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Energie & Management > Klimaschutz - Erste CO2-Speicherung in der dänischen Nordsee gestartet
Quelle: Fotolia
Klimaschutz

Erste CO2-Speicherung in der dänischen Nordsee gestartet

Dänemarks Kronprinz Frederik gab das Startsignal zur ersten CO2-Einspeicherung (CCS) im Meeresgrund unter der Nordsee. "Greensand"-Projektpartner sind Wintershall Dea und Ineos Energy.
Erstmals überhaupt soll in der dänischen Hafenstadt Esbjerg die gesamte Wertschöpfungskette für die Abscheidung und Einlagerung von Kohlendioxid (Carbon Capture and Storage - CCS) über Ländergrenzen hinweg demonstriert werden. In Belgien eingefangenes und per Schiff transportiertes CO2 soll dabei im Rahmen des Projektes "Greensand" in einem alten Ölfeld eingelagert werden, das sich gut 200 Kilometer von der dänischen Nordseeküste entfernt befindet.

Bei Greensand arbeitet ein Konsortium um die Unternehmen Wintershall Dea und Ineos zusammen. Die beteiligten Konzerne halten CCS für ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die Klimakrise. Wintershall zufolge handelt es sich bei dem Projekt um die weltweit erste, grenzüberschreitende Offshore-CO2-Einspeicherung, die explizit den Zweck hat, den Klimawandel zu mindern. Dänemark hatte vor gut einem Monat erste Zulassungen erteilt, damit Unternehmen im größeren Maßstab CO2 unter dem Meeresboden der Nordsee einlagern können.

Öl raus, CO2 rein

Die Konzessionen gingen zum einen an den Konzern Total Energies, zum anderen an das Konsortium um die deutsche Wintershall Dea. Im Rahmen der beiden Projekte könnten ab 2030 bis zu 13 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich unter dem dänischen Teil der Nordsee gespeichert werden. Im Projekt Greensand sollen es 8 Millionen Tonnen sein. Kronprinz Frederik erinnerte daran, dass vor rund 50 Jahren sein Vater, Prinz Henrik, am gleichen Ort die Ölförderung in der dänischen Nordsee eröffnet hatte. Diese geleerten Lagerstätten würden nun für die CO2-Verpressung genutzt.

Tatsächlich würde als Standort für den Injektor, der das verflüssigte Treibhausgas in die Tiefe bringt, eine frühere Ölplattform genutzt, erläuterte Mario Mehren, CEO von Wintershall Dea. Er äußerte die Gewissheit, dass auch die deutsche Regierung in naher Zukunft Regelungen schafft, die den Export von CO2 zur Verpressung nach Dänemark oder Norwegen erlauben. "Wir Deutschen mögen langsam sein, aber nicht dumm", sagte Mehren. Es gebe Emissionen aus der Industrie, die sich nicht vermeiden ließen und außerdem müssten zum Klimaschutz Treibhausgase schneller reduziert werden, als es allein mit dem Ausbau der erneuerbaren Energieanlagen möglich sei.
 
Beim CCS-Start (von links oben nach rechts unten): Mario Mehren (CEO Wintershall Dea), Brian Gilvary (Aufsichtsratsvorsitzender Ineos Energy), EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der dänische Energieminister Lars Aagaard
Quelle: Project Greensand

Projekt Greensand läuft seit 2020

Seit 2020 arbeiten die Mitglieder des breit aufgestellten Konsortiums daran, das Projekt von der ursprünglichen Vision in die Realität umzusetzen. Die CO2-Abtrennung beginne im belgischen Antwerpen. Das durch Kühlung verflüssigte CO2 werde dann per Schiff nach Esbjerg gebracht und von dort vor der Küste im ehemaligen Ölfeld Nini-West in der Nordsee in Sandsteinschichten in 1.800 Meter Tiefe gepresst. "Wir ebnen erstmals den Weg für eine internationale CCS-Wertschöpfungskette", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende von Ineos Energy, Brian Gilvary.
 
Die Einspeicherung sei der erfolgreiche Abschluss der Pilotphase des Projekts Greensand. Zunächst sollen bis Anfang April insgesamt bis zu 15.000 Tonnen CO2 aus Belgien in die Tiefe gepumpt werden. Die endgültige Investitionsentscheidung für das vollumfängliche Projekt werde in der ersten Hälfte des Jahres 2024 getroffen. Nach Inbetriebnahme ließen sich laut der Projektpartner bereits in den Jahren 2025 / 2026 bis zu 1,5 Millionen Tonnen CO 2 jährlich einspeichern. Bis zum Jahr 2030 sollen es mit der Erschließung weiterer Gebiete bis zu 8 Millionen Tonnen pro Jahr sein.

Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte in ihrem Online-Grußwort: "Dieses Projekt hilft sowohl unserer Industrie als auch dem Klima." CCS sei ein wichtiges Instrument, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Dies habe auch der Weltklimarat (IPCC) in seinem jüngsten Bericht bestätigt.
 
Darstellung des Projektes Greensand zur Verpressung von CO2 in der dänischen Nordsee (zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Ineos Energy

Ineos Energy betonte, dass CCS eine seit 40 Jahren angewendete und sichere Technologie sei. Das verflüssigte CO2 gelange in Gesteinsschichten, in denen es sich nach und nach verfestigt. CCS sei Teil von Dänemarks Strategie zur Erreichung des Netto-Null-Emissionsziels, betonte der dänische Energieminister Lars Aagaard. 8 Millionen Tonnen CO2 entspreche mehr als 13 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen Dänemarks. Die dänische Regierung fördert das Projekt mit insgesamt 26 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln.
 
Wintershall Dea will die eigene Methanintensität der Öl- und Gasförderung bis 2025 auf unter 0,1 Prozent senken und ein Carbon Management- und Wasserstoff-Geschäft aufbauen, das 20-30 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr bis 2040 einsparen kann.

Das Greensand-Konsortium umfasst insgesamt 23 Unternehmen und Partnerorganisationen, die ihre Expertise über Verfahren zu Abscheidung, Verflüssigung, Transport, Speicherung und Monitoring von CO2 mitbringen. Zu den Partnern zählen dänische und internationale Unternehmen sowie Forschungsinstitutionen, Universitäten und Start-ups, um den Aufbau einer internationalen Infrastruktur zu fördern.

Mittwoch, 8.03.2023, 15:59 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Klimaschutz - Erste CO2-Speicherung in der dänischen Nordsee gestartet
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Klimaschutz
Erste CO2-Speicherung in der dänischen Nordsee gestartet
Dänemarks Kronprinz Frederik gab das Startsignal zur ersten CO2-Einspeicherung (CCS) im Meeresgrund unter der Nordsee. "Greensand"-Projektpartner sind Wintershall Dea und Ineos Energy.
Erstmals überhaupt soll in der dänischen Hafenstadt Esbjerg die gesamte Wertschöpfungskette für die Abscheidung und Einlagerung von Kohlendioxid (Carbon Capture and Storage - CCS) über Ländergrenzen hinweg demonstriert werden. In Belgien eingefangenes und per Schiff transportiertes CO2 soll dabei im Rahmen des Projektes "Greensand" in einem alten Ölfeld eingelagert werden, das sich gut 200 Kilometer von der dänischen Nordseeküste entfernt befindet.

Bei Greensand arbeitet ein Konsortium um die Unternehmen Wintershall Dea und Ineos zusammen. Die beteiligten Konzerne halten CCS für ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die Klimakrise. Wintershall zufolge handelt es sich bei dem Projekt um die weltweit erste, grenzüberschreitende Offshore-CO2-Einspeicherung, die explizit den Zweck hat, den Klimawandel zu mindern. Dänemark hatte vor gut einem Monat erste Zulassungen erteilt, damit Unternehmen im größeren Maßstab CO2 unter dem Meeresboden der Nordsee einlagern können.

Öl raus, CO2 rein

Die Konzessionen gingen zum einen an den Konzern Total Energies, zum anderen an das Konsortium um die deutsche Wintershall Dea. Im Rahmen der beiden Projekte könnten ab 2030 bis zu 13 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich unter dem dänischen Teil der Nordsee gespeichert werden. Im Projekt Greensand sollen es 8 Millionen Tonnen sein. Kronprinz Frederik erinnerte daran, dass vor rund 50 Jahren sein Vater, Prinz Henrik, am gleichen Ort die Ölförderung in der dänischen Nordsee eröffnet hatte. Diese geleerten Lagerstätten würden nun für die CO2-Verpressung genutzt.

Tatsächlich würde als Standort für den Injektor, der das verflüssigte Treibhausgas in die Tiefe bringt, eine frühere Ölplattform genutzt, erläuterte Mario Mehren, CEO von Wintershall Dea. Er äußerte die Gewissheit, dass auch die deutsche Regierung in naher Zukunft Regelungen schafft, die den Export von CO2 zur Verpressung nach Dänemark oder Norwegen erlauben. "Wir Deutschen mögen langsam sein, aber nicht dumm", sagte Mehren. Es gebe Emissionen aus der Industrie, die sich nicht vermeiden ließen und außerdem müssten zum Klimaschutz Treibhausgase schneller reduziert werden, als es allein mit dem Ausbau der erneuerbaren Energieanlagen möglich sei.
 
Beim CCS-Start (von links oben nach rechts unten): Mario Mehren (CEO Wintershall Dea), Brian Gilvary (Aufsichtsratsvorsitzender Ineos Energy), EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der dänische Energieminister Lars Aagaard
Quelle: Project Greensand

Projekt Greensand läuft seit 2020

Seit 2020 arbeiten die Mitglieder des breit aufgestellten Konsortiums daran, das Projekt von der ursprünglichen Vision in die Realität umzusetzen. Die CO2-Abtrennung beginne im belgischen Antwerpen. Das durch Kühlung verflüssigte CO2 werde dann per Schiff nach Esbjerg gebracht und von dort vor der Küste im ehemaligen Ölfeld Nini-West in der Nordsee in Sandsteinschichten in 1.800 Meter Tiefe gepresst. "Wir ebnen erstmals den Weg für eine internationale CCS-Wertschöpfungskette", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende von Ineos Energy, Brian Gilvary.
 
Die Einspeicherung sei der erfolgreiche Abschluss der Pilotphase des Projekts Greensand. Zunächst sollen bis Anfang April insgesamt bis zu 15.000 Tonnen CO2 aus Belgien in die Tiefe gepumpt werden. Die endgültige Investitionsentscheidung für das vollumfängliche Projekt werde in der ersten Hälfte des Jahres 2024 getroffen. Nach Inbetriebnahme ließen sich laut der Projektpartner bereits in den Jahren 2025 / 2026 bis zu 1,5 Millionen Tonnen CO 2 jährlich einspeichern. Bis zum Jahr 2030 sollen es mit der Erschließung weiterer Gebiete bis zu 8 Millionen Tonnen pro Jahr sein.

Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte in ihrem Online-Grußwort: "Dieses Projekt hilft sowohl unserer Industrie als auch dem Klima." CCS sei ein wichtiges Instrument, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Dies habe auch der Weltklimarat (IPCC) in seinem jüngsten Bericht bestätigt.
 
Darstellung des Projektes Greensand zur Verpressung von CO2 in der dänischen Nordsee (zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Ineos Energy

Ineos Energy betonte, dass CCS eine seit 40 Jahren angewendete und sichere Technologie sei. Das verflüssigte CO2 gelange in Gesteinsschichten, in denen es sich nach und nach verfestigt. CCS sei Teil von Dänemarks Strategie zur Erreichung des Netto-Null-Emissionsziels, betonte der dänische Energieminister Lars Aagaard. 8 Millionen Tonnen CO2 entspreche mehr als 13 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen Dänemarks. Die dänische Regierung fördert das Projekt mit insgesamt 26 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln.
 
Wintershall Dea will die eigene Methanintensität der Öl- und Gasförderung bis 2025 auf unter 0,1 Prozent senken und ein Carbon Management- und Wasserstoff-Geschäft aufbauen, das 20-30 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr bis 2040 einsparen kann.

Das Greensand-Konsortium umfasst insgesamt 23 Unternehmen und Partnerorganisationen, die ihre Expertise über Verfahren zu Abscheidung, Verflüssigung, Transport, Speicherung und Monitoring von CO2 mitbringen. Zu den Partnern zählen dänische und internationale Unternehmen sowie Forschungsinstitutionen, Universitäten und Start-ups, um den Aufbau einer internationalen Infrastruktur zu fördern.

Mittwoch, 8.03.2023, 15:59 Uhr
Susanne Harmsen

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