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Fehlende politische Untersützung und teilweise noch nicht gültige Raumordnungspläne verhindern in Thüringen den notwendigen Windkraftausbau.
Thüringen entwickelt sich zunehmend zu einem Sorgenkind der heimischen Windbranche. Der Ausbau der Windenergie ist seit dem Jahr 2017 rückläufig. Dass es zuletzt ein kleines Plus bei der installierten Windkraftleistung gegeben hat, ist einzig und allein wenigen Repowering-Projekten zu verdanken gewesen.
Bleibt es bei dem bescheidenen Ausbautempo, kann die derzeit landesweit vorhandene Kapazität von gut 1.640 MW sogar sinken. Denn nach einer Mitteilung der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur (Thega), der Landesenergieagentur, fallen bis Mitte der 2020er Jahre rund 200 Anlagen mit einer Leistung von zusammen 170 MW aus der EEG-Vergütung, sodass deren Weiterbetrieb nicht gesichert ist.
Erschwerend kommt hinaus, dass das Gros dieser Altanlagen außerhalb der heutigen Vorranggebiete errichtet worden ist, sodass ein Repowering angesichts der aktuellen Abstandsregeln kaum möglich ist. „Um diese Lücke zu schließen“, brauchen wir in Thüringen so schnell wie möglich eine klare Repowering-Strategie und ein zügiges Fertigstellen der Raumordnungspläne“, forderte Thega-Leiterin Ramona Rothe in einer Pressemitteilung. „Wenn uns das nicht gelingt, gefährden wir die Windenergie als tragende Säule der Thüringer Energiewende.“
Immerhin sieht das 2018 beschlossene Klimagesetz vor, dass sich das ostdeutsche Bundesland bis 2040 bilanziell komplett mit erneuerbaren Energien versorgen will. „Ohne Windenergie können wir die Thüringer Klimaziele nicht erreichen“, wird Rothe in der Pressemitteilung zitiert.
Dabei war die 2014 erstmals ins Amt gewählte rot-rot-grüne Landesregierung mit durchaus ambitionierte Pläne beim Windkraftausbau gestartet. „Wir wollen beim Windkraftausbau richtig Tempo machen“, kündigte die grüne Umwelt- und Energieministerin Anja Siegesmund wenige Monate nach ihrem Amtsbeginn gegenüber der Redaktion an. „Wir haben uns vorgenommen, die Windvorrangflächen im Land bis 2020 zu verdreifachen. Das entspricht einem Prozent der Landesfläche, auf dem Windkraftanlagen gebaut werden“, so Siegesmund damals.
Die Wirklichkeit sieht anderes, nach wie vor sind nicht alle Raumordnungspläne unter Dach und Fach. Nach einer Thega-Studie werden derzeit nach wie vor nur 0,33 Prozent der thüringischen Landesfläche für die Windenergienutzung genutzt, „obwohl in Thüringen genügend Flächen zur Verfügung stehen“.
Viele dieser Flächen gibt es in dem waldreichen Bundesland auch in den sogenannten Nutzforsten. Genau dieser Weg ist zuletzt durch die Politik verbaut worden. Im vergangenen Spätherbst hatte sich die CDU-Fraktion mit der seit Frühjahr 2020 nur noch als Minderheitsregierung amtierenden rot-rot-grünen Koalition auf ein entsprechendes Verbot im novellierten Landeswaldgesetz verständigt.
Ob, und wenn ja in welchem Umfang es wieder zu einem Aufschwung beim Windkraftausbau in Thüringen kommt, hängt vor allem vom Ausgang der im Herbst anstehenden Landtagswahl ab.
Dienstag, 18.05.2021, 15:54 Uhr
Ralf Köpke
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