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Energie & Management > Photovoltaik - Erste Agri-PV-Anlage in Rheinland-Pfalz offiziell eröffnet
Quelle: Pixabay / Wioletta
Photovoltaik

Erste Agri-PV-Anlage in Rheinland-Pfalz offiziell eröffnet

Noch ist die Anlage nicht ans Netz angeschlossen, erste Versuche des Pilotprojektes laufen aber bereits. Branchenverbände fordern derweil das Ende der Testphase für Agri-PV.
Inwieweit sind Obstanbau und PV-Anlagen kombinierbar? In Bezug auf die Energiewende in Deutschland könnte dies eine der entscheidenden Fragen sein. So kommen Experten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in einer Studie über die Agri-PV, die mit aufgeständerten Solar-Modulen die Kombination von Landwirtschaft und Energieerzeugung ermöglicht, auf ein technisches Potenzial von 1,7 Mio. GW. „Selbst wenn davon nur zehn Prozent realisiert werden, wäre dies das Dreifache der heutigen installierten Solarstromleistung in ganz Deutschland“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) und des Landesverbandes Erneuerbare Energie Rheinland-Pfalz / Saarland (LEE RLP / SL).

Die beiden Landesverbände kommentieren damit den bislang noch zögerlichen Aufbau einer Agri-PV-Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ebenso wie deutschlandweit: Einer Übersicht des Fraunhofer ISE nach, gebe es bundesweit bislang lediglich knapp zwei Dutzend entsprechende Projekte mit einer Nennleistung von zusammen 22 MW.

Bundesweit erste Agri-PV-Anlage im Apfelbau

Eines davon wurde nun in der Gemeinde Grafschaft-Gelsdorf (Landkreis Ahrweiler) in Rheinland-Pfalz eingeweiht. Es ist die bundesweit erste Agri-PV-Anlage im Apfelbau. Auf dem Obsthof von Christian Nachtwey wurden hier seit Projektbeginn im Jahr 2020 mit Unterstützung des Fraunhofer ISE sowie weiterer Forschungs- und Praxispartner mehrere hundert Glas-Glas-Module mit einer Nennleistung von 258 kW über einem Teil der Apfelplantage installiert. Die Gesamtversuchsfläche erstreckt sich über eine Fläche von etwa 9.100 m2, wobei die Agri-PV-Anlage auf rund 3.600 m2 installiert ist. Die Anlage ist Teil des Pilotprojekts „Agrophotovoltaik als Resilienzkonzept zur Anpassung an den Klimawandel im Obstbau (APV Obstbau)“. Das Projekt wird vom Land Rheinland-Pfalz mit circa 576.000 Euro gefördert. Bislang ist die Anlage trotz bereits erteilter Genehmigungen nicht ans Stromnetz angeschlossen. Erste Versuche liefen aber bereits, heißt es in einer Mitteilung des Rheinland-Pfälzischen Umweltministeriums.

Zum Hoffest anlässlich der Einweihung am 11. August kam auch die Rheinland-Pfälzische Energieministerin Katrin Eder (Grüne). „Agri-PV zeigt uns, welche Potenziale im Klimaschutz stecken, wenn wir versuchen, Synergien zu schaffen und die Akteure nicht in Konkurrenz zueinander setzen“, sagte sie. Ziel des Projektes sei es, die Resilienz im Obstbau zu steigern sowie zur ressourceneffizienten Landnutzung beizutragen. So solle unter anderem eine Landnutzungskonkurrenz zwischen dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Landwirtschaft entschärft werden. Im Laufe des auf fünf Jahre angelegten Forschungsprojektes soll die Anlage nun hinsichtlich des Lichtmanagements, des Anlagendesigns, der Landschaftsästhetik, ihrer Wirtschaftlichkeit, ihrer Sozialverträglichkeit und pflanzenbaulicher Parameter untersucht werden.

Dabei sollen fünf Versuchsvarianten herangezogen werden:
  • Kontrollvariante mit betriebsüblichen Hagelschutznetzen,
  • Folienüberdachung,
  • Agri-PV-Anlage mit fixer Ausrichtung der Module mit Modultyp 1, 
  • Agri-PV-Anlage mit der Sonne nachgeführten Modulen und
  • Agri-PV-Anlage mit fixer Ausrichtung der Module mit Modultyp 2
In einem zweiten Projektteil wollen sich die Forscher außerdem mit der gesellschaftlichen Akzeptanz und der Sozialverträglichkeit beschäftigen.

LEE NRW und den LEE RLP/SL allerdings würden die Zeit der Forschungsprojekte bei der Agri-PV gerne beendet sehen. „Aussagekräftige Forschungsergebnisse, die in ein beschleunigtes Umsetzungsverfahren einfließen können, sind weiterhin notwendig. Aber vor allem brauchen wir wirklich jede Fläche für den weiteren Solarausbau, ansonsten sind die angestrebten Ziele beim Solarausbau überhaupt nicht zu schaffen“, heißt es in der Mitteilung beider Verbände.

Die jüngste EEG-Novelle habe zwar erste Erleichterungen für die Agri-PV-Nutzung gebracht. Änderungen seien aber noch dringend notwendig in Bezug auf die Privilegierung der Anlagen. Auch die Zertifizierungspflicht für Anlagen mit einer Leistung ab 135 kW müsse aufgehoben oder zumindest müsse die Grenze, ab der Zertifizierung notwendig ist, wieder auf 1 MW angehoben werden. Darüber hinaus müsse in Rheinland-Pfalz das im Koalitionsvertrag angekündigte Förderprogramm für Agri-PV von der Landesregierung endlich konkret umgesetzt werden, so die Verbände.

Donnerstag, 11.08.2022, 16:09 Uhr
Katia Meyer-Tien
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Quelle: Pixabay / Wioletta
Photovoltaik
Erste Agri-PV-Anlage in Rheinland-Pfalz offiziell eröffnet
Noch ist die Anlage nicht ans Netz angeschlossen, erste Versuche des Pilotprojektes laufen aber bereits. Branchenverbände fordern derweil das Ende der Testphase für Agri-PV.
Inwieweit sind Obstanbau und PV-Anlagen kombinierbar? In Bezug auf die Energiewende in Deutschland könnte dies eine der entscheidenden Fragen sein. So kommen Experten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in einer Studie über die Agri-PV, die mit aufgeständerten Solar-Modulen die Kombination von Landwirtschaft und Energieerzeugung ermöglicht, auf ein technisches Potenzial von 1,7 Mio. GW. „Selbst wenn davon nur zehn Prozent realisiert werden, wäre dies das Dreifache der heutigen installierten Solarstromleistung in ganz Deutschland“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) und des Landesverbandes Erneuerbare Energie Rheinland-Pfalz / Saarland (LEE RLP / SL).

Die beiden Landesverbände kommentieren damit den bislang noch zögerlichen Aufbau einer Agri-PV-Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ebenso wie deutschlandweit: Einer Übersicht des Fraunhofer ISE nach, gebe es bundesweit bislang lediglich knapp zwei Dutzend entsprechende Projekte mit einer Nennleistung von zusammen 22 MW.

Bundesweit erste Agri-PV-Anlage im Apfelbau

Eines davon wurde nun in der Gemeinde Grafschaft-Gelsdorf (Landkreis Ahrweiler) in Rheinland-Pfalz eingeweiht. Es ist die bundesweit erste Agri-PV-Anlage im Apfelbau. Auf dem Obsthof von Christian Nachtwey wurden hier seit Projektbeginn im Jahr 2020 mit Unterstützung des Fraunhofer ISE sowie weiterer Forschungs- und Praxispartner mehrere hundert Glas-Glas-Module mit einer Nennleistung von 258 kW über einem Teil der Apfelplantage installiert. Die Gesamtversuchsfläche erstreckt sich über eine Fläche von etwa 9.100 m2, wobei die Agri-PV-Anlage auf rund 3.600 m2 installiert ist. Die Anlage ist Teil des Pilotprojekts „Agrophotovoltaik als Resilienzkonzept zur Anpassung an den Klimawandel im Obstbau (APV Obstbau)“. Das Projekt wird vom Land Rheinland-Pfalz mit circa 576.000 Euro gefördert. Bislang ist die Anlage trotz bereits erteilter Genehmigungen nicht ans Stromnetz angeschlossen. Erste Versuche liefen aber bereits, heißt es in einer Mitteilung des Rheinland-Pfälzischen Umweltministeriums.

Zum Hoffest anlässlich der Einweihung am 11. August kam auch die Rheinland-Pfälzische Energieministerin Katrin Eder (Grüne). „Agri-PV zeigt uns, welche Potenziale im Klimaschutz stecken, wenn wir versuchen, Synergien zu schaffen und die Akteure nicht in Konkurrenz zueinander setzen“, sagte sie. Ziel des Projektes sei es, die Resilienz im Obstbau zu steigern sowie zur ressourceneffizienten Landnutzung beizutragen. So solle unter anderem eine Landnutzungskonkurrenz zwischen dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Landwirtschaft entschärft werden. Im Laufe des auf fünf Jahre angelegten Forschungsprojektes soll die Anlage nun hinsichtlich des Lichtmanagements, des Anlagendesigns, der Landschaftsästhetik, ihrer Wirtschaftlichkeit, ihrer Sozialverträglichkeit und pflanzenbaulicher Parameter untersucht werden.

Dabei sollen fünf Versuchsvarianten herangezogen werden:
  • Kontrollvariante mit betriebsüblichen Hagelschutznetzen,
  • Folienüberdachung,
  • Agri-PV-Anlage mit fixer Ausrichtung der Module mit Modultyp 1, 
  • Agri-PV-Anlage mit der Sonne nachgeführten Modulen und
  • Agri-PV-Anlage mit fixer Ausrichtung der Module mit Modultyp 2
In einem zweiten Projektteil wollen sich die Forscher außerdem mit der gesellschaftlichen Akzeptanz und der Sozialverträglichkeit beschäftigen.

LEE NRW und den LEE RLP/SL allerdings würden die Zeit der Forschungsprojekte bei der Agri-PV gerne beendet sehen. „Aussagekräftige Forschungsergebnisse, die in ein beschleunigtes Umsetzungsverfahren einfließen können, sind weiterhin notwendig. Aber vor allem brauchen wir wirklich jede Fläche für den weiteren Solarausbau, ansonsten sind die angestrebten Ziele beim Solarausbau überhaupt nicht zu schaffen“, heißt es in der Mitteilung beider Verbände.

Die jüngste EEG-Novelle habe zwar erste Erleichterungen für die Agri-PV-Nutzung gebracht. Änderungen seien aber noch dringend notwendig in Bezug auf die Privilegierung der Anlagen. Auch die Zertifizierungspflicht für Anlagen mit einer Leistung ab 135 kW müsse aufgehoben oder zumindest müsse die Grenze, ab der Zertifizierung notwendig ist, wieder auf 1 MW angehoben werden. Darüber hinaus müsse in Rheinland-Pfalz das im Koalitionsvertrag angekündigte Förderprogramm für Agri-PV von der Landesregierung endlich konkret umgesetzt werden, so die Verbände.

Donnerstag, 11.08.2022, 16:09 Uhr
Katia Meyer-Tien

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