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Energie & Management > Studien - Fraunhofer: Stadtwerke könnten Erdgasbezug um 60 % verringern
Quelle: Fotolia
Studien

Fraunhofer: Stadtwerke könnten Erdgasbezug um 60 % verringern

Enorme Erdgas-Einsparpotentiale sehen die Forscher überall dort, wo KWK-Anlagen zum Einsatz kommen. Die Kosten wären allerdings hoch.
Einen einzigen Parameter haben die Forscher vom Fraunhofer-Institut für angewandte Systemtechnik (AST, Teil der Fraunhofer Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB) in ihrem Optimierungsmodell verändert − und waren vom Ergebnis selbst überrascht, sagt Projektleiter Peter Bretschneider im Gespräch mit der Redaktion. 

Normalerweise errechnen die Modelle die betriebswirtschaftlich günstigsten Abläufe für die auftraggebenden Stadtwerke. Angesichts der möglicherweise drohenden Engpässe bei der Erdgasbeschaffung nutzten die Forscher die Modelle nun, um im Rahmen einer Kurzstudie für vier Stadtwerke zu berechnen, wie − betriebswirtschaftliche Faktoren außer Acht gelassen − der Erdgasverbrauch am stärksten gesenkt werden könnte. Das Ergebnis: zwischen 40 % und 60 % Erdgas lassen sich theoretisch in Stadtwerken dort einsparen, wo auf Kraft-Wärme-gekoppelte Prozesse gesetzt wird. Der Haken: Die Energie müsste dann aus Power-to-Heat-System kommen, so dass Strombedarf und damit auch die Kosten entsprechend steigen. Gerechnet im Kostensetting des vergangenen Novembers seien das etwa 35 % Mehrkosten gewesen, sagt Bretschneider. 

Begrenzte Aussagekraft

Bretschneider verweist allerdings selbst auf die begrenzte Aussagekraft der Studie: So habe man nur einen einzigen Monat in der Heizperiode, konkret den vergangenen November, betrachtet. Auch seien die Simulationen ohne Beachtung des Gesamtmarktes erfolgt. Ob die Umsetzung an Netzrestriktionen scheitern könne und ob in der Summe überhaupt eine ausreichende Strommenge zur Verfügung stehe sei darüber hinaus zu untersuchen. „Uns war es aber wichtig zu sagen: Da geht etwas, und es lohnt sich hinzuschauen“, sagt Bretschneider: „Es lässt sich etwas verschieben. Es ist eine Frage des wirtschaftlichen Kompromisses. Und die Frage: wer trägt die Mehrkosten.“

Die endgültigen Ergebnisse der Kurzstudie sollen Ende Juni auf der E-World vorgestellt werden.

Freitag, 13.05.2022, 09:49 Uhr
Katia Meyer-Tien
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Enorme Erdgas-Einsparpotentiale sehen die Forscher überall dort, wo KWK-Anlagen zum Einsatz kommen. Die Kosten wären allerdings hoch.
Einen einzigen Parameter haben die Forscher vom Fraunhofer-Institut für angewandte Systemtechnik (AST, Teil der Fraunhofer Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB) in ihrem Optimierungsmodell verändert − und waren vom Ergebnis selbst überrascht, sagt Projektleiter Peter Bretschneider im Gespräch mit der Redaktion. 

Normalerweise errechnen die Modelle die betriebswirtschaftlich günstigsten Abläufe für die auftraggebenden Stadtwerke. Angesichts der möglicherweise drohenden Engpässe bei der Erdgasbeschaffung nutzten die Forscher die Modelle nun, um im Rahmen einer Kurzstudie für vier Stadtwerke zu berechnen, wie − betriebswirtschaftliche Faktoren außer Acht gelassen − der Erdgasverbrauch am stärksten gesenkt werden könnte. Das Ergebnis: zwischen 40 % und 60 % Erdgas lassen sich theoretisch in Stadtwerken dort einsparen, wo auf Kraft-Wärme-gekoppelte Prozesse gesetzt wird. Der Haken: Die Energie müsste dann aus Power-to-Heat-System kommen, so dass Strombedarf und damit auch die Kosten entsprechend steigen. Gerechnet im Kostensetting des vergangenen Novembers seien das etwa 35 % Mehrkosten gewesen, sagt Bretschneider. 

Begrenzte Aussagekraft

Bretschneider verweist allerdings selbst auf die begrenzte Aussagekraft der Studie: So habe man nur einen einzigen Monat in der Heizperiode, konkret den vergangenen November, betrachtet. Auch seien die Simulationen ohne Beachtung des Gesamtmarktes erfolgt. Ob die Umsetzung an Netzrestriktionen scheitern könne und ob in der Summe überhaupt eine ausreichende Strommenge zur Verfügung stehe sei darüber hinaus zu untersuchen. „Uns war es aber wichtig zu sagen: Da geht etwas, und es lohnt sich hinzuschauen“, sagt Bretschneider: „Es lässt sich etwas verschieben. Es ist eine Frage des wirtschaftlichen Kompromisses. Und die Frage: wer trägt die Mehrkosten.“

Die endgültigen Ergebnisse der Kurzstudie sollen Ende Juni auf der E-World vorgestellt werden.

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