E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Gas - EU-Kommission und Acer:
Quelle: Fotolia / WoGi
Gas

EU-Kommission und Acer: "Gas bleibt teuer"

Die EU-Kommission und die Agentur der Regulierungsbehörden gehen nicht davon aus, dass Erdgas im Laufe des Jahres wieder billiger wird. Das wirkt sich auch auf die Strompreise aus.
Energiekommissarin Kadri Simson sagte Anfang Februar vor dem Industrieausschuss des Europäischen Parlamentes, die Energiepreise blieben vorerst "hoch und volatil" und würden sich danach auf einem Niveau "über dem historischen Durchschnitt" stabilisieren. Auf dem Gasmarkt bleibe die Nachfrage vor allem aus Asien hoch. Hinzu komme eine große Nervosität aufgrund der "geopolitischen Lage". Die EU habe jedoch aus der letzten Krise um Gaslieferungen aus Russland gelernt und in die Diversifizierung ihrer Versorgung investiert

Im Januar wurde der Bedarf der EU nach ihren Worten zu 38 % aus den Speichern der Union gedeckt, 36 % durch Pipeline-Gas, 19 % durch LNG und 7 % durch die Eigenproduktion der Mitgliedsstaaten. Größter Lieferant von verflüssigtem Gas waren die USA mit 22 Mrd. msowie Russland und Katar mit jeweils 16 Mrd. m3.

Die Lieferungen über die Pipelines durch Polen und die Ukraine gingen dafür deutlich zurück. Ende Januar kam darüber nur noch halb so viel Gas als noch im Jahr zuvor. Polen wurde den ganzen Monat über von Deutschland mit Gas beliefert. Die EU verfüge jedoch über eine leistungsfähige Infrastruktur, die die Ausfälle zumindest teilweise ausgleichen würden, sagte Simson weiter. Insbesondere die LNG-Terminals verfügten noch über zusätzliche Kapazitäten, um Gas zu importieren.

Mit Engpässen rechnet die Kommissarin nicht. Man beobachte die Entwicklung aber aufmerksam. Die Speicher der EU waren nach ihren Worten Anfang Februar noch zu 40 % gefüllt, das sind 10 % weniger als in der gleichen Woche des Vorjahres. Hauptursache dafür sei das niedrige Niveau in den von Gazprom betriebenen Speichern, das Simson mit 16 % angab. Für die kommende Saison kündigte sie ein abgestimmtes Vorgehen der EU bei der Befüllung der Speicher aus unterschiedlichen Quellen an.

Mehreinnahmen aus dem Emissionshandel ermöglichen Entlastungen

Im Jahr 2021 bewegten sich die Lieferungen von Gazprom nach einer Analyse der Agentur für die Zusammenarbeit der europäischen Regulierungsbehörden (Acer) in den ersten drei Quartalen etwas über dem Vorjahresniveau, gingen aber im dritten Quartal deutlich zurück. Im Gegenzug importierte die EU von Januar bis September 2021 weniger Flüssiggas als im Vorjahr, durch den Anstieg der Gaspreise in Europa gelangte ab Oktober aber wesentlich mehr LNG auf den europäischen Markt. Das konnte den Rückgang der Lieferungen aus Russland aber nur teilweise kompensieren.

Der Vertreter von Acer, Francois Beaude, ging ebenfalls von weiter hohen Preisen für Gas und Strom aus. Er verwies in diesem Zusammenhang auf den Terminhandel an der EEX und am Handelspunkt TTF, in dem nach seiner Einschätzung erst im Frühjahr 2023 wieder Großhandelspreise von weniger als 100 Euro/MWh für Strom und unter 50 Euro/MWh für Gas notiert würden.

Beaude spricht sich gegen eine Änderung der Regeln auf den Strom- und Gasmärkten aus. Die jüngste Entwicklung habe gezeigt, dass die Preissignale von den Marktteilnehmern verstanden würden und zu den entsprechenden Reaktionen führten. Die hohen Preise in der EU hätten schnell dazu geführt, dass mehr Flüssiggas geliefert werde. Das werfe allerdings die Frage auf, wie einkommensschwache Haushalte vor den Folgen der hohen Energiepreise geschützt werden könnten.
 
 
Die Stromrechnungen in der EU sind nach Beaudes Angaben im letzten Jahr um 30 % gestiegen. Zahlreiche Anbieter seien in Konkurs gegangen. Simson bezifferte den Beitrag der Energie zur allgemeinen Inflation auf 50 %. Die allgemeine Teuerung belief sich 2021 auf 5 %. Die Bürger seien deswegen besorgt, sagte die Kommissarin weiter. Die Mitgliedsstaaten verfügten aber über ein breites Instrumentarium und genügend finanzielle Mittel, um die Verbraucher zu entlasten. Die meisten Regierungen hätten dies auch getan, etwa durch eine Senkung der Energiesteuern. Aus dem Emissionshandel stünden den Mitgliedsstaaten dafür über 11 Mrd. Euro Mehreinnahmen zur Verfügung.

Dienstag, 8.02.2022, 09:02 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Gas - EU-Kommission und Acer:
Quelle: Fotolia / WoGi
Gas
EU-Kommission und Acer: "Gas bleibt teuer"
Die EU-Kommission und die Agentur der Regulierungsbehörden gehen nicht davon aus, dass Erdgas im Laufe des Jahres wieder billiger wird. Das wirkt sich auch auf die Strompreise aus.
Energiekommissarin Kadri Simson sagte Anfang Februar vor dem Industrieausschuss des Europäischen Parlamentes, die Energiepreise blieben vorerst "hoch und volatil" und würden sich danach auf einem Niveau "über dem historischen Durchschnitt" stabilisieren. Auf dem Gasmarkt bleibe die Nachfrage vor allem aus Asien hoch. Hinzu komme eine große Nervosität aufgrund der "geopolitischen Lage". Die EU habe jedoch aus der letzten Krise um Gaslieferungen aus Russland gelernt und in die Diversifizierung ihrer Versorgung investiert

Im Januar wurde der Bedarf der EU nach ihren Worten zu 38 % aus den Speichern der Union gedeckt, 36 % durch Pipeline-Gas, 19 % durch LNG und 7 % durch die Eigenproduktion der Mitgliedsstaaten. Größter Lieferant von verflüssigtem Gas waren die USA mit 22 Mrd. msowie Russland und Katar mit jeweils 16 Mrd. m3.

Die Lieferungen über die Pipelines durch Polen und die Ukraine gingen dafür deutlich zurück. Ende Januar kam darüber nur noch halb so viel Gas als noch im Jahr zuvor. Polen wurde den ganzen Monat über von Deutschland mit Gas beliefert. Die EU verfüge jedoch über eine leistungsfähige Infrastruktur, die die Ausfälle zumindest teilweise ausgleichen würden, sagte Simson weiter. Insbesondere die LNG-Terminals verfügten noch über zusätzliche Kapazitäten, um Gas zu importieren.

Mit Engpässen rechnet die Kommissarin nicht. Man beobachte die Entwicklung aber aufmerksam. Die Speicher der EU waren nach ihren Worten Anfang Februar noch zu 40 % gefüllt, das sind 10 % weniger als in der gleichen Woche des Vorjahres. Hauptursache dafür sei das niedrige Niveau in den von Gazprom betriebenen Speichern, das Simson mit 16 % angab. Für die kommende Saison kündigte sie ein abgestimmtes Vorgehen der EU bei der Befüllung der Speicher aus unterschiedlichen Quellen an.

Mehreinnahmen aus dem Emissionshandel ermöglichen Entlastungen

Im Jahr 2021 bewegten sich die Lieferungen von Gazprom nach einer Analyse der Agentur für die Zusammenarbeit der europäischen Regulierungsbehörden (Acer) in den ersten drei Quartalen etwas über dem Vorjahresniveau, gingen aber im dritten Quartal deutlich zurück. Im Gegenzug importierte die EU von Januar bis September 2021 weniger Flüssiggas als im Vorjahr, durch den Anstieg der Gaspreise in Europa gelangte ab Oktober aber wesentlich mehr LNG auf den europäischen Markt. Das konnte den Rückgang der Lieferungen aus Russland aber nur teilweise kompensieren.

Der Vertreter von Acer, Francois Beaude, ging ebenfalls von weiter hohen Preisen für Gas und Strom aus. Er verwies in diesem Zusammenhang auf den Terminhandel an der EEX und am Handelspunkt TTF, in dem nach seiner Einschätzung erst im Frühjahr 2023 wieder Großhandelspreise von weniger als 100 Euro/MWh für Strom und unter 50 Euro/MWh für Gas notiert würden.

Beaude spricht sich gegen eine Änderung der Regeln auf den Strom- und Gasmärkten aus. Die jüngste Entwicklung habe gezeigt, dass die Preissignale von den Marktteilnehmern verstanden würden und zu den entsprechenden Reaktionen führten. Die hohen Preise in der EU hätten schnell dazu geführt, dass mehr Flüssiggas geliefert werde. Das werfe allerdings die Frage auf, wie einkommensschwache Haushalte vor den Folgen der hohen Energiepreise geschützt werden könnten.
 
 
Die Stromrechnungen in der EU sind nach Beaudes Angaben im letzten Jahr um 30 % gestiegen. Zahlreiche Anbieter seien in Konkurs gegangen. Simson bezifferte den Beitrag der Energie zur allgemeinen Inflation auf 50 %. Die allgemeine Teuerung belief sich 2021 auf 5 %. Die Bürger seien deswegen besorgt, sagte die Kommissarin weiter. Die Mitgliedsstaaten verfügten aber über ein breites Instrumentarium und genügend finanzielle Mittel, um die Verbraucher zu entlasten. Die meisten Regierungen hätten dies auch getan, etwa durch eine Senkung der Energiesteuern. Aus dem Emissionshandel stünden den Mitgliedsstaaten dafür über 11 Mrd. Euro Mehreinnahmen zur Verfügung.

Dienstag, 8.02.2022, 09:02 Uhr
Tom Weingärtner

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.