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Energie & Management > Gas - FSRU erreicht Einsatzort in Wilhelmshaven
Die FSRU "Esperanza". Quelle: Höegh
Gas

FSRU erreicht Einsatzort in Wilhelmshaven

Ohne sie geht nichts: Mit der FSRU Höegh Esperanza erreicht das Herzstück des Wilhelmshavener LNG-Terminals seinen Einsatzort. Der Aufwand ist groß, die Bedenken ebenso.
Polizeischutz, weiträumige Absperrungen, Drohnen-Flugverbot: Wie ein hochrangiger Staatsgast wird die "Höegh Esperanza", die im Auftrag der deutschen Bundesregierung gecharterte schwimmende Speicher- und Regasifizierungseinheit (FSRU), am 15. Dezember in Wilhelmshaven empfangen.

Mit dem Einfahren der "Höegh Esperanza" in die 12-Seemeilen-Zone beginne die Zuständigkeit der Polizeidirektion Oldenburg, vermeldete diese bereits vorab. Von jenem Zeitpunkt an werde das Schiff seeseitig durch die Wasserschutzpolizei begleitet. Landseitig werde der Schutz der kritischen Infrastruktur durch Polizeikräfte gewährleistet, die auch „mögliche Versammlungslagen“ begleiten sollten.

Die Umgebung des von Uniper betriebenen Terminals, das am 15. November offiziell eröffnet wurde, ist bis zum 17. Dezember weiträumig abgesperrt, ebenso wie der Luftraum über der Umschlaganlage ("Jetty") Voslapper Groden und dem erweiterten Radius von 1,25 nautischen Meilen (circa 2,5 Kilometer). Vor allem Drohnenbesitzer weise man darauf hin, dass das unberechtigte Einfliegen in diesen Bereich eine Straftat darstelle, so die Polizeidirektion.

Australien verbot den Einsatz

Die Vorsichtsmaßnahmen sind nicht unbegründet. Umweltschutzverbände hatten die Nutzung der "Esperanza" kritisiert. Der Grund: Die Anlagen der FSRU müssen regelmäßig mit Chlor gereinigt werden, das anschließend ins Meer abgelassen wird. Unter Berufung auf Zahlen des Betreibers Uniper geht Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des Bundes Umwelt und Naturschutz (BUND) Niedersachsen, von täglich bis zu 530.000 Kubikmetern mit Chlor- und Brom-Nebenprodukten belasteten Abwässern aus, die in die Jade geleitet würden. „Nach unseren Berechnungen würde die geplante Einleitung von Bromoform, bei der keine schädlichen Auswirkungen auf Wasserorganismen zu erwarten sind, bis zu 500-fach überschritten“, so Gerstner in einer gemeinsamen Mitteilung von BUND, Deutscher Umwelthilfe (DUH) und Nabu Ende November.

Die "Höegh Esperanza" war nach einem dreijährigen Einsatz im chinesischen Hafen Tianjin 2019 ursprünglich vom australischen Energieversorger AGL für zehn Jahre gechartert worden. Eingesetzt wurde sie in Australien allerdings nie. Das Projekt wurde 2021 gestoppt – aufgrund „inakzeptabler Auswirkungen für die Umwelt“ im geplanten Einsatzort Western Port vor Melbourne, der – ebenso wie der niedersächsische Jadebusen, in dem die "Esperanza" nun vor Anker geht – als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung nach der Ramsar-Konvention eingestuft ist.

Den Bedenken zum Trotz ist für den 17. Dezember die offizielle Inbetriebnahme des Wilhemshavener Terminals samt "Esperanza" geplant. Erwartet werden Kanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Niedersachsens Regierungschef Stefan Weil (SPD). Die erste Ladung LNG, 165.000 Kubikmeter Flüssigerdgas, hat die FSRU nach Angaben des Betreibers Unioer bereits selbst aus Spanien mitgebracht: Genug, um den Jahresbedarf von 50.000 bis 80.000 Haushalten zu decken.

Das Schiff kommt aus dem französischen Brest, wo es gewartet und für den neuen Einsatz umgebaut wurde. Mitte Januar sollen dann die ersten LNG-Tanker an der FSRU festmachen, deren LNG-Lieferungen dann auf der Esperanza regasifiziert und ins deutsche Gasnetz eingespeist werden sollen. Nach Angaben von Uniper sollen so rund sechs Prozent des deutschen Gasbedarfs gedeckt und damit etwa elf Prozent von Deutschlands Gasimporten aus Russland ersetzt werden.

Lubminer Schiffe warten auf Genehmigungen

Die "Esperanza" ist nicht die erste FSRU, die Deutschland erreicht. Bereits Ende November war die "Neptun“ vor Rügen vor Anker gegangen. Sie soll am geplanten LNG-Terminal im Industriehafen von Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) verflüssigtes Erdgas aufnehmen und regasifizieren. Auch bei diesem Projekt sind die Bedenken der Umweltschützer groß.

Noch wartet die dortige Betreiberin Deutsche Regas aber auf die entsprechenden Genehmigungen. Erst wenn diese vorliegen, kann das Schiff in den Lubminer Hafen gebracht werden.

Aufgrund der geringen Tiefe des vor Lubmin gelegenen Greifswalder Bodden können LNG-Tanker dort nicht direkt an die FSRU andocken. Die Deutsche Regas will daher außerhalb des Boddens in der Ostsee mit der „Seapeak Hispania“, die nach Angaben des Schiffortungsdienstes Vesselfinder am 15. Dezember bereits westlich von Portugal unterwegs war, eine sogenannte Floating Storage Unit (FSU) stationieren.

LNG-Tanker mit einer Kapazität von bis zu 170.000 Kubikmetern sollen dort andocken und ihr LNG übertragen können. Drei Shuttle-Schiffe (Small LNG Carrier, SLNGC) sollen das Flüssigerdgas dann zur FSRU im Industriehafen Lubmin transportieren. Das erste der drei liegt nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur ebenfalls bereits vor Rügen.

Donnerstag, 15.12.2022, 14:35 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > Gas - FSRU erreicht Einsatzort in Wilhelmshaven
Die FSRU "Esperanza". Quelle: Höegh
Gas
FSRU erreicht Einsatzort in Wilhelmshaven
Ohne sie geht nichts: Mit der FSRU Höegh Esperanza erreicht das Herzstück des Wilhelmshavener LNG-Terminals seinen Einsatzort. Der Aufwand ist groß, die Bedenken ebenso.
Polizeischutz, weiträumige Absperrungen, Drohnen-Flugverbot: Wie ein hochrangiger Staatsgast wird die "Höegh Esperanza", die im Auftrag der deutschen Bundesregierung gecharterte schwimmende Speicher- und Regasifizierungseinheit (FSRU), am 15. Dezember in Wilhelmshaven empfangen.

Mit dem Einfahren der "Höegh Esperanza" in die 12-Seemeilen-Zone beginne die Zuständigkeit der Polizeidirektion Oldenburg, vermeldete diese bereits vorab. Von jenem Zeitpunkt an werde das Schiff seeseitig durch die Wasserschutzpolizei begleitet. Landseitig werde der Schutz der kritischen Infrastruktur durch Polizeikräfte gewährleistet, die auch „mögliche Versammlungslagen“ begleiten sollten.

Die Umgebung des von Uniper betriebenen Terminals, das am 15. November offiziell eröffnet wurde, ist bis zum 17. Dezember weiträumig abgesperrt, ebenso wie der Luftraum über der Umschlaganlage ("Jetty") Voslapper Groden und dem erweiterten Radius von 1,25 nautischen Meilen (circa 2,5 Kilometer). Vor allem Drohnenbesitzer weise man darauf hin, dass das unberechtigte Einfliegen in diesen Bereich eine Straftat darstelle, so die Polizeidirektion.

Australien verbot den Einsatz

Die Vorsichtsmaßnahmen sind nicht unbegründet. Umweltschutzverbände hatten die Nutzung der "Esperanza" kritisiert. Der Grund: Die Anlagen der FSRU müssen regelmäßig mit Chlor gereinigt werden, das anschließend ins Meer abgelassen wird. Unter Berufung auf Zahlen des Betreibers Uniper geht Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des Bundes Umwelt und Naturschutz (BUND) Niedersachsen, von täglich bis zu 530.000 Kubikmetern mit Chlor- und Brom-Nebenprodukten belasteten Abwässern aus, die in die Jade geleitet würden. „Nach unseren Berechnungen würde die geplante Einleitung von Bromoform, bei der keine schädlichen Auswirkungen auf Wasserorganismen zu erwarten sind, bis zu 500-fach überschritten“, so Gerstner in einer gemeinsamen Mitteilung von BUND, Deutscher Umwelthilfe (DUH) und Nabu Ende November.

Die "Höegh Esperanza" war nach einem dreijährigen Einsatz im chinesischen Hafen Tianjin 2019 ursprünglich vom australischen Energieversorger AGL für zehn Jahre gechartert worden. Eingesetzt wurde sie in Australien allerdings nie. Das Projekt wurde 2021 gestoppt – aufgrund „inakzeptabler Auswirkungen für die Umwelt“ im geplanten Einsatzort Western Port vor Melbourne, der – ebenso wie der niedersächsische Jadebusen, in dem die "Esperanza" nun vor Anker geht – als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung nach der Ramsar-Konvention eingestuft ist.

Den Bedenken zum Trotz ist für den 17. Dezember die offizielle Inbetriebnahme des Wilhemshavener Terminals samt "Esperanza" geplant. Erwartet werden Kanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Niedersachsens Regierungschef Stefan Weil (SPD). Die erste Ladung LNG, 165.000 Kubikmeter Flüssigerdgas, hat die FSRU nach Angaben des Betreibers Unioer bereits selbst aus Spanien mitgebracht: Genug, um den Jahresbedarf von 50.000 bis 80.000 Haushalten zu decken.

Das Schiff kommt aus dem französischen Brest, wo es gewartet und für den neuen Einsatz umgebaut wurde. Mitte Januar sollen dann die ersten LNG-Tanker an der FSRU festmachen, deren LNG-Lieferungen dann auf der Esperanza regasifiziert und ins deutsche Gasnetz eingespeist werden sollen. Nach Angaben von Uniper sollen so rund sechs Prozent des deutschen Gasbedarfs gedeckt und damit etwa elf Prozent von Deutschlands Gasimporten aus Russland ersetzt werden.

Lubminer Schiffe warten auf Genehmigungen

Die "Esperanza" ist nicht die erste FSRU, die Deutschland erreicht. Bereits Ende November war die "Neptun“ vor Rügen vor Anker gegangen. Sie soll am geplanten LNG-Terminal im Industriehafen von Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) verflüssigtes Erdgas aufnehmen und regasifizieren. Auch bei diesem Projekt sind die Bedenken der Umweltschützer groß.

Noch wartet die dortige Betreiberin Deutsche Regas aber auf die entsprechenden Genehmigungen. Erst wenn diese vorliegen, kann das Schiff in den Lubminer Hafen gebracht werden.

Aufgrund der geringen Tiefe des vor Lubmin gelegenen Greifswalder Bodden können LNG-Tanker dort nicht direkt an die FSRU andocken. Die Deutsche Regas will daher außerhalb des Boddens in der Ostsee mit der „Seapeak Hispania“, die nach Angaben des Schiffortungsdienstes Vesselfinder am 15. Dezember bereits westlich von Portugal unterwegs war, eine sogenannte Floating Storage Unit (FSU) stationieren.

LNG-Tanker mit einer Kapazität von bis zu 170.000 Kubikmetern sollen dort andocken und ihr LNG übertragen können. Drei Shuttle-Schiffe (Small LNG Carrier, SLNGC) sollen das Flüssigerdgas dann zur FSRU im Industriehafen Lubmin transportieren. Das erste der drei liegt nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur ebenfalls bereits vor Rügen.

Donnerstag, 15.12.2022, 14:35 Uhr
Katia Meyer-Tien

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