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Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Grubengas: Neues Gold unter Tage
Quelle: Fotolia / TwilightArtPictures
E&M Vor 20 Jahren

Grubengas: Neues Gold unter Tage

Ende 2001 wurde im Ruhrgebiet noch Steinkohle gefördert. Daneben sorgten die Zechen aber auch sogar für „erneuerbare Energie“.
E&M-Redakteur Ralf Köpke berichtete im Dezember 2001 über die Pläne des RAG-Konzerns, Grubengas für die Stromerzeugung zu nutzen.
 
Im Ruhrgebiet gibt es unter Tage nicht mehr allein Steinkohle als Energieträger zu gewinnen: Seitdem mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz auch Strom aus Grubengas vergütet wird, ist dieses methanhaltige Gasgemisch viel zu schade fürs kalte Abfackeln, sprich, das unkontrollierte Ablassen in die Luft. Bei der Klimarelevanz – das Methan schädigt die Atmosphäre 23-mal mehr als das Kohlendioxid – war die Aufnahme ins EEG längst überfällig.

Während es im Saarland schon seit Jahrzehnten eine flächendeckende Grubengas-Nutzung gibt, hinkte das Ruhrgebiet mit einigen wenigen Projekten weit hinterher. Das EEG hatte schon vor seinem In-Kraft-Treten im April 2000 einen Run auf die unterirdischen Claims ausgelöst. Mittlerweile haben die zuständigen Bergbaubehörden 40 Bewilligungen für die Grubengas-Nutzung ausgesprochen, von denen rund die Hälfte auf den RAG-Konzern entfällt.

Der RAG-Konzern plant bis zu 50 Grubengas-Kraftwerke in NRW
 
Im RAG-Tower gegenüber dem Essener Hauptbahnhof hat man große Pläne mit dem neuen Energieträger: Bis Ende Juni will der Bergbau- und Technologiekonzern bis zu 50 Grubengas-Blockheizkraftwerke mit einer elektrischen Gesamtleistung von rund 60 MW am Netz haben. Dabei sind bis zu 15 Power-Pakete im aktiven Bergbau, sprich, in den noch fördernden Zechen sowie bis zu 35 Anlagen in stillgelegten Schächten geplant.
Jährlich sollen so 450 Mio. kWh Strom aus dem unterirdisch abgesaugten Methangas erzeugt werden.
 
Wolfgang Röhner, der bei der Deutschen Steinkohle AG die Abteilung Kraft- und Energiewirtschaft leitet, kommentiert diese Zahlen: „Klar, es ist ein ambitioniertes Programm, aber wir verfügen nicht nur über das entsprechende Know-how, sondern auch die richtigen Partner.“ Röhner ist gleichzeitig auch Geschäftsführer der Minegas GmbH und der Mingas-Power GmbH, mit denen die RAG an der Gewinnung und Nutzung der Grubengas-Energie zusammenarbeitet. Sind an der Minegas mit der G.A.S. Gastechnik GmbH und der Lambda Gesellschaft für Deponiegastechnik mbh zwei mittelständische Firmen beteiligt (Anteil jeweils 12,6 Prozent), so hält die RWE Power AG an der Mingas-Power einen 40-prozentigen Anteil. Die Wahl des Essener Stromkonzerns ist nicht nur wegen der räumlichen Nähe kein Zufall: „Ãœberall da, wo wir den erzeugten Strom einspeisen wollen, ist das RWE der Netzbetreiber“, so Röhner zur Strategie bei der Partnersuche.
 
Bis zur Adventszeit hatten die RAG-Unternehmen schon sieben Grubengas-Kraftwerke mit einer Leistung von jeweils 1,5 MW in Betrieb genommen. „Damit liegen wir gut im Zeitplan, sodass es mit den übrigen Projekten bis Sommer auch wirklich klappen kann“, meint Röhner. Damit das Gros der projektierten Grubengas-BHKW „fluppt“, setzt der RAG-Konzern auch auf die Unterstützung der Ende Oktober gegründeten Grubengas-Initiative NRW, die maßgeblich vom Düsseldorfer Wirtschaftsministerium initiiert worden ist. RAG-Mann Röhner: „Noch tun sich die zuständigen Genehmigungsbehörden in einigen Städten schwer, die Grubengas-Container zu bewilligen.“ Der Energieträger sei zu neu und zu wenig bekannt. Da die Düsseldorfer Landesregierung auch auf die verstärkte Grubengas-Nutzung für ihr Klimaschutz-Konzept setzt, erhofft sich die RAG so manche erfolgreiche „Aufklärungsgespräche“ hinter den Kulissen. Und noch aus einem anderen Grund setzt Röhner auf die Grubengas-Initiative: „Es darf bei den 40 schon bewilligten Projekten nicht zu einem Wettabsaugen unter Tage kommen, was die Wirtschaftlichkeit einzelner Anlagen gefährden könnte“, warnt Röhner. Die Grubengas-Initiative könne da „wertvolle Vermittlungsarbeit“ leisten.

„Es darf bei den 40 schon bewilligten Projekten nicht zu einem Wettabsaugen unter Tage kommen“
 
Auf andere Aktivitäten der neuen Landesinitiative setzt Clemens Backhaus, Vorsitzender des Interessenverbandes Grubengas (IVG): „Da im Revier die wichtigsten Felder schon aufgeteilt sind, müssen wir mit unserer Technik in den Export.“ Dabei denkt Backhaus, Grubengas-Experte des Fraunhofer-Instituts Umsicht in Oberhausen, an Bergbauländer wie Polen oder die Ukraine: „Das sind für mich die nächsten Märkte.“ Dem RAG-Konzern bescheinigt der IVG-Vorsitzende ein „kooperatives Verhalten“ bei der Zusammenarbeit mit ihren Wettbewerbern: „Die Bergbau-Abteilung hat die entsprechenden Firmen schon in die entsprechenden geologischen Karten gucken lassen, was sich nicht von allen Grundstückseigentümern sagen lässt.“

Dass die neuen RAG-Grubengasfirmen auch an Auslandsaufträgen interessiert sind, ist keine Frage. Chef-Koordinator Röhner hält sich allerdings bedeckt: „Für uns haben die deutschen Projekte Vorrang.“ Auf den Geschmack, das Methangas auch im Ausland zu nutzen, ist die RAG Coal International AG bei ihren Zechen in Wyoming gekommen. Genutzt wird im Powder River Becken im US-Staat Wyoming ein Flözgas, auch Coal Bed Methane genannt (CBM). „Bei dem hohen Methangehalt von bis zu 95 Prozent können wir das Gas direkt ohne weitere Aufbereitung in die Erdgasnetze leiten“, erklärt Projektleiter Heinrich Steinmann. Allein in Wyoming plant die Auslandstochter des RAG-Konzerns eine monatliche Gasförderung von 16,5 Mio. m3. Nach RAG-Berechnungen lässt sich die dortige Einspeisekapazität auf längere Sicht vervierfachen. Bei den Gasbrunnen in Wyoming soll es aber nicht bleiben. Auch in Pennsylvania prüft RAG Coal International die CBM-Nutzung.
 
Noch in den „Kinderschuhen“ stecken in Essen die Ãœberlegungen, auch an den beteiligten Gruben im australischen Queensland das Flözgas zu nutzen. „Wir wollen bis spätestens 2004 eine Potenzialstudie vorlegen“, skizziert der studierte Geologe Steinmann den weiteren Zeitplan.
 
 

Donnerstag, 9.12.2021, 10:41 Uhr
Ralf Köpke
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Grubengas: Neues Gold unter Tage
Ende 2001 wurde im Ruhrgebiet noch Steinkohle gefördert. Daneben sorgten die Zechen aber auch sogar für „erneuerbare Energie“.
E&M-Redakteur Ralf Köpke berichtete im Dezember 2001 über die Pläne des RAG-Konzerns, Grubengas für die Stromerzeugung zu nutzen.
 
Im Ruhrgebiet gibt es unter Tage nicht mehr allein Steinkohle als Energieträger zu gewinnen: Seitdem mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz auch Strom aus Grubengas vergütet wird, ist dieses methanhaltige Gasgemisch viel zu schade fürs kalte Abfackeln, sprich, das unkontrollierte Ablassen in die Luft. Bei der Klimarelevanz – das Methan schädigt die Atmosphäre 23-mal mehr als das Kohlendioxid – war die Aufnahme ins EEG längst überfällig.

Während es im Saarland schon seit Jahrzehnten eine flächendeckende Grubengas-Nutzung gibt, hinkte das Ruhrgebiet mit einigen wenigen Projekten weit hinterher. Das EEG hatte schon vor seinem In-Kraft-Treten im April 2000 einen Run auf die unterirdischen Claims ausgelöst. Mittlerweile haben die zuständigen Bergbaubehörden 40 Bewilligungen für die Grubengas-Nutzung ausgesprochen, von denen rund die Hälfte auf den RAG-Konzern entfällt.

Der RAG-Konzern plant bis zu 50 Grubengas-Kraftwerke in NRW
 
Im RAG-Tower gegenüber dem Essener Hauptbahnhof hat man große Pläne mit dem neuen Energieträger: Bis Ende Juni will der Bergbau- und Technologiekonzern bis zu 50 Grubengas-Blockheizkraftwerke mit einer elektrischen Gesamtleistung von rund 60 MW am Netz haben. Dabei sind bis zu 15 Power-Pakete im aktiven Bergbau, sprich, in den noch fördernden Zechen sowie bis zu 35 Anlagen in stillgelegten Schächten geplant.
Jährlich sollen so 450 Mio. kWh Strom aus dem unterirdisch abgesaugten Methangas erzeugt werden.
 
Wolfgang Röhner, der bei der Deutschen Steinkohle AG die Abteilung Kraft- und Energiewirtschaft leitet, kommentiert diese Zahlen: „Klar, es ist ein ambitioniertes Programm, aber wir verfügen nicht nur über das entsprechende Know-how, sondern auch die richtigen Partner.“ Röhner ist gleichzeitig auch Geschäftsführer der Minegas GmbH und der Mingas-Power GmbH, mit denen die RAG an der Gewinnung und Nutzung der Grubengas-Energie zusammenarbeitet. Sind an der Minegas mit der G.A.S. Gastechnik GmbH und der Lambda Gesellschaft für Deponiegastechnik mbh zwei mittelständische Firmen beteiligt (Anteil jeweils 12,6 Prozent), so hält die RWE Power AG an der Mingas-Power einen 40-prozentigen Anteil. Die Wahl des Essener Stromkonzerns ist nicht nur wegen der räumlichen Nähe kein Zufall: „Ãœberall da, wo wir den erzeugten Strom einspeisen wollen, ist das RWE der Netzbetreiber“, so Röhner zur Strategie bei der Partnersuche.
 
Bis zur Adventszeit hatten die RAG-Unternehmen schon sieben Grubengas-Kraftwerke mit einer Leistung von jeweils 1,5 MW in Betrieb genommen. „Damit liegen wir gut im Zeitplan, sodass es mit den übrigen Projekten bis Sommer auch wirklich klappen kann“, meint Röhner. Damit das Gros der projektierten Grubengas-BHKW „fluppt“, setzt der RAG-Konzern auch auf die Unterstützung der Ende Oktober gegründeten Grubengas-Initiative NRW, die maßgeblich vom Düsseldorfer Wirtschaftsministerium initiiert worden ist. RAG-Mann Röhner: „Noch tun sich die zuständigen Genehmigungsbehörden in einigen Städten schwer, die Grubengas-Container zu bewilligen.“ Der Energieträger sei zu neu und zu wenig bekannt. Da die Düsseldorfer Landesregierung auch auf die verstärkte Grubengas-Nutzung für ihr Klimaschutz-Konzept setzt, erhofft sich die RAG so manche erfolgreiche „Aufklärungsgespräche“ hinter den Kulissen. Und noch aus einem anderen Grund setzt Röhner auf die Grubengas-Initiative: „Es darf bei den 40 schon bewilligten Projekten nicht zu einem Wettabsaugen unter Tage kommen, was die Wirtschaftlichkeit einzelner Anlagen gefährden könnte“, warnt Röhner. Die Grubengas-Initiative könne da „wertvolle Vermittlungsarbeit“ leisten.

„Es darf bei den 40 schon bewilligten Projekten nicht zu einem Wettabsaugen unter Tage kommen“
 
Auf andere Aktivitäten der neuen Landesinitiative setzt Clemens Backhaus, Vorsitzender des Interessenverbandes Grubengas (IVG): „Da im Revier die wichtigsten Felder schon aufgeteilt sind, müssen wir mit unserer Technik in den Export.“ Dabei denkt Backhaus, Grubengas-Experte des Fraunhofer-Instituts Umsicht in Oberhausen, an Bergbauländer wie Polen oder die Ukraine: „Das sind für mich die nächsten Märkte.“ Dem RAG-Konzern bescheinigt der IVG-Vorsitzende ein „kooperatives Verhalten“ bei der Zusammenarbeit mit ihren Wettbewerbern: „Die Bergbau-Abteilung hat die entsprechenden Firmen schon in die entsprechenden geologischen Karten gucken lassen, was sich nicht von allen Grundstückseigentümern sagen lässt.“

Dass die neuen RAG-Grubengasfirmen auch an Auslandsaufträgen interessiert sind, ist keine Frage. Chef-Koordinator Röhner hält sich allerdings bedeckt: „Für uns haben die deutschen Projekte Vorrang.“ Auf den Geschmack, das Methangas auch im Ausland zu nutzen, ist die RAG Coal International AG bei ihren Zechen in Wyoming gekommen. Genutzt wird im Powder River Becken im US-Staat Wyoming ein Flözgas, auch Coal Bed Methane genannt (CBM). „Bei dem hohen Methangehalt von bis zu 95 Prozent können wir das Gas direkt ohne weitere Aufbereitung in die Erdgasnetze leiten“, erklärt Projektleiter Heinrich Steinmann. Allein in Wyoming plant die Auslandstochter des RAG-Konzerns eine monatliche Gasförderung von 16,5 Mio. m3. Nach RAG-Berechnungen lässt sich die dortige Einspeisekapazität auf längere Sicht vervierfachen. Bei den Gasbrunnen in Wyoming soll es aber nicht bleiben. Auch in Pennsylvania prüft RAG Coal International die CBM-Nutzung.
 
Noch in den „Kinderschuhen“ stecken in Essen die Ãœberlegungen, auch an den beteiligten Gruben im australischen Queensland das Flözgas zu nutzen. „Wir wollen bis spätestens 2004 eine Potenzialstudie vorlegen“, skizziert der studierte Geologe Steinmann den weiteren Zeitplan.
 
 

Donnerstag, 9.12.2021, 10:41 Uhr
Ralf Köpke

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