Quelle: Badenova
Für ein grenzüberschreitendes Wasserstoffprojekt, an dem unter anderem die Netzgesellschaft der Badenova beteiligt ist, gibt es neue Partner in Südbaden.
Am Anfang stand eine Interessensabfrage. Ende 2023 haben die GRT Gaz, Terranets BW, und die Badenova Netze im Rahmen des Projekts „RHYn Interco“ die Unternehmen den Regionen Südlicher Oberrhein (Deutschland) und Grand Est (Frankreich) nach Wasserstoffbedarf und Erzeugungspotenzialen gefragt. Laut einer Mitteilung der Badenova haben sich zehn Unternehmen aus Deutschland aus unterschiedlichen Branchen gemeldet und einen Bedarf bis 2035 von rund 1,9 TWh an Energie aus Wasserstoff angegeben. Bislang nutzen sie Erdgas als Energieträger, um die aktuell 1,5 TWh zu decken.
Wie es in der Mitteilung weiter heißt, haben nun die Papierfabrik Koehler für Ihren Standort in Kehl und die Badischen Stahlwerke mit Sitz am selben Ort eine Absichtserklärung für die Abnahme großer Mengen an Wasserstoff unterzeichnet.
Für den Raum Kehl habe die Badenova bisher einen Bedarf von 540.000 MWh bei einer Höchstlast von 165 MW gemeldet bekommen. Die Koehler-Gruppe prüfe zudem die Umstellung von Anlagen und Prozessen auf Wasserstoff. Deren Technik-Vorstand Stefan Karrer erklärt: „Der Energiebedarf unserer Produktionsanlagen besteht zu einem Drittel aus Strom und zwei Dritteln aus Wärme.“ Zwar werde der Energiebedarf bereits überwiegend aus erneuerbaren Energien gedeckt, für die Trocknung der Spezialpapiere seien aber hohe Temperaturen notwendig, die langfristig gesehen den Einsatz von gasförmigen Brennstoffen erfordern. „Grüner Wasserstoff ist hier die nachhaltige Alternative zu Erdgas“, so Karrer. Daher sei der Anschluss an den European Hydrogen Backbone für das Unternehmen ein weiterer Schritt, um seine Klimaziele zu erreichen, so der Koehler-Vorstand.
Planungen für eine 15 Kilometer lange Leitung nach Kehl laufen
Auch die Badischen Stahlwerke, die bis 2045 klimaneutral werden wollen, wollen in ihrer Produktion Erdgas durch grünen Wasserstoff ersetzen. „Erdgas ist nach Strom unser zweitgrößter Energieträger und lässt sich nur zu einem geringen Teil einsparen beziehungsweise durch Strom ersetzen“, erläutert der technische Geschäftsführer Andreas Volkert. Der Stahlhersteller sei auf den Ausbau des Wasserstoffnetzes angewiesen, denn nur über Pipelines könnten die benötigten Mengen geliefert werden. Allerding schränkt Volkert ein: „Ein Umstieg auf Wasserstoff kommt für uns nur in Frage, wenn die Kosten es uns ermöglichen, international wettbewerbsfähig zu sein.“
Ab 2035 sollen sowohl die Papierfabrik als auch das Stahlwerk einen Leitungsanschluss für Wasserstoff haben. Badenova Netze habe bereits mit den Planungen für eine 15 Kilometer lange Leitung von der Übergabestation der Terranets BW bis nach Kehl begonnen. Die Umstellung der bestehenden Infrastruktur auf Wasserstoff sei im Gebiet um die südbadische Stadt leider nicht möglich, da die relevante Erdgas-Hochdruckleitung auch für die Versorgung anschließender Ortsnetze zuständig sei, heißt es in der Mitteilung.
Erst kürzlich hatte Hans-Martin Hellebrand, Vorstand der Badenova AG, im Gespräch mit E&M (erschienen in der Juni-Ausgabe von Energie & Management) erläutert, dass die Badenova ein eigenes Team aufgebaut hat, das sich um das Thema „CO2-freie Industrie“ kümmert und Effizienz- und Prozessberatung macht. Gleichzeitig zeigte sich Hellebrand überzeugt, dass die Industrie einen sehr wichtigen Beitrag zur Flexibilisierung des gesamten Energiesystems, insbesondere auch des Stromsystems, leisten kann. Allerdings werde das Potenzial seiner Meinung nach sowohl von den Energieversorgern als auch der Industrie noch unterschätzt. „Dabei gibt es viele Gelegenheiten, durch die Flexibilisierung des Verbrauchs für beide Seiten eine Win-win-Situation zu schaffen. Ganz besonders deutlich wird das in Zeiten negativer Preise“, betonte Hellebrand. Gleichzeitig wird seiner Überzeugung nach den Energieversorgern künftig mehr und mehr die Aufgabe zufallen, das Gesamtsystem „zu orchestrieren“.
Dienstag, 11.06.2024, 17:05 Uhr
Fritz Wilhelm
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