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Energie & Management > Gas - Gasspeicher: Ministerium beschwichtigt gegen eigene Studie
Quelle: Fotolia / tomas
Gas

Gasspeicher: Ministerium beschwichtigt gegen eigene Studie

Die Füllstände sind niedriger als der Wert, vor dem intern im Bundeswirtschaftsministerium gewarnt wird. Österreich wiederum gibt Gazprom die Schuld. Und Gazprom Brüssel.
Zwischen den hohen Gaspreisen in Europa und den niedrigen Speicher-Füllständen sieht der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) einen direkten Zusammenhang. Er weist dem russischen Gaskonzern Gazprom die Schuld zu. „Offensichtlich gab es eine sehr gut akkordierte Strategie vonseiten der Russischen Föderation und dem Gazprom-Konzern. Die Energiespeicher wurden nur bedingt gefüllt, was dazu führt, dass sich der Gaspreis tatsächlich dramatisch erhöht hat. Die Versorgungslage ist gesichert, aber natürlich wird durch die Preise jetzt auch eine angespannte Situation sichtbar. Gas ist so teuer wie noch nie“, so brachte es Nehammer in einer aktuellen Stunde im österreichischen Bundesrat am 3. Februar in Wien auf den Punkt. 

Aufgrund dessen könne Deutschland Strom von Braunkohlekraftwerken günstiger ins Netz einspeisen als Strom aus Gaskraftwerken, „was an sich schon eine Perversion darstellt. Das heißt, es gibt eine sehr ungute Gemengelage, was das Thema Energiekosten betrifft.“ 

In Berlin hatte ein Pressereferent des dortigen Bundeswirtschaftsministeriums, Robert Säverin, in der Regierungspressekonferenz am 2. Februar die Auffassung vertreten, „dass die derzeitigen Füllstände in den Speichern nicht besorgniserregend sind. Die Versorgungssicherheit ist gewährleistet.“ Nach Zahlen der Europäischen Gasinfrastrukturbetreiber GIE sind die Speicher in Deutschland noch zu gut 35 Prozent gefüllt. Auf die Nachfrage zu einem Gutachten des BMWK, das eine 40-prozentige Speicherreserve für eine siebentägige Kältephase als nötig erachtet, antwortete Säverin: „Das kann ich persönlich nicht beurteilen. Ich kenne das Gutachten im Einzelnen nicht. Wenn es unter gewissen Voraussetzungen zu dem Schluss kommt, dass bei einer gewissen Außentemperatur und der sonstigen Wetterlage ein kritischer Füllstand bei 40 Prozent liegt, dann wird das stimmen. Das mag ich jetzt hier von meiner Kompetenz her nicht bestreiten.“ Doch daraus ließen sich nicht unmittelbar die Schlussfolgerungen ziehen, dass die Versorgungssicherheit gefährdet sei. Säverin bekräftigte erneut, dass die aktuellen Füllstände ausreichen. 
 
 
Der Betreiber VNG-Gasspeicher informiert in einer Stellungnahme über ungewöhnlich niedrige Speicherfüllstände in diesem Jahr, „was in Kombination mit den derzeit hohen Gaspreisen zu großer medialer Aufmerksamkeit führt. Da uns wiederholt besorgte Anfragen zu den Gründen für die aktuell angespannte Situation auf dem Gasmarkt erreichen, möchten wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es uns von Gesetzes wegen untersagt ist, eigenes Gas zum Zwecke der Versorgung von Gaskunden zu erwerben und zu speichern.“ Speicherbetreiber müssten die Kapazitäten bereitstellen und für den ordnungsgemäßen Betrieb sorgen. „Einfluss auf die tatsächlich gespeicherten Gasmengen und damit auf die Höhe der Füllstände haben wir nicht“, heißt es da weiter. 

Russland: Mehr Gas nur auf Langfrist-Basis 

Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte, die Europäer hätten die Probleme selbst verursacht. Der stellvertretende Ministerpräsident Alexander Novak ergänzte russischen Medien zufolge, dass die Europäische Kommission eine bewusste Politik der Abkehr von langfristigen Verträgen hin zu Spotverträgen verfolge. Doch solche Lieferungen gingen dorthin, wo die Preise höher seien, und böten keine mittelfristige Planbarkeit. 

Russland sei bereit, mehr Gas zu fördern und nach Europa zu exportieren. Dafür brauche Gazprom allerdings langfristige Verträge, um die erforderlichen Investitionen abzudecken, erklärte Novak. Als im Sommer 2021 Gas in unterirdische Speicher gepumpt werden musste, wich verflüssigtes Erdgas (LNG), das im Rahmen von Spotverträgen geliefert wurde, auf andere, wirtschaftlich attraktivere Märkte aus, so der stellvertretende Ministerpräsident weiter. Novak wies darauf hin, dass die (Europa eher verbundenen Staaten) Vereinigten Staaten, Katar und Australien LNG hauptsächlich in den asiatisch-pazifischen Raum geliefert hätten.

Freitag, 4.02.2022, 12:21 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne
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Gas
Gasspeicher: Ministerium beschwichtigt gegen eigene Studie
Die Füllstände sind niedriger als der Wert, vor dem intern im Bundeswirtschaftsministerium gewarnt wird. Österreich wiederum gibt Gazprom die Schuld. Und Gazprom Brüssel.
Zwischen den hohen Gaspreisen in Europa und den niedrigen Speicher-Füllständen sieht der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) einen direkten Zusammenhang. Er weist dem russischen Gaskonzern Gazprom die Schuld zu. „Offensichtlich gab es eine sehr gut akkordierte Strategie vonseiten der Russischen Föderation und dem Gazprom-Konzern. Die Energiespeicher wurden nur bedingt gefüllt, was dazu führt, dass sich der Gaspreis tatsächlich dramatisch erhöht hat. Die Versorgungslage ist gesichert, aber natürlich wird durch die Preise jetzt auch eine angespannte Situation sichtbar. Gas ist so teuer wie noch nie“, so brachte es Nehammer in einer aktuellen Stunde im österreichischen Bundesrat am 3. Februar in Wien auf den Punkt. 

Aufgrund dessen könne Deutschland Strom von Braunkohlekraftwerken günstiger ins Netz einspeisen als Strom aus Gaskraftwerken, „was an sich schon eine Perversion darstellt. Das heißt, es gibt eine sehr ungute Gemengelage, was das Thema Energiekosten betrifft.“ 

In Berlin hatte ein Pressereferent des dortigen Bundeswirtschaftsministeriums, Robert Säverin, in der Regierungspressekonferenz am 2. Februar die Auffassung vertreten, „dass die derzeitigen Füllstände in den Speichern nicht besorgniserregend sind. Die Versorgungssicherheit ist gewährleistet.“ Nach Zahlen der Europäischen Gasinfrastrukturbetreiber GIE sind die Speicher in Deutschland noch zu gut 35 Prozent gefüllt. Auf die Nachfrage zu einem Gutachten des BMWK, das eine 40-prozentige Speicherreserve für eine siebentägige Kältephase als nötig erachtet, antwortete Säverin: „Das kann ich persönlich nicht beurteilen. Ich kenne das Gutachten im Einzelnen nicht. Wenn es unter gewissen Voraussetzungen zu dem Schluss kommt, dass bei einer gewissen Außentemperatur und der sonstigen Wetterlage ein kritischer Füllstand bei 40 Prozent liegt, dann wird das stimmen. Das mag ich jetzt hier von meiner Kompetenz her nicht bestreiten.“ Doch daraus ließen sich nicht unmittelbar die Schlussfolgerungen ziehen, dass die Versorgungssicherheit gefährdet sei. Säverin bekräftigte erneut, dass die aktuellen Füllstände ausreichen. 
 
 
Der Betreiber VNG-Gasspeicher informiert in einer Stellungnahme über ungewöhnlich niedrige Speicherfüllstände in diesem Jahr, „was in Kombination mit den derzeit hohen Gaspreisen zu großer medialer Aufmerksamkeit führt. Da uns wiederholt besorgte Anfragen zu den Gründen für die aktuell angespannte Situation auf dem Gasmarkt erreichen, möchten wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es uns von Gesetzes wegen untersagt ist, eigenes Gas zum Zwecke der Versorgung von Gaskunden zu erwerben und zu speichern.“ Speicherbetreiber müssten die Kapazitäten bereitstellen und für den ordnungsgemäßen Betrieb sorgen. „Einfluss auf die tatsächlich gespeicherten Gasmengen und damit auf die Höhe der Füllstände haben wir nicht“, heißt es da weiter. 

Russland: Mehr Gas nur auf Langfrist-Basis 

Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte, die Europäer hätten die Probleme selbst verursacht. Der stellvertretende Ministerpräsident Alexander Novak ergänzte russischen Medien zufolge, dass die Europäische Kommission eine bewusste Politik der Abkehr von langfristigen Verträgen hin zu Spotverträgen verfolge. Doch solche Lieferungen gingen dorthin, wo die Preise höher seien, und böten keine mittelfristige Planbarkeit. 

Russland sei bereit, mehr Gas zu fördern und nach Europa zu exportieren. Dafür brauche Gazprom allerdings langfristige Verträge, um die erforderlichen Investitionen abzudecken, erklärte Novak. Als im Sommer 2021 Gas in unterirdische Speicher gepumpt werden musste, wich verflüssigtes Erdgas (LNG), das im Rahmen von Spotverträgen geliefert wurde, auf andere, wirtschaftlich attraktivere Märkte aus, so der stellvertretende Ministerpräsident weiter. Novak wies darauf hin, dass die (Europa eher verbundenen Staaten) Vereinigten Staaten, Katar und Australien LNG hauptsächlich in den asiatisch-pazifischen Raum geliefert hätten.

Freitag, 4.02.2022, 12:21 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne

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