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Energie & Management > Regenerative - Erstmals Delle bei den Marktwerten von Ökostrom
Quelle: Shutterstock / PopTika
Regenerative

Erstmals Delle bei den Marktwerten von Ökostrom

Geförderter Grünstrom hat im Januar-Schnitt wieder in allen Technologien deutlich weniger erlöst als 200 Euro pro MWh. Dafür gibt es eine recht einfache Erklärung.
Der Aufstieg der Marktwerte von gefördertem Ökostrom seit dem Hochsommer 2021 ist seit diesem Januar gebrochen. Alle Technologien rutschten im Schnitt des vergangenen Monats weit unter 20 Cent pro kWh. Solarstrom speiste nach wie vor unterm Strich teurer ein als der allgemeine Graustrom-Spotmarktpreis. Das geht aus einer Veröffentlichung der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) vom 8. Februar hervor. Sie machten auch die Jahresmarktwerte 2021 bekannt.

Demnach sank die pro Strommenge erlösträchtigste Technologie, die Photovoltaik, im Januar von ihrem bisherigen Rekord-Marktwert von 27,08 Cent pro kWh oder 270,75 Euro pro MWh vom Dezember 2021 drastisch auf 17,84 Cent pro kWh. Der Jahresmarktwert Solar 2021 betrug 7,552 Euro pro kWh, der tatsächliche Jahresmittelwert aber 9,56 Cent pro kWh − ein Allzeitrekord und das 3,3-Fache von 2020.

Wie bei den anderen Erneuerbaren-Quellen auch, war der Rückgang ein Ergebnis der Korrektur nach unten im allgemeinen Graustrom-Spotmarkt-Preisniveau. Der Durchschnitt aller Stundenpreise an der Börse Epex Spot war von Dezember auf Januar von 22,106 auf 16,773 Cent pro kWh gesunken. Dieser Durchschnitt liegt zwischen dem vom Oktober und November.

Damit erlöste immer noch die PV als einzige Technologie mehr als ein fiktives Kraftwerk, dessen Strommenge den ganzen Januar über gleichmäßig an der Epex Spot vermarktet worden wäre (siehe Artikel "Wie kann PV einen höheren Marktwert haben als Grundlast?").

Auch Wind offshore und onshore sinken

Der Marktwert von gefördertem maritimem Windstrom sank gegenüber Dezember von 18,43 auf 14,48 Cent pro kWh und damit auf ein Niveau zwischen Oktober und November. Der Jahresmarktwert 2021 landete bei 9,02 Cent pro kWh − insoweit ein Rekordwert.

Subventionierter Windstrom vom Land erlöste nur noch 12,88 Cent pro kWh, nachdem im Dezember mit seinem Einspeiseprofil noch 16,08 Cent pro kWh herausgeholt wurden. Der Jahresmarktwert 2021 belief sich hier auf 7,85 Cent pro kWh.

Die monatlichen Ökostrom-Marktwerte stiegen seit Mai 2021 im Gefolge der Hausse im Graustrommarkt von einem Niveau um die 4 Cent pro kWh an und waren im September 2021 erstmals zweistellig (in Cent pro kWh). Jetzt im Januar 2022 der Knick.

Im Gegensatz zum Dezember 2021 gab es im Januar auch vier Stunden hintereinander negative Stundenpreise an der Epex Spot. Wären es sechs Stunden gewesen, hätte es bei dann weiter einspeisenden Anlagen in der geförderten Direktvermarktung Kürzungen gegeben.

Wie sich hohe Marktwerte auswirken

Liegt der passende Marktwert höher als der "Anzulegende Wert", also der gesetzlich garantierte Mindesterlös der jeweiligen Anlage pro Einspeisemenge, kommt es darauf an, ob und wie sie gefördert wird:
  • Anlagen in der Fixvergütung, wie etwa die meisten PV-Dachanlagen, erhalten weiter den gesetzlichen Einspeisesatz, auch wenn er niedriger liegt. Das hat zur Folge, dass das EEG-Umlagekonto in jenem Monat je nach erneuerbarer Quelle ein Plus macht.
  • Bei Anlagen in der geförderten Variante der Direktvermarktung im Marktprämienmodell ab 100 ​kW fällt die Marktprämie weg - und damit wird das EEG-Umlagekonto nicht mehr. Sie soll ja nur die Differenz zwischen dem "Anzulegenden Wert" und dem von dem jeweiligen Direktvermarkter selbst erzielten Börsenpreis ausgleichen. Im Zweifel fährt der Anlagenvermarkter besser. Den Zusatzerlös darf er in Deutschland behalten.
  • Auf Anlagen in der ungeförderten sonstigen Direktvermarktung haben die Marktwerte keine Auswirkungen, da die Höhe der Erlöse ganz in den Händen ihrer Direktvermarkter liegt.
Die ÜNB haben die Marktwerte-Zeitreihen bis Januar 2022 auf ihrer gemeinsamen Transparenzseite veröffentlicht.

Mittwoch, 9.02.2022, 15:39 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Regenerative - Erstmals Delle bei den Marktwerten von Ökostrom
Quelle: Shutterstock / PopTika
Regenerative
Erstmals Delle bei den Marktwerten von Ökostrom
Geförderter Grünstrom hat im Januar-Schnitt wieder in allen Technologien deutlich weniger erlöst als 200 Euro pro MWh. Dafür gibt es eine recht einfache Erklärung.
Der Aufstieg der Marktwerte von gefördertem Ökostrom seit dem Hochsommer 2021 ist seit diesem Januar gebrochen. Alle Technologien rutschten im Schnitt des vergangenen Monats weit unter 20 Cent pro kWh. Solarstrom speiste nach wie vor unterm Strich teurer ein als der allgemeine Graustrom-Spotmarktpreis. Das geht aus einer Veröffentlichung der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) vom 8. Februar hervor. Sie machten auch die Jahresmarktwerte 2021 bekannt.

Demnach sank die pro Strommenge erlösträchtigste Technologie, die Photovoltaik, im Januar von ihrem bisherigen Rekord-Marktwert von 27,08 Cent pro kWh oder 270,75 Euro pro MWh vom Dezember 2021 drastisch auf 17,84 Cent pro kWh. Der Jahresmarktwert Solar 2021 betrug 7,552 Euro pro kWh, der tatsächliche Jahresmittelwert aber 9,56 Cent pro kWh − ein Allzeitrekord und das 3,3-Fache von 2020.

Wie bei den anderen Erneuerbaren-Quellen auch, war der Rückgang ein Ergebnis der Korrektur nach unten im allgemeinen Graustrom-Spotmarkt-Preisniveau. Der Durchschnitt aller Stundenpreise an der Börse Epex Spot war von Dezember auf Januar von 22,106 auf 16,773 Cent pro kWh gesunken. Dieser Durchschnitt liegt zwischen dem vom Oktober und November.

Damit erlöste immer noch die PV als einzige Technologie mehr als ein fiktives Kraftwerk, dessen Strommenge den ganzen Januar über gleichmäßig an der Epex Spot vermarktet worden wäre (siehe Artikel "Wie kann PV einen höheren Marktwert haben als Grundlast?").

Auch Wind offshore und onshore sinken

Der Marktwert von gefördertem maritimem Windstrom sank gegenüber Dezember von 18,43 auf 14,48 Cent pro kWh und damit auf ein Niveau zwischen Oktober und November. Der Jahresmarktwert 2021 landete bei 9,02 Cent pro kWh − insoweit ein Rekordwert.

Subventionierter Windstrom vom Land erlöste nur noch 12,88 Cent pro kWh, nachdem im Dezember mit seinem Einspeiseprofil noch 16,08 Cent pro kWh herausgeholt wurden. Der Jahresmarktwert 2021 belief sich hier auf 7,85 Cent pro kWh.

Die monatlichen Ökostrom-Marktwerte stiegen seit Mai 2021 im Gefolge der Hausse im Graustrommarkt von einem Niveau um die 4 Cent pro kWh an und waren im September 2021 erstmals zweistellig (in Cent pro kWh). Jetzt im Januar 2022 der Knick.

Im Gegensatz zum Dezember 2021 gab es im Januar auch vier Stunden hintereinander negative Stundenpreise an der Epex Spot. Wären es sechs Stunden gewesen, hätte es bei dann weiter einspeisenden Anlagen in der geförderten Direktvermarktung Kürzungen gegeben.

Wie sich hohe Marktwerte auswirken

Liegt der passende Marktwert höher als der "Anzulegende Wert", also der gesetzlich garantierte Mindesterlös der jeweiligen Anlage pro Einspeisemenge, kommt es darauf an, ob und wie sie gefördert wird:
  • Anlagen in der Fixvergütung, wie etwa die meisten PV-Dachanlagen, erhalten weiter den gesetzlichen Einspeisesatz, auch wenn er niedriger liegt. Das hat zur Folge, dass das EEG-Umlagekonto in jenem Monat je nach erneuerbarer Quelle ein Plus macht.
  • Bei Anlagen in der geförderten Variante der Direktvermarktung im Marktprämienmodell ab 100 ​kW fällt die Marktprämie weg - und damit wird das EEG-Umlagekonto nicht mehr. Sie soll ja nur die Differenz zwischen dem "Anzulegenden Wert" und dem von dem jeweiligen Direktvermarkter selbst erzielten Börsenpreis ausgleichen. Im Zweifel fährt der Anlagenvermarkter besser. Den Zusatzerlös darf er in Deutschland behalten.
  • Auf Anlagen in der ungeförderten sonstigen Direktvermarktung haben die Marktwerte keine Auswirkungen, da die Höhe der Erlöse ganz in den Händen ihrer Direktvermarkter liegt.
Die ÜNB haben die Marktwerte-Zeitreihen bis Januar 2022 auf ihrer gemeinsamen Transparenzseite veröffentlicht.

Mittwoch, 9.02.2022, 15:39 Uhr
Georg Eble

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