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Energie & Management > Regenerative - Goldgelber Gerstensaft aus dem Sauerland wird bald grün produziert
Quelle: Pixabay / Ralph Lindner
Regenerative

Goldgelber Gerstensaft aus dem Sauerland wird bald grün produziert

Goldgelbes in grünem Kleid: Mit einem „Jahrzehntprojekt“ will die sauerländische Brauerei Veltins bis 2033 komplett auf erneuerbare Energien umsteigen.
Wer „erneuerbares Pils“ hört, mag an Bierproduktion in Endlosschleifen denken. Im sauerländischen Grevenstein verbirgt sich dahinter allerdings der Plan einer Brauerei, binnen zehn Jahren den Energiebedarf komplett aus regenerativer Erzeugung zu decken. Veltins setzt dabei auf eigene Produktionsanlagen und will für diese einen zweistelligen Millionenbetrag investieren.

Wie eine Sprecherin der Brauerei auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt, stünden die genauen Dimensionen der Projekte noch nicht fest. Der Start im Mescheder Ortsteil Grevenstein aber soll mit eigenen Solaranlagen auf den Dächern der Sortierungsanlage bereits in diesem Jahr erfolgen.

Wesentlicher Baustein der Eigenversorgung sollen künftig Windkraftanlagen sein. Mit Turbinen in unmittelbarer Nähe, aber außerhalb des Wassereinzugsbereichs, will Veltins „den gesamten Energiebedarf weitgehend absichern“, heißt es vom Unternehmen. Entwicklungspotenzial sieht Veltins auch in der Produktion von Biogas beziehungsweise im Betrieb eines Biomassekraftwerks.
 
Steht bald in einer Landschaft mit Windkraftanlagen: die Veltins-Brauerei in Meschede-Grevenstein (NRW).
Quelle: Veltins

LEE NRW sieht Aufbruchstimmung bei regionalen Firmen

Von etwaigen überschüssigen Mengen der Öko-Energie soll möglichst auch „das Dorf profitieren“, sagt Veltins-Generalbevollmächtigter Michael Huber. Aktuell sei Veltins für die Windkraft-Projekte mit Grundstückseigentümern in Verhandlungen. Die Brauerei glaubt, die Planungen binnen zwei Jahren abschließen und schon 2025 Energie aus Wind ernten zu können.

Das könne allerdings nur gelingen, wenn die Genehmigungsverfahren „schneller und einfacher“ laufen als aktuell, sagt Hans-Josef Vogel, neuer Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE NRW). Für Südwestfalen mit seinen vielen Industriebetrieben seien Veltins’ Vorhaben indes Teil einer Aufbruchstimmung, so Hans-Josef Vogel. Immer mehr Unternehmen wollten nach seiner Erkenntnis erneuerbaren Strom aus der Region beziehen. Die Windenergie-Flächen seien in vielen Wäldern, die durch den Klimawandel Schäden erlitten haben, vorhanden. Dazu sei die "alte Energieversorgung" spätestens seit Russlands Krieg überholt und unsicher.

Veltins hat nach eigenen Angaben neun Monate an seinem „Zukunftssicherungskonzept“ gearbeitet. Der komplette Umstieg auf Erneuerbare binnen zehn Jahren werde Wettbewerbsvorteile bringen sowie Standort- und Arbeitsplatzsicherheit schaffen, so Michael Huber. Die Brauerei beschäftigt 720 Menschen und deckt laut Unternehmensangaben aktuell ein Drittel des Energiebedarfs durch Strom, zwei Drittel über Gas. Das entspreche dem Verbrauch von 9.600 (Strom) beziehungsweise 3.600 Haushalten (Gas). 2033 soll 100 Prozent der benötigten Energie aus Erneuerbaren stammen.

Für die Brauerei ist es zwar der Einstieg in die Ökoenergien, aber nicht der erste Schritt zu mehr Energieeffizienz. 2017 zählte Veltins für die Deutsche Energieagentur (Dena) zu einem der zehn „Leuchttürme energieeffiziente Abwärmenutzung“. Damals hatten die Sauerländer für 6,2 Millionen Euro ihre Sudhaustechnik modernisiert. In diesem Zuge änderte die Firma die Brautechnik und stellte das Heizen der Bottiche von Frischdampf auf Warmwasser um. Dafür kommt über ein Energiespeichersystem vorhandene Abwärme aus der Drucklufterzeugung zum Einsatz. Ersparnis: 35 Prozent thermische und 30 Prozent elektrische Energie.

So unverzichtbar die Energiewende in den Augen von Michael Huber auch ist, mit der in Berlin regierenden Ampelkoalition ging der Veltins-Generalbevollmächtigte hart ins Gericht. Er bezeichnet die Bundesregierung als „kopflos“, weil sie „über Monate keine Garantien für eine sichere Energieversorgung beibringen“ konnte. Weil der Staat „seine Verantwortung für eine verlässliche Sicherstellung der energetischen Infrastruktur vernachlässigt“ habe, seien jetzt „Mittelstandstugenden gefragt“, so Michael Huber. Daher nehme Veltins die Millionen in die Hand, wozu es dank einer guten wirtschaftlichen Lage auch fähig sei.

Donnerstag, 1.06.2023, 15:23 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Regenerative - Goldgelber Gerstensaft aus dem Sauerland wird bald grün produziert
Quelle: Pixabay / Ralph Lindner
Regenerative
Goldgelber Gerstensaft aus dem Sauerland wird bald grün produziert
Goldgelbes in grünem Kleid: Mit einem „Jahrzehntprojekt“ will die sauerländische Brauerei Veltins bis 2033 komplett auf erneuerbare Energien umsteigen.
Wer „erneuerbares Pils“ hört, mag an Bierproduktion in Endlosschleifen denken. Im sauerländischen Grevenstein verbirgt sich dahinter allerdings der Plan einer Brauerei, binnen zehn Jahren den Energiebedarf komplett aus regenerativer Erzeugung zu decken. Veltins setzt dabei auf eigene Produktionsanlagen und will für diese einen zweistelligen Millionenbetrag investieren.

Wie eine Sprecherin der Brauerei auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt, stünden die genauen Dimensionen der Projekte noch nicht fest. Der Start im Mescheder Ortsteil Grevenstein aber soll mit eigenen Solaranlagen auf den Dächern der Sortierungsanlage bereits in diesem Jahr erfolgen.

Wesentlicher Baustein der Eigenversorgung sollen künftig Windkraftanlagen sein. Mit Turbinen in unmittelbarer Nähe, aber außerhalb des Wassereinzugsbereichs, will Veltins „den gesamten Energiebedarf weitgehend absichern“, heißt es vom Unternehmen. Entwicklungspotenzial sieht Veltins auch in der Produktion von Biogas beziehungsweise im Betrieb eines Biomassekraftwerks.
 
Steht bald in einer Landschaft mit Windkraftanlagen: die Veltins-Brauerei in Meschede-Grevenstein (NRW).
Quelle: Veltins

LEE NRW sieht Aufbruchstimmung bei regionalen Firmen

Von etwaigen überschüssigen Mengen der Öko-Energie soll möglichst auch „das Dorf profitieren“, sagt Veltins-Generalbevollmächtigter Michael Huber. Aktuell sei Veltins für die Windkraft-Projekte mit Grundstückseigentümern in Verhandlungen. Die Brauerei glaubt, die Planungen binnen zwei Jahren abschließen und schon 2025 Energie aus Wind ernten zu können.

Das könne allerdings nur gelingen, wenn die Genehmigungsverfahren „schneller und einfacher“ laufen als aktuell, sagt Hans-Josef Vogel, neuer Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE NRW). Für Südwestfalen mit seinen vielen Industriebetrieben seien Veltins’ Vorhaben indes Teil einer Aufbruchstimmung, so Hans-Josef Vogel. Immer mehr Unternehmen wollten nach seiner Erkenntnis erneuerbaren Strom aus der Region beziehen. Die Windenergie-Flächen seien in vielen Wäldern, die durch den Klimawandel Schäden erlitten haben, vorhanden. Dazu sei die "alte Energieversorgung" spätestens seit Russlands Krieg überholt und unsicher.

Veltins hat nach eigenen Angaben neun Monate an seinem „Zukunftssicherungskonzept“ gearbeitet. Der komplette Umstieg auf Erneuerbare binnen zehn Jahren werde Wettbewerbsvorteile bringen sowie Standort- und Arbeitsplatzsicherheit schaffen, so Michael Huber. Die Brauerei beschäftigt 720 Menschen und deckt laut Unternehmensangaben aktuell ein Drittel des Energiebedarfs durch Strom, zwei Drittel über Gas. Das entspreche dem Verbrauch von 9.600 (Strom) beziehungsweise 3.600 Haushalten (Gas). 2033 soll 100 Prozent der benötigten Energie aus Erneuerbaren stammen.

Für die Brauerei ist es zwar der Einstieg in die Ökoenergien, aber nicht der erste Schritt zu mehr Energieeffizienz. 2017 zählte Veltins für die Deutsche Energieagentur (Dena) zu einem der zehn „Leuchttürme energieeffiziente Abwärmenutzung“. Damals hatten die Sauerländer für 6,2 Millionen Euro ihre Sudhaustechnik modernisiert. In diesem Zuge änderte die Firma die Brautechnik und stellte das Heizen der Bottiche von Frischdampf auf Warmwasser um. Dafür kommt über ein Energiespeichersystem vorhandene Abwärme aus der Drucklufterzeugung zum Einsatz. Ersparnis: 35 Prozent thermische und 30 Prozent elektrische Energie.

So unverzichtbar die Energiewende in den Augen von Michael Huber auch ist, mit der in Berlin regierenden Ampelkoalition ging der Veltins-Generalbevollmächtigte hart ins Gericht. Er bezeichnet die Bundesregierung als „kopflos“, weil sie „über Monate keine Garantien für eine sichere Energieversorgung beibringen“ konnte. Weil der Staat „seine Verantwortung für eine verlässliche Sicherstellung der energetischen Infrastruktur vernachlässigt“ habe, seien jetzt „Mittelstandstugenden gefragt“, so Michael Huber. Daher nehme Veltins die Millionen in die Hand, wozu es dank einer guten wirtschaftlichen Lage auch fähig sei.

Donnerstag, 1.06.2023, 15:23 Uhr
Volker Stephan

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