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Energie & Management > Österreich - Gaseinkauf in Abu Dhabi
LNG-Tanker. Quelle: Shutterstock / Igor Grochev
Österreich

Gaseinkauf in Abu Dhabi

Regierungsvertreter vereinbarten die Lieferung von 1 Mrd. kWh in der Wintersaison 2023/24. Abwickler sind Österreichs OMV und die Adnoc aus Abu Dhabi. Die Opposition übt Kritik.

Vorausssichtlich rund 1 Milliarde kWh Erdgas kann Österreich in der Wintersaison 2023/24 in Form von verflüssigtem Erdgas (LNG) aus Abu Dhabi beziehen. Eine diesbezügliche Absichtserklärung wurde am 27. Oktober bei einer Reise Bundeskanzler Karl Nehammers, Finanzminister Magnus Brunners (beide Österreichische Volkspartei, ÖVP) sowie Energieministerin Leonore Gewesslers (Grüne) in das Golfemirat unterzeichnet.

Nehammer behauptete, Österreich bekomme „die gleiche Gasmenge wie das viel größere Deutschland“ und damit einen „besseren Deal“ als dieses. Dem Bundeskanzler zufolge könnten mit dem Gas rund 65.000 Haushalte ein Jahr lang versorgt werden. Dies erscheint rechnerisch zutreffend: Die Regulierungsbehörde E-Control beziffert den durchschnittlichen Jahresbedarf eines Haushalts mit 15.000 kWh. Somit läge die Zahl der mit dem Gas aus Abu Dhabi versorgbaren Haushalte bei knapp 67.000.

Unterzeichnet wurde die Absichtserklärung vom Generaldirektor des österreichischen Chemie-, Öl- und Gaskonzerns OMV, Alfred Stern, sowie vom Geschäftsführer der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc), Sultan Ahmed Al Jaber. Al Jaber ist auch Industrieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, denen Abu Dhabi angehört. Die staatliche Investitionsgesellschaft Abu Dhabis, Mubadala, hält an der OMV einen Anteil von 24,9 %. Österreich ist über die Österreichische Beteiligungs-AG (ÖBAG) zu 31,5 % an der OMV beteiligt. Wann im Winterhalbjahr 2023/24 die Lieferung voraussichtlich erfolgt, ist offen. „Den Zeitraum können wir nicht eingrenzen“, erklärte die OMV gegenüber der Redaktion. Nicht mitgeteilt wurde, wo das LNG angelandet und regasifiziert werden soll. Grundsätzlich verfügt die OMV nach eigenen Angaben über Kapazitäten in italienischen Terminals sowie am niederländischen Terminal Rotterdam.

 



Schelte von der Opposition

Heftige Kritik an der Reise der Regierungsmitglieder nach Abu Dhabi sowie an dem Abkommen übte die Opposition. Laut dem Energiesprecher der Sozialdemokraten (SPÖ) im Bundesparlament, Alois Schroll, handelte es sich um eine „reine PR-Aktion mit beschämendem Ergebnis.“ Schroll kündigte an, eine parlamentarische Anfrage an Energieministerin Gewessler zu stellen: „Zentrale Fragen werden sich um Sinn oder Unsinn der Reise nach Abu Dhabi drehen. Vor allem aber muss Gewessler endlich einmal detailliert Auskunft darüber geben, wo genau die strategischen Gasreserven in Österreich gespeichert sind.“

Die rechtsgerichtete Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) sprach von einem „Flop, der als Erfolg verkauft werden soll.“ Amnesty International zufolge begingen die Staatsorgane der Vereinigten Arabischen Emiraten schwere Menschenrechtsverletzungen: „Angesichts dieser Zustände ist es nicht nachvollziehbar, dass Nehammer und Co. die Belieferung mit Gas aus den Emiraten bejubeln und gleichzeitig die Gasversorgung aus Russland verteufeln.“ Österreich müsse aus den Sanktionen gegen Russland aussteigen.

Nach Ansicht der liberalen Neos schließlich brachten die „Schmäh-Besuche von Kanzler, Energieministerin und Finanzminister nicht mehr als den berühmten Tropfen auf den heißen Stein.“


Freitag, 28.10.2022, 14:37 Uhr
Klaus Fischer
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LNG-Tanker. Quelle: Shutterstock / Igor Grochev
Österreich
Gaseinkauf in Abu Dhabi
Regierungsvertreter vereinbarten die Lieferung von 1 Mrd. kWh in der Wintersaison 2023/24. Abwickler sind Österreichs OMV und die Adnoc aus Abu Dhabi. Die Opposition übt Kritik.

Vorausssichtlich rund 1 Milliarde kWh Erdgas kann Österreich in der Wintersaison 2023/24 in Form von verflüssigtem Erdgas (LNG) aus Abu Dhabi beziehen. Eine diesbezügliche Absichtserklärung wurde am 27. Oktober bei einer Reise Bundeskanzler Karl Nehammers, Finanzminister Magnus Brunners (beide Österreichische Volkspartei, ÖVP) sowie Energieministerin Leonore Gewesslers (Grüne) in das Golfemirat unterzeichnet.

Nehammer behauptete, Österreich bekomme „die gleiche Gasmenge wie das viel größere Deutschland“ und damit einen „besseren Deal“ als dieses. Dem Bundeskanzler zufolge könnten mit dem Gas rund 65.000 Haushalte ein Jahr lang versorgt werden. Dies erscheint rechnerisch zutreffend: Die Regulierungsbehörde E-Control beziffert den durchschnittlichen Jahresbedarf eines Haushalts mit 15.000 kWh. Somit läge die Zahl der mit dem Gas aus Abu Dhabi versorgbaren Haushalte bei knapp 67.000.

Unterzeichnet wurde die Absichtserklärung vom Generaldirektor des österreichischen Chemie-, Öl- und Gaskonzerns OMV, Alfred Stern, sowie vom Geschäftsführer der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc), Sultan Ahmed Al Jaber. Al Jaber ist auch Industrieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, denen Abu Dhabi angehört. Die staatliche Investitionsgesellschaft Abu Dhabis, Mubadala, hält an der OMV einen Anteil von 24,9 %. Österreich ist über die Österreichische Beteiligungs-AG (ÖBAG) zu 31,5 % an der OMV beteiligt. Wann im Winterhalbjahr 2023/24 die Lieferung voraussichtlich erfolgt, ist offen. „Den Zeitraum können wir nicht eingrenzen“, erklärte die OMV gegenüber der Redaktion. Nicht mitgeteilt wurde, wo das LNG angelandet und regasifiziert werden soll. Grundsätzlich verfügt die OMV nach eigenen Angaben über Kapazitäten in italienischen Terminals sowie am niederländischen Terminal Rotterdam.

 



Schelte von der Opposition

Heftige Kritik an der Reise der Regierungsmitglieder nach Abu Dhabi sowie an dem Abkommen übte die Opposition. Laut dem Energiesprecher der Sozialdemokraten (SPÖ) im Bundesparlament, Alois Schroll, handelte es sich um eine „reine PR-Aktion mit beschämendem Ergebnis.“ Schroll kündigte an, eine parlamentarische Anfrage an Energieministerin Gewessler zu stellen: „Zentrale Fragen werden sich um Sinn oder Unsinn der Reise nach Abu Dhabi drehen. Vor allem aber muss Gewessler endlich einmal detailliert Auskunft darüber geben, wo genau die strategischen Gasreserven in Österreich gespeichert sind.“

Die rechtsgerichtete Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) sprach von einem „Flop, der als Erfolg verkauft werden soll.“ Amnesty International zufolge begingen die Staatsorgane der Vereinigten Arabischen Emiraten schwere Menschenrechtsverletzungen: „Angesichts dieser Zustände ist es nicht nachvollziehbar, dass Nehammer und Co. die Belieferung mit Gas aus den Emiraten bejubeln und gleichzeitig die Gasversorgung aus Russland verteufeln.“ Österreich müsse aus den Sanktionen gegen Russland aussteigen.

Nach Ansicht der liberalen Neos schließlich brachten die „Schmäh-Besuche von Kanzler, Energieministerin und Finanzminister nicht mehr als den berühmten Tropfen auf den heißen Stein.“


Freitag, 28.10.2022, 14:37 Uhr
Klaus Fischer

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