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Energie & Management > Regenerative - Erlöse von gefördertem Ökostrom brechen ein
Quelle: Fotolia / vencav
Regenerative

Erlöse von gefördertem Ökostrom brechen ein

Die Marktwerte subventioniertem Wind- und Solarstroms sind im April deutlich von den 20 Ct/kWhabgewichen, um die sie noch im März gekreist hatten. Grund: der Graustrom-Spot.
Im Zuge einer relativen Abkühlung des Graustrom-Day-ahead-Marktes auf hohem Niveau haben auch die Marktwerte für Ökostrom im April die 20 Ct/kWh verlassen und liegen nun wieder näher an den 10 Ct/kWh. Dies geht aus der monatlich nachlaufenden Veröffentlichung der deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) vom 9. Mai hervor.

Demnach gab der Marktwert Solar um 6,15 Ct drastisch auf 14,57 Ct/kWh nach. Die Marktwerte für Windkraft knickten sogar um mehr als 7 Ct/kWh ein, nämlich Onshore um 7,35 Ct auf 13,35 Ct/kWh und Offshore um 7,06 Ct auf 12,7 Ct/kWh. Weitere Technologien werden mangels kritischer Masse nicht veröffentlicht.

Im März, dem ersten vollen Monat des Ukrainekriegs, hatten sich die Marktwerte für Solar und Windkraft auf See gegenüber Februar auf Werte oberhalb von 20 Ct fast verdoppelt. Die Erlöse geförderter Windkraft an Land hatten diese Marke nur knapp verfehlt.

Die Marktwerte sind die durchschnittlichen spezifischen Erlöse, die die ÜNB bei der gesetzlichen Pflichtvermarktung von gefördertem Ökostrom aus Anlagen unter 100 kW in der Day-ahead-Auktion erzielen. Dies betrifft vor allem die meisten der 2 Mio. PV-Anlagen. Oberhalb von 100 kW war die EEG-Förderung ebenfalls verbreitet, diese Anlagen müssen aber direktvermarktet werden, sie werden also gerade nicht von den ÜNB vermarktet.

Wo gehen die Mehrerlöse hin?

Überschreitet der Erlös der ÜNB pro Kilowattstunde die gemittelten Fördersätze jener Anlagen, die sie vermarkten, dann liegen die Einnahmen daraus je nach Technologie höher als die Auszahlungen von EEG-Umlage an die Betreiber. Dies dürfte derzeit zumindest bei einigen Technologien der Fall sein. Das EEG-Umlagenkonto wird dann geschont beziehungsweise baut zusammen mit der Umlage Guthaben auf. Die Umlage von den Stromverbrauchenden wird am 1. Juli von einer Zahlung aus dem Bundesetat ersetzt.

Die Anlagenbetreiber bis 100 kW, also vor allem die PV-Eigenheimbesitzenden, sehen von den hohen kWh-Erlösen nichts, während die Direktvermarkter ab 100 kW diese behalten dürfen, auch wenn sie über dem anlagenspezifischen Garantieerlös liegen. Würde eine ihrer Anlagen wieder weniger erlösen, würde dies mit der Marktprämie ausgeglichen werden. Diese Privatisierung von Gewinnen und Sozialisierung von Verlusten wird vereinzelt kritisiert. Gegen die Förder-Alternative, sogenannte Differenzverträge (CfD), die die Ampelkoalition einführen will, wird wiederum vorgebracht, sie preisten dann eben das private Vermarktungsrisiko ein.

Zu wenig für selbsttragendes System

Diese Einnahmen der ÜNB hätten bisher trotzdem nie das Erneuerbaren-System auch ohne EEG-Umlage ganz refinanziert. Im März 2022, dem bisher letzten veröffentlichten Monat, wäre fast der Break-even erreicht gewesen: Damals standen Auszahlungen von 995 Mio. Euro auch nominelle Rekord-Erlöse von 880 Mio. Euro gegenüber. Die EEG-Kontenabrechnung vom April ist noch nicht veröffentlicht. Dies müsste dieser Tage geschehen.

​Das war der Graustrom-Spot im April

Entscheidend für die April-Delle auf hohem Niveau und jede Entwicklung der Marktwerte waren stets die erzielten Stundenpreise für Graustrom allgemein in den Day-ahead-Auktionen, in denen die ÜNB mitbieten müssen. Hier ist der nicht gewichtete Durchschnitt der Stundenpreise gegenüber März von umgerechnet 252,01 Euro/MWh um 86,28 Euro auf 165,73 Euro/MWh gesunken. Das ist ein immer noch hohes Niveau, wie es zuletzt im Januar geherrscht hatte − höher auch als die meisten fixen Fördersätze für Anlagen bis 100 kW. Der März war der erste ganze Monat des Ukrainekrieges gewesen und war von entsprechender Nervosität an den Energiemärkten geprägt.

​Negative Preise

Im April gab es im Gegensatz zu März keine sechs Strom-Lieferstunden hintereinander, in denen in der Day-ahead-Auktion negative Preise aufkamen. Für diesen Zeitraum wäre Direktvermarktern keine Marktprämie ausbezahlt worden. Dies soll ein Anreiz dafür sein, in jenen Stunden nicht einzuspeisen. Allerdings gab es im April vier Stunden in Folge, in denen Nachfrager dafür bezahlt wurden, Strom abzunehmen.

Die ÜNB haben die Marktwerte-Zeitreihen bis April 2022 auf ihrer gemeinsamen Transparenzseite veröffentlicht. 

Montag, 9.05.2022, 14:11 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Regenerative - Erlöse von gefördertem Ökostrom brechen ein
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Regenerative
Erlöse von gefördertem Ökostrom brechen ein
Die Marktwerte subventioniertem Wind- und Solarstroms sind im April deutlich von den 20 Ct/kWhabgewichen, um die sie noch im März gekreist hatten. Grund: der Graustrom-Spot.
Im Zuge einer relativen Abkühlung des Graustrom-Day-ahead-Marktes auf hohem Niveau haben auch die Marktwerte für Ökostrom im April die 20 Ct/kWh verlassen und liegen nun wieder näher an den 10 Ct/kWh. Dies geht aus der monatlich nachlaufenden Veröffentlichung der deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) vom 9. Mai hervor.

Demnach gab der Marktwert Solar um 6,15 Ct drastisch auf 14,57 Ct/kWh nach. Die Marktwerte für Windkraft knickten sogar um mehr als 7 Ct/kWh ein, nämlich Onshore um 7,35 Ct auf 13,35 Ct/kWh und Offshore um 7,06 Ct auf 12,7 Ct/kWh. Weitere Technologien werden mangels kritischer Masse nicht veröffentlicht.

Im März, dem ersten vollen Monat des Ukrainekriegs, hatten sich die Marktwerte für Solar und Windkraft auf See gegenüber Februar auf Werte oberhalb von 20 Ct fast verdoppelt. Die Erlöse geförderter Windkraft an Land hatten diese Marke nur knapp verfehlt.

Die Marktwerte sind die durchschnittlichen spezifischen Erlöse, die die ÜNB bei der gesetzlichen Pflichtvermarktung von gefördertem Ökostrom aus Anlagen unter 100 kW in der Day-ahead-Auktion erzielen. Dies betrifft vor allem die meisten der 2 Mio. PV-Anlagen. Oberhalb von 100 kW war die EEG-Förderung ebenfalls verbreitet, diese Anlagen müssen aber direktvermarktet werden, sie werden also gerade nicht von den ÜNB vermarktet.

Wo gehen die Mehrerlöse hin?

Überschreitet der Erlös der ÜNB pro Kilowattstunde die gemittelten Fördersätze jener Anlagen, die sie vermarkten, dann liegen die Einnahmen daraus je nach Technologie höher als die Auszahlungen von EEG-Umlage an die Betreiber. Dies dürfte derzeit zumindest bei einigen Technologien der Fall sein. Das EEG-Umlagenkonto wird dann geschont beziehungsweise baut zusammen mit der Umlage Guthaben auf. Die Umlage von den Stromverbrauchenden wird am 1. Juli von einer Zahlung aus dem Bundesetat ersetzt.

Die Anlagenbetreiber bis 100 kW, also vor allem die PV-Eigenheimbesitzenden, sehen von den hohen kWh-Erlösen nichts, während die Direktvermarkter ab 100 kW diese behalten dürfen, auch wenn sie über dem anlagenspezifischen Garantieerlös liegen. Würde eine ihrer Anlagen wieder weniger erlösen, würde dies mit der Marktprämie ausgeglichen werden. Diese Privatisierung von Gewinnen und Sozialisierung von Verlusten wird vereinzelt kritisiert. Gegen die Förder-Alternative, sogenannte Differenzverträge (CfD), die die Ampelkoalition einführen will, wird wiederum vorgebracht, sie preisten dann eben das private Vermarktungsrisiko ein.

Zu wenig für selbsttragendes System

Diese Einnahmen der ÜNB hätten bisher trotzdem nie das Erneuerbaren-System auch ohne EEG-Umlage ganz refinanziert. Im März 2022, dem bisher letzten veröffentlichten Monat, wäre fast der Break-even erreicht gewesen: Damals standen Auszahlungen von 995 Mio. Euro auch nominelle Rekord-Erlöse von 880 Mio. Euro gegenüber. Die EEG-Kontenabrechnung vom April ist noch nicht veröffentlicht. Dies müsste dieser Tage geschehen.

​Das war der Graustrom-Spot im April

Entscheidend für die April-Delle auf hohem Niveau und jede Entwicklung der Marktwerte waren stets die erzielten Stundenpreise für Graustrom allgemein in den Day-ahead-Auktionen, in denen die ÜNB mitbieten müssen. Hier ist der nicht gewichtete Durchschnitt der Stundenpreise gegenüber März von umgerechnet 252,01 Euro/MWh um 86,28 Euro auf 165,73 Euro/MWh gesunken. Das ist ein immer noch hohes Niveau, wie es zuletzt im Januar geherrscht hatte − höher auch als die meisten fixen Fördersätze für Anlagen bis 100 kW. Der März war der erste ganze Monat des Ukrainekrieges gewesen und war von entsprechender Nervosität an den Energiemärkten geprägt.

​Negative Preise

Im April gab es im Gegensatz zu März keine sechs Strom-Lieferstunden hintereinander, in denen in der Day-ahead-Auktion negative Preise aufkamen. Für diesen Zeitraum wäre Direktvermarktern keine Marktprämie ausbezahlt worden. Dies soll ein Anreiz dafür sein, in jenen Stunden nicht einzuspeisen. Allerdings gab es im April vier Stunden in Folge, in denen Nachfrager dafür bezahlt wurden, Strom abzunehmen.

Die ÜNB haben die Marktwerte-Zeitreihen bis April 2022 auf ihrer gemeinsamen Transparenzseite veröffentlicht. 

Montag, 9.05.2022, 14:11 Uhr
Georg Eble

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