E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Gas - Gashub in der Türkei nur mit Geld aus Russland
Quelle: Shutterstock / Michal Bednarek
Gas

Gashub in der Türkei nur mit Geld aus Russland

Die Türkei benötigt zum Bau eines Gashubs im Land Investitionen aus Russland, so Chagry Erhan vom Rat für Sicherheit und Außenpolitik beim türkischen Präsidenten.
„Die Verhandlungen zum Gashub wurden ausgesetzt, weil sich nach den Erdbeben in der Türkei viel geändert hat. Alle Prioritäten haben sich geändert“, erklärte Erhan am 6. März gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti. Grundsätzlich sei die Türkei dafür, „aber jetzt haben wir kein Geld, um es zu aufzubauen. Wenn Russland Geld hat, beginnen Sie bitte mit dem Bau des Hubs. Alles hängt von Investitionen ab."

Die Idee eines Gasdrehkreuzes in der Türkei hatte der russische Präsident Wladimir Putin im vergangenen Oktober ins Gespräch gebracht, um weggefallene Exporte über die gesprengten Nord Stream Gasleitungen in der Ostsee ausgleichen zu können. In der Türkei laufen seither Untersuchungen, wie es mit der Bedarfslage in Europa bestellt ist und sich der Gashandel organisieren lässt. Ein internationales Treffen mit Gasverbraucherländern und Lieferstaaten sollte daher im Februar stattfinden. Nach den schweren Erdbeben im Südosten des Landes ist Medien zufolge dafür jetzt der 21. und 22. März vorgesehen.

Auch Deutschland soll vom Süden Gas importieren können

Als möglichen Standort für ein Gashandelszentrum benannte der türkische Präsident Tayyip Erdogan kurz nach Putins Vorschlag die Region Thrakien im europäischen Teil des Landes. Gas könne von dort laut türkischen Untersuchungen über drei Abzweige durchgeleitet werden, berichteten russische Medien. Der südliche Abzweig gehe nach Italien. Der mittlere Abzweig führe nach Bulgarien, Albanien, Kosovo, Mazedonien, Serbien und andere Länder, während der nördliche Abzweig Gas nach Rumänien, Slowenien und Ungarn bis nach Deutschland transportieren könne. Dieses Konzept setzt eine Durchmischung von russischem und aserbaidschanischem Gas voraus. Das heißt, Gas von der Schwarzmeergasleitung Turkish Stream und vom Südlichen Gaskorridor sind eingepreist. Auch wenn die Türkei über ihr Gasnetz Gas nach Süden durchleiten kann, ist die bestehende Gasverbindung nach Italien die Transadriagasleitung TAP. An dieser Stelle ist Aserbaidschan als Lieferland gefragt, ob es auch russische Gasmengen auf dieser Route akzeptiert. Ob Italien einwilligt, dies dann auch abzunehmen, steht nach den Bemühungen, die Gasimporte aus Russland zu reduzieren, mehr als infrage.

Die Türkei will Abhängigkeit hinter sich lassen

Selbst die Türkei strebt türkischen Medienberichten zufolge an, den hohen Anteil russischer Gasimporte durch mehr eigene Gasförderung einzuschränken. So soll bis 2030 die Hälfte des Gasbedarfs im Land aus heimischen Gasvorräten gedeckt werden und künftig dann der komplette Bedarf, stellte der türkische Energieminister Fatih Dönmez Ende Januar in Aussicht. Gas aus dem Schwarzen Meer sei für die Türkei kostengünstiger als importiertes Gas. Derzeit könne damit jedoch nur 1 Prozent des Bedarfs gedeckt werden.

Der Direktor der staatlichen Türkischen Ölgesellschaft TPAO, Melih Han Bilgin, erklärte, dass sich die eigene Förderung lohne, um bis 2030 von der Abhängigkeit von Gaslieferungen loszukommen. Darüber hinaus will die Türkei im Gashandel mit Europa Flüssiggasimporte nutzen. Auf dieser Grundlage schlossen Bulgargaz und die türkische Botas im Januar einen Vertrag, der Gaslieferungen über das türkische Pipelinenetz von LNG-Terminals an der Küste vorsieht.
 

Der Vertrag ist auf eine Laufzeit von 13 Jahren ausgelegt. Bis zu 1,5 Milliarden Kubikmeter sollen auf diesem Weg nach Bulgarien gelangen. Zu diesem Vertrag berichtete der türkische Nachrichtenkanal TRT Haber, dass Ankara mit seinen Pipelines und LNG-Terminals aktuell bereits in der Lage sei, Gas aus 15 verschiedenen Ländern zu liefern. Dem Beispiel Bulgarien könnten mehr EU-Länder folgen, um LNG aus Katar, Algerien oder den USA zu importieren.

Dienstag, 7.03.2023, 10:50 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne
Energie & Management > Gas - Gashub in der Türkei nur mit Geld aus Russland
Quelle: Shutterstock / Michal Bednarek
Gas
Gashub in der Türkei nur mit Geld aus Russland
Die Türkei benötigt zum Bau eines Gashubs im Land Investitionen aus Russland, so Chagry Erhan vom Rat für Sicherheit und Außenpolitik beim türkischen Präsidenten.
„Die Verhandlungen zum Gashub wurden ausgesetzt, weil sich nach den Erdbeben in der Türkei viel geändert hat. Alle Prioritäten haben sich geändert“, erklärte Erhan am 6. März gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti. Grundsätzlich sei die Türkei dafür, „aber jetzt haben wir kein Geld, um es zu aufzubauen. Wenn Russland Geld hat, beginnen Sie bitte mit dem Bau des Hubs. Alles hängt von Investitionen ab."

Die Idee eines Gasdrehkreuzes in der Türkei hatte der russische Präsident Wladimir Putin im vergangenen Oktober ins Gespräch gebracht, um weggefallene Exporte über die gesprengten Nord Stream Gasleitungen in der Ostsee ausgleichen zu können. In der Türkei laufen seither Untersuchungen, wie es mit der Bedarfslage in Europa bestellt ist und sich der Gashandel organisieren lässt. Ein internationales Treffen mit Gasverbraucherländern und Lieferstaaten sollte daher im Februar stattfinden. Nach den schweren Erdbeben im Südosten des Landes ist Medien zufolge dafür jetzt der 21. und 22. März vorgesehen.

Auch Deutschland soll vom Süden Gas importieren können

Als möglichen Standort für ein Gashandelszentrum benannte der türkische Präsident Tayyip Erdogan kurz nach Putins Vorschlag die Region Thrakien im europäischen Teil des Landes. Gas könne von dort laut türkischen Untersuchungen über drei Abzweige durchgeleitet werden, berichteten russische Medien. Der südliche Abzweig gehe nach Italien. Der mittlere Abzweig führe nach Bulgarien, Albanien, Kosovo, Mazedonien, Serbien und andere Länder, während der nördliche Abzweig Gas nach Rumänien, Slowenien und Ungarn bis nach Deutschland transportieren könne. Dieses Konzept setzt eine Durchmischung von russischem und aserbaidschanischem Gas voraus. Das heißt, Gas von der Schwarzmeergasleitung Turkish Stream und vom Südlichen Gaskorridor sind eingepreist. Auch wenn die Türkei über ihr Gasnetz Gas nach Süden durchleiten kann, ist die bestehende Gasverbindung nach Italien die Transadriagasleitung TAP. An dieser Stelle ist Aserbaidschan als Lieferland gefragt, ob es auch russische Gasmengen auf dieser Route akzeptiert. Ob Italien einwilligt, dies dann auch abzunehmen, steht nach den Bemühungen, die Gasimporte aus Russland zu reduzieren, mehr als infrage.

Die Türkei will Abhängigkeit hinter sich lassen

Selbst die Türkei strebt türkischen Medienberichten zufolge an, den hohen Anteil russischer Gasimporte durch mehr eigene Gasförderung einzuschränken. So soll bis 2030 die Hälfte des Gasbedarfs im Land aus heimischen Gasvorräten gedeckt werden und künftig dann der komplette Bedarf, stellte der türkische Energieminister Fatih Dönmez Ende Januar in Aussicht. Gas aus dem Schwarzen Meer sei für die Türkei kostengünstiger als importiertes Gas. Derzeit könne damit jedoch nur 1 Prozent des Bedarfs gedeckt werden.

Der Direktor der staatlichen Türkischen Ölgesellschaft TPAO, Melih Han Bilgin, erklärte, dass sich die eigene Förderung lohne, um bis 2030 von der Abhängigkeit von Gaslieferungen loszukommen. Darüber hinaus will die Türkei im Gashandel mit Europa Flüssiggasimporte nutzen. Auf dieser Grundlage schlossen Bulgargaz und die türkische Botas im Januar einen Vertrag, der Gaslieferungen über das türkische Pipelinenetz von LNG-Terminals an der Küste vorsieht.
 

Der Vertrag ist auf eine Laufzeit von 13 Jahren ausgelegt. Bis zu 1,5 Milliarden Kubikmeter sollen auf diesem Weg nach Bulgarien gelangen. Zu diesem Vertrag berichtete der türkische Nachrichtenkanal TRT Haber, dass Ankara mit seinen Pipelines und LNG-Terminals aktuell bereits in der Lage sei, Gas aus 15 verschiedenen Ländern zu liefern. Dem Beispiel Bulgarien könnten mehr EU-Länder folgen, um LNG aus Katar, Algerien oder den USA zu importieren.

Dienstag, 7.03.2023, 10:50 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.