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Energie & Management > Mobilität - Erstes
Erstmalig lädt ein Batteriezug an der Schnellladestation der Stadtwerke Tübingen und Furrer+Frey, Quelle: Stadtwerke Tübingen
Mobilität

Erstes "Schienen-Rendezvous" für Schnellladestation

Die Stadtwerke Tübingen haben ihre mit der Schweizer Furrer+Frey AG entwickelten Schnellladestation für Batteriezüge der technischen Feuertaufe unterzogen.
Ende Februar erst hatten die Stadtwerke Tübingen die Schnellladestation "Voltap" für batteriebetriebene Züge der Öffentlichkeit präsentiert − eine "Weltpremiere", wie es damals hieß, und technische Eigenentwicklung zusammen mit der Furrer und Frey AG (wir berichteten). Das Unternehmen mit Sitz in Bern (Schweiz) baut Fahrleitungsanlagen und Ladesysteme für Elektrobusse.

Siebeneinhalb Monate später, am 14. Oktober, vermelden die Partner die erfolgreiche technische Feuertaufe von Voltap in der 1.700-Seelen-Gemeinde Ammerbuch-Pfäffingen bei Tübingen (Baden-Württemberg): Erstmals unter Realbedingungen an der Schiene hat der Prototyp einen Batteriezug mit einer Leistung von 1.200 kW geladen. Wie die Stadtwerke mitteilen, reicht eine Ladezeit von 20 Minuten, um den Zug − je nach Strecke − für etwa 120 Kilometer fit zu machen.

"Auf diesen Moment haben wir gewartet", freute sich Ortwin Wiebecke. "Endlich hatte unsere Schnellladestation ihr erstes 'Schienen-Rendezvous' mit einem echten Batteriezug“, so der Geschäftsführer der Stadtwerke. Als Zugpartner konnte der Versorger die Stadler Rail AG, ebenfalls ein schweizerisches Unternehmen, gewinnen. Deren dreiteiliger "FLIRT Akku" ist seit 2018 vollumfänglich für den Einsatz im Personenverkehr zugelassen und hat, wie die Partner bekannt geben, bereits 25.000 Kilometer im reinen Batteriebetrieb zurückgelegt. Seine Reichweite liegt bei 185 Kilometer. Das Fahrzeug ist als sogenannte "EMU" (Electric Multiple Unit) konzipiert und zusätzlich mit Batterien ausgerüstet. So kann es sowohl als klassisch elektrisch angetriebener Zug unter einer Oberleitung fahren, als auch im reinen Batteriemodus dort, wo es keine Oberleitung gibt. 

Fehlende Oberleitungen kein Problem mehr

Die Schnellladestation soll nach dem Ansinnen der Partner die noch nicht elektrifizierten Lücken im bundesweiten Schienennetz schließen. "Voltap soll zur echten, umweltschonenden Alternative für Eisenbahnunternehmen und Bahn-Infrastrukturbetreiber werden, damit rein elektrische Antriebstechniken auch im Zugverkehr schnellstmöglich flächendeckend Realität werden", erklärt Wiebecke. Batteriezüge seien noch selten im Einsatz, meist auf Strecken, die nur zum Teil eine Oberleitung haben. Auf elektrifizierte Abschnitten fahren sie mit Strom aus dem Fahrdraht, in Bereichen ohne Oberleitung mit dem Strom aus der Batterie. 
 
An der Oberleitungsanlage, die gemeinsam mit einer Trafostation die Schnellladestation bildet, wird der Batteriezug über seinen Pantografen geladen 
Quelle: Stadtwerke Tübingen

Durch die Bereitstellung von Ladestrom könne die Reichweite der Batteriezüge von derzeit etwa 60 bis 80 Kilometer erheblich erhöht werden. Damit müsse man nicht warten, bis die Oberleitungsinfrastruktur in Deutschland unter großem Kosten- und Zeitaufwand ausgebaut wird, so der Geschäftsführer. "Mit unserer Schnellladestation werden Batteriezüge schon früher flexibel und mit erheblich geringerem Kosten einsetzbar − weit über die elektrifizierten Streckenabschnitte hinaus". Der Anteil der Strecken ohne Oberleitung am gesamten Bahnnetz beziffert der Stadtwerke-Chef auf 40 %. 
 
Im Zuginnern überwachen die Techniker die Ladevorgänge und werten sie aus
Quelle: Stadtwerke Tübingen

Kompatibel mit allen Batteriezügen

Als "grundlegenden Baustein zur Erreichung der EU-Klimaziele", sieht Klaus Hempelmann, Geschäftsleiter von Stadler Deutschland, den Einsatz CO2-emissionsfreier Schienenfahrzeuge auf nicht elektrifizierten Strecken. Das stationäre Laden während betrieblichen Stand- und Haltezeiten erhöhe die flexible Einsetzbarkeit von Batteriezügen, betont Hempelmann in einer gemeinsamen Mitteilung der Unternehmen. Klar anvisiertes Ziel sei die Marktreife der Ladestation, die, wie es heißt, technisch mit Batteriezügen sämtlicher Hersteller kompatibel sei. Gegenüber weiteren Batteriezügen anderer Hersteller, die an der Ladestation in Ammerbuch-Pfäffingen Ladestrom beziehen wollen, zeigen sich die Stadtwerke laut Pressesprecher Ulrich Schermaul offen. 

Alle für den Praxisbetrieb relevanten Varianten von Ladevorgängen haben die Partner bereits virtuell durchgeführt. Der erste Ladetest unter Realbedingung bestätige das reibungsfreie Zusammenspiel zwischen Batteriezug, Schnellladestation und Umgebungsstromnetz. Wann die Serienreife der Ladestation jedoch erreicht sei, ist laut dem Pressesprecher nur schwer abschätzbar. Das Genehmigungsverfahren sei sehr langwierig, wie er gegenüber unserer Redaktion mitteilte.

Donnerstag, 14.10.2021, 15:11 Uhr
Davina Spohn
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Erstmalig lädt ein Batteriezug an der Schnellladestation der Stadtwerke Tübingen und Furrer+Frey, Quelle: Stadtwerke Tübingen
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Erstes "Schienen-Rendezvous" für Schnellladestation
Die Stadtwerke Tübingen haben ihre mit der Schweizer Furrer+Frey AG entwickelten Schnellladestation für Batteriezüge der technischen Feuertaufe unterzogen.
Ende Februar erst hatten die Stadtwerke Tübingen die Schnellladestation "Voltap" für batteriebetriebene Züge der Öffentlichkeit präsentiert − eine "Weltpremiere", wie es damals hieß, und technische Eigenentwicklung zusammen mit der Furrer und Frey AG (wir berichteten). Das Unternehmen mit Sitz in Bern (Schweiz) baut Fahrleitungsanlagen und Ladesysteme für Elektrobusse.

Siebeneinhalb Monate später, am 14. Oktober, vermelden die Partner die erfolgreiche technische Feuertaufe von Voltap in der 1.700-Seelen-Gemeinde Ammerbuch-Pfäffingen bei Tübingen (Baden-Württemberg): Erstmals unter Realbedingungen an der Schiene hat der Prototyp einen Batteriezug mit einer Leistung von 1.200 kW geladen. Wie die Stadtwerke mitteilen, reicht eine Ladezeit von 20 Minuten, um den Zug − je nach Strecke − für etwa 120 Kilometer fit zu machen.

"Auf diesen Moment haben wir gewartet", freute sich Ortwin Wiebecke. "Endlich hatte unsere Schnellladestation ihr erstes 'Schienen-Rendezvous' mit einem echten Batteriezug“, so der Geschäftsführer der Stadtwerke. Als Zugpartner konnte der Versorger die Stadler Rail AG, ebenfalls ein schweizerisches Unternehmen, gewinnen. Deren dreiteiliger "FLIRT Akku" ist seit 2018 vollumfänglich für den Einsatz im Personenverkehr zugelassen und hat, wie die Partner bekannt geben, bereits 25.000 Kilometer im reinen Batteriebetrieb zurückgelegt. Seine Reichweite liegt bei 185 Kilometer. Das Fahrzeug ist als sogenannte "EMU" (Electric Multiple Unit) konzipiert und zusätzlich mit Batterien ausgerüstet. So kann es sowohl als klassisch elektrisch angetriebener Zug unter einer Oberleitung fahren, als auch im reinen Batteriemodus dort, wo es keine Oberleitung gibt. 

Fehlende Oberleitungen kein Problem mehr

Die Schnellladestation soll nach dem Ansinnen der Partner die noch nicht elektrifizierten Lücken im bundesweiten Schienennetz schließen. "Voltap soll zur echten, umweltschonenden Alternative für Eisenbahnunternehmen und Bahn-Infrastrukturbetreiber werden, damit rein elektrische Antriebstechniken auch im Zugverkehr schnellstmöglich flächendeckend Realität werden", erklärt Wiebecke. Batteriezüge seien noch selten im Einsatz, meist auf Strecken, die nur zum Teil eine Oberleitung haben. Auf elektrifizierte Abschnitten fahren sie mit Strom aus dem Fahrdraht, in Bereichen ohne Oberleitung mit dem Strom aus der Batterie. 
 
An der Oberleitungsanlage, die gemeinsam mit einer Trafostation die Schnellladestation bildet, wird der Batteriezug über seinen Pantografen geladen 
Quelle: Stadtwerke Tübingen

Durch die Bereitstellung von Ladestrom könne die Reichweite der Batteriezüge von derzeit etwa 60 bis 80 Kilometer erheblich erhöht werden. Damit müsse man nicht warten, bis die Oberleitungsinfrastruktur in Deutschland unter großem Kosten- und Zeitaufwand ausgebaut wird, so der Geschäftsführer. "Mit unserer Schnellladestation werden Batteriezüge schon früher flexibel und mit erheblich geringerem Kosten einsetzbar − weit über die elektrifizierten Streckenabschnitte hinaus". Der Anteil der Strecken ohne Oberleitung am gesamten Bahnnetz beziffert der Stadtwerke-Chef auf 40 %. 
 
Im Zuginnern überwachen die Techniker die Ladevorgänge und werten sie aus
Quelle: Stadtwerke Tübingen

Kompatibel mit allen Batteriezügen

Als "grundlegenden Baustein zur Erreichung der EU-Klimaziele", sieht Klaus Hempelmann, Geschäftsleiter von Stadler Deutschland, den Einsatz CO2-emissionsfreier Schienenfahrzeuge auf nicht elektrifizierten Strecken. Das stationäre Laden während betrieblichen Stand- und Haltezeiten erhöhe die flexible Einsetzbarkeit von Batteriezügen, betont Hempelmann in einer gemeinsamen Mitteilung der Unternehmen. Klar anvisiertes Ziel sei die Marktreife der Ladestation, die, wie es heißt, technisch mit Batteriezügen sämtlicher Hersteller kompatibel sei. Gegenüber weiteren Batteriezügen anderer Hersteller, die an der Ladestation in Ammerbuch-Pfäffingen Ladestrom beziehen wollen, zeigen sich die Stadtwerke laut Pressesprecher Ulrich Schermaul offen. 

Alle für den Praxisbetrieb relevanten Varianten von Ladevorgängen haben die Partner bereits virtuell durchgeführt. Der erste Ladetest unter Realbedingung bestätige das reibungsfreie Zusammenspiel zwischen Batteriezug, Schnellladestation und Umgebungsstromnetz. Wann die Serienreife der Ladestation jedoch erreicht sei, ist laut dem Pressesprecher nur schwer abschätzbar. Das Genehmigungsverfahren sei sehr langwierig, wie er gegenüber unserer Redaktion mitteilte.

Donnerstag, 14.10.2021, 15:11 Uhr
Davina Spohn

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