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Energie & Management > Österreich - Geringerer Strombedarf, größere Ökostrommenge
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

Geringerer Strombedarf, größere Ökostrommenge

Laut Bericht des Regulators E-Control entfielen 2020 rund 81 % der an Endkunden in Österreich verkauften Elektrizität auf erneuerbare Energien, verglichen mit 78 % im Jahr 2019.
Der Anteil des Ökostroms an der an die Endkunden verkauften elektrischen Energie belief sich 2020 auf rund 81 %, im Jahr 2019 waren es 78 % gewesen. Das zeigt der neue Ökostrombericht der Regulierungsbehörde E-Control, den deren Vorstände Wolfgang Urbantschitsch und Alfons Haber am 4. November in Wien präsentierten.

Haber nannte auf Anfrage der Redaktion zwei Gründe für das Anteilswachstum: Erstens wurden zusätzliche Photovoltaikanlagen mit 221 MW Gesamtleistung installiert, womit sich die Solarstromerzeugung entsprechend „deutlich“ erhöhte. Zweitens sank die an die Endkunden verkaufte Strommenge bedingt durch die Covid-19-Pandemie um rund 3,4 % auf 56,87 Mrd. kWh. Einem geringeren Strombedarf stand somit eine größere Ökostrommenge gegenüber. Dies betonte auch Urbantschitsch und fügte hinzu: „Ökostrom ist weit mehr als das, was gefördert wird.“

Der Hintergrund seiner Aussage: Der Anteil des geförderten Ökostroms an der 2020 verkauften Strommenge sank von 17,7 % auf 16,8 % bzw. 9,55 Mrd. kWh. Der Grund: Windkraft- und Biomasseanlagen mit jeweils etwa 50 MW Leistung fielen aus der Förderung, weil diese nach der 13-jährigen Vertragslaufzeit ihr Ende fand. Die Stilllegung der Windräder und Biomasse-Blockheizkraftwerke war damit jedoch keineswegs zwangsläufig verbunden, konstatierte Urbantschitsch. Ihm zufolge erachten es mittlerweile etliche Ökostromproduzenten als lukrativer, das Fördersystem freiwillig zu verlassen und stattdessen von den steigenden Großhandelspreisen zu profitieren. Dies trifft insbesondere auch auf die Betreiber von Kleinwasserkraftwerken zu.

Was die Kosten für die Ökostromförderung betrifft, beliefen sich diese laut dem E-Control-Bericht 2020 auf 595 Mio. Euro. Zum Vergleich: 2019 waren es 582 Mio. Euro gewesen, für dieses Jahr rechnet die Behörde mit insgesamt rund 648 Mio. Euro. Die Belastungen für die Endkunden aufgrund der Ökostromförderung belaufen sich für einen durchschnittlichen Haushalt mit 3.500 kWh Jahresbedarf 2021 auf rund 110 Euro inklusive Steuern. Höhere Kosten sind nicht zu erwarten, versicherte Haber. Wegen der höheren Großhandelspreise geht er für 2022 von einem „deutlichen Rückgang“ dieses Betrags aus. Genaueres wollten Haber und Urbantschitsch trotz mehrfacher Nachfragen nicht mitteilen. Bis dato lag die niedrigste Belastung der Haushalte ihnen zufolge bei etwa 60 Euro pro Jahr.

Netzausbau beschleunigen

Bekanntlich plant Österreich, sich ab 2030 bilanziell vollständig mit Ökostrom zu versorgen. Dazu muss die Stromproduktion mittels der erneuerbaren Energien um rund 50 % oder 27 Mrd. kWh/Jahr steigen, die installierte Leistung um fast 100 % oder 18 GW. Laut den E-Control-Vorständen ist es dazu erforderlich, die Verteilernetze zu verstärken. Urbantschitsch rief die Politik einmal mehr auf, die Genehmigungsverfahren zu straffen und damit den Netzausbau zu beschleunigen.

Zu in letzter Zeit verschiedentlich aufgeflammten Debatten über angebliche Schwierigkeiten beim Anschluss von Großanlagen konstatierte Urbantschitsch sinngemäß, derartige Probleme seien nicht zwangsläufig dem jeweiligen Netzbetreiber anzulasten. Insbesondere Windparks würden oft weitab von den Stromverbrauchern errichtet, in Gegenden, wo die Netze nicht für die Einspeisung und den Abtransport großer Strommengen ausgerichtet seien: „Dort ist der Anschluss leistungsstarker Erzeugungsanlagen verständlicherweise schwierig.“ Und mit Kleinanlagen wie dem klassischen Photovoltaikpaneel auf dem Villendach gebe es ohnehin keine Probleme.

Haber ergänzte, die E-Control führe seit Monaten konstruktive Gespräche mit den Verteilernetzbetreibern, um auch den Anschluss großer Ökostromanlagen zügig möglich zu machen. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle komme es zu einer gütlichen Einigung.

Donnerstag, 4.11.2021, 14:33 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Geringerer Strombedarf, größere Ökostrommenge
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Österreich
Geringerer Strombedarf, größere Ökostrommenge
Laut Bericht des Regulators E-Control entfielen 2020 rund 81 % der an Endkunden in Österreich verkauften Elektrizität auf erneuerbare Energien, verglichen mit 78 % im Jahr 2019.
Der Anteil des Ökostroms an der an die Endkunden verkauften elektrischen Energie belief sich 2020 auf rund 81 %, im Jahr 2019 waren es 78 % gewesen. Das zeigt der neue Ökostrombericht der Regulierungsbehörde E-Control, den deren Vorstände Wolfgang Urbantschitsch und Alfons Haber am 4. November in Wien präsentierten.

Haber nannte auf Anfrage der Redaktion zwei Gründe für das Anteilswachstum: Erstens wurden zusätzliche Photovoltaikanlagen mit 221 MW Gesamtleistung installiert, womit sich die Solarstromerzeugung entsprechend „deutlich“ erhöhte. Zweitens sank die an die Endkunden verkaufte Strommenge bedingt durch die Covid-19-Pandemie um rund 3,4 % auf 56,87 Mrd. kWh. Einem geringeren Strombedarf stand somit eine größere Ökostrommenge gegenüber. Dies betonte auch Urbantschitsch und fügte hinzu: „Ökostrom ist weit mehr als das, was gefördert wird.“

Der Hintergrund seiner Aussage: Der Anteil des geförderten Ökostroms an der 2020 verkauften Strommenge sank von 17,7 % auf 16,8 % bzw. 9,55 Mrd. kWh. Der Grund: Windkraft- und Biomasseanlagen mit jeweils etwa 50 MW Leistung fielen aus der Förderung, weil diese nach der 13-jährigen Vertragslaufzeit ihr Ende fand. Die Stilllegung der Windräder und Biomasse-Blockheizkraftwerke war damit jedoch keineswegs zwangsläufig verbunden, konstatierte Urbantschitsch. Ihm zufolge erachten es mittlerweile etliche Ökostromproduzenten als lukrativer, das Fördersystem freiwillig zu verlassen und stattdessen von den steigenden Großhandelspreisen zu profitieren. Dies trifft insbesondere auch auf die Betreiber von Kleinwasserkraftwerken zu.

Was die Kosten für die Ökostromförderung betrifft, beliefen sich diese laut dem E-Control-Bericht 2020 auf 595 Mio. Euro. Zum Vergleich: 2019 waren es 582 Mio. Euro gewesen, für dieses Jahr rechnet die Behörde mit insgesamt rund 648 Mio. Euro. Die Belastungen für die Endkunden aufgrund der Ökostromförderung belaufen sich für einen durchschnittlichen Haushalt mit 3.500 kWh Jahresbedarf 2021 auf rund 110 Euro inklusive Steuern. Höhere Kosten sind nicht zu erwarten, versicherte Haber. Wegen der höheren Großhandelspreise geht er für 2022 von einem „deutlichen Rückgang“ dieses Betrags aus. Genaueres wollten Haber und Urbantschitsch trotz mehrfacher Nachfragen nicht mitteilen. Bis dato lag die niedrigste Belastung der Haushalte ihnen zufolge bei etwa 60 Euro pro Jahr.

Netzausbau beschleunigen

Bekanntlich plant Österreich, sich ab 2030 bilanziell vollständig mit Ökostrom zu versorgen. Dazu muss die Stromproduktion mittels der erneuerbaren Energien um rund 50 % oder 27 Mrd. kWh/Jahr steigen, die installierte Leistung um fast 100 % oder 18 GW. Laut den E-Control-Vorständen ist es dazu erforderlich, die Verteilernetze zu verstärken. Urbantschitsch rief die Politik einmal mehr auf, die Genehmigungsverfahren zu straffen und damit den Netzausbau zu beschleunigen.

Zu in letzter Zeit verschiedentlich aufgeflammten Debatten über angebliche Schwierigkeiten beim Anschluss von Großanlagen konstatierte Urbantschitsch sinngemäß, derartige Probleme seien nicht zwangsläufig dem jeweiligen Netzbetreiber anzulasten. Insbesondere Windparks würden oft weitab von den Stromverbrauchern errichtet, in Gegenden, wo die Netze nicht für die Einspeisung und den Abtransport großer Strommengen ausgerichtet seien: „Dort ist der Anschluss leistungsstarker Erzeugungsanlagen verständlicherweise schwierig.“ Und mit Kleinanlagen wie dem klassischen Photovoltaikpaneel auf dem Villendach gebe es ohnehin keine Probleme.

Haber ergänzte, die E-Control führe seit Monaten konstruktive Gespräche mit den Verteilernetzbetreibern, um auch den Anschluss großer Ökostromanlagen zügig möglich zu machen. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle komme es zu einer gütlichen Einigung.

Donnerstag, 4.11.2021, 14:33 Uhr
Klaus Fischer

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