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Energie & Management > Interview -
Bild: Fotolia.com, iQoncept
Interview

"Erneuerbare spielen im Neubau eine viel größere Rolle"

Vedec-Geschäftsführer Tobias Dworschak erklärt im E&M-Gespräch, warum die erneuerbaren Energien auch im Bestand immer attraktiver werden − und das nicht nur für den Contractor.
E&M: Herr Dworschak, welches sind die bevorzugten energetischen Anlagen für Contracting?

Dworschak: Hier muss man nach meiner Einschätzung zwischen Neubau und Bestandsbau differenzieren. Im Bestand muss, wenn die Kosten der Wärmelieferung auf die Mieter umgelegt werden sollen, Kostenneutralität gewahrt sein. Das ist mit BHKW schwer möglich. Die Stromerträge spielen für die Berechnung nämlich keine Rolle. Und nur für die Wärmeproduktion wäre es dann zu teuer. Mittel der Wahl ist im Moment tatsächlich der Gasbrennwertkessel. Mit steigendem CO2-Preis werden aber auch Erneuerbare im Bestand immer attraktiver. Im Neubau hängt das vom Einzelfall ab und davon, was der Investor will. Hier geht es häufig nicht bloß um die Versorgung mit Wärme. Komplexe Lösungen unter Einsatz Erneuerbarer spielen auch vor dem Hintergrund der gesetzlichen Anforderungen − Stichwort GEG − eine viel größere Rolle. Auch BHKW sind hier ein wichtiger Baustein zur effizienten Wärme- und Stromversorgung.

 
Thomas Dworschak ist Geschäftsführer des Verbands für Energiedienstleistungen, Effizienz und Contracting − kurz Vedec (ehemals VfW)
Bild: Vedec



E&M: Wie sieht in aller Regel die Vertragsgestaltung aus?

Dworschak: Gerade im Neubau übernimmt der Contractor immer mehr Investitionen, etwa in Nahwärmenetze bei Quartierslösungen. In zehn Jahren lässt sich das kaum refinanzieren. Deswegen sind die Laufzeiten hier länger. Der Contractor ist verantwortlich für den Betrieb der Anlagen und liefert die Energie. Daneben ist es inzwischen vielfach so, dass durch die Contractoren auch neue weitere Leistungen abgefragt werden, etwa Lastmanagement, Submetering oder beim Thema Elektromobilität Ladesäulenmanagement bis hin zu Carsharing und Mieter-Apps. Die Verträge sind häufig sehr individuell auf die einzelnen Projekte zugeschnitten.

E&M: Welche Vorteile sehen Sie durch Contracting für Wohnungsunternehmen?

Dworschak: Das ist zunächst die implizite Effizienzgarantie. Denn die Contractoren verkaufen ja kein Gas, sondern Wärme. Der Contractor hat ein eigenes wirtschaftliches Interesse daran, dass die Anlage möglichst effizient läuft. Der Vermieter ist von Investitionen und der Betriebsführung befreit, die ja ein spezielles Know-how und Manpower verlangen. Das beobachten wir auch bei Wohnungsgenossenschaften, auch wenn das Geld für Investitionen gerade billig ist und diese günstig macht. Die Finanzierung spielt nach einer Umfrage der Bundesstelle für Energieeffizienz beim Bafa nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger sind strategische Entscheidungen wie dauerhaft den Energieverbrauch senken oder Maßnahmen für den Umweltschutz. Und: Kein Wohnungsunternehmen will bei einer KWK-Quartierslösung etwa das Antragswesen, die Energiesteuererstattung oder die Stromvermarktung in die Hand nehmen. Das ist einfach zu kompliziert.

E&M: Ist es vorstellbar, Contracting in Zukunft verstärkt auf Wärmepumpen oder PV-Anlagen auszuweiten?

Dworschak: Das hängt davon ab, was Kunden möchten und was die Zielgröße ist: entweder heute geringe Investitionen oder perspektivisch günstige Energiekosten. Denn bei den fossilen Brennstoffen werden die Kosten durch das BEHG ganz bestimmt steigen, bei den erneuerbaren Wärmeträgern hingegen kaum. Deswegen gibt es auch eine wachsende Anzahl von Contractingprojekten auf der Basis von Wärmepumpen oder Solarthermie.

E&M: In welchem Fall würden Sie generell von einem Contracting absehen?
Dworschak: So etwas ist mir nicht bekannt, unsere Mitglieder machen tatsächlich alles. Sicher gibt es manchmal einen Contractor, der in einer bestimmten Technologie keine Erfahrung hat. Aber für jede Situation gibt es einen Anbieter, sei es für Pelletanlagen, Eisspeicher, Biogas-BHKW oder eben Nahwärmenetze. E&M
 

Donnerstag, 14.01.2021, 09:31 Uhr
Frank Urbansky
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Bild: Fotolia.com, iQoncept
Interview
"Erneuerbare spielen im Neubau eine viel größere Rolle"
Vedec-Geschäftsführer Tobias Dworschak erklärt im E&M-Gespräch, warum die erneuerbaren Energien auch im Bestand immer attraktiver werden − und das nicht nur für den Contractor.
E&M: Herr Dworschak, welches sind die bevorzugten energetischen Anlagen für Contracting?

Dworschak: Hier muss man nach meiner Einschätzung zwischen Neubau und Bestandsbau differenzieren. Im Bestand muss, wenn die Kosten der Wärmelieferung auf die Mieter umgelegt werden sollen, Kostenneutralität gewahrt sein. Das ist mit BHKW schwer möglich. Die Stromerträge spielen für die Berechnung nämlich keine Rolle. Und nur für die Wärmeproduktion wäre es dann zu teuer. Mittel der Wahl ist im Moment tatsächlich der Gasbrennwertkessel. Mit steigendem CO2-Preis werden aber auch Erneuerbare im Bestand immer attraktiver. Im Neubau hängt das vom Einzelfall ab und davon, was der Investor will. Hier geht es häufig nicht bloß um die Versorgung mit Wärme. Komplexe Lösungen unter Einsatz Erneuerbarer spielen auch vor dem Hintergrund der gesetzlichen Anforderungen − Stichwort GEG − eine viel größere Rolle. Auch BHKW sind hier ein wichtiger Baustein zur effizienten Wärme- und Stromversorgung.

 
Thomas Dworschak ist Geschäftsführer des Verbands für Energiedienstleistungen, Effizienz und Contracting − kurz Vedec (ehemals VfW)
Bild: Vedec



E&M: Wie sieht in aller Regel die Vertragsgestaltung aus?

Dworschak: Gerade im Neubau übernimmt der Contractor immer mehr Investitionen, etwa in Nahwärmenetze bei Quartierslösungen. In zehn Jahren lässt sich das kaum refinanzieren. Deswegen sind die Laufzeiten hier länger. Der Contractor ist verantwortlich für den Betrieb der Anlagen und liefert die Energie. Daneben ist es inzwischen vielfach so, dass durch die Contractoren auch neue weitere Leistungen abgefragt werden, etwa Lastmanagement, Submetering oder beim Thema Elektromobilität Ladesäulenmanagement bis hin zu Carsharing und Mieter-Apps. Die Verträge sind häufig sehr individuell auf die einzelnen Projekte zugeschnitten.

E&M: Welche Vorteile sehen Sie durch Contracting für Wohnungsunternehmen?

Dworschak: Das ist zunächst die implizite Effizienzgarantie. Denn die Contractoren verkaufen ja kein Gas, sondern Wärme. Der Contractor hat ein eigenes wirtschaftliches Interesse daran, dass die Anlage möglichst effizient läuft. Der Vermieter ist von Investitionen und der Betriebsführung befreit, die ja ein spezielles Know-how und Manpower verlangen. Das beobachten wir auch bei Wohnungsgenossenschaften, auch wenn das Geld für Investitionen gerade billig ist und diese günstig macht. Die Finanzierung spielt nach einer Umfrage der Bundesstelle für Energieeffizienz beim Bafa nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger sind strategische Entscheidungen wie dauerhaft den Energieverbrauch senken oder Maßnahmen für den Umweltschutz. Und: Kein Wohnungsunternehmen will bei einer KWK-Quartierslösung etwa das Antragswesen, die Energiesteuererstattung oder die Stromvermarktung in die Hand nehmen. Das ist einfach zu kompliziert.

E&M: Ist es vorstellbar, Contracting in Zukunft verstärkt auf Wärmepumpen oder PV-Anlagen auszuweiten?

Dworschak: Das hängt davon ab, was Kunden möchten und was die Zielgröße ist: entweder heute geringe Investitionen oder perspektivisch günstige Energiekosten. Denn bei den fossilen Brennstoffen werden die Kosten durch das BEHG ganz bestimmt steigen, bei den erneuerbaren Wärmeträgern hingegen kaum. Deswegen gibt es auch eine wachsende Anzahl von Contractingprojekten auf der Basis von Wärmepumpen oder Solarthermie.

E&M: In welchem Fall würden Sie generell von einem Contracting absehen?
Dworschak: So etwas ist mir nicht bekannt, unsere Mitglieder machen tatsächlich alles. Sicher gibt es manchmal einen Contractor, der in einer bestimmten Technologie keine Erfahrung hat. Aber für jede Situation gibt es einen Anbieter, sei es für Pelletanlagen, Eisspeicher, Biogas-BHKW oder eben Nahwärmenetze. E&M
 

Donnerstag, 14.01.2021, 09:31 Uhr
Frank Urbansky

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