Steelwind Nordenham.Quelle: E&M / Georg Eble
Steelwind Nordenham, Produzent von Offshore-Fundamenten, könnte seinen Ausstoß in diesem Jahr um 25 Prozent erhöhen. Mehr ist nur mit einem neuen Werk drin, sagen Verantwortiche.
Es gibt zu wenige Offshore-Windturbinen-Fundamente für die Ausbauziele in Europa, und diese Unterkapazität wird nach Einschätzung von Steelwind-Nordenham-Chef Andreas Liessem noch zwei, drei Jahre andauern. Liessem sagte auf verschiedenen Podien auf der Windforce Conference in Bremerhaven, Steelwind Nordenham selbst könne mit seinem bestehenden Werk in diesem Jahr maximal 25 Prozent mehr Monopfähle und Transition Pieces (TP, Übergangsstücke zwischen Monopfahl und Gondel) produzieren. 2023 habe Steelwind Nordenham im niedersächsischen Nordenham circa 100 Fundamente ausgeliefert. Die installierte Offshorewind-Leistung, der die tausende Tonnen schweren Stahlzylinder dienen, steige zeitgleich von 1.000 MW auf 1.500 bis 1.600 MW.
Wenn es darum geht, über dieses Plus von einem Viertel hinauszugehen, benötigt die Tochter der Dillinger Hütte nach Liessems Worten ein zweites Werk auf 200 Hektar. Dieses müsste wegen der Auslieferung an der Küste mit Kaianlagen für schwere Errichterschiffe entstehen, die die bis 90 oder gar 110 Meter langen Monopiles aufnehmen können. Dazu braucht es nach Aussage eines Projektingenieurs von Steelwind Nordenham idealerweise einen Tiefgang von mindestens 10 Metern. In Nordenham gegenüber Bremerhaven an der Unterweser ist ihm zufolge bei 6 Metern während der Flut Schluss.
Liessem schätzte den Investitionsbedarf auf 500 bis 600 Millionen Euro. Die Investitonsentscheidung ist noch nicht gefallen. Der Steelwind-Chef prognostizierte als einen Umstand, der gegen einen neuen Produktionsstandort spricht, ein Drehen des Offshore-Fundamentemarktes zu Überkapazitäten 2030 bis 2032. In der deutschen See soll 2030 mit 10.000 MW so viel Offshore-Jahresleistung an den Start gehen wie nie zuvor und danach. Derzeit sind 8.500 MW installiert. An Ausbau sind bis 2029 jährlich 3.000 MW vorgesehen.
Steelwind Nordenham beschäftigt laut Projektingenieur 300 interne und 200 externe Mitarbeiter in zwei Schichten von Sonntag, 22 Uhr, bis Samstag, 18 Uhr. Die externen Beschäftigten werden ausschließlich im gewerblichen Bereich eingesetzt, vor allem im Coating (Beschichten). Es gebe Gespräche über die Einführung von Sonntagsarbeit, sagte er bei einer Führung.
Der Stahl für die Fundamente wird grün werden
Die Grobbleche, die Steelwind Nordenham zu zylindrischen Monopfählen biegt und dann zusammenschweißt, kommen von der Mutter Dillinger Hütte aus dem Saarland. Die Stahl-Holding-Saar, zu der unter anderem die Dillinger Hütte gehört, hatte Ende 2023 die Förderzusage für die Dekarbonisierung ihrer Stahlherstellung bekommen (wir berichteten). Sie deckt 2,6 der 3,5 Milliarden Euro Investionssumme für ein neues Hüttenwerk.
Auch die Tochter Steelwind Nordenham erwägt, sich zu dekarbonisieren. Gedacht werde daran, die gesamten 30.000 Quadratmeter Werksdach mit Photovoltaik zu belegen. Diese würde zwei Drittel des Strombedarfs im Werk abdecken, sagte der Projektingenieur. Auch hier ist die Investitionsentscheidung noch nicht gefallen.
Mittwoch, 12.06.2024, 15:47 Uhr
Georg Eble
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