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Energie & Management > E-World - Großhandelspreise noch nicht bei Verbrauchern angekommen
Quelle: Shutterstock / Visionsi
E-World

Großhandelspreise noch nicht bei Verbrauchern angekommen

Private und industrielle Kunden müssen sich in nächster Zeit auf deutlich höhere Gaspreise einstellen.
Fast wie ein Weihnachtswunsch klang es: "Wenn alles klappt, verfügen wir zum Jahreswechsel beziehungsweise in den Wochen danach über LNG-Kapazitäten vor unseren Küsten für ein Volumen von immerhin 33 Milliarden Kubikmetern." Oliver Krischer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, drückte beim vom Süddeutschen Verlag (SV) organisierten "Führungstreffen Energie", der traditionellen Vorabveranstaltung zur E-world in Essen, nicht nur verbal aufs Tempo.

"Für uns ist das Liquified Natural Gas (LNG) ein ganz wichtiger Baustein, um die Importabhängigkeit von Putins Gas deutlich zu senken", sagte der Politiker. Dass der Bau der LNG-Terminals – bundesweit ist mittlerweile bis zu einem guten Dutzend Projekte die Rede – ihm als Grünen-Politiker nicht leicht falle, räumte Krischer bei einer Podiumsdiskussion in Essen offen ein: "Es gibt aber keine Alternative, ansonsten bleibt Deutschland erpressbar von Russlands Machthaber Putin."

Täglich über 100 Mio. m3 weniger Gas über Nord Stream 1

Selbst wenn wohl in Wilhelmshaven der Bau der ersten schwimmenden LNG-Anlandungsbrücken in wenigen Monaten abgeschlossen sein dürfte, bleibt eine spannende Frage: "Haben wir bis dahin auch die entsprechenden Mengen unter Vertrag genommen?", warf Klaus-Dieter Maubach, Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns Uniper. "Der Weltmarkt hat auf Deutschland als LNG-Player mit großer Nachfrage nicht gewartet." Viele der bekannten Produzentenländer hätten langfristige Verträge geschlossen, die die Handelsvolumen einschränkten.

Dass wohl der alte Grundsatz "pacta sunt servanda" (Verträge sind einzuhalten) auch in der Energiewirtschaft gelitten habe, berichtete Uniper-Chef in aller Offenheit: "Seit einigen Tagen fehlen jeden Tag mehr als 100 Millionen Kubikmeter Gasimporte, die in Deutschland aus der Nord-Stream-1-Leitung ankommen sollten." Trotz dieses Aderlasses könne Uniper bislang all seine Lieferverpflichtungen erfüllen: "Unsere Kunden, sei es in der Industrie oder auf Stadtwerkeseite, bekommen heute das Gas geliefert, das wir 2020 zu den damaligen Preisen eingekauft haben.

​Böses Erwachen für Verbraucher droht

Das heutige Preisniveau an den Wholesale-Märkten, betonte Maubach wiederholt mit Nachdruck, "ist bei den meisten Kunden noch gar nicht angekommen." Da diese Preiserhöhungen nicht wie an der Tankstelle gleich weitergereicht werden, ist klar, was kommt: Für so manchen Verbraucher wird es in einigen Wochen und Monate ein böses Erwachen geben. Ein böses Erwachen hat es in der Tat auch für Uniper gegeben: "Wenn ich unsere Ruhrgas-Vorgeschichte berücksichtige, hat es solche Liefereinschränkungen, wie wir sie derzeit erleben, seit 50 Jahren noch nie gegeben. Eine positive Entwicklung hob Maubach hervor: "Die Bundesregierung, die Unternehmen und Verbände arbeiten in dieser angespannten Situation an einem Strang, was in der Vergangenheit auch nicht immer der Fall gewesen ist." Anders drückte es Andreas Kuhlmann, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur, aus: "Was wir von der Bundesregierung in den zurückliegenden Wochen an Gesetzgebung erlebt haben, ist spektakulär." Das sei nur den wenigsten Bundesbürgerinnen und Bürgern bewusst.

Montag, 20.06.2022, 16:12 Uhr
Ralf Köpke
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Großhandelspreise noch nicht bei Verbrauchern angekommen
Private und industrielle Kunden müssen sich in nächster Zeit auf deutlich höhere Gaspreise einstellen.
Fast wie ein Weihnachtswunsch klang es: "Wenn alles klappt, verfügen wir zum Jahreswechsel beziehungsweise in den Wochen danach über LNG-Kapazitäten vor unseren Küsten für ein Volumen von immerhin 33 Milliarden Kubikmetern." Oliver Krischer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, drückte beim vom Süddeutschen Verlag (SV) organisierten "Führungstreffen Energie", der traditionellen Vorabveranstaltung zur E-world in Essen, nicht nur verbal aufs Tempo.

"Für uns ist das Liquified Natural Gas (LNG) ein ganz wichtiger Baustein, um die Importabhängigkeit von Putins Gas deutlich zu senken", sagte der Politiker. Dass der Bau der LNG-Terminals – bundesweit ist mittlerweile bis zu einem guten Dutzend Projekte die Rede – ihm als Grünen-Politiker nicht leicht falle, räumte Krischer bei einer Podiumsdiskussion in Essen offen ein: "Es gibt aber keine Alternative, ansonsten bleibt Deutschland erpressbar von Russlands Machthaber Putin."

Täglich über 100 Mio. m3 weniger Gas über Nord Stream 1

Selbst wenn wohl in Wilhelmshaven der Bau der ersten schwimmenden LNG-Anlandungsbrücken in wenigen Monaten abgeschlossen sein dürfte, bleibt eine spannende Frage: "Haben wir bis dahin auch die entsprechenden Mengen unter Vertrag genommen?", warf Klaus-Dieter Maubach, Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns Uniper. "Der Weltmarkt hat auf Deutschland als LNG-Player mit großer Nachfrage nicht gewartet." Viele der bekannten Produzentenländer hätten langfristige Verträge geschlossen, die die Handelsvolumen einschränkten.

Dass wohl der alte Grundsatz "pacta sunt servanda" (Verträge sind einzuhalten) auch in der Energiewirtschaft gelitten habe, berichtete Uniper-Chef in aller Offenheit: "Seit einigen Tagen fehlen jeden Tag mehr als 100 Millionen Kubikmeter Gasimporte, die in Deutschland aus der Nord-Stream-1-Leitung ankommen sollten." Trotz dieses Aderlasses könne Uniper bislang all seine Lieferverpflichtungen erfüllen: "Unsere Kunden, sei es in der Industrie oder auf Stadtwerkeseite, bekommen heute das Gas geliefert, das wir 2020 zu den damaligen Preisen eingekauft haben.

​Böses Erwachen für Verbraucher droht

Das heutige Preisniveau an den Wholesale-Märkten, betonte Maubach wiederholt mit Nachdruck, "ist bei den meisten Kunden noch gar nicht angekommen." Da diese Preiserhöhungen nicht wie an der Tankstelle gleich weitergereicht werden, ist klar, was kommt: Für so manchen Verbraucher wird es in einigen Wochen und Monate ein böses Erwachen geben. Ein böses Erwachen hat es in der Tat auch für Uniper gegeben: "Wenn ich unsere Ruhrgas-Vorgeschichte berücksichtige, hat es solche Liefereinschränkungen, wie wir sie derzeit erleben, seit 50 Jahren noch nie gegeben. Eine positive Entwicklung hob Maubach hervor: "Die Bundesregierung, die Unternehmen und Verbände arbeiten in dieser angespannten Situation an einem Strang, was in der Vergangenheit auch nicht immer der Fall gewesen ist." Anders drückte es Andreas Kuhlmann, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur, aus: "Was wir von der Bundesregierung in den zurückliegenden Wochen an Gesetzgebung erlebt haben, ist spektakulär." Das sei nur den wenigsten Bundesbürgerinnen und Bürgern bewusst.

Montag, 20.06.2022, 16:12 Uhr
Ralf Köpke

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