Quelle: Siemens Gamesa
Der Fadenriss in der deutschen Offshore-Windkraft ist formal beendet: RWE speist mit dem ersten Windrad von "Kaskasi" Grünstrom ein. Es setzt auch bei der Wiederverwertbarkeit Maßstäbe.
Beim Offshore-Windpark "Kaskasi" 35
km nördlich von Helgoland erzeugt das erste von 38
Windrädern seit kurzem Ökostrom und speist ihn ins deutsche Höchstpannungsnetz ein. Das geht aus Pressemitteilungen des Projektentwicklers und Betreibers RWE sowie des Turbinenherstellers Siemens Gamesa vom 1.
August hervor.
Damit erhöht sich die deutsche Offshore-Leistung am Netz erstmals wieder seit Mitte 2020, als sie bei etwa 7.780
MW stehen geblieben war, und zwar um etwa 9
MW, die die Siemens-Gamesa-Turbine vom Typ SG 8.0-167
DD
Flex elektrisch leistet. Acht weitere dieser Turbinen sind bereits installiert, das heißt, mit ihrem Übergang in die kommerzielle Erzeugung ist nach und nach ebenfalls zu rechnen. Bis Ende 2022 soll der gesamte Windpark mit 342
MW am Netz sein.
Investitionen von 15 Mrd. Euro geplantDer Ausbau war ins Stocken geraten, weil der Bund 2017 sowohl von Fixvergütungen auf Ausschreibungen als auch auf eine zentrale Voruntersuchung der Windparkflächen und ihre Verknüpfung mit einem Recht auf Planfeststellung übergegangen war. Die neue Ampelkoalition hat im "Osterpaket" einen beschleunigten Ausbau auf zunächst 30.000
MW bis 2030 gesetzlich verankert. Nach altem Recht werden jährlich noch etwa 1.000
MW ausgeschrieben.
Für RWE - nach der dänischen Oersted weltweit der zweitgrößte Betreiber von Offshore-Windparks - wird "Kaskasi" der sechste Windpark in der deutschen See sein. In der Entwicklung hat der Konzern dort, teilweise mit dem kanadischen Partner Northland Power, vier weitere Windparks mit einer Gesamtleistung von 1.500
MW. Bis 2030 will RWE seine Offshore-Leistung weltweit von 3.000
MW auf 8.000
MW erhöhen. In grüne Technologien investiert der Konzern bis dahin bis zu 15
Mrd. Euro.
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Kopfmontage an einem Windrad des 342-MW-Offshore-Windparks "Kaskasi" vor Helgoland Quelle: RWE / Matthias Ibeler |
Die neu angeschlossene SG
8.0-167
DD ist auch technologisch eine Wegmarke: Sie ist die weltweit erste Turbine im kommerziellen Betrieb, die vollständig recycelbar ist. Lag bisher schon die Wiederverwertungsquote quer über die Hersteller hinweg bei grob 80
%, so verfügt dieser Siemens-Gamesa-Turbinentyp darüber hinaus über recycelfähige Rotorblätter. Lassen sich bislang allenfalls verschnittene Rotorblätter aus glasfaserverstärkten Verbundstoffen (GFC) in Zementwerken verfeuern, so gab es bei kohlenstofffaserverstärkten Verbundstoffen (CFC) praktisch keine Wiederverwertbarkeit. Grund bei beiden Verbundstoffen: Die Rohstoffe sind in Harz gegossen und lassen sich hinterher nur schwerlich voneinander trennen.
Koffer und Flachbild-TV aus RotorblätternSiemens Gamesa verwendet in seinen 81
m langen "B81 Recyclable Blades" ein neuartiges Harz, das in einer milden Säure nun doch von Glasfaser und Holz getrennt werden kann. Dies gilt auch für die Rotorblätter der neueren 14-MW-Leistungsklasse des Herstellers, die entweder 108
m oder 115
m lang sind (Rotorblatt-Typen B108 und B115). Aus dem Recyclingmaterial lassen sich ohne Weiteres Koffer, Flachbildschirme oder Komponenten für die Automobil-Industrie fertigen.
Im September 2021 hatte Siemens Gamesa seine wiederverwertbaren Blätter in den Markt eingeführt. Die Technologie wurde im dänischen Aalborg entwickelt, die Blätter wurden im britischen Hull hergestellt, und die Maschinenhäuser kommen aus Cuxhaven.
Montag, 1.08.2022, 15:53 Uhr
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