E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Finanzierung - Europas Energiehandel: Nachschussbedarf in Billionenhöhe
Quelle: Fotolia / jogyx
Finanzierung

Europas Energiehandel: Nachschussbedarf in Billionenhöhe

In der Rallye steigen nicht nur die Preise selbst in ungeahntem Maße, sondern auch die Sicherheiten für Termingeschäfte. Erste Länder starten Liquiditätsprogramme in Milliardenhöhe.
Die EU denkt zur Lösung von Liquiditätsproblemen im Energiesektor an Kreditlinien der Europäischen Zentralbank und ein Aussetzen der energiebezogenen Terminmärkte. Das steht in einem Papier für den EU-Energiekrisengipfel vom 9. September, das dem Nachrichtenportal Bloomberg vorliegen soll.

Derweil haben europäische Staaten milliardenschwere Liquiditätsprogramme für den Energiehandel angekündigt, um, wie es vereinzelt hieß, einen "zweiten Lehman-Moment" zu verhindern. Im September 2008 war die auch im europäischen Energiehandel stark engagierte Investmentbank Lehman Brothers pleite gegangen und hatte eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelöst. Diese kehrte auch die damalige Energiepreisrallye in ihr Gegenteil um.

Großbritannien, in dem die meisten Energiebroker tätig sind, kündigte am 8. September laut Bloomberg ein "Energy Markets Financing Scheme" an, das mit 40 Mrd. Pfund (46 Mrd. Euro) ausgestattet ist. Der Mechanismus ist Teil eines größeren Energiepaketes der neuen Premierministerin Liz Truss, das auch die Energiebelastung der Haushalte einfriert (wir berichteten).

Dänemark wiederum will dem heimischen Stromsektor mit 13,5 Mrd. Euro helfen. Und die Schweiz hat dem dort beheimateten Konzern Axpo eine Kreditlinie von 4 Mrd. Franken (4,1 Mrd. Euro) gewährt, die er allerdings noch nicht angetastet hat.

Die Liquiditätskrise im europäischen Terminmarkt ist eine Begleiterscheinung der in ungekanntem Ausmaß steigenden und schwankenden Notierungen und existiert zusätzlich zu den Cash-Problemen von Gasimporteuren mit den gedrosselten russischen Exporten. Händler, die Terminmarkt-Produkte erwerben oder verkaufen, müssen an Börsen wie der EEX für die Differenz zum Day-ahead-Preis täglich Sicherheiten (Margins oder allgemein Collaterals) leisten, etwa Wertpapiere oder Bankbürgschaften.

In der gegenwärtigen Rallye ist dieser Nachschussbedarf auf mindestens 1,5 Billionen Dollar angewachsen, berichtet das Portal am 6. September unter Berufung auf Angaben des norwegischen Energiekonzerns Equinor.

Freitag, 9.09.2022, 16:02 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Finanzierung - Europas Energiehandel: Nachschussbedarf in Billionenhöhe
Quelle: Fotolia / jogyx
Finanzierung
Europas Energiehandel: Nachschussbedarf in Billionenhöhe
In der Rallye steigen nicht nur die Preise selbst in ungeahntem Maße, sondern auch die Sicherheiten für Termingeschäfte. Erste Länder starten Liquiditätsprogramme in Milliardenhöhe.
Die EU denkt zur Lösung von Liquiditätsproblemen im Energiesektor an Kreditlinien der Europäischen Zentralbank und ein Aussetzen der energiebezogenen Terminmärkte. Das steht in einem Papier für den EU-Energiekrisengipfel vom 9. September, das dem Nachrichtenportal Bloomberg vorliegen soll.

Derweil haben europäische Staaten milliardenschwere Liquiditätsprogramme für den Energiehandel angekündigt, um, wie es vereinzelt hieß, einen "zweiten Lehman-Moment" zu verhindern. Im September 2008 war die auch im europäischen Energiehandel stark engagierte Investmentbank Lehman Brothers pleite gegangen und hatte eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelöst. Diese kehrte auch die damalige Energiepreisrallye in ihr Gegenteil um.

Großbritannien, in dem die meisten Energiebroker tätig sind, kündigte am 8. September laut Bloomberg ein "Energy Markets Financing Scheme" an, das mit 40 Mrd. Pfund (46 Mrd. Euro) ausgestattet ist. Der Mechanismus ist Teil eines größeren Energiepaketes der neuen Premierministerin Liz Truss, das auch die Energiebelastung der Haushalte einfriert (wir berichteten).

Dänemark wiederum will dem heimischen Stromsektor mit 13,5 Mrd. Euro helfen. Und die Schweiz hat dem dort beheimateten Konzern Axpo eine Kreditlinie von 4 Mrd. Franken (4,1 Mrd. Euro) gewährt, die er allerdings noch nicht angetastet hat.

Die Liquiditätskrise im europäischen Terminmarkt ist eine Begleiterscheinung der in ungekanntem Ausmaß steigenden und schwankenden Notierungen und existiert zusätzlich zu den Cash-Problemen von Gasimporteuren mit den gedrosselten russischen Exporten. Händler, die Terminmarkt-Produkte erwerben oder verkaufen, müssen an Börsen wie der EEX für die Differenz zum Day-ahead-Preis täglich Sicherheiten (Margins oder allgemein Collaterals) leisten, etwa Wertpapiere oder Bankbürgschaften.

In der gegenwärtigen Rallye ist dieser Nachschussbedarf auf mindestens 1,5 Billionen Dollar angewachsen, berichtet das Portal am 6. September unter Berufung auf Angaben des norwegischen Energiekonzerns Equinor.

Freitag, 9.09.2022, 16:02 Uhr
Georg Eble

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.