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Die nicht unter Sanktionen stehenden EU-Importe von Pipelinegas nehmen dieses Jahr wieder zu. Bei allen Kohlenwasserstoff-Einfuhren zusammengenommen ist die EU nur viertgrößer Abnehmer
Russland hat seit Kriegsbeginn laut dem
finnischen „Center for Research on Energy and Clean Air“ (CREA) aus dem Export fossiler Brennstoffe Einnahmen in Höhe von mehr als 725
Milliarden Euro erzielt. Auf die Brennstoffexporte in die EU entfielen davon fast 200
Milliarden Euro. Im weltweiten Vergleich nimmt die EU nach China, Indien und der Türkei bei den Zahlungen für russische Brennstoffimporte den vierten Platz ein. Das Gros, das die Europäische Union hier ausgibt, beläuft sich für russische Ölimporte derzeit auf 108
Milliarden Euro.
Die Kosten für Gasimporte umfassen rund 88 Milliarden Euro und für Kohle rund 4
Milliarden Euro. Die Monatsberichte des CREA schlüsseln auf, wer bei den Ausgaben für Öl, Gas oder Kohle aus Russland die Liste jeweils anführt. So steht die EU bei den Ausgaben für russische Rohöleinfuhren nach China und Indien an dritter Stelle, obgleich diese auf der Sanktionsliste der EU stehen. Die Ausnahmeregelung für die Druschba-Pipeline, über die Ungarn, die Slowakei und Tschechien weiter russisches Öl beziehen, wirkt sich hier offenkundig aus und ergibt eine einträgliche Summe. Als Drehscheibe für den Import von Öl- und Ölprodukten aus Russland gelten die Türkei und Indien.
EU-Importpipelines über Ukraine und Türkei ausgelastetBei den Gasimporten gibt die EU weltweit das meiste Geld aus. Demnach ist Europa weiterhin Russlands größter Gaskunde. Dies trifft auf LNG-Lieferungen per Schiff und gasförmiges Pipeline-Erdgas gleichermaßen zu. Die Transit-Gasleitung in der Ukraine und die Schwarzmeer-Gasleitung Turkish Stream können im Jahr insgesamt 31
Milliarden Kubikmeter Gas transportieren. Beide Gasleitungen sind seit Jahresbeginn gut ausgelastet, was dafür spricht, dass Ungarn das meiste Gas über das Schwarze Meer und die Türkei bezieht und bis zum Jahresende in Europa mehr russisches Gas angekommen sein wird als 2023.
Derweil sind Österreich und die Slowakei die Hauptabnehmer von Gas aus Russland über die Ukraine. Dabei die militärische Besetzung der russischen Gasübergabestation Sudscha durch die Ukrainer im Zuge ihres Kursk-Einmarsches zu Befürchtungen über einen Transitstopp geführt. Wirtschaftlich gesehen, dürften daran zwar weder Russland noch die Ukraine ein Interesse haben. Doch ein endgültiges Votum ist unklar.
Klar ist indes, dass die Gasimporte aus Russland gegenüber 2023 aktuell wachsen. Das mag der EU entgegenkommen, um Preissprünge nach oben im Zaum zu halten. Direkte Sanktionen gegen den Import von russischem Gas hat die EU im Unterschied zu Öl und Kohle nicht verabschiedet.
Zahlungen an Russland für Brennstoffe
veröffentlicht CREA in seinem Tracker fortlaufend.
Freitag, 16.08.2024, 15:02 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne
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