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Energie & Management > Gas - Erneut kein Gas über Jamal
Quelle: Fotolia / Dmitry Naumov
Gas

Erneut kein Gas über Jamal

Russland stoppt erneut die Erdgas-Lieferung über die russisch-europäische Pipeline Jamal-Europa. Derweil erklärt Gazprom die umstrittene Alternativroute Nord Stream ​2 für ganz fertig.
(dpa) − Wie bereits an neun Tagen Anfang November, wurde an der Verdichterstation Mallnow (Brandenburg) seit dem Morgen des 11. Dezembers Erdgas in die entgegengesetzte Richtung nach Polen gepumpt. Die Liefermenge war bereits in den drei Tagen zuvor deutlich reduziert worden, wie aus im Internet veröffentlichten Daten des Gasnetzbetreibers Gascade hervorgeht.

Der Kreml in Moskau bezeichnete den Schritt als unpolitische wirtschaftliche Entscheidung. Es gebe zudem keinen Zusammenhang mit der Befüllung des zweiten Strangs der umstrittenen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Gazprom teilte demnach lediglich mit, dass Gas entsprechend der Nachfrage und der geschlossenen Verträge geliefert werde. Details wurden zunächst nicht genannt. Für den Betrieb von Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland steht weiter die Genehmigung der Bundesnetzagentur aus. Kritiker sehen in der Gasleitung vor allem ein geopolitisches Projekt Moskaus.

Interfax zufolge hatte der Gasriese Gazprom für Dienstag keine Transportkapazitäten in Richtung Deutschland gebucht - für 12. Dezember zunächst ebenfalls nicht. Im November waren Berichten zufolge noch täglich zwischen 30 und 40 Millionen Kubikmeter Gas durch die Jamal-Pipeline von Russland über Weißrussland und Polen nach Mallnow gepumpt worden.

Rund zwei Drittel des nach Deutschland importierten Gases stammen laut Bundesnetzagentur aus Russland und Gus-Staaten. Die in Deutschland ankommenden Gasimporte werden zu großen Teilen durchgeleitet, häufig nach Österreich und in die Niederlande. 2020 gelangten gut 23 Prozent des russischen Gases über Polen nach Deutschland.

Die am 11. Dezember nach Polen geleitete Gasmenge war zunächst vergleichsweise gering. Hochgerechnet auf 24 Stunden, lag der Energiegehalt der Menge bei 30 Gigawattstunden. Am 3. November hatte der Wert dagegen noch bei 132 Gigawattstunden gelegen.

"Nach Freigabe strömt mehr Gas nach Europa"

Am 12. Dezember erklärte Gazprom-Konzernchef Alexej Miller der Agentur Interfax zufolge dann auch den zweiten Strang von Nord Stream 2 für seit Mittag vollständig mit technischem Gas befüllt und damit startklar. "Diese neue Leitung wird sicher dazu beitragen, die Preise auf dem europäischen Markt zu stabilisieren", sagte Präsident Wladimir Putin mit Blick auf hohe Gaspreise. Sobald Deutschland den Betrieb freigebe, werde mehr Gas nach Europa strömen - und das senke die Preise auf dem europäischen Spotmarkt.

Gaslieferungen für den russischen Markt hätten zwar Vorrang, meinte Putin. "Russland hat aber die Möglichkeit, seine Gasexporte zu steigern." Die Gasspeicher in Europa sind Miller zufolge zu 44 Prozent gefüllt, in Deutschland zu 47 Prozent.

Nord Stream 2 soll unter Umgehung der Ukraine Gas von Russland direkt nach Deutschland bringen. Russland rechnet mit einer Betriebserlaubnis in den nächsten sechs Monaten. Das Verfahren zur Zertifizierung der Röhren solle gemäß den ihm bekannten Fristen in der ersten Jahreshälfte abgeschlossen sein, sagte der für Energiefragen zuständige russische Vize-Regierungschef Alexander Nowak der russischen Zeitung RBK. "Wir glauben, dass dieses Projekt nicht zum Scheitern gebracht werden kann."

Mittwoch, 12.01.2022, 15:47 Uhr
dpa
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Erneut kein Gas über Jamal
Russland stoppt erneut die Erdgas-Lieferung über die russisch-europäische Pipeline Jamal-Europa. Derweil erklärt Gazprom die umstrittene Alternativroute Nord Stream ​2 für ganz fertig.
(dpa) − Wie bereits an neun Tagen Anfang November, wurde an der Verdichterstation Mallnow (Brandenburg) seit dem Morgen des 11. Dezembers Erdgas in die entgegengesetzte Richtung nach Polen gepumpt. Die Liefermenge war bereits in den drei Tagen zuvor deutlich reduziert worden, wie aus im Internet veröffentlichten Daten des Gasnetzbetreibers Gascade hervorgeht.

Der Kreml in Moskau bezeichnete den Schritt als unpolitische wirtschaftliche Entscheidung. Es gebe zudem keinen Zusammenhang mit der Befüllung des zweiten Strangs der umstrittenen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Gazprom teilte demnach lediglich mit, dass Gas entsprechend der Nachfrage und der geschlossenen Verträge geliefert werde. Details wurden zunächst nicht genannt. Für den Betrieb von Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland steht weiter die Genehmigung der Bundesnetzagentur aus. Kritiker sehen in der Gasleitung vor allem ein geopolitisches Projekt Moskaus.

Interfax zufolge hatte der Gasriese Gazprom für Dienstag keine Transportkapazitäten in Richtung Deutschland gebucht - für 12. Dezember zunächst ebenfalls nicht. Im November waren Berichten zufolge noch täglich zwischen 30 und 40 Millionen Kubikmeter Gas durch die Jamal-Pipeline von Russland über Weißrussland und Polen nach Mallnow gepumpt worden.

Rund zwei Drittel des nach Deutschland importierten Gases stammen laut Bundesnetzagentur aus Russland und Gus-Staaten. Die in Deutschland ankommenden Gasimporte werden zu großen Teilen durchgeleitet, häufig nach Österreich und in die Niederlande. 2020 gelangten gut 23 Prozent des russischen Gases über Polen nach Deutschland.

Die am 11. Dezember nach Polen geleitete Gasmenge war zunächst vergleichsweise gering. Hochgerechnet auf 24 Stunden, lag der Energiegehalt der Menge bei 30 Gigawattstunden. Am 3. November hatte der Wert dagegen noch bei 132 Gigawattstunden gelegen.

"Nach Freigabe strömt mehr Gas nach Europa"

Am 12. Dezember erklärte Gazprom-Konzernchef Alexej Miller der Agentur Interfax zufolge dann auch den zweiten Strang von Nord Stream 2 für seit Mittag vollständig mit technischem Gas befüllt und damit startklar. "Diese neue Leitung wird sicher dazu beitragen, die Preise auf dem europäischen Markt zu stabilisieren", sagte Präsident Wladimir Putin mit Blick auf hohe Gaspreise. Sobald Deutschland den Betrieb freigebe, werde mehr Gas nach Europa strömen - und das senke die Preise auf dem europäischen Spotmarkt.

Gaslieferungen für den russischen Markt hätten zwar Vorrang, meinte Putin. "Russland hat aber die Möglichkeit, seine Gasexporte zu steigern." Die Gasspeicher in Europa sind Miller zufolge zu 44 Prozent gefüllt, in Deutschland zu 47 Prozent.

Nord Stream 2 soll unter Umgehung der Ukraine Gas von Russland direkt nach Deutschland bringen. Russland rechnet mit einer Betriebserlaubnis in den nächsten sechs Monaten. Das Verfahren zur Zertifizierung der Röhren solle gemäß den ihm bekannten Fristen in der ersten Jahreshälfte abgeschlossen sein, sagte der für Energiefragen zuständige russische Vize-Regierungschef Alexander Nowak der russischen Zeitung RBK. "Wir glauben, dass dieses Projekt nicht zum Scheitern gebracht werden kann."

Mittwoch, 12.01.2022, 15:47 Uhr
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