E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungausgabe - Gasmarktfusion auf der Zielgeraden
Quelle: Storengy
Aus Der Aktuellen Zeitungausgabe

Gasmarktfusion auf der Zielgeraden

Mit der Zusammenlegung der beiden deutschen Gasmarktgebiete zum Trading Hub Europe startet zum 1. Oktober ein Mammutprojekt im Bereich Gasversorgung.
Es waren schon mal viel mehr: Im Jahr 2006 gab es noch 19 Marktgebiete − und wenn die Bundesnetzagentur damals nicht interveniert hätte, wären es wohl 28 geworden. Im Laufe der Jahre erhöhten die Verantwortlichen dort den Druck auf die Netzbetreiber, die Zahl ging zurück. 2010 wurde schließlich das vorläufige Endziel ausgerufen: nur noch zwei Marktgebiete bis 2013. Es kam auch nicht, wie ursprünglich angedacht, zu einem Marktgebiet für L-Gas und einem für H-Gas, sondern − bereits früher als verlangt − zu zwei gemischten: Netconnect Germany (NCG) und Gaspool. Der virtuelle Handelspunkt von NCG bediente West- und Süddeutschland, bei Gaspool wurde Brennstoff für den Norden und Osten der Republik gehandelt.

Damit herrschte für ein paar Jahre Ruhe an der Fusionsfront. 2017 aber wurde von der Bundesregierung der finale Termin für ein einziges Gasmarktgebiet ausgerufen: Spätestens bis 1. April 2022, so formulierte es die novellierte Gasnetzzugangsverordnung, sollte die Vereinigung umgesetzt sein. Auch diesmal wird man früher fertig sein: Am 1. Oktober dieses Jahres startet der Trading Hub Europe (THE), den entsprechenden Kooperationsvertrag haben Gaspool und NCG im April unterzeichnet.

Fragt man in der Branche nach den wohl größten Vorteilen der Marktgebietszusammenlegung, so fallen immer wieder zwei Stichworte: Dynamik und Vereinfachung. Deutschland, so der Gedanke, der hinter allem steckt, soll seine Funktion als Gashandelsdrehscheibe in Europa weiter ausbauen können. 
„Unser Ziel war es, das Beste aus beiden Welten zu vereinen und so einen echten Mehrwert für alle Marktteilnehmer zu schaffen“, erklärte Torsten Frank gegenüber E&M. Er stand an der Spitze von NCG und wird zusammen mit Sebastian Kemper aus der Gaspool-Führungsriege Geschäftsführer der neuen Trading Hub Europe GmbH.

Einer der wesentlichen Vorteile der Marktgebietszusammenlegung, da sind sie sich einig, ist der vergrößerte Marktraum, zu dem sämtliche Gaskunden in Deutschland gehören. Weil man die jetzt über einen einheitlichen Handelspunkt erreichen könne, sei auch eine deutliche Steigerung der Liquidität im Markt zu erwarten.

Abwicklung wird für Händler und Versorger vereinfacht

Außerdem werden, so heißt es seitens THE, die Abwicklungen für eine Reihe von Händlern und Versorgern vereinfacht, auch weil es nur noch einen Ansprechpartner für die relevanten Prozesse gibt. Bilanzkreisverantwortliche müssen nur noch einen Zulassungsprozess durchlaufen und nur noch mit einem Marktgebietsverantwortlichen Bilanzkreisverträge abschließen. Und da einheitliche Preise in Deutschland realisiert werden, vereinfachen sich Bilanzkreisführung und Portfoliomanagement ebenfalls. Zudem erwartet man seitens THE, dass sich durch die vergrößerte Anzahl an Regelenergieanbietern eine Liquiditätserhöhung im Regelenergiemarkt ergibt, was in der Folge ebenfalls zu sinkenden Preisen führen könnte.

Bei der Bundesnetzagentur, die den Schritt, der jetzt vollzogen wird, veranlasst und vorangetrieben hat, sieht man das genauso. Präsident Jochen Homann hatte bereits bei der Bekanntgabe des Starttermins 1. Oktober von einem „positiven Zeichen für eine auch künftige dynamische Entwicklung des deutschen Gasmarkts“ gesprochen. Seine Behörde erwartet, dass der Handel mit mittel- und langfristigen Gasprodukten zunimmt und die „Entwicklungspotenziale in Bezug auf Liquidität besser ausgeschöpft werden können insbesondere im Vergleich mit anderen europäischen Leitmärkten“.

Auch die Transportkunden und damit letztlich die Endverbraucher werden nach Ãœberzeugung der Bundesnetzagentur profitieren: Einheitliche Referenzpreise würden sich nicht nur bei der Beschaffung positiv bemerkbar machen, sondern in Form gleicher Umlagen und Entgelte. Eine einheitliche Datenbasis ermögliche zudem eine bessere Transparenz im gesamtdeutschen Gasmarktgeschehen.

Wie viel Arbeit in den vergangenen Jahren im Hinblick auf den 1. Oktober 2021 nötig war, macht THE-Geschäftsführer Kemper deutlich: „Mehr als 200 Projektbeteiligte aus den Häusern der Fernleitungsnetzbetreiber und Marktgebietsverantwortlichen haben gemeinsam an der Ausgestaltung gearbeitet.“ Mit dem Ergebnis zeigt er sich sehr zufrieden. Die Auswahl der benötigten IT-Systeme, die Zusammenführung großer Datenmengen aus den bis dato bestehenden Marktgebieten und die Entwicklung eines Kapazitätsmodells werden vom THE-Management als die großen Herausforderungen bei dem Vorhaben gesehen.

Erfreulich sei es auf der anderen Seite gewesen, dass man oftmals auf die Erfahrungen zurückgreifen konnte, die bei den vorangegangenen Marktgebietszusammenlegungen gemacht wurden. Damit konnten potenzielle Risiken schnell identifiziert werden.

Netzausbau war aus Zeitgründen nicht möglich

Ein Thema, das im Vorfeld für reichlich Kopfzerbrechen gesorgt hatte, war die Zusammenführung der beiden IT-Systeme von Gaspool und Netconnect. Es habe, so Frank, die Prämisse gegolten, die bestehenden Systeme so weit wie möglich zu nutzen und benutzerfreundliche neue beziehungsweise erweiterte Lösungen aufzusetzen. Dies habe man erreicht. Festhalten will THE übrigens an den beiden bisherigen Firmensitzen Ratingen und Berlin. Wie Kemper versichert, wurden die Aufgaben, die dem Marktgebietsverantwortlichen obliegen, klar abgrenzbar den beiden Standorten zugeteilt, Synergien sollen effizient genutzt werden.

Als ein Hauptproblem der Zusammenführung gilt die Tatsache, dass es nur wenige Leitungsverbindungen zwischen den beiden Marktgebieten gibt. Gleichwohl sollen aber über die bisherigen Grenzen hinweg vielfältige Entry-/Exit-Kapazitäten möglich sein. Waren bisher im Gaspool-Gebiet rund 116.000 und bei NCG 380.000 Kombinationen für die Ein- und Ausspeisung möglich, sollen es im Einheitsmarktgebiet fast 950.000 sein.

Da ein Netzausbau aus Zeitgründen nicht möglich war, stützt man sich auf andere Maßnahmen, die sogenannten marktbasierten Instrumente (MBI). Sie sollen dazu beitragen, dass die Kapazitäten für den Markt weiter nutzbar bleiben und nicht infolge der Zusammenlegung reduziert werden müssen. Auch die Netze der Nachbarländer sollen einbezogen werden.

Als wesentlicher Teil der Vorbereitungsarbeiten für den Stichtag 1. Oktober gelten die insgesamt sieben Marktdialoge, die im Vorfeld stattgefunden haben. Die Marktteilnehmer konnten sich dabei über den Stand der Vorbereitungen informieren und die Termine für den Austausch untereinander nutzen. Ergänzend gab es auch unter Mitwirkung der Bundesnetzagentur weitere Diskussions- und Kommunikationsmöglichkeiten. Die zeigte sich mit den Abläufen ebenfalls zufrieden.

Den Herausforderungen der Zusammenführung, so die Behörde gegenüber E&M, sei „transparent, konstruktiv, planmäßig und ergebnisorientiert“ begegnet worden. Man selbst habe unter anderem durch zwei Mitteilungen zu Bilanzierungs- und Konvertierungsthemen einen zusätzlichen Beitrag im Hinblick auf Transparenz und Rechtssicherheit für den Markt geleistet.

Stand jetzt sieht sich THE erfolgreich auf der Zielgeraden: Vieles wie Kundenportal oder die Webseite sei schon produktiv genommen, vieles in der aktiven Testphase.

Mittwoch, 8.09.2021, 08:30 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungausgabe - Gasmarktfusion auf der Zielgeraden
Quelle: Storengy
Aus Der Aktuellen Zeitungausgabe
Gasmarktfusion auf der Zielgeraden
Mit der Zusammenlegung der beiden deutschen Gasmarktgebiete zum Trading Hub Europe startet zum 1. Oktober ein Mammutprojekt im Bereich Gasversorgung.
Es waren schon mal viel mehr: Im Jahr 2006 gab es noch 19 Marktgebiete − und wenn die Bundesnetzagentur damals nicht interveniert hätte, wären es wohl 28 geworden. Im Laufe der Jahre erhöhten die Verantwortlichen dort den Druck auf die Netzbetreiber, die Zahl ging zurück. 2010 wurde schließlich das vorläufige Endziel ausgerufen: nur noch zwei Marktgebiete bis 2013. Es kam auch nicht, wie ursprünglich angedacht, zu einem Marktgebiet für L-Gas und einem für H-Gas, sondern − bereits früher als verlangt − zu zwei gemischten: Netconnect Germany (NCG) und Gaspool. Der virtuelle Handelspunkt von NCG bediente West- und Süddeutschland, bei Gaspool wurde Brennstoff für den Norden und Osten der Republik gehandelt.

Damit herrschte für ein paar Jahre Ruhe an der Fusionsfront. 2017 aber wurde von der Bundesregierung der finale Termin für ein einziges Gasmarktgebiet ausgerufen: Spätestens bis 1. April 2022, so formulierte es die novellierte Gasnetzzugangsverordnung, sollte die Vereinigung umgesetzt sein. Auch diesmal wird man früher fertig sein: Am 1. Oktober dieses Jahres startet der Trading Hub Europe (THE), den entsprechenden Kooperationsvertrag haben Gaspool und NCG im April unterzeichnet.

Fragt man in der Branche nach den wohl größten Vorteilen der Marktgebietszusammenlegung, so fallen immer wieder zwei Stichworte: Dynamik und Vereinfachung. Deutschland, so der Gedanke, der hinter allem steckt, soll seine Funktion als Gashandelsdrehscheibe in Europa weiter ausbauen können. 
„Unser Ziel war es, das Beste aus beiden Welten zu vereinen und so einen echten Mehrwert für alle Marktteilnehmer zu schaffen“, erklärte Torsten Frank gegenüber E&M. Er stand an der Spitze von NCG und wird zusammen mit Sebastian Kemper aus der Gaspool-Führungsriege Geschäftsführer der neuen Trading Hub Europe GmbH.

Einer der wesentlichen Vorteile der Marktgebietszusammenlegung, da sind sie sich einig, ist der vergrößerte Marktraum, zu dem sämtliche Gaskunden in Deutschland gehören. Weil man die jetzt über einen einheitlichen Handelspunkt erreichen könne, sei auch eine deutliche Steigerung der Liquidität im Markt zu erwarten.

Abwicklung wird für Händler und Versorger vereinfacht

Außerdem werden, so heißt es seitens THE, die Abwicklungen für eine Reihe von Händlern und Versorgern vereinfacht, auch weil es nur noch einen Ansprechpartner für die relevanten Prozesse gibt. Bilanzkreisverantwortliche müssen nur noch einen Zulassungsprozess durchlaufen und nur noch mit einem Marktgebietsverantwortlichen Bilanzkreisverträge abschließen. Und da einheitliche Preise in Deutschland realisiert werden, vereinfachen sich Bilanzkreisführung und Portfoliomanagement ebenfalls. Zudem erwartet man seitens THE, dass sich durch die vergrößerte Anzahl an Regelenergieanbietern eine Liquiditätserhöhung im Regelenergiemarkt ergibt, was in der Folge ebenfalls zu sinkenden Preisen führen könnte.

Bei der Bundesnetzagentur, die den Schritt, der jetzt vollzogen wird, veranlasst und vorangetrieben hat, sieht man das genauso. Präsident Jochen Homann hatte bereits bei der Bekanntgabe des Starttermins 1. Oktober von einem „positiven Zeichen für eine auch künftige dynamische Entwicklung des deutschen Gasmarkts“ gesprochen. Seine Behörde erwartet, dass der Handel mit mittel- und langfristigen Gasprodukten zunimmt und die „Entwicklungspotenziale in Bezug auf Liquidität besser ausgeschöpft werden können insbesondere im Vergleich mit anderen europäischen Leitmärkten“.

Auch die Transportkunden und damit letztlich die Endverbraucher werden nach Ãœberzeugung der Bundesnetzagentur profitieren: Einheitliche Referenzpreise würden sich nicht nur bei der Beschaffung positiv bemerkbar machen, sondern in Form gleicher Umlagen und Entgelte. Eine einheitliche Datenbasis ermögliche zudem eine bessere Transparenz im gesamtdeutschen Gasmarktgeschehen.

Wie viel Arbeit in den vergangenen Jahren im Hinblick auf den 1. Oktober 2021 nötig war, macht THE-Geschäftsführer Kemper deutlich: „Mehr als 200 Projektbeteiligte aus den Häusern der Fernleitungsnetzbetreiber und Marktgebietsverantwortlichen haben gemeinsam an der Ausgestaltung gearbeitet.“ Mit dem Ergebnis zeigt er sich sehr zufrieden. Die Auswahl der benötigten IT-Systeme, die Zusammenführung großer Datenmengen aus den bis dato bestehenden Marktgebieten und die Entwicklung eines Kapazitätsmodells werden vom THE-Management als die großen Herausforderungen bei dem Vorhaben gesehen.

Erfreulich sei es auf der anderen Seite gewesen, dass man oftmals auf die Erfahrungen zurückgreifen konnte, die bei den vorangegangenen Marktgebietszusammenlegungen gemacht wurden. Damit konnten potenzielle Risiken schnell identifiziert werden.

Netzausbau war aus Zeitgründen nicht möglich

Ein Thema, das im Vorfeld für reichlich Kopfzerbrechen gesorgt hatte, war die Zusammenführung der beiden IT-Systeme von Gaspool und Netconnect. Es habe, so Frank, die Prämisse gegolten, die bestehenden Systeme so weit wie möglich zu nutzen und benutzerfreundliche neue beziehungsweise erweiterte Lösungen aufzusetzen. Dies habe man erreicht. Festhalten will THE übrigens an den beiden bisherigen Firmensitzen Ratingen und Berlin. Wie Kemper versichert, wurden die Aufgaben, die dem Marktgebietsverantwortlichen obliegen, klar abgrenzbar den beiden Standorten zugeteilt, Synergien sollen effizient genutzt werden.

Als ein Hauptproblem der Zusammenführung gilt die Tatsache, dass es nur wenige Leitungsverbindungen zwischen den beiden Marktgebieten gibt. Gleichwohl sollen aber über die bisherigen Grenzen hinweg vielfältige Entry-/Exit-Kapazitäten möglich sein. Waren bisher im Gaspool-Gebiet rund 116.000 und bei NCG 380.000 Kombinationen für die Ein- und Ausspeisung möglich, sollen es im Einheitsmarktgebiet fast 950.000 sein.

Da ein Netzausbau aus Zeitgründen nicht möglich war, stützt man sich auf andere Maßnahmen, die sogenannten marktbasierten Instrumente (MBI). Sie sollen dazu beitragen, dass die Kapazitäten für den Markt weiter nutzbar bleiben und nicht infolge der Zusammenlegung reduziert werden müssen. Auch die Netze der Nachbarländer sollen einbezogen werden.

Als wesentlicher Teil der Vorbereitungsarbeiten für den Stichtag 1. Oktober gelten die insgesamt sieben Marktdialoge, die im Vorfeld stattgefunden haben. Die Marktteilnehmer konnten sich dabei über den Stand der Vorbereitungen informieren und die Termine für den Austausch untereinander nutzen. Ergänzend gab es auch unter Mitwirkung der Bundesnetzagentur weitere Diskussions- und Kommunikationsmöglichkeiten. Die zeigte sich mit den Abläufen ebenfalls zufrieden.

Den Herausforderungen der Zusammenführung, so die Behörde gegenüber E&M, sei „transparent, konstruktiv, planmäßig und ergebnisorientiert“ begegnet worden. Man selbst habe unter anderem durch zwei Mitteilungen zu Bilanzierungs- und Konvertierungsthemen einen zusätzlichen Beitrag im Hinblick auf Transparenz und Rechtssicherheit für den Markt geleistet.

Stand jetzt sieht sich THE erfolgreich auf der Zielgeraden: Vieles wie Kundenportal oder die Webseite sei schon produktiv genommen, vieles in der aktiven Testphase.

Mittwoch, 8.09.2021, 08:30 Uhr
Günter Drewnitzky

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.