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Energie & Management > Strom - Erneuerbare beste Absicherung gegen Spitzenpreise
Quelle: Fotolia / galaxy67
Strom

Erneuerbare beste Absicherung gegen Spitzenpreise

Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, benannte Direktlieferverträge oder eigene erneuerbare Energieerzeugung als beste Strompreissicherung für Unternehmen.
Auf der Handelsblatt-Tagung in Berlin wurden Ursache und Gegenmittel der aktuell extrem hohen Energiepreise diskutiert. Dabei kündigte der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) Patrick Graichen an, rechtliche Schritte gegen Billiganbieter zu untersuchen, die zwar Kunden aus Verträgen kündigten, aber keine Insolvenz anmeldeten. „Sollte hier versucht werden, georderte Energiemengen am Markt teurer zu verkaufen, als bestehende Verträge zu erfüllen, muss das juristisch verfolgt werden“, sagte Graichen.

Für Versorger, die solcherart gekündigte Kunden von Billiganbietern auffangen müssen, nahm Susanne Zapreva, CEO von Enercity an der Debatte teil. Sie sagte, ihr Unternehmen habe fürs Erste genug Energie eingekauft, um auch die zusätzlichen Kunden zum Grundversorgertarif übernehmen zu können. Andrew Mack, CEO von Octopus Energy Deutschland verwahrte sich dagegen, alle preiswerten Anbieter als unseriös abzutun.

Steuersenkung als kurzfristige Preisentlastung?

Er unterstrich, dass üblicherweise die Abgaben und Umlagen den größten Teil des deutschen Verbraucherstrompreises ausmachten, aktuell wegen der hohen Strompreise aber tatsächlich der Börsenpreis zu Rekorden von 1 Euro und mehr je kWh führe. Zapreva regte das BMWi an, ähnlich wie zu Beginn der Corona-Pandemie zeitweilig Abgaben wie die Mehrwertsteuer zu senken, um produzierende Unternehmen und Endkunden vor der Insolvenz zu bewahren. Graichen sagte zu, solche Maßnahmen zwischen den Ressorts zu diskutieren, falls die Preisrally anhalte.

Die Enercity-Chefin kritisierte zugleich die undurchsichtigen Wettbewerbsbedingungen in Deutschland. Während es in Österreich ein Portal gebe, an das alle Anbieter ihre Tarife melden und das objektive Auskunft für Kunden biete, seien die Vergleichsportale in Deutschland reine Werbeunternehmen. „Welches Energieunternehmen in Deutschland hat sonst einen Werbeetat von 200 Mio. Euro?“, fragte sie. Da sich Anbieter ihre Listenplätze in den Portalen kaufen könnten und jeweils nur der Preis fürs erste Jahr mit Bonus berechnet würde, bekämen Verbraucher keine seriösen Angebote, sagte Zapreva.

Energie am besten direkt beschaffen

Graichen wiederholte die Worte seines Ministers aus der Diskussion zuvor, wonach auch geprüft werde, ob Anbieter künftig zumindest einen Teil ihrer Energielieferungen langfristig absichern müssten. Für Unternehmen sagte er, die sicherste Möglichkeit, sich mit Energie zu stabilen Preisen zu versorgen, sei die Investition in eigene erneuerbare Erzeugung oder der Abschluss von langfristigen Direktlieferverträgen (PPA).

Produzenten im europäischen Markt hätten aktuell keinen Wettbewerbsnachteil, da die hohen Energiepreise alle träfen. Lediglich im Vergleich zu den USA mit weiter niedrigen Gaspreisen könne es Nachteile geben, räumte Graichen ein.
 
Entwicklung der Strom, Gas- und CO2-Preise von Januar 2019 - Januar 2022 Quelle: EWI - Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.

Dienstag, 18.01.2022, 15:11 Uhr
Susanne Harmsen
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Erneuerbare beste Absicherung gegen Spitzenpreise
Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, benannte Direktlieferverträge oder eigene erneuerbare Energieerzeugung als beste Strompreissicherung für Unternehmen.
Auf der Handelsblatt-Tagung in Berlin wurden Ursache und Gegenmittel der aktuell extrem hohen Energiepreise diskutiert. Dabei kündigte der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) Patrick Graichen an, rechtliche Schritte gegen Billiganbieter zu untersuchen, die zwar Kunden aus Verträgen kündigten, aber keine Insolvenz anmeldeten. „Sollte hier versucht werden, georderte Energiemengen am Markt teurer zu verkaufen, als bestehende Verträge zu erfüllen, muss das juristisch verfolgt werden“, sagte Graichen.

Für Versorger, die solcherart gekündigte Kunden von Billiganbietern auffangen müssen, nahm Susanne Zapreva, CEO von Enercity an der Debatte teil. Sie sagte, ihr Unternehmen habe fürs Erste genug Energie eingekauft, um auch die zusätzlichen Kunden zum Grundversorgertarif übernehmen zu können. Andrew Mack, CEO von Octopus Energy Deutschland verwahrte sich dagegen, alle preiswerten Anbieter als unseriös abzutun.

Steuersenkung als kurzfristige Preisentlastung?

Er unterstrich, dass üblicherweise die Abgaben und Umlagen den größten Teil des deutschen Verbraucherstrompreises ausmachten, aktuell wegen der hohen Strompreise aber tatsächlich der Börsenpreis zu Rekorden von 1 Euro und mehr je kWh führe. Zapreva regte das BMWi an, ähnlich wie zu Beginn der Corona-Pandemie zeitweilig Abgaben wie die Mehrwertsteuer zu senken, um produzierende Unternehmen und Endkunden vor der Insolvenz zu bewahren. Graichen sagte zu, solche Maßnahmen zwischen den Ressorts zu diskutieren, falls die Preisrally anhalte.

Die Enercity-Chefin kritisierte zugleich die undurchsichtigen Wettbewerbsbedingungen in Deutschland. Während es in Österreich ein Portal gebe, an das alle Anbieter ihre Tarife melden und das objektive Auskunft für Kunden biete, seien die Vergleichsportale in Deutschland reine Werbeunternehmen. „Welches Energieunternehmen in Deutschland hat sonst einen Werbeetat von 200 Mio. Euro?“, fragte sie. Da sich Anbieter ihre Listenplätze in den Portalen kaufen könnten und jeweils nur der Preis fürs erste Jahr mit Bonus berechnet würde, bekämen Verbraucher keine seriösen Angebote, sagte Zapreva.

Energie am besten direkt beschaffen

Graichen wiederholte die Worte seines Ministers aus der Diskussion zuvor, wonach auch geprüft werde, ob Anbieter künftig zumindest einen Teil ihrer Energielieferungen langfristig absichern müssten. Für Unternehmen sagte er, die sicherste Möglichkeit, sich mit Energie zu stabilen Preisen zu versorgen, sei die Investition in eigene erneuerbare Erzeugung oder der Abschluss von langfristigen Direktlieferverträgen (PPA).

Produzenten im europäischen Markt hätten aktuell keinen Wettbewerbsnachteil, da die hohen Energiepreise alle träfen. Lediglich im Vergleich zu den USA mit weiter niedrigen Gaspreisen könne es Nachteile geben, räumte Graichen ein.
 
Entwicklung der Strom, Gas- und CO2-Preise von Januar 2019 - Januar 2022 Quelle: EWI - Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.

Dienstag, 18.01.2022, 15:11 Uhr
Susanne Harmsen

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