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Der Erneuerbaren-Bundesverband überrascht mit einer Forderung: Mehr Öko-Kraftwerke sollen denselben Netzanschlusspunkt erhalten, selbst wenn dieser für die Leistung nicht ausgelegt ist.
Es klingt wie der Versuch, Schulden zu tilgen, indem man einfach das Minuszeichen vor der Summe streicht. Im Falle des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) ist die Sache komplexer. Die Branchenorganisation will dem Mangel an Netzverknüpfungspunkten (NVP) durch eine Überbelegung vorhandener und künftiger Anschlussstellen begegnen.
Konkret sollen mehrere Öko-Kraftwerke, Speicher und Anlagen zur Sektorenkopplung über einen gemeinsamen NVP ans Netz gehen können. In Kauf zu nehmen sei dabei, dass mehr Leistung angeschlossen wird, als der Punkt eigentlich transportieren kann.
Die sogenannte Überbauung sei kein Problem, hat der BEE mit dem Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) in einer Studie zur gemeinsamen Nutzung von Netzverknüpfungspunkten herausgearbeitet. Die Analyse zeige, so der BEE, dass eine Überproduktion von Energie, die der NVP nicht weiterleiten kann, nur selten auftrete.
Energieüberschüsse: Selten, dann aber wirtschaftsförderndIn den möglichen Energie-Überschüssen sieht BEE-Präsidentin Simone Peter sogar einen strategischen Vorteil: „Sie reizen den Bau von Speichern und Sektorenkopplungs-Technologien zur weiteren Nutzung des Ökostroms an.“ Dies sei eine „Win-win-win-Situation“ für alle Akteure der Energiewirtschaft.
Zudem führe die Überbauung der gemeinsam genutzten Anschlusspunkte zu einer vielfach höheren Auslastung. Es bleibe sogar noch Kapazität frei, um Back-up-Kraftwerke wie flexible Biogasanlagen oder Wasserkraftwerke anzuschließen.
Erreichen ließe das Ziel sich durch minimale Anpassungen zweier Paragrafen im EEG, glaubt BEE-Präsidentin Peter. Diese „könnten den Netzanschluss maximal beschleunigen und Einsparpotenziale in Milliardenhöhe freilegen“.
Von der Bundesregierung erwartet die BEE-Präsidentin, den Weg für die gemeinsame Nutzung und Überbauung von Netzverknüpfungspunkten noch 2024 freizumachen. 200
Akteure aus der Energiewirtschaft will der Dachverband mit dieser Forderung hinter sich wissen.
Grundsätzlich sieht der BEE im schleppenden Netzausbau und im Mangel an freien NVP wesentliche Gründe für die Schwierigkeiten beim Zubau von Erneuerbaren. Projektierer fänden immer häufiger keine Anschlussmöglichkeit. Durch steigende Kosten drohe daher gerade kleineren Photovoltaik- und Windvorhaben das Scheitern.
Ein Beispiel für die Umsetzung liefert die an der Studie beteiligte Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (PEE
BW). So reiche ein 15-MW-Transformator eines Umspannwerkes durchaus für einen gemeinsamen Anschluss eines 15-MW-Windparks und eines 5-MW-Solarparks.
Warum? Weil die eigentlich erforderliche Eingangsleistung des Trafos von 20
MW in der Regel nicht zur Verfügung stehen müsse: Die Turbinen erreichten von November bis Februar die höchste Einspeiseleistung, Sonnenkraftwerke dagegen im Sommer. Durch eine intelligente Steuerung der Anlagen ließe sich zudem eine Überlastung vermeiden, so der Branchenverband aus dem Südwesten.
Die
Netzverknüpfungspunkte-Studie von BEE und IEE ist im Internet bereitgestellt.
Donnerstag, 11.04.2024, 14:33 Uhr
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