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Nach dem Rekord ist vor dem Rekord − das bewahrheitet sich auch 2024/25 für Ökostrom-Direktlieferverträge. Dabei tauchten erste Speicher-PPA auf. Zahlen von Veyt und von Re-Source.
Die Zahl der Power Purchase Agreements (PPA) als privates Finanzierungsinstrument für Erneuerbare und preisstabile Strom-Bezugsvariante für die Industrie hat sich auch im vergangenen Jahr zu einem neuen Rekordwert entwickelt. Der Preis- und Datendienstleister Veyt zählte fürs vergangene Jahr 267 PPA-Neuabschlüsse, teilte die PPA-Teamleiterin Lisa Zafoschnig am 6.
Februar der Presse mit. Das waren 21
Prozent mehr gegenüber 2023, als Veyt noch 221 Abschlüsse meldete.
Veyt zufolge lag Deutschland 2024 europaweit im sogenannten Deal Count an der Spitze mit 40 Neuabschlüssen, genau so vielen wie 2023. 2022 waren es erst 30
Deals, 2021 nur 17. Vor vier Jahren waren im damals reiferen Markt Spanien bereits 31
Neuabschlüsse gezählt worden, danach gab es ein gemächliches Wachstum auf 37 (2023) und 38 (2024). Spanien ist also nach diesen Zahlen das zweite Jahr in Folge die Nummer zwei im europäischen Deal Count. Italien machte von 2023 auf 2024 einen Satz nach oben von 18 auf 31 neue PPA.
Auf der Seite der PPA-Geber blieb der auch in Deutschland hinsichtlich PPA tätige spanische Iberdrola-Konzern 2024 mit 1.026
MW an der Spitze. Gefolgt wurde er von RWE mit 927
MW und der französischen Engie mit 634
MW.
Salzgitter sticht unter den Stahlherstellern herausUnter den PPA-Abnehmern waren nach wie vor die Tech-Konzerne Amazon und Google die größten. Unter den Stahlherstellern stach Salzgitter heraus, die sich 2024 in sechs PPA Ökostrom zu langfristig stabilen Preisen sicherte. Re-Source, die nur Corporate PPA an Großverbraucher zählt, die mindestens fünf Jahre Laufzeit haben und zum Erneuerbaren-Ausbau beitragen, kam auf fünf von zehn Stahlhersteller-PPA in Europa, die auf Salzgitter laufen, so die Chefin der Re-Source-Plattform, Annie Scanlan, bei der Präsentation ihrer Zahlen am 5.
Februar.
Die neu unter Vertrag genommene Corporate-PPA-Kapazität stieg europaweit 2024 auf 11.500
MW nach 10.800
MW im Vorjahr. Zusammen mit den noch laufenden Direktverträgen − wobei Re-Source da eine gewisse statistische Unsicherheit einräumt −, wurden im vorigen Jahr kumuliert 48.400
MW Ökostrom-Erzeugungsleistung per Corporate PPA verkauft. Davon entfielen auf Deutschland 6.700
MW, womit das Land auf Rang zwei nach Spanien lag, wo 11.200
MW unter Vertrag waren.
EU-Unterstützung begünstigt weiteres PPA-WachstumSimon Dupont von der Re-Source, sagte für den europäischen Corporate-PPA-Markt voraus: „Wir werden weitere Rekorde sehen.“ Sein Kollege Guy Brindley verwies als fördernden Umstand darauf, dass EU-Industriekommissar Stephane Sejourne PPA in den jüngst vorgelegten „Wettbewerbskompass“ der Kommission aufgenommen habe.
Außerdem erlaube die EU bei ihren Klimazöllen (CBAM), die bestimmte Industriebranchen von 2026 bei Importen aus Ländern ohne Emissionshandelssystem entrichten müssen, den Ersatz von CBAM-Zertifikaten durch europäische PPA. Kommendes Jahr wolle Brüssel zudem eine (wohlwollende) „PPA Guidance“ herausgeben.
Als Hindernisse für den PPA-Markt nannte Annie Scanlan von der Re-Source langwierige Erneuerbaren-Genehmigungen und das häufigere Auftreten negativer Spotpreise. Vonseiten Veyts nannte Senior Analyst Irina Peltegowa als größte Hemmschuhe in Europa, die sich indirekt auf PPA auswirken, ebenfalls die Genehmigungen sowie die Dauer, bis ein Netzanschluss zugesagt beziehungsweise realisiert ist.
Erste Batterie-PPA und andere TrendsAls Trend für Europas PPA macht Veyt ein Wachstum von hybriden Verträgen mit Batterien oder mit mehreren erneuerbaren Quellen, wie etwa PV und Wind gleichzeitig, aus. Ein neues Phänomen sind demnach reine Batterie-PPA, sogenannte „Storage Power Agreements“ (SPA), von denen Veyt 2024 drei zählte, darunter in Deutschland (wir berichteten). Rein finanziell abgewickelte PPA, sogenannte „Virtual PPA“ (VPPA), stiegen im Deal Count gegenüber 2023 um 36
Prozent auf 30. Bei den Corporate PPA zählt wiederum die Re-Source nur noch 60
Prozent mit physischer Erfüllung, also tatsächlicher Stromlieferung.
Die PPA werden tendenziell erneut kleiner, was Irina Peltegowa von Veyt auf neue Abnehmer mit geringerer Stromnachfrage und eine stärker rollierende PPA-Beschaffung zurückführt. So sank die durchschnittliche installierte Leistung bei PV-PPA zwischen 2023 und 2024 von 91 auf 52
MW.
Preislich werden sich viele europäische Länder laut Veyt erholen, nach einem deutlichen Absturz im vergangenen Jahr. Das Graustrom-Frontjahr, der Referenzpunkt für einjährige Kalenderjahr-PPA, verlor im Schnitt des Jahres 2024 in Deutschland um 24
Prozent. In Spanien waren es 16
Prozent. Und die Abschläge für ein Photovoltaik-Einspeiseprofil waren 2024 wegen des Solarausbaus so groß wie nie zuvor.
Die Re-Source-Plattform hat ihre Corporate-PPA-Statistik 2024
auf ihrer Website zussammengefasst.
Donnerstag, 6.02.2025, 17:27 Uhr
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