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Energie & Management > Gas - Gasbranche fordert mehr Schub für Infrastrukturausbau
Quelle: Pixabay / Mimzy
Gas

Gasbranche fordert mehr Schub für Infrastrukturausbau

Für eine Entwarnung mit Blick auf die Preissituation für Gas ist es noch zu früh, warnte der Branchenverband Zukunft Gas bei der Vorstellung seiner Jahresbilanz 2022.
Erdgas war trotz des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise im vergangenen Jahr zweitwichtigster Brennstoff für die Energieversorgung, so das Fazit des Branchenverbands Zukunft Gas bei seiner Vorstellung der Jahresbilanz 2022 am 13. Februar. Insgesamt ging der Energieverbrauch zwar zurück, resümierte Vorstand Timm Kehler. Aber das stattdessen mehr Kohle und Öl genuzt wurden, sei keine gute Nachricht. Er forderte, die hohe Geschwindigkeit beim Ausbau einer resilienten Infrastruktur beizubehalten und die Transformation der Branche hin zur Wasserstoffwirtschaft im Fokus zu behalten.

Nach den Zahlen des Verbands lieferte Erdgas 23,8 Prozent der bundesweit verbrauchten Primärenergie. Damit ist der Anteil zwar im Vergleich zum Vorjahr (26,7 Prozent) zurückgegangen, Erdgas bleibt aber die zweitwichtigste Säule der Energieversorgung. Nur der Anteil von Mineral- und Heizöl ist gestiegen, und zwar von 31,8 Prozent im Jahr 2021 auf 35,2 Prozent. Insgesamt ging der Erdgasverbrauch mit 13,6 Prozent deutlich stärker zurück als der Primärenergieverbrauch (minus 5 Prozent).

Für Kehler ist dies Ausdruck dafür, dass Wirtschaft und Gesellschaft die Notwendigkeit für Einsparungen ernst genommen haben. „Gemeinsam haben wir uns dem Energieterrorismus von Wladimir Putin entgegengestellt. Aber wir können nicht übersehen: Der an vielen Stellen vorgenommene ‚fuel-switch‘ von Gas zu Kohle oder Öl ist keine gute Nachricht für das Klima.“ Zudem müssten noch mehr Effizienzmaßnahmen umgesetzt werden, auch wenn sich der „Modernisierungsstau in den Heizungskesseln nun langsam beginnt aufzulösen“, sagte Kehler bei der Präsentation der Zahlen.

Verband erwartet lediglich eine Beruhigung an den Märkten

Mit Blick auf die Preissituation ist es nach Ansicht von Zukunft Gas noch zu früh für eine Entwarnung. „Die Eröffnung der schwimmenden LNG-Terminals an der deutschen Küste ist ein wichtiges Signal“, sagte Kehler. „Wir erwarten für dieses Jahr aber erst einmal nur eine Beruhigung an den Märkten.“

Im Jahr 2022 waren die Großhandelspreise für alle Energierohstoffe extrem volatil und sind in Summe stark gestiegen. So verteuerte sich Erdgas im Jahresmittel um 178 Prozent, Steinkohle um 170 Prozent und Erdöl um 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Aus Sicht des Gashandels konstatiert Gregor Pett, Chefanalyst bei Uniper, mehr Blick auf die Langfristigkeit: „Unsere Handelspartner wollen Verträge über zehn oder mehr Jahre machen, wenn man hierauf keine Antwort hat, wird es schwierig werden die Versorgungssicherheit in Deutschland langfristig zu garantieren.“ Auch er begrüßt die Geschwindigkeit, mit der im vergangenen Jahr der Grundstein für eine deutsche LNG-Infrastruktur gelegt wurde. Dieses Tempo gelte es beizubehalten: „Gut diversifizierte Lieferquellen, Speicher sowie Pipeline- und LNG-Transportinfrastruktur sind entscheidend, um Engpässe auch in Zukunft vermeiden zu können“.

Auch im Strombereich spielt Erdgas mit einem Anteil von 13,3 Prozent an der Bruttostromerzeugung eine wichtige Rolle. Kehler begrüßte den im Jahr 2022 erfolgten Ausbau der erneuerbaren Energien und warnte zugleich: „Nach unseren Berechnungen müssen wir bis 2030 eine Lücke von 15 Gigawatt schließen, um auch dann flexibel einsetzbare Energie liefern zu können, wenn die Erneuerbaren nicht zur Verfügung stehen. Wir begrüßen daher die Diskussion über ein neues Marktdesign, wie es das Bundeswirtschaftsministerium plant.“ Zukunft Gas hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit Enervis einen Vorschlag für einen Kapazitätsmarkt unterbreitet, in dem eine Vergütung auch für vorgehaltene Energiekapazitäten stattfindet (wir berichteten).

Für einen Wettbewerb zwischen den Technologien spricht sich Kehler auch im Wärmemarkt aus. Die Zahl der mit Gas betriebenen Heizsysteme sank zwar um 8 Prozent, mit knapp 600.000 Systemen wurden aber doppelt so viele eingebaut wie Wärmepumpen. „Auch wenn der Absatzsprung mit mehr als 53 Prozent plus bei Wärmepumpen beeindruckend ist, dürfen wir die absoluten Zahlen nicht aus den Augen lassen und müssen vor allem den 41 Millionen Bundesbürgern, die heute mit Gas heizen, eine bezahlbare Perspektive anbieten“, betonte Kehler. Wichtig sei daher, dass wasserstofffähige Hybrid- und Wasserstofflösungen auch im Wärmemarkt ihre Berechtigung erhalten und die rechtlichen Rahmenbedingungen für einen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft endlich geschaffen werden.
 

Zukunft Gas sieht vier Schwerpunktthemen:

  • Gashandel stabilisieren, indem Speicher gefüllt und die Marktzugänge, vor allem beim LNG, weiter gesichert werden.
  • Effizienz stärker in den Fokus nehmen, um weiter Energie einzusparen.
  • Quellen stärken diversifizieren, indem möglichst verschiedene Lieferländer bei LNG- und Gasimporten genutzt werden und das heimische Biogas-Potenzial besser ausgeschöpft wird.
  • Transformation der Infrastruktur für erneuerbare Gase beschleunigen.
 

 

Montag, 13.02.2023, 14:58 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Gas - Gasbranche fordert mehr Schub für Infrastrukturausbau
Quelle: Pixabay / Mimzy
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Gasbranche fordert mehr Schub für Infrastrukturausbau
Für eine Entwarnung mit Blick auf die Preissituation für Gas ist es noch zu früh, warnte der Branchenverband Zukunft Gas bei der Vorstellung seiner Jahresbilanz 2022.
Erdgas war trotz des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise im vergangenen Jahr zweitwichtigster Brennstoff für die Energieversorgung, so das Fazit des Branchenverbands Zukunft Gas bei seiner Vorstellung der Jahresbilanz 2022 am 13. Februar. Insgesamt ging der Energieverbrauch zwar zurück, resümierte Vorstand Timm Kehler. Aber das stattdessen mehr Kohle und Öl genuzt wurden, sei keine gute Nachricht. Er forderte, die hohe Geschwindigkeit beim Ausbau einer resilienten Infrastruktur beizubehalten und die Transformation der Branche hin zur Wasserstoffwirtschaft im Fokus zu behalten.

Nach den Zahlen des Verbands lieferte Erdgas 23,8 Prozent der bundesweit verbrauchten Primärenergie. Damit ist der Anteil zwar im Vergleich zum Vorjahr (26,7 Prozent) zurückgegangen, Erdgas bleibt aber die zweitwichtigste Säule der Energieversorgung. Nur der Anteil von Mineral- und Heizöl ist gestiegen, und zwar von 31,8 Prozent im Jahr 2021 auf 35,2 Prozent. Insgesamt ging der Erdgasverbrauch mit 13,6 Prozent deutlich stärker zurück als der Primärenergieverbrauch (minus 5 Prozent).

Für Kehler ist dies Ausdruck dafür, dass Wirtschaft und Gesellschaft die Notwendigkeit für Einsparungen ernst genommen haben. „Gemeinsam haben wir uns dem Energieterrorismus von Wladimir Putin entgegengestellt. Aber wir können nicht übersehen: Der an vielen Stellen vorgenommene ‚fuel-switch‘ von Gas zu Kohle oder Öl ist keine gute Nachricht für das Klima.“ Zudem müssten noch mehr Effizienzmaßnahmen umgesetzt werden, auch wenn sich der „Modernisierungsstau in den Heizungskesseln nun langsam beginnt aufzulösen“, sagte Kehler bei der Präsentation der Zahlen.

Verband erwartet lediglich eine Beruhigung an den Märkten

Mit Blick auf die Preissituation ist es nach Ansicht von Zukunft Gas noch zu früh für eine Entwarnung. „Die Eröffnung der schwimmenden LNG-Terminals an der deutschen Küste ist ein wichtiges Signal“, sagte Kehler. „Wir erwarten für dieses Jahr aber erst einmal nur eine Beruhigung an den Märkten.“

Im Jahr 2022 waren die Großhandelspreise für alle Energierohstoffe extrem volatil und sind in Summe stark gestiegen. So verteuerte sich Erdgas im Jahresmittel um 178 Prozent, Steinkohle um 170 Prozent und Erdöl um 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Aus Sicht des Gashandels konstatiert Gregor Pett, Chefanalyst bei Uniper, mehr Blick auf die Langfristigkeit: „Unsere Handelspartner wollen Verträge über zehn oder mehr Jahre machen, wenn man hierauf keine Antwort hat, wird es schwierig werden die Versorgungssicherheit in Deutschland langfristig zu garantieren.“ Auch er begrüßt die Geschwindigkeit, mit der im vergangenen Jahr der Grundstein für eine deutsche LNG-Infrastruktur gelegt wurde. Dieses Tempo gelte es beizubehalten: „Gut diversifizierte Lieferquellen, Speicher sowie Pipeline- und LNG-Transportinfrastruktur sind entscheidend, um Engpässe auch in Zukunft vermeiden zu können“.

Auch im Strombereich spielt Erdgas mit einem Anteil von 13,3 Prozent an der Bruttostromerzeugung eine wichtige Rolle. Kehler begrüßte den im Jahr 2022 erfolgten Ausbau der erneuerbaren Energien und warnte zugleich: „Nach unseren Berechnungen müssen wir bis 2030 eine Lücke von 15 Gigawatt schließen, um auch dann flexibel einsetzbare Energie liefern zu können, wenn die Erneuerbaren nicht zur Verfügung stehen. Wir begrüßen daher die Diskussion über ein neues Marktdesign, wie es das Bundeswirtschaftsministerium plant.“ Zukunft Gas hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit Enervis einen Vorschlag für einen Kapazitätsmarkt unterbreitet, in dem eine Vergütung auch für vorgehaltene Energiekapazitäten stattfindet (wir berichteten).

Für einen Wettbewerb zwischen den Technologien spricht sich Kehler auch im Wärmemarkt aus. Die Zahl der mit Gas betriebenen Heizsysteme sank zwar um 8 Prozent, mit knapp 600.000 Systemen wurden aber doppelt so viele eingebaut wie Wärmepumpen. „Auch wenn der Absatzsprung mit mehr als 53 Prozent plus bei Wärmepumpen beeindruckend ist, dürfen wir die absoluten Zahlen nicht aus den Augen lassen und müssen vor allem den 41 Millionen Bundesbürgern, die heute mit Gas heizen, eine bezahlbare Perspektive anbieten“, betonte Kehler. Wichtig sei daher, dass wasserstofffähige Hybrid- und Wasserstofflösungen auch im Wärmemarkt ihre Berechtigung erhalten und die rechtlichen Rahmenbedingungen für einen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft endlich geschaffen werden.
 

Zukunft Gas sieht vier Schwerpunktthemen:

  • Gashandel stabilisieren, indem Speicher gefüllt und die Marktzugänge, vor allem beim LNG, weiter gesichert werden.
  • Effizienz stärker in den Fokus nehmen, um weiter Energie einzusparen.
  • Quellen stärken diversifizieren, indem möglichst verschiedene Lieferländer bei LNG- und Gasimporten genutzt werden und das heimische Biogas-Potenzial besser ausgeschöpft wird.
  • Transformation der Infrastruktur für erneuerbare Gase beschleunigen.
 

 

Montag, 13.02.2023, 14:58 Uhr
Heidi Roider

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