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Energie & Management > Stromnetz - Erstmals Sektorkopplung im EU-Netzentwicklungsplan
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stromnetz

Erstmals Sektorkopplung im EU-Netzentwicklungsplan

Die Dachverbände der europäischen Strom- und Gasnetzbetreiber, Entsoe und Entsog, haben die Vision einer klimaneutralen Energiewirtschaft entwickelt.
Als Grundlage des Zehnjahres-Netz-Entwicklungs-Plans (TYNDP) haben sich die EU-Verbände Entsoe (Strom) und Entsog (Gas), die auch regulatorische Aufgaben in der EU wahrnehmen, auf mehrere Scenarien verständigt. Damit sollen Angebot und Nachfrage auf beiden Märkten in der Übergangsphase zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft modelliert werden.

Erstmals wurde dabei auch die Sektorkopplung zwischen Gas und Strom berücksichtigt. Mit den Szenarien können der Nutzen aber auch die Unsicherheiten und Risiken von Projekten der Strom- und Gasinfrastuktur in den nächsten Jahren besser beurteilt werden. Entsoe und Entsog unterscheiden zwischen der Ausgangslage (Referenzszenario) „Nationalen Trends“ (NT), die auf den nationalen Langzeitstrategien und den Energie- und Klimaplänen der EU-Mitgliedsstaaten einschließlich eventuell vorhandener Wasserstoffstrategien beruht, und zwei Optionen, die Energiewende umzusetzen.

Die Szenarien "DE" und "GA"

Im Energie-Verteilungs-Szenario (DE) versuchen die EU-Staaten die Klimaziele der EU für 2030 vor allem im Rahmen ihrer eigenen Möglichkeiten zu erreichen, also durch die Mobilisierung eigener erneuerbarer Energiequellen. DE setzt vor allem auf eine dezentrale Erzeugung durch Prosumer, Genossenschaften und Erzeugergemeinschaften, die von der Politik unterstützt werden.

Im Szenario der „globalen Ambitionen“ (GA) werden viele neue Technologien entwickelt und weltweit eingesetzt. Die Europäer versuchen, ihre Klimaziele durch eine emissionsfreie Erzeugung auch außerhalb der EU und durch weltweiten Handel mit Energie und Energiedienstleistungen zu erreichen. Größenvorteile („Skalenerträge“) spielen in diesem Szanrio eine wichtige Rolle bei der Senkung der Energiekosten.

In beiden Szenarien kann die EU ihren Energieverbrauch in Vergleich zu NT durch Effizienzmaßnahmen und eine stärkere „System-Integration“ deutlich reduzieren. Im dezentralen DE-Szenario geht der Verbrauch bis 2030 auf 11.500 TWh pro Jahr zurück, bis 2050 auf 8.500 TWh.

Im Szenario GA wäre der Rückgang nicht so groß: 2030 würden 12.000 TWh verbraucht, 2050 wären es 9.500 TWh. Energieeinsparungen werden sowohl durch den Einsatz effizienterer Technologie wie Wärmepumpen als auch durch Verhaltensänderungen erzielt, zum Beispiel den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel.

Im DE-Szenario würden 46 % der Energienachfrage 2050 durch Strom gedeckt, 17 % durch Wasserstoff. Im GA-Szenario wäre der Anteil der Elektrizität mit 39 % geringer und der des Wasserstoffes mit 20 % höher.

Nur das E-Fahrzeug erhöht Stromnachfrage

Insbesondere wegen des Anstiegs der Elektromobilität rechnen die beiden Verbände trotz einem insgesamt rückläufigen Energieverbrauch mit einer steigenden Stromnachfrage. 2030 würden im NT 2.700 TWh Strom nachgefragt, im DE wären es 3.100 TWh und im GA 3.000 TWh.

Gasverbrauch ähnlich

Der Methan-Verbrauch (in Form von Erdgas oder Biomethan) ändert sich in allen Szenarien bis 2030 nur wenig: NT: 3.400 TWh, DE: 3200 TWh, GA: 3500 TWh. Noch bis 2040 bleibe Methan der vorherrschende Energieträger auf dem Gasmarkt, allerdings wachse die Bedeutung von Wasserstoff bereits nach 2030. Die Nachfrage nach Methan gehe dann, regional sehr unterschiedlich, schrittweise zurück. Methan bleibe in beiden Szenarien bis 2050 ein bedeutender Energieträger, in DE sei seine Bedeutung aber deutlich geringer als in GA.

Wasserstoff-Prognosen

Umgekehrt steigt die Bedeutung von Wasserstoff im Szenario GA schneller als in DE. Das Wasserstoff-Angebot steigt in beiden Szenarien wesentlich schneller als im Referenzszenario NT, in GA aber stärker als in DE. Für Power to Gas (P2G) würden 2050 in DE 1.521 TWh Ökostrom benötigt, in GA nur 1.366 TWh. In DE würden davon nur 13% eingeführt, in GA wären es 37 %.

Die Klimaziele der EU werden in beiden Szenarien erreicht. Im Jahr 2030 gibt es praktisch keinen Unterschied zwischen DE und GA, klimaneutral wäre die EU nach dem Szenario GA aber bereits 2045, gemäß DE erst 2050. Die beiden Verbände machen aber darauf aufmerksam, dass dies in beiden Fällen davon abhängt, dass die richtigen politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen herbeigeführt werden. Besonders wichtig sei, dass der Verbesserung der Energieeffizienz höchste Priorität (efficiency first principle) eingeräumt werde. Eine weitgehende Elektrifizierung sei ebenso unverzichtbar wie Investitionen zur Beseitigung von Klimagasen („negative emissions“). Es müsse massiv und über einen längeren Zeitraum in alle erneuerbaren Energien - Wind, Solar, Biomasse - und in die Netze investiert werden.

Freitag, 8.10.2021, 16:13 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Stromnetz - Erstmals Sektorkopplung im EU-Netzentwicklungsplan
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
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Erstmals Sektorkopplung im EU-Netzentwicklungsplan
Die Dachverbände der europäischen Strom- und Gasnetzbetreiber, Entsoe und Entsog, haben die Vision einer klimaneutralen Energiewirtschaft entwickelt.
Als Grundlage des Zehnjahres-Netz-Entwicklungs-Plans (TYNDP) haben sich die EU-Verbände Entsoe (Strom) und Entsog (Gas), die auch regulatorische Aufgaben in der EU wahrnehmen, auf mehrere Scenarien verständigt. Damit sollen Angebot und Nachfrage auf beiden Märkten in der Übergangsphase zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft modelliert werden.

Erstmals wurde dabei auch die Sektorkopplung zwischen Gas und Strom berücksichtigt. Mit den Szenarien können der Nutzen aber auch die Unsicherheiten und Risiken von Projekten der Strom- und Gasinfrastuktur in den nächsten Jahren besser beurteilt werden. Entsoe und Entsog unterscheiden zwischen der Ausgangslage (Referenzszenario) „Nationalen Trends“ (NT), die auf den nationalen Langzeitstrategien und den Energie- und Klimaplänen der EU-Mitgliedsstaaten einschließlich eventuell vorhandener Wasserstoffstrategien beruht, und zwei Optionen, die Energiewende umzusetzen.

Die Szenarien "DE" und "GA"

Im Energie-Verteilungs-Szenario (DE) versuchen die EU-Staaten die Klimaziele der EU für 2030 vor allem im Rahmen ihrer eigenen Möglichkeiten zu erreichen, also durch die Mobilisierung eigener erneuerbarer Energiequellen. DE setzt vor allem auf eine dezentrale Erzeugung durch Prosumer, Genossenschaften und Erzeugergemeinschaften, die von der Politik unterstützt werden.

Im Szenario der „globalen Ambitionen“ (GA) werden viele neue Technologien entwickelt und weltweit eingesetzt. Die Europäer versuchen, ihre Klimaziele durch eine emissionsfreie Erzeugung auch außerhalb der EU und durch weltweiten Handel mit Energie und Energiedienstleistungen zu erreichen. Größenvorteile („Skalenerträge“) spielen in diesem Szanrio eine wichtige Rolle bei der Senkung der Energiekosten.

In beiden Szenarien kann die EU ihren Energieverbrauch in Vergleich zu NT durch Effizienzmaßnahmen und eine stärkere „System-Integration“ deutlich reduzieren. Im dezentralen DE-Szenario geht der Verbrauch bis 2030 auf 11.500 TWh pro Jahr zurück, bis 2050 auf 8.500 TWh.

Im Szenario GA wäre der Rückgang nicht so groß: 2030 würden 12.000 TWh verbraucht, 2050 wären es 9.500 TWh. Energieeinsparungen werden sowohl durch den Einsatz effizienterer Technologie wie Wärmepumpen als auch durch Verhaltensänderungen erzielt, zum Beispiel den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel.

Im DE-Szenario würden 46 % der Energienachfrage 2050 durch Strom gedeckt, 17 % durch Wasserstoff. Im GA-Szenario wäre der Anteil der Elektrizität mit 39 % geringer und der des Wasserstoffes mit 20 % höher.

Nur das E-Fahrzeug erhöht Stromnachfrage

Insbesondere wegen des Anstiegs der Elektromobilität rechnen die beiden Verbände trotz einem insgesamt rückläufigen Energieverbrauch mit einer steigenden Stromnachfrage. 2030 würden im NT 2.700 TWh Strom nachgefragt, im DE wären es 3.100 TWh und im GA 3.000 TWh.

Gasverbrauch ähnlich

Der Methan-Verbrauch (in Form von Erdgas oder Biomethan) ändert sich in allen Szenarien bis 2030 nur wenig: NT: 3.400 TWh, DE: 3200 TWh, GA: 3500 TWh. Noch bis 2040 bleibe Methan der vorherrschende Energieträger auf dem Gasmarkt, allerdings wachse die Bedeutung von Wasserstoff bereits nach 2030. Die Nachfrage nach Methan gehe dann, regional sehr unterschiedlich, schrittweise zurück. Methan bleibe in beiden Szenarien bis 2050 ein bedeutender Energieträger, in DE sei seine Bedeutung aber deutlich geringer als in GA.

Wasserstoff-Prognosen

Umgekehrt steigt die Bedeutung von Wasserstoff im Szenario GA schneller als in DE. Das Wasserstoff-Angebot steigt in beiden Szenarien wesentlich schneller als im Referenzszenario NT, in GA aber stärker als in DE. Für Power to Gas (P2G) würden 2050 in DE 1.521 TWh Ökostrom benötigt, in GA nur 1.366 TWh. In DE würden davon nur 13% eingeführt, in GA wären es 37 %.

Die Klimaziele der EU werden in beiden Szenarien erreicht. Im Jahr 2030 gibt es praktisch keinen Unterschied zwischen DE und GA, klimaneutral wäre die EU nach dem Szenario GA aber bereits 2045, gemäß DE erst 2050. Die beiden Verbände machen aber darauf aufmerksam, dass dies in beiden Fällen davon abhängt, dass die richtigen politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen herbeigeführt werden. Besonders wichtig sei, dass der Verbesserung der Energieeffizienz höchste Priorität (efficiency first principle) eingeräumt werde. Eine weitgehende Elektrifizierung sei ebenso unverzichtbar wie Investitionen zur Beseitigung von Klimagasen („negative emissions“). Es müsse massiv und über einen längeren Zeitraum in alle erneuerbaren Energien - Wind, Solar, Biomasse - und in die Netze investiert werden.

Freitag, 8.10.2021, 16:13 Uhr
Tom Weingärtner

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