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Energie & Management > F&E - Grüner Wasserstoff aus Klärschlamm und Kunststoff
Quelle: Fotolia / alphaspirit
F&E

Grüner Wasserstoff aus Klärschlamm und Kunststoff

An einem neuartigen Verfahren zur Herstellung von grünem Wasserstoff arbeitet das Augsburger Start-up Green Hydrogen Technology. Nun startet der Bau einer Pilotanlage in Österreich.
Abfallstoffe wie Klärschlamm und Plastikmüll aus Ausgangsstoffe zur Herstellung grünen Wasserstoffs − das bayerische Unternehmen Green Hydrogen Technology hat hierzu an einem Verfahren getüftelt. Dieses wollen die Augsburger nun in der Praxis auf Herz und Nieren prüfen. Noch in diesem Monat soll in Leoben, 60 km nordwestlich von Graz, der Bau der Versuchsanlage starten. Dies gab das 2020 gegründete Start-up am 9. November bekannt. 

"Anders als bei der Elektrolyse, mit der man durch Einsatz von elektrischer Energie Wasser in seine Bestandteile zerlegt und so Wasserstoff gewinnt, setzen wir auf ein Heißgasverfahren", erklärt Nadja Rondhame. Sie ist Verfahrensingenieurin bei Green Hydrogen Technology. Dadurch werde gegenüber der Elektrolyse ein deutlich höherer Wirkungsgrad und Output realisiert. "Gleichzeitig sind wir CO2-neutral, was von der Elektrolyse aufgrund des oftmals eingesetzten Strommixes nicht immer behauptet werden kann", ergänzt Rondhame.

Zum Zeitplan: Im Mai 2022 plant Green Hydrogen Technology, die Baumaßnahmen für die zwölf Meter hohe Anlage auf einer Gesamtfläche von etwa 150 m2 abzuschließen. Im Juni 2022 soll die Versuchsanlage schließlich erstmals Wasserstoff erzeugen. 

Sobald der Tüv die Zusammensetzung des gewonnenen Wasserstoffs zertifiziert haben wird, will Green Hydrogen Technology die Vermarktung der Stufe-2-Anlagen starten und insbesondere Kommunen und Industrie ansprechen. Parallel will das Unternehmen dann auch die Praxis-Erprobung der Stufe 1 angehen. 

Die bisherigen Entwicklungskosten gibt das Start-up mit 3 Mio. Euro an. Das Geld stammt aus privaten Mitteln. Green Hydrogen Technologie will künftig als Co-Betreiber der Anlagen agieren oder Lizenzen zur Nutzung der Technologie an Firmen oder Gemeinden als alleinige Betreiber vergeben.

Details zum Heißgasverfahren

Der Aufbau des von Green Hydrogen Technology entwickelten Heißgasverfahrens ist zweistufig: 

In Stufe 1 werden die Ausgangsstoffe mithilfe von reinem Sauerstoff und sehr hohen Temperaturen in Heißgas umgewandelt, in Stufe 2 aufgeschmolzener Kunststoff in das Heißgas injiziert und so gasförmiger Wasserstoff gewonnen. Durch Zugabe von Wasser entsteht Wassergas, ein Gemisch aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Das Wassergas wird anschließend in einer zweistufigen Katalyse zu sogenanntem Sauergas, das volumenmäßig bereits 40 % Wasserstoff enthält. In einem weiteren Schritt wird daraus schließlich reiner Wasserstoff gewonnen. Das dabei ebenfalls entstehende CO2 lässt sich als technisches Gas abscheiden und weiterverwerten.

Stufe 2 kann auch, wie es aus Augsburg heißt, eigenständig betrieben und an bestehende Biogas-Anlagen angedockt werden. Diese Stufe 2 ist es, die in der Praxis auf österreichischem Boden erprobt werden soll. Anstelle des Heißgases aus Klärschlamm wird kommt Biogas zum Einsatz.

Das Start-up versichert, dass während des gesamten Prozesses − im Gegensatz zur Verbrennung von Abfallstoffen − keine Giftstoffe wie Dioxine anfallen. Verfahrensingenieurin Nadja Rondhame erklärt: "Wir erzeugen nicht nur saubere Energie, sondern führen auch Abfallstoffe wie Klärschlamm und Plastikmüll einer sinnvollen Nutzung zu." Das Start-up lässt das Verfahren patentieren.
 

Mittwoch, 10.11.2021, 13:36 Uhr
Davina Spohn
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Grüner Wasserstoff aus Klärschlamm und Kunststoff
An einem neuartigen Verfahren zur Herstellung von grünem Wasserstoff arbeitet das Augsburger Start-up Green Hydrogen Technology. Nun startet der Bau einer Pilotanlage in Österreich.
Abfallstoffe wie Klärschlamm und Plastikmüll aus Ausgangsstoffe zur Herstellung grünen Wasserstoffs − das bayerische Unternehmen Green Hydrogen Technology hat hierzu an einem Verfahren getüftelt. Dieses wollen die Augsburger nun in der Praxis auf Herz und Nieren prüfen. Noch in diesem Monat soll in Leoben, 60 km nordwestlich von Graz, der Bau der Versuchsanlage starten. Dies gab das 2020 gegründete Start-up am 9. November bekannt. 

"Anders als bei der Elektrolyse, mit der man durch Einsatz von elektrischer Energie Wasser in seine Bestandteile zerlegt und so Wasserstoff gewinnt, setzen wir auf ein Heißgasverfahren", erklärt Nadja Rondhame. Sie ist Verfahrensingenieurin bei Green Hydrogen Technology. Dadurch werde gegenüber der Elektrolyse ein deutlich höherer Wirkungsgrad und Output realisiert. "Gleichzeitig sind wir CO2-neutral, was von der Elektrolyse aufgrund des oftmals eingesetzten Strommixes nicht immer behauptet werden kann", ergänzt Rondhame.

Zum Zeitplan: Im Mai 2022 plant Green Hydrogen Technology, die Baumaßnahmen für die zwölf Meter hohe Anlage auf einer Gesamtfläche von etwa 150 m2 abzuschließen. Im Juni 2022 soll die Versuchsanlage schließlich erstmals Wasserstoff erzeugen. 

Sobald der Tüv die Zusammensetzung des gewonnenen Wasserstoffs zertifiziert haben wird, will Green Hydrogen Technology die Vermarktung der Stufe-2-Anlagen starten und insbesondere Kommunen und Industrie ansprechen. Parallel will das Unternehmen dann auch die Praxis-Erprobung der Stufe 1 angehen. 

Die bisherigen Entwicklungskosten gibt das Start-up mit 3 Mio. Euro an. Das Geld stammt aus privaten Mitteln. Green Hydrogen Technologie will künftig als Co-Betreiber der Anlagen agieren oder Lizenzen zur Nutzung der Technologie an Firmen oder Gemeinden als alleinige Betreiber vergeben.

Details zum Heißgasverfahren

Der Aufbau des von Green Hydrogen Technology entwickelten Heißgasverfahrens ist zweistufig: 

In Stufe 1 werden die Ausgangsstoffe mithilfe von reinem Sauerstoff und sehr hohen Temperaturen in Heißgas umgewandelt, in Stufe 2 aufgeschmolzener Kunststoff in das Heißgas injiziert und so gasförmiger Wasserstoff gewonnen. Durch Zugabe von Wasser entsteht Wassergas, ein Gemisch aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Das Wassergas wird anschließend in einer zweistufigen Katalyse zu sogenanntem Sauergas, das volumenmäßig bereits 40 % Wasserstoff enthält. In einem weiteren Schritt wird daraus schließlich reiner Wasserstoff gewonnen. Das dabei ebenfalls entstehende CO2 lässt sich als technisches Gas abscheiden und weiterverwerten.

Stufe 2 kann auch, wie es aus Augsburg heißt, eigenständig betrieben und an bestehende Biogas-Anlagen angedockt werden. Diese Stufe 2 ist es, die in der Praxis auf österreichischem Boden erprobt werden soll. Anstelle des Heißgases aus Klärschlamm wird kommt Biogas zum Einsatz.

Das Start-up versichert, dass während des gesamten Prozesses − im Gegensatz zur Verbrennung von Abfallstoffen − keine Giftstoffe wie Dioxine anfallen. Verfahrensingenieurin Nadja Rondhame erklärt: "Wir erzeugen nicht nur saubere Energie, sondern führen auch Abfallstoffe wie Klärschlamm und Plastikmüll einer sinnvollen Nutzung zu." Das Start-up lässt das Verfahren patentieren.
 

Mittwoch, 10.11.2021, 13:36 Uhr
Davina Spohn

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