Vom digitalen Heizungskeller über Mieterstrommodelle bis zu „Green-ready-Paketen“ − der Abrechnungs- und Energiedienstleister Techem will sich zu einem Energiedienstleister entwickeln, der nur noch grüne Technologien in Zusammenarbeit mit der Immobilienwirtschaft verbaut und betreibt. Holger Suschowk, Geschäftsführer der Techem Solutions, sprach mit
E&M über die Herausforderungen insbesondere im Bestand und wie Techem mit seinen eigenen Anlagen, vielfach hocheffizienten Blockheizkraftwerken, in Zukunft umgehen will.
Techem will den Einsatz fossiler Brennstoffe in den von ihnen betriebenen Anlagen bis 2045 auf null reduzieren. Heißt: In den nächsten Jahren stellt sich für rund 2.600 Kundenanlagen die Frage, wie sie getauscht oder modernisiert werden können. Techem konzentriert sich dabei auf zwei Schwerpunkte: Zum einen will der Dienstleister mit neuen digitalen Lösungen die Energieeffizienz in Gebäuden weiter verbessern, zum anderen zielt die „grüne Contractingstrategie“ darauf ab, durch den Einsatz regenerativer Energiequellen CO2-Emissionen zu reduzieren. Um alles aus „einer Hand“ anbieten zu können, ist der Abrechnungsspezialist 2021 als wettbewerblicher Messstellenbetreiber auch ins Smart-Metering-Geschäftsfeld eingestiegen.
Bei Anlagen im Neubau „bieten wir bei Contractingdienstleistungen nur noch grüne Lösungen an“, sagt Suschowk. Für Techem sind und bleiben Contractingmodelle ein „ganz wesentlicher Baustein“ − insbesondere im Bereich der Energieversorgung von Gebäuden. Durch Contracting übernimmt Techem die komplette Wärmeversorgung von Immobilien, einschließlich Analyse, Optimierung und Wartung bestehender Heizsysteme oder der Installation neuer Anlagen. Das trage erheblich zur Reduktion von CO2-Emissionen bei. „Bei der Erarbeitung unserer Versorgungslösungen sind wir grundsätzlich technologieoffen, solange sich Klimaneutralität, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit für unsere Kunden sinnvoll kombinieren lassen“, sagt Suschowk. Insbesondere setzt Techem aber auf hocheffiziente Wärmepumpenlösungen, um die Dekarbonisierung in der Immobilienwirtschaft zu unterstützen.
BHKW werden weiterhin gebrauchtAuch im Bestand sollen Anlagen daher in Zusammenarbeit mit den Kunden, bei Techem überwiegend Immobilienwirtschaft und Kommunen, klimaneutral umgestellt werden. Diese Strategie trägt dem Anlagenbestand Rechnung: Wie bei anderen Contractingdienstleistern ist dieser auch bei Techem noch sehr gasdominiert. Die bestehenden Blockheizkraftwerke, das sind rund 400 bundesweit im Bestand von Techem, will das Unternehmen weiterbetreiben, bis ein Wechsel aufgrund des Anlagenalters ansteht oder der Kunde dies wünscht.
Die KWK-Technologie werde, so Suschowk, sicherlich nicht mehr die dominante Rolle einnehmen wie in den vergangenen Jahren. „BHKW können aber weiterhin ihre Berechtigung haben, etwa bei Quartierslösungen.“ Sie seien, eingebunden im urbanen Raum, besser geeignet, die Energiewende zu unterstützen, als neu zu installierende Gaskraftwerke auf der grünen Wiese − vorausgesetzt, sie können langfristig planbar mit grünen Gasen betrieben werden.
Techem biete Kunden grundsätzlich eine zu 100 Prozent grüne Versorgungslösung an. Suschowk: „Im Geschäftsjahr 2023 war das bei über 200 Neu- und Bestandskunden der Fall.“ Bei Kunden, für die diese Option nicht infrage kommt, biete das Unternehmen bereits jetzt nur noch Verträge zu Neuanlagen an, die einen regenerativen Energieanteil von mindestens 65 Prozent aufweisen oder eine Dekarbonisierungsoption während der Laufzeit vorsehen. Das gelte sowohl für Neu- als auch Bestandskunden. „So konnten wir bereits für erste Kunden neue grüne Lösungen realisieren oder über Nachträge Dekarbonisierungspläne zur sukzessiven Umstellung von ‚Grau‘ auf ‚Grün‘ mit unseren Bestandskunden vereinbaren.“
Immobilienwirtschaft agiert zurückhaltendInsgesamt sieht Suschowk eine gewisse Zurückhaltung in der Immobilienwirtschaft. „Viele warten ab, was die kommunale Wärmeplanung bereithält. Das spüren wir deutlich.“ Das Unternehmen schätzt momentan, dass in diesem Bereich die Nachfrage erst wieder ab 2025 anziehen wird. Trotzdem, die eigenen Anlagen plant Techem zügig klimaneutral umzubauen und auch seitens der Kunden ist klar, dass etwas geschehen muss. „Daher ist für uns derzeit ein weiterer wichtiger strategischer Punkt, Effizienzpotenziale geringinvestiv zu heben.“ Er meint damit Maßnahmen, die auf Grundlage eines digitalen Monitorings schnell und günstig umzusetzen sind. Dafür hat Techem im vergangenen Herbst den „digitalen Heizungskeller“ auf den Markt gebracht.
Die Technologie des digitalen Heizungskellers basiert auf der kontinuierlichen Datenerfassung und -analyse. Sensoren überwachen die Heizungsanlagen in Echtzeit. Intelligente Algorithmen in der Cloud analysieren die Betriebsparameter und generieren Vorschläge für den optimalen Betrieb. Erkannte Fehlzustände werden unmittelbar gemeldet. Die Implementierung dieser Technologie bringt nicht nur finanzielle Vorteile für die Betreiber, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes, so Techem. Zudem fallen für den digitalen Heizungskeller lediglich geringe Servicekosten an, sodass das Wirtschaftlichkeitsgebot gewahrt bleibe.
Mittlerweile hat Techem mehr als 1.400 Anlagen mit der Technologie ausgestattet. „Wir wollen das Produkt großflächig ausrollen“, sagt Suschowk. Allein sinnvolle Optimierungen können in den Gebäuden durchschnittlich bis zu 15 Prozent Energieeinsparung bringen. Neben der Positionierung als grüner Contractor will Techem weiter seine Rolle als ganzheitlicher Lösungsanbieter am Markt stärken.
Das Unternehmen wurde 1952 gegründet, ist heute mit knapp 4.300 Mitarbeitenden in 18 Ländern aktiv und hat mehr als 13 Millionen Wohnungen im Service. Techem bietet Effizienzsteigerung entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Wärme und Wasser in Immobilien an.
Holger Suschowk verantwortet seit 2016 als Geschäftsführer die Techem Solutions GmbH. Vor seinem Wechsel zum Energieeffizienzdienstleister Techem war er Geschäftsführer der Vonovia Modernisierungs GmbH. Zuvor sammelte der Diplom-Wirtschaftsingenieur und Diplom-Ingenieur für Versorgungs- und Energietechnik Erfahrungen in der Immobilien- und Energiedienstleistungsbranche.
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Holger Suschowk Quelle: Techem/Christina Simon |
Freitag, 9.08.2024, 09:20 Uhr
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