Der Chef des europäischen Windkraft-Dachverbandes Windeurope, Giles Dickson, hat sich in einem Interview zum "angemessenen" einheitlichen Abstand von Onshore-Windrädern ausgesprochen.
Der Chief Executive Officer (CEO) des europäischen Windkraft-Dachverbandes Windeurope, Giles Dickson, hat sich für eine einheitliche Regelung des Mindestabstands von Onshore-Windenergieanlagen ausgesprochen. In einem Interview mit
Energie & Management antwortete Dickson auf die Frage, welcher Abstand "vertretbar" sei: "500
Meter".
In Bayern gilt die sogenannte 10-H-Abstandsregelung, wonach neu zu errichtende Windräder zehn Mal so weit von der nächsten Wohnbebauung entfernt sein sollen, wie sie hoch sind. Auf dem deutschen Festland sind die Anlagen mittlerweile im Schnitt 207
Meter hoch. Das würde für Bayern einen Abstand von 2,07 Kilometern erzwingen. In NRW müssen sie unabhängig von ihrer Höhe einen Abstand von einem Kilometer haben.
"Viele Absichtserklärungen"Dickson dagegen vertritt für die deutschen Verhältnisse grob eine 2,4-H-Regel. Er bedauerte die bayerische Restriktion: "Und mit solchen Vorschriften schrumpft die Gebietskulisse für Windenergieanlagen in den Promillebereich zusammen", sagte er. "Sie sollte aber auf zwei Prozent angehoben werden. Da sehen wir in Deutschland viele Absichtserklärungen, aber wenig Umsetzung, gerade in Bayern."
Der Windeurope-Chef forderte von der nächsten Bundesregierung, sie müsse beim Zubau "zwingend Anpassungen vornehmen". Deutschland habe zwar die Windenergieziele von 71 auf 95
Gigawatt installierter Gesamtleistung angehoben, doch in ihnen sei die nach oben korrigierte Strombedarfsprognose von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) noch nicht berücksichtigt.
Zubau-Prognose nach unten korrigiertWindeurope rechnet nach den Worten Dicksons für dieses Jahr für das deutsche Binnenland mit 2.200 bis 2.400
Megawatt Windleistung, die neu ans Netz kommt. Zubau, also eher mit weniger als noch im Januar "und auch das nur unter der Voraussetzung, dass ohne Verzug gebaut werden kann". Dies sei zu wenig für die neuen Klimaziele Deutschlands.
|
Giles Dickson ist Chef des europäischen Dachverbands Windeurope Quelle: Windeurope |
Die EU insgesamt muss nach den Vorstellungen Dicksons 30
Gigawatt Windenergie pro Jahr zubauen. Für die kommenden Jahre rechnet Windeurope aber lediglich mit einem Plus von 15
Gigawatt. "Wir müssen das Zubautempo also verdoppeln", folgerte Dickson.
Als das Haupthindernis sieht Dickson die Komplexität und Dauer der Genehmigungsverfahren, die Investoren abschrecke. Der Windeurope-CEO regte in diesem Zusammenhang beispielhaft an, die Zahl der Gerichtsinstanzen oder das Verbandsklagerecht einzuschränken.
Im Interview äußert sich Giles Dickson auch darüber, warum Windeurope die neuen EU-Klimazölle (CABM) nicht kategorisch ablehnt, warum die Zahl der Power Purchase Agreements für Anlagen in Deutschland nur noch kurzfristig relativ gering sein werden und auf die Frage, ob sich die EU-Partner angesichts der schärferen Klimaziele Deutschlands mit ihren Anstrengungen "bequem zurücklehnen" können.
Das komplette Interview erscheint am 1. September in der Beilage "Stark im Wind", die der Zeitschrift Energie & Management beiliegt.
Dienstag, 31.08.2021, 17:09 Uhr
© 2024 Energie & Management GmbH