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Energie & Management > Wasserstoff - Europäischer Offshore-Wasserstoff mit enormem Potenzial
Quelle: Deutsche Windguard
Wasserstoff

Europäischer Offshore-Wasserstoff mit enormem Potenzial

An der Produktion auf See führt kein Weg vorbei, will man den hohen Wasserstoffbedarf Europas stillen. Eine Analyse der DNV skizziert Potenzial der Offshore-Elektrolyse.
"Die EU rechnet bis 2050 mit einem Bedarf für klimaneutralen Wasserstoff von 2.000 Terawattstunden", erklärt Ulrich Benterbusch, Geschäftsführer von Gascade Gastransport GmbH. Der Ferngasnetzbetreiber (FNB) ist zusammen mit dem belgischen FNB Fluxys Auftraggeber der DNV-Studie "Specification of a European Offshore Hydrogen Backbone". Am 16. März wurden die Ergebnisse der Analyse bekannt. DNV (Det Norske Veritas) ist ein norwegischer Dienstleister für Versicherungen und agiert eigener Aussage nach als unabhängiger Energieexperte und technischer Berater entlang der gesamten Energie-Wertschöpfungskette. 

Laut der Studie zum europäischen Offshore-Wasserstoff-Backbone hat der in den Offshore-Windparks der Nordsee gewonnene Strom das Potenzial, bis 2050 pro Jahr 300 Milliarden kWh Wasserstoff zur produzieren. "Das wäre ein erheblicher Beitrag zur Reduzierung der Abhängigkeit von Energieimporten", kommentiert Benterbusch. Angesichts der Ereignisse in der Ukraine in der jüngsten Vergangenheit sei der positive Aspekt hinsichtlich der Versorgungssicherheit kaum hoch genug einzuschätzen.

Laut der DNV-Studie wäre eine per Pipeline angeschlossene Offshore-Wasserstoffproduktion günstiger als eine Onshore-Produktion. Aufgrund der Pipelineanbindung und der hohen Lastkapazitäten durch den Transport von Offshore-Wasserstoff aus mehreren Windparks zählen die Marktforscher der DNV die Nord- und Ostsee zu den günstigsten Quellen von grünem Wasserstoff in Europa. Mit Blick auf die Transportinfrastruktur kommt die Studie zu zwei Schlussfolgerungen:
  • In der Nordsee besteht viel Produktionspotenzial weiter als 100 Kilometer vom Festland entfernt. Um den produzierten Wasserstoff anzulanden, könnte ein Pipelinenetz – ein sogenannter "europäischer Backbone" – die Produktionsstätten sinnvoll an das bestehende Pipelinenetz auf dem Festland anbinden. 
  • Ein anderes Bild zeichnet die DNV für die Transportinfrastruktur in der Ostsee: Dort gibt es derzeit weniger mögliche Produktionsgebiete 100 Kilometer von der Küste entfernt. Die Annahme der DNV: Sollten sich Schweden und Finnland entscheiden, Wasserstoff im großen Stil zu produzieren und ihn zu den Bedarfszentren in Mitteleuropa zu transportieren, ist eine Pipeline dort wahrscheinlich auch sinnvoll.
Die räumliche Aufteilung der möglichen Produktionsstandorte für Offshore-Wasserstoff auf die Hoheitsgewässer unterschiedlicher Länder lässt Christoph von dem Bussche, Geschäftsführer von Gascade, zu folgendem Schluss kommen: "Eine länderübergreifende Abstimmung wäre erforderlich, um das gesamte Potenzial für Wasserstoffproduktion zu erschließen." Gleichermaßen sei es wichtig, länderübergreifend auf Ausgewogenheit hinsichtlich der Strom- und Wasserstoffproduktion zu achten. 

Zur weiteren Optimierung der Wasserstoff-Lieferkette schlägt DNV in der Studie die Speicherung von bis zu 30 Prozent des produzierten Wasserstoffs in Salzkavernen vor.

Darüber hinaus bieten die Studienautoren eine erste Kostenschätzung: In der Nordsee werden die Kosten für Pipelines und Verdichter im Offshore-Wasserstoff-Backbone schätzungsweise 10 Prozent der Gesamtkosten des offshore produzierten Wasserstoffs ausmachen. Berechnungen der DNV zufolge können in der Nordsee Wasserstoff-Systemkosten in Höhe von 4,69 bis 4,97 Euro/Kilogramm erzielt werden. Die Voraussetzung dafür wäre eine Investition in die Wasserstoff-Transportinfrastruktur von 35 bis 52 Milliarden Euro (4.200 Kilometer Pipeline und Untergrundspeicher). 

Zum Vergleich: Die Gestehungskosten für strommarktbasierten grünen Wasserstoff liegen derzeit noch zwischen 7,00 und 9,90 Euro/Kilogramm. Dies zeigt der am 13. März veröffentlichte H2-Preisindex von Enervis und E&M (wir berichteten).

Zusammenarbeit beim Projekt "Aqua Ductus"

Im Bereich der Pipeline-Infrastruktur sind Gascade und Fluxys bereits seit längerem Partner. Wie sie im Juli 2022 mitgeteilt hatten, arbeiten sie auch beim Projekt "AquaDuctus" zusammen (wir berichteten). Die Studienergebnisse sehen sie als Bestätigung dafür, dass es sich bei diesem groß angelegten Offshore-Pipelineprojekt um eine "zentrale Komponente für die grüne Transformation" und für das Erreichen der europäischen Dekarbonisierungsziele handelt.

Im Rahmen des Projektes "Aqua Ductus" soll in Nordsee-Windparks produzierter Wasserstoff zum deutschen Wasserstoff-Netz auf dem Festland transportiert werden. Die Röhre sei, wie die Partner erklären, in der Tat als Backbone ausgelegt. Er könne dann Wasserstoff von mehreren Produktionsstätten transportieren und auch als potenzielle Anbindung zu anderen internationalen Wasserstoff-Routen durch die Nordsee fungieren. 

Pascal De Buck, CEO von Fluxys, ist sich gewiss: "Die Offshore-Pipeline Aqua Ductus, die allen künftigen Betreibern von Wasserstoff-Windparks frei zugänglich sein soll, wird durch die Diversifizierung von Europas Wasserstoff-Bezugsquellen einen erheblichen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten."

Freitag, 17.03.2023, 14:56 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Wasserstoff - Europäischer Offshore-Wasserstoff mit enormem Potenzial
Quelle: Deutsche Windguard
Wasserstoff
Europäischer Offshore-Wasserstoff mit enormem Potenzial
An der Produktion auf See führt kein Weg vorbei, will man den hohen Wasserstoffbedarf Europas stillen. Eine Analyse der DNV skizziert Potenzial der Offshore-Elektrolyse.
"Die EU rechnet bis 2050 mit einem Bedarf für klimaneutralen Wasserstoff von 2.000 Terawattstunden", erklärt Ulrich Benterbusch, Geschäftsführer von Gascade Gastransport GmbH. Der Ferngasnetzbetreiber (FNB) ist zusammen mit dem belgischen FNB Fluxys Auftraggeber der DNV-Studie "Specification of a European Offshore Hydrogen Backbone". Am 16. März wurden die Ergebnisse der Analyse bekannt. DNV (Det Norske Veritas) ist ein norwegischer Dienstleister für Versicherungen und agiert eigener Aussage nach als unabhängiger Energieexperte und technischer Berater entlang der gesamten Energie-Wertschöpfungskette. 

Laut der Studie zum europäischen Offshore-Wasserstoff-Backbone hat der in den Offshore-Windparks der Nordsee gewonnene Strom das Potenzial, bis 2050 pro Jahr 300 Milliarden kWh Wasserstoff zur produzieren. "Das wäre ein erheblicher Beitrag zur Reduzierung der Abhängigkeit von Energieimporten", kommentiert Benterbusch. Angesichts der Ereignisse in der Ukraine in der jüngsten Vergangenheit sei der positive Aspekt hinsichtlich der Versorgungssicherheit kaum hoch genug einzuschätzen.

Laut der DNV-Studie wäre eine per Pipeline angeschlossene Offshore-Wasserstoffproduktion günstiger als eine Onshore-Produktion. Aufgrund der Pipelineanbindung und der hohen Lastkapazitäten durch den Transport von Offshore-Wasserstoff aus mehreren Windparks zählen die Marktforscher der DNV die Nord- und Ostsee zu den günstigsten Quellen von grünem Wasserstoff in Europa. Mit Blick auf die Transportinfrastruktur kommt die Studie zu zwei Schlussfolgerungen:
  • In der Nordsee besteht viel Produktionspotenzial weiter als 100 Kilometer vom Festland entfernt. Um den produzierten Wasserstoff anzulanden, könnte ein Pipelinenetz – ein sogenannter "europäischer Backbone" – die Produktionsstätten sinnvoll an das bestehende Pipelinenetz auf dem Festland anbinden. 
  • Ein anderes Bild zeichnet die DNV für die Transportinfrastruktur in der Ostsee: Dort gibt es derzeit weniger mögliche Produktionsgebiete 100 Kilometer von der Küste entfernt. Die Annahme der DNV: Sollten sich Schweden und Finnland entscheiden, Wasserstoff im großen Stil zu produzieren und ihn zu den Bedarfszentren in Mitteleuropa zu transportieren, ist eine Pipeline dort wahrscheinlich auch sinnvoll.
Die räumliche Aufteilung der möglichen Produktionsstandorte für Offshore-Wasserstoff auf die Hoheitsgewässer unterschiedlicher Länder lässt Christoph von dem Bussche, Geschäftsführer von Gascade, zu folgendem Schluss kommen: "Eine länderübergreifende Abstimmung wäre erforderlich, um das gesamte Potenzial für Wasserstoffproduktion zu erschließen." Gleichermaßen sei es wichtig, länderübergreifend auf Ausgewogenheit hinsichtlich der Strom- und Wasserstoffproduktion zu achten. 

Zur weiteren Optimierung der Wasserstoff-Lieferkette schlägt DNV in der Studie die Speicherung von bis zu 30 Prozent des produzierten Wasserstoffs in Salzkavernen vor.

Darüber hinaus bieten die Studienautoren eine erste Kostenschätzung: In der Nordsee werden die Kosten für Pipelines und Verdichter im Offshore-Wasserstoff-Backbone schätzungsweise 10 Prozent der Gesamtkosten des offshore produzierten Wasserstoffs ausmachen. Berechnungen der DNV zufolge können in der Nordsee Wasserstoff-Systemkosten in Höhe von 4,69 bis 4,97 Euro/Kilogramm erzielt werden. Die Voraussetzung dafür wäre eine Investition in die Wasserstoff-Transportinfrastruktur von 35 bis 52 Milliarden Euro (4.200 Kilometer Pipeline und Untergrundspeicher). 

Zum Vergleich: Die Gestehungskosten für strommarktbasierten grünen Wasserstoff liegen derzeit noch zwischen 7,00 und 9,90 Euro/Kilogramm. Dies zeigt der am 13. März veröffentlichte H2-Preisindex von Enervis und E&M (wir berichteten).

Zusammenarbeit beim Projekt "Aqua Ductus"

Im Bereich der Pipeline-Infrastruktur sind Gascade und Fluxys bereits seit längerem Partner. Wie sie im Juli 2022 mitgeteilt hatten, arbeiten sie auch beim Projekt "AquaDuctus" zusammen (wir berichteten). Die Studienergebnisse sehen sie als Bestätigung dafür, dass es sich bei diesem groß angelegten Offshore-Pipelineprojekt um eine "zentrale Komponente für die grüne Transformation" und für das Erreichen der europäischen Dekarbonisierungsziele handelt.

Im Rahmen des Projektes "Aqua Ductus" soll in Nordsee-Windparks produzierter Wasserstoff zum deutschen Wasserstoff-Netz auf dem Festland transportiert werden. Die Röhre sei, wie die Partner erklären, in der Tat als Backbone ausgelegt. Er könne dann Wasserstoff von mehreren Produktionsstätten transportieren und auch als potenzielle Anbindung zu anderen internationalen Wasserstoff-Routen durch die Nordsee fungieren. 

Pascal De Buck, CEO von Fluxys, ist sich gewiss: "Die Offshore-Pipeline Aqua Ductus, die allen künftigen Betreibern von Wasserstoff-Windparks frei zugänglich sein soll, wird durch die Diversifizierung von Europas Wasserstoff-Bezugsquellen einen erheblichen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten."

Freitag, 17.03.2023, 14:56 Uhr
Davina Spohn

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