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Energie & Management > Erdgas - Gasmangellage nicht mehr vorstellbar
Der Speicher Bernburg in Sachsen-Anhalt gilt als der viertgrößte in Europa. Quelle: VNG
Erdgas

Gasmangellage nicht mehr vorstellbar

Die Gefahr, dass Deutschland diesen Winter in eine Gasmangellage rutschen könnte, besteht offenbar nicht mehr. Das geht aus einer Lagebeurteilung des Gasspeicherverbandes „INES“ hervor.
Den dritten Monat in Folge hat sich am 10. Januar die „Initiative Energien Speichern“ (INES), eine Interessensvertretung von Betreibern deutscher Gas- und Wasserstoffspeicher, mit der Lage der Gasversorgung in Deutschland beschäftigt. War man schon bei der ersten Beurteilung im November reichlich zuversichtlich, dass Deutschland gut über den Winter kommen wird, folgten im Dezember weitere positiv stimmende Informationen. Jetzt gab es so etwas wie eine endgültige Entwarnung – selbst dann, wenn man von sehr schwierigen Umständen ausgeht.

Für ihre Modellierungen untersucht die Ines Gasverbräuche und Speicherfüllstände bei verschiedenen Temperaturen. Es gibt dafür ein „normales“ Wetterjahr wie 2016, hohe Temperaturen wie 2020 und sehr niedrige wie 2010. Letzteres galt in den vergangenen Wochen noch als einigermaßen furchteinflößend.
 
Mit ziemlich leeren Speichern stand Deutschland nach Beginn des Ukraine-Krieges da. Für 2023 werden weitaus bessere Zahlen erwartet
− auch ohne russisches Gas
(Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Ines

Doch selbst die Angst davor ist jetzt vom Tisch: „Die Szenarien zeigen, dass Deutschland unter den festgelegten Modellparametern gut durch den Winter kommt. Selbst bei extrem niedrigen Temperaturen und dem Eintreten von Risikofaktoren tritt in Deutschland kein Gasmangel auf“, erklärte Ines-Geschäftsfüher Sebastian Bleschke bei der Vorstellung der Zahlen. Nur eine Einschränkung macht er dabei noch: Die aktuellen Verbrauchseinsparungen müssen anhalten. Für Haushalt und Gewerbe werden sie aktuell mit rund 14 Prozent beziffert.

Zum entspannten Bild tragen die überdurchschnittlichen Füllstände in den Gasspeichern bei, die bei aktuell 91,2 Prozent liegen. Und: Zusätzliche Importe aus den Niederlanden und milde Temperaturen sorgen dafür, dass sich daran gerade nicht viel ändert. Ines hatte für Dezember eigentlich Ausspeicherungen von rund 1 Milliarde kWh täglich erwartet. In Wirklichkeit waren es aber nur 0,6 Milliarden kWh. Der Verbrauch insgesamt lag bei 3,4 Milliarden kWh am Tag. Der Gesamtverbrauch im Jahr 2022 wird mit 878 Milliarden kWh beziffert, so wenig wie zuletzt 2015.

Fürs Szenario Normaltemperaturen rechnet Bleschke damit, dass man am 1. Februar Speicherstände von 74 Prozent statt der vorgeschriebenen 40 Prozent hat und im April schon wieder mit dem Auffüllen beginnen könnte. Die vollständige Wiederbefüllung wäre dank der jetzt möglich gewordenen LNG-Lieferungen problemlos machbar.

Selbst schwierigste Bedingungen wären zu bewältigen

Auch bei jetzt noch folgenden kalten Tagen sind die Speicher nach Berechnungen des Verbandes zum Februar noch halb voll und die 100 Prozent im Oktober zu schaffen. Das gilt selbst für den Fall, dass es zu reduzierten LNG-Importen kommt, beispielsweise, wenn durch extreme Kälte in Asien die Tanker lieber dorthin steuern. Auch ein zusätzlicher vollständiger Ausfall von russischen Gaslieferungen nach Europa wäre beherrschbar. Sie erfolgen noch nach Lettland sowie über die Ukraine und die Türkei.
 
Wenn alle denkbaren Risiken wie kalte Temperaturen und Liefereinschränkungen zusammenkommen, wären im März die Speicher zwar leer, könnten aber trotzdem bis zum Winter vollständig gefüllt werden.
Auch eine Gasmangellage sieht Ines in dem Fall nicht
(Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Grafik: Ines
 
 
Darüber hinaus ging Bleschke auf das dreistufige Verfahren ein, das mit dem Gasspeichergesetz eingeführt wurde und das Erreichen der darin vorgeschriebenen Füllstände absichern soll. Bei der Anwendung habe sich deutlich gezeigt, dass die Ausschreibung von Gasoptionen (Strategic Storage Based Options, SSBO) Kostenvorteile gegenüber der direkten Befüllung der Gasspeicher durch den Marktgebietsverantwortlichen aufweist. Ines empfiehlt deshalb, die Gasoptionen weiterzuentwickeln und stärker zu nutzen.

Noch im Januar kündigte der Verbandsgeschäftsführer einen Bericht zur Evaluierung des Gasspeichergesetzes an, der die Vorschläge zur Weiterentwicklung der Ausschreibungen von Gasoptionen vertiefend erläutert. Das nächste Update zu Gasverbrauch und Speicherständen will Ines am 9. Februar geben.

Dienstag, 10.01.2023, 15:42 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Erdgas - Gasmangellage nicht mehr vorstellbar
Der Speicher Bernburg in Sachsen-Anhalt gilt als der viertgrößte in Europa. Quelle: VNG
Erdgas
Gasmangellage nicht mehr vorstellbar
Die Gefahr, dass Deutschland diesen Winter in eine Gasmangellage rutschen könnte, besteht offenbar nicht mehr. Das geht aus einer Lagebeurteilung des Gasspeicherverbandes „INES“ hervor.
Den dritten Monat in Folge hat sich am 10. Januar die „Initiative Energien Speichern“ (INES), eine Interessensvertretung von Betreibern deutscher Gas- und Wasserstoffspeicher, mit der Lage der Gasversorgung in Deutschland beschäftigt. War man schon bei der ersten Beurteilung im November reichlich zuversichtlich, dass Deutschland gut über den Winter kommen wird, folgten im Dezember weitere positiv stimmende Informationen. Jetzt gab es so etwas wie eine endgültige Entwarnung – selbst dann, wenn man von sehr schwierigen Umständen ausgeht.

Für ihre Modellierungen untersucht die Ines Gasverbräuche und Speicherfüllstände bei verschiedenen Temperaturen. Es gibt dafür ein „normales“ Wetterjahr wie 2016, hohe Temperaturen wie 2020 und sehr niedrige wie 2010. Letzteres galt in den vergangenen Wochen noch als einigermaßen furchteinflößend.
 
Mit ziemlich leeren Speichern stand Deutschland nach Beginn des Ukraine-Krieges da. Für 2023 werden weitaus bessere Zahlen erwartet
− auch ohne russisches Gas
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Quelle: Ines

Doch selbst die Angst davor ist jetzt vom Tisch: „Die Szenarien zeigen, dass Deutschland unter den festgelegten Modellparametern gut durch den Winter kommt. Selbst bei extrem niedrigen Temperaturen und dem Eintreten von Risikofaktoren tritt in Deutschland kein Gasmangel auf“, erklärte Ines-Geschäftsfüher Sebastian Bleschke bei der Vorstellung der Zahlen. Nur eine Einschränkung macht er dabei noch: Die aktuellen Verbrauchseinsparungen müssen anhalten. Für Haushalt und Gewerbe werden sie aktuell mit rund 14 Prozent beziffert.

Zum entspannten Bild tragen die überdurchschnittlichen Füllstände in den Gasspeichern bei, die bei aktuell 91,2 Prozent liegen. Und: Zusätzliche Importe aus den Niederlanden und milde Temperaturen sorgen dafür, dass sich daran gerade nicht viel ändert. Ines hatte für Dezember eigentlich Ausspeicherungen von rund 1 Milliarde kWh täglich erwartet. In Wirklichkeit waren es aber nur 0,6 Milliarden kWh. Der Verbrauch insgesamt lag bei 3,4 Milliarden kWh am Tag. Der Gesamtverbrauch im Jahr 2022 wird mit 878 Milliarden kWh beziffert, so wenig wie zuletzt 2015.

Fürs Szenario Normaltemperaturen rechnet Bleschke damit, dass man am 1. Februar Speicherstände von 74 Prozent statt der vorgeschriebenen 40 Prozent hat und im April schon wieder mit dem Auffüllen beginnen könnte. Die vollständige Wiederbefüllung wäre dank der jetzt möglich gewordenen LNG-Lieferungen problemlos machbar.

Selbst schwierigste Bedingungen wären zu bewältigen

Auch bei jetzt noch folgenden kalten Tagen sind die Speicher nach Berechnungen des Verbandes zum Februar noch halb voll und die 100 Prozent im Oktober zu schaffen. Das gilt selbst für den Fall, dass es zu reduzierten LNG-Importen kommt, beispielsweise, wenn durch extreme Kälte in Asien die Tanker lieber dorthin steuern. Auch ein zusätzlicher vollständiger Ausfall von russischen Gaslieferungen nach Europa wäre beherrschbar. Sie erfolgen noch nach Lettland sowie über die Ukraine und die Türkei.
 
Wenn alle denkbaren Risiken wie kalte Temperaturen und Liefereinschränkungen zusammenkommen, wären im März die Speicher zwar leer, könnten aber trotzdem bis zum Winter vollständig gefüllt werden.
Auch eine Gasmangellage sieht Ines in dem Fall nicht
(Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Grafik: Ines
 
 
Darüber hinaus ging Bleschke auf das dreistufige Verfahren ein, das mit dem Gasspeichergesetz eingeführt wurde und das Erreichen der darin vorgeschriebenen Füllstände absichern soll. Bei der Anwendung habe sich deutlich gezeigt, dass die Ausschreibung von Gasoptionen (Strategic Storage Based Options, SSBO) Kostenvorteile gegenüber der direkten Befüllung der Gasspeicher durch den Marktgebietsverantwortlichen aufweist. Ines empfiehlt deshalb, die Gasoptionen weiterzuentwickeln und stärker zu nutzen.

Noch im Januar kündigte der Verbandsgeschäftsführer einen Bericht zur Evaluierung des Gasspeichergesetzes an, der die Vorschläge zur Weiterentwicklung der Ausschreibungen von Gasoptionen vertiefend erläutert. Das nächste Update zu Gasverbrauch und Speicherständen will Ines am 9. Februar geben.

Dienstag, 10.01.2023, 15:42 Uhr
Günter Drewnitzky

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