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Energie & Management > Telekommunikation - Glasfaserausbau in Deutschland legt an Tempo zu
Quelle: iStock/zhudifen
Telekommunikation

Glasfaserausbau in Deutschland legt an Tempo zu

Der Knoten ist geplatzt, der Glasfaserausbau in Deutschland kommt ordentlich in Fahrt − das ist das zentrale Ergebnis der Marktanalyse 2021 des Bundesverbands  Breitbandkommunikation.
Gemeinsam mit dem Telekommunikationsexperten und Wirtschaftswissenschaftler Prof. Jens Böcker hat der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) am 27. Juli die aktuelle Analyse zum Stand des Glasfaserausbaus in Deutschland vorgestellt. Bei allen wichtigen Eckdaten ist eine positive Entwicklung zu verzeichnen.

So ist der Anteil der Glasfaseranschlüsse bis in die Gebäude und Wohnungen im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Haushalte und Unternehmen („Glasfaserquote“) zu Ende 2020 auf 17,7 % gestiegen nach 13,5 % im Vorjahr. Das entspricht einem Zuwachs von 1,9 Mio. auf insgesamt 8,3 Mio. Glasfaseranschlüsse deutschlandweit. Damit hat sich die Dynamik im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt. Deutschland steht auf Platz 3 der am stärksten wachsenden Glasfasermärkte in Europa.

Dennoch liegt Deutschland mit dieser Anschlussquote noch weit hinter Ländern wie etwa Südkorea, das laut OECD-Zahlen 2020 auf den Weltrekordwert von 83,9 % kam, oder dem europäischen Spitzenreiter Schweden mit 73 %. Böcker, der der Onlinepressekonferenz aus Schweden zugeschaltet war, konnte sich eine kleine Spitze nicht verkneifen: "Ich bin hier auf einer kleinen Insel mit nur neun Häusern und habe seit sechs Jahren Glasfaseranschluss."
 
Dynamik wird sich noch verstärken

Dennoch war bei der Breko-Veranstaltung nur Optimismus zu vernehmen. Denn die Ausbaudynamik wird sich in den nächsten Jahren wohl noch weiter verstärken: Für 2022 prognostiziert die Marktanalyse einen Anstieg auf knapp 11,5 Mio. Glasfaseranschlüsse – 7,9 Mio. davon durch alternative Netzbetreiber realisiert. Bis zum Jahr 2024 wird mit einem Anstieg auf 26 Mio. Anschlüsse gerechnet.
Die Zahl der gebuchten Glasfaseranschlüsse (“Take-up-Rate") im Verhältnis zu den verfügbaren Anschlüssen erhöhte sich trotz des deutlichen Zuwachses an neuen Glasfaseranschlüssen bei den im Breko organisierten Netzbetreibern - den Konkurrenten der Telekom - auf 43 % nach 42 % im Vorjahr.

Wesentliche Ergebnisse aus der Studie:
  • Die Datenmengen, die Unternehmen und Haushalte über ihren Festnetzanschluss empfangen und versenden, steigt jährlich um 30 bis 40 %. Von etwa 200 GB pro Monat 2020 wird der Wert bis 2025 auf knapp 900 GB pro Monat ansteigen. "Ein Ende des Datenwachstums ist bisher nicht absehbar", so Böcker. 
  • Im gewerblichen Bereich wird das Datenwachstum vor allem durch den Trend zu Cloudlösungen getrieben, im Privaten durch Internet-Fernsehen (IP-TV und Streaming) und Gaming. 
  • Laut der Marktanalyse wird sich die Bandbreitennachfrage in den nächsten fünf Jahren um das Fünf- bis Sechsfache erhöhen. Bei Privatkunden bedeutet das einen Anstieg auf 845 Mbit/s (Download) und 302 Mbit/s (Upload), bei Geschäftskunden liegt die nachgefragte Bandbreite 2026 demnach bei 1,5 Gbit/s (Download) und 922 Mbit/s (Upload).
  • Bei Glasfaseranschlüssen stieg die Kundennachfrage stärker als bei allen anderen Internetzugangstechnologien wie Kabel oder DSL. Bei Glasfaser lag das Wachstum bei den gebuchten Kundenanschlüssen bei 33,4 % im Vergleich zu 23,5 % bei VDSL und 4,8 % bei Kabel. 
Breko-Präsident Norbert Westfal zeigte sich sehr erfreut über die Entwicklung des Marktes, sieht die Unternehmen aber auch in der Verantwortung, die Geschwindigkeit weiter zu erhöhen: „Im letzten Jahr habe ich gesagt, dass der Glasfaserausbau Fahrt aufgenommen hat. Heute kann ich sagen: ‚Wir haben den Ausbau nochmals deutlich beschleunigt und werden den Fuß auch auf dem Gaspedal behalten.‘“

Die Investitionen in die digitale Infrastruktur sind im Jahr 2020 auf insgesamt 10,5 Mrd. Euro und damit auf Rekordniveau gestiegen. Hier dominieren ebenfalls die alternativen Netzbetreiber. Ihre Investitionen in Höhe von 5,9 Mrd. entsprechen 56 % des gesamten Investitionsvolumens. Die Finanzierung des Glasfaserausbaus ist auch in den kommenden Jahren gesichert. Allein für die nächsten fünf Jahre stehen nach einer Prognose des Breko mindestens 43 Mrd. Euro für den eigenwirtschaftlichen Ausbau der Glasfasernetze in Deutschland zur Verfügung.

Zum limitierenden Faktor entwickeln sich − trotz neuer Technologien wie dem horizontalen Spülbohrverfahren − die verfügbaren Tiefbaukapazitäten. Dass angesichts der knappen Ressourcen hier Kooperationen etwa mit Stadtwerken eine sinnvolle Vorgehensweise darstellen, habe inzwischen auch der ehemalige Staatsmonopolist erkannt, so Breko-Geschäftsführer Stephan Albers: "Die Telekom ist gerade auf einer Charmeoffensive bei den Stadtwerken."
 

Für die Breko-Marktanalyse 2021 wurden 201 der 220 dem Verband angehörenden alternativen Netzbetreibern befragt. Die Mitgliedsunternehmen repräsentieren einen Umsatz von rund 5 Mrd. Euro. 
 
Wesentliche Kennzahlen des Glasfaserausbaus in Deutschland.
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Quelle: Breko


 

Dienstag, 27.07.2021, 13:37 Uhr
Peter Koller
Energie & Management > Telekommunikation - Glasfaserausbau in Deutschland legt an Tempo zu
Quelle: iStock/zhudifen
Telekommunikation
Glasfaserausbau in Deutschland legt an Tempo zu
Der Knoten ist geplatzt, der Glasfaserausbau in Deutschland kommt ordentlich in Fahrt − das ist das zentrale Ergebnis der Marktanalyse 2021 des Bundesverbands  Breitbandkommunikation.
Gemeinsam mit dem Telekommunikationsexperten und Wirtschaftswissenschaftler Prof. Jens Böcker hat der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) am 27. Juli die aktuelle Analyse zum Stand des Glasfaserausbaus in Deutschland vorgestellt. Bei allen wichtigen Eckdaten ist eine positive Entwicklung zu verzeichnen.

So ist der Anteil der Glasfaseranschlüsse bis in die Gebäude und Wohnungen im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Haushalte und Unternehmen („Glasfaserquote“) zu Ende 2020 auf 17,7 % gestiegen nach 13,5 % im Vorjahr. Das entspricht einem Zuwachs von 1,9 Mio. auf insgesamt 8,3 Mio. Glasfaseranschlüsse deutschlandweit. Damit hat sich die Dynamik im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt. Deutschland steht auf Platz 3 der am stärksten wachsenden Glasfasermärkte in Europa.

Dennoch liegt Deutschland mit dieser Anschlussquote noch weit hinter Ländern wie etwa Südkorea, das laut OECD-Zahlen 2020 auf den Weltrekordwert von 83,9 % kam, oder dem europäischen Spitzenreiter Schweden mit 73 %. Böcker, der der Onlinepressekonferenz aus Schweden zugeschaltet war, konnte sich eine kleine Spitze nicht verkneifen: "Ich bin hier auf einer kleinen Insel mit nur neun Häusern und habe seit sechs Jahren Glasfaseranschluss."
 
Dynamik wird sich noch verstärken

Dennoch war bei der Breko-Veranstaltung nur Optimismus zu vernehmen. Denn die Ausbaudynamik wird sich in den nächsten Jahren wohl noch weiter verstärken: Für 2022 prognostiziert die Marktanalyse einen Anstieg auf knapp 11,5 Mio. Glasfaseranschlüsse – 7,9 Mio. davon durch alternative Netzbetreiber realisiert. Bis zum Jahr 2024 wird mit einem Anstieg auf 26 Mio. Anschlüsse gerechnet.
Die Zahl der gebuchten Glasfaseranschlüsse (“Take-up-Rate") im Verhältnis zu den verfügbaren Anschlüssen erhöhte sich trotz des deutlichen Zuwachses an neuen Glasfaseranschlüssen bei den im Breko organisierten Netzbetreibern - den Konkurrenten der Telekom - auf 43 % nach 42 % im Vorjahr.

Wesentliche Ergebnisse aus der Studie:
  • Die Datenmengen, die Unternehmen und Haushalte über ihren Festnetzanschluss empfangen und versenden, steigt jährlich um 30 bis 40 %. Von etwa 200 GB pro Monat 2020 wird der Wert bis 2025 auf knapp 900 GB pro Monat ansteigen. "Ein Ende des Datenwachstums ist bisher nicht absehbar", so Böcker. 
  • Im gewerblichen Bereich wird das Datenwachstum vor allem durch den Trend zu Cloudlösungen getrieben, im Privaten durch Internet-Fernsehen (IP-TV und Streaming) und Gaming. 
  • Laut der Marktanalyse wird sich die Bandbreitennachfrage in den nächsten fünf Jahren um das Fünf- bis Sechsfache erhöhen. Bei Privatkunden bedeutet das einen Anstieg auf 845 Mbit/s (Download) und 302 Mbit/s (Upload), bei Geschäftskunden liegt die nachgefragte Bandbreite 2026 demnach bei 1,5 Gbit/s (Download) und 922 Mbit/s (Upload).
  • Bei Glasfaseranschlüssen stieg die Kundennachfrage stärker als bei allen anderen Internetzugangstechnologien wie Kabel oder DSL. Bei Glasfaser lag das Wachstum bei den gebuchten Kundenanschlüssen bei 33,4 % im Vergleich zu 23,5 % bei VDSL und 4,8 % bei Kabel. 
Breko-Präsident Norbert Westfal zeigte sich sehr erfreut über die Entwicklung des Marktes, sieht die Unternehmen aber auch in der Verantwortung, die Geschwindigkeit weiter zu erhöhen: „Im letzten Jahr habe ich gesagt, dass der Glasfaserausbau Fahrt aufgenommen hat. Heute kann ich sagen: ‚Wir haben den Ausbau nochmals deutlich beschleunigt und werden den Fuß auch auf dem Gaspedal behalten.‘“

Die Investitionen in die digitale Infrastruktur sind im Jahr 2020 auf insgesamt 10,5 Mrd. Euro und damit auf Rekordniveau gestiegen. Hier dominieren ebenfalls die alternativen Netzbetreiber. Ihre Investitionen in Höhe von 5,9 Mrd. entsprechen 56 % des gesamten Investitionsvolumens. Die Finanzierung des Glasfaserausbaus ist auch in den kommenden Jahren gesichert. Allein für die nächsten fünf Jahre stehen nach einer Prognose des Breko mindestens 43 Mrd. Euro für den eigenwirtschaftlichen Ausbau der Glasfasernetze in Deutschland zur Verfügung.

Zum limitierenden Faktor entwickeln sich − trotz neuer Technologien wie dem horizontalen Spülbohrverfahren − die verfügbaren Tiefbaukapazitäten. Dass angesichts der knappen Ressourcen hier Kooperationen etwa mit Stadtwerken eine sinnvolle Vorgehensweise darstellen, habe inzwischen auch der ehemalige Staatsmonopolist erkannt, so Breko-Geschäftsführer Stephan Albers: "Die Telekom ist gerade auf einer Charmeoffensive bei den Stadtwerken."
 

Für die Breko-Marktanalyse 2021 wurden 201 der 220 dem Verband angehörenden alternativen Netzbetreibern befragt. Die Mitgliedsunternehmen repräsentieren einen Umsatz von rund 5 Mrd. Euro. 
 
Wesentliche Kennzahlen des Glasfaserausbaus in Deutschland.
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Quelle: Breko


 

Dienstag, 27.07.2021, 13:37 Uhr
Peter Koller

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