Bei AT Kearney ist er Experte für die Optimierung von Wertschöpfungsketten. Die Kernfrage sei daher, woher und in welcher Form der grüne Wasserstoff nach Deutschland kommen werde. Auf das "in welcher Form" legten die Autoren das Augenmerk ihrer Studie.

Fokus auf den Transportweg via Schiff

Dabei fokussieren sie ihre Analyse auf den Langstreckentransport über den Schiffsweg. Der Grund: Der von den europäischen Fernleitungsnetzbetreibern geplante Hydrogen Backbone über das Erdgasnetz quer durch Europa ist erst bis zum Jahr 2040 anvisiert und fällt daher aus der von Uniper und AT Kearney betrachteten Zeitspanne bis 2025.

Für den Langstreckentransport per Schiff kommen laut der Studie grundsätzlich drei Umwandlungspfade des Wasserstoffs infrage: die Umwandlung in verflüssigten Wasserstoff (LH2), die Umwandlung in einen verflüssigten organischen Wasserstoffträger (LOHC) oder die Umwandlung in Ammoniak (NH3), da diese in Tanks gelagert werden können. 
 
Zum Download der Studie "Competitiveness of green hydrogen import pathways for Germany in 2025" bitte auf das Dokument klicken
Quelle: AT Kearney / Uniper

Innerhalb dieses Vergleichs sticht die Wirtschaftlichkeit des Ammoniaks hervor, wie Axel Wietfeld anmerkt. Der CEO von Uniper Hydrogen erklärt: Ammoniak ist ein Energieträger, der sich verhältnismäßig einfach und kostengünstig transportieren lässt und die Wasserstoffwirtschaft entscheidend vorantreiben kann". Der Transportweg über LOHC stünde in den kommenden Jahren noch nicht im großen Maßstab zur Verfügung, ganz anders als bei grünem Ammoniak. Laut Sumit Mitra lohne sich, getrieben durch die aktuelle CO2-Preisentwicklung, der Import des grünen Ammoniaks bereits heute.

Ausgereifte Großsynthese-Technologie bei Ammoniak

Ammoniak werde bereits als Grundstoff für Düngemittel verwendet. Dessen Import in der "grünen" Variante werde zur Dekarbonisierung der Düngemittelindustrie beitragen und gleichzeitig Investments zur Rückgewinnung von Wasserstoff aus Ammoniak ermöglichen, ist Mitra überzeugt. Zusammen mit seinen Mitautoren merkt er an, dass die Rückgewinnung des Wasserstoffs aus Ammoniak zwar energieintensiv sei. Die Untersuchung habe allerdings gezeigt, dass die Ammoniakroute kostengünstiger sei als in Deutschland erzeugter grüner Wasserstoff.

Ammoniak habe außerdem den Vorteil einer bestehenden und ausgereiften Großsynthese-Technologie und etablierter Prozesse entlang der Wertschöpfungskette (Haber-Bosch-Verfahren). "Diese Kombination verringert das Risiko von Investitionen in Ammoniakanwendungen und ebnet den Weg für die entstehende Infrastruktur zur Wasserstoffumwandlung", schreiben die Autoren. Aufgrund des bereits bestehenden Marktes und der etablierten Technologie werde sich Ammoniak als Transportmedium für Wasserstoff durchsetzen.

Auch andere Energieunternehmen haben bereits ihr Interesse an Ammoniak als bevorzugtes Trägermedium für Wasserstoff angemerkt. So gab etwa Eon am 25. Oktober Details zu seinem international angelegten Projekt "H2.Ruhr" bekannt (wir berichteten). In Kooperation mit den Energiekonzernen Enel und Iberdrola plant Eon den Aufbau eines Verteilnetzes samt Infrastruktur für Wasserstoff und Ammoniak im Ruhrgebiet. Dabei setzt der Essener Energiekonzern auf zwei Wertschöpfungsketten: in Ammoniak gebundener Wasserstoff soll aus Spanien kommen und grüner Strom zur Elektrolyse aus Italien.

Die 14 Seiten umfassende Studie "Competitiveness of green hydrogen import pathways for Germany in 2025" steht auf der Internetseite von AT Kearney zum Download bereit. 

Donnerstag, 28.10.2021, 12:03 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Wasserstoff - Grünes Ammoniak als Königsmacher
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Grünes Ammoniak als Königsmacher
Bereits 2025 könnte grüner Wasserstoff wettbewerbsfähig werden. Dieser Ansicht ist eine Studie von AT Kearney und Uniper. Der Import von grünem Ammoniak spielt dabei eine Rolle. 
Importiert als grünes Ammoniak, kann grünem Wasserstoff der Sprung in die Konkurrenzfähigkeit gegenüber grauem und blauem Wasserstoff gelingen. Davon zeigen sich die Autoren der Studie von Uniper und AT Kearney überzeugt. Ihre Studie trägt den Titel "Competitiveness of green hydrogen import pathways for Germany in 2025" und untersucht die unterschiedlichen Transportpfade für grünen Wasserstoff bis 2025. 

Am Import des grünen Wasserstoffs führt laut der Autorinnen und Autoren generell kein Weg vorbei. Sie verweisen auf die Pläne der deutschen nationalen Wasserstoffstrategie: Bis zum Jahr 2030 prognostiziert diese einen jährlichen Wasserstoffverbrauch von 90 bis 110 Mrd. kWh. Die inländische Produktion soll im gleichen Zeitraum lediglich eine jährliche Kapazität von 14 Mrd. kWh erreichen. "Die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung rechnet mit einem grünen Wasserstoffbedarf, der mit hiesigen erneuerbaren Energiequellen nach bisherigem Planungsstand nicht gedeckt werden kann", stellt Sumit Mitra klar. Bei AT Kearney ist er Experte für die Optimierung von Wertschöpfungsketten. Die Kernfrage sei daher, woher und in welcher Form der grüne Wasserstoff nach Deutschland kommen werde. Auf das "in welcher Form" legten die Autoren das Augenmerk ihrer Studie.

Fokus auf den Transportweg via Schiff

Dabei fokussieren sie ihre Analyse auf den Langstreckentransport über den Schiffsweg. Der Grund: Der von den europäischen Fernleitungsnetzbetreibern geplante Hydrogen Backbone über das Erdgasnetz quer durch Europa ist erst bis zum Jahr 2040 anvisiert und fällt daher aus der von Uniper und AT Kearney betrachteten Zeitspanne bis 2025.

Für den Langstreckentransport per Schiff kommen laut der Studie grundsätzlich drei Umwandlungspfade des Wasserstoffs infrage: die Umwandlung in verflüssigten Wasserstoff (LH2), die Umwandlung in einen verflüssigten organischen Wasserstoffträger (LOHC) oder die Umwandlung in Ammoniak (NH3), da diese in Tanks gelagert werden können. 
 
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Quelle: AT Kearney / Uniper

Innerhalb dieses Vergleichs sticht die Wirtschaftlichkeit des Ammoniaks hervor, wie Axel Wietfeld anmerkt. Der CEO von Uniper Hydrogen erklärt: Ammoniak ist ein Energieträger, der sich verhältnismäßig einfach und kostengünstig transportieren lässt und die Wasserstoffwirtschaft entscheidend vorantreiben kann". Der Transportweg über LOHC stünde in den kommenden Jahren noch nicht im großen Maßstab zur Verfügung, ganz anders als bei grünem Ammoniak. Laut Sumit Mitra lohne sich, getrieben durch die aktuelle CO2-Preisentwicklung, der Import des grünen Ammoniaks bereits heute.

Ausgereifte Großsynthese-Technologie bei Ammoniak

Ammoniak werde bereits als Grundstoff für Düngemittel verwendet. Dessen Import in der "grünen" Variante werde zur Dekarbonisierung der Düngemittelindustrie beitragen und gleichzeitig Investments zur Rückgewinnung von Wasserstoff aus Ammoniak ermöglichen, ist Mitra überzeugt. Zusammen mit seinen Mitautoren merkt er an, dass die Rückgewinnung des Wasserstoffs aus Ammoniak zwar energieintensiv sei. Die Untersuchung habe allerdings gezeigt, dass die Ammoniakroute kostengünstiger sei als in Deutschland erzeugter grüner Wasserstoff.

Ammoniak habe außerdem den Vorteil einer bestehenden und ausgereiften Großsynthese-Technologie und etablierter Prozesse entlang der Wertschöpfungskette (Haber-Bosch-Verfahren). "Diese Kombination verringert das Risiko von Investitionen in Ammoniakanwendungen und ebnet den Weg für die entstehende Infrastruktur zur Wasserstoffumwandlung", schreiben die Autoren. Aufgrund des bereits bestehenden Marktes und der etablierten Technologie werde sich Ammoniak als Transportmedium für Wasserstoff durchsetzen.

Auch andere Energieunternehmen haben bereits ihr Interesse an Ammoniak als bevorzugtes Trägermedium für Wasserstoff angemerkt. So gab etwa Eon am 25. Oktober Details zu seinem international angelegten Projekt "H2.Ruhr" bekannt (wir berichteten). In Kooperation mit den Energiekonzernen Enel und Iberdrola plant Eon den Aufbau eines Verteilnetzes samt Infrastruktur für Wasserstoff und Ammoniak im Ruhrgebiet. Dabei setzt der Essener Energiekonzern auf zwei Wertschöpfungsketten: in Ammoniak gebundener Wasserstoff soll aus Spanien kommen und grüner Strom zur Elektrolyse aus Italien.

Die 14 Seiten umfassende Studie "Competitiveness of green hydrogen import pathways for Germany in 2025" steht auf der Internetseite von AT Kearney zum Download bereit. 

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Davina Spohn

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